Kommunistenverfolgung

Kommunistenverfolgung

Kommunistenverfolgung ist ein Phänomen, welches es seit Aufkommen kommunistischer Ideen gibt.

Geschichte

Schon frühe chiliastische christliche Sekten, welche von einem irdischen Gottesreich ausgangen, wurden von der Kirche ab Mitte des 3. Jahrhunderts bekämpft. 1307 wurde der Apostelbruder Fra Dolcino hingerichtet, 1415 Jan Hus. Thomas Müntzer, der die „Gemeinschaft aller Güter, die gleiche Verpflichtung aller zur Arbeit und die Abschaffung aller Obrigkeit“ forderte wurde 1525 gemartert und enthauptet.

Mit dem Aufkommen des Kapitalismus und der lohnarbeitenden Klasse wurden die Pioniere modernen kommunistischen Denkens Ziel von Verfolgung. Im deutschen Raum fand beispielsweise 1843 ein Kommunistenprozess gegen Wilhelm Weitling statt. Im Zuge der gescheiterten Revolutionen von 1848 wurden viele Demokraten, Sozialisten und Kommunisten verfolgt. Die Sozialistengesetze von 1870 oder die blutige Niederschlagung der Pariser Kommune 1871 und darauffolgende Repressionen stellen ebenfalls Beispiele von Verfolgung dar.

Der Antikommunismus und daraus erwachsende Kommunistenverfolgung wurde durch den 1. Weltkrieg und die Novemberrevolution 1917 entscheidend verändert. Der Antikommunismus bekam nun vor allem eine antibolschewistische Ausrichtung, die bis in die reformistische Sozialdemokratie hineinreichte. Die antimiltaristische und marxistische KPD-Abspaltung von der deutschen Sozialdemokratie und aufständische Arbeitende wurden gegen Ende des Krieges durch ein Bündnis aus antibolschwewistischer Sozialdemokratie und Militär blutig niedergeschlagen, führende Köpfe wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet. Es bildete sich ein antibolschewistischer weißer Terror nicht nur in Russland aus.

Gleichwohl sich in der Weimarer Republik die KPD zu einer Massenpartei entwickeln konnte, bildete sich trotzdem eine antibolschewistische Meinung in Teilen der Gesellschaft heraus. Diese Meinung wurde durch die abgrenzende Haltung der KPD zur SPD durch die Sozialfaschismusthese noch verstärkt. Im deutschen Faschismus formte sich ein antisemitischer Antibolschewismus aus. Hitler rief zu einer „Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel“ auf und als Staatsziel wurde die „Überwindung der kommunistischen Zersetzung Deutschlands“ formuliert. Mit dem Reichstagsbrand, für den die Nationalsozialisten fälschlicherweise die Kommunisten verantwortlich machten, gerieten endgültig auch alle Gruppen unter Beobachtung, die in Verdacht standen verfolgte Kommunisten womöglich zu unterstützen. Auch im Spanischen Bürgerkrieg und dem Austrofaschismus waren Antibolschewismus und Kommunistenverfolgung zentrale Motive.

Auch Japan verfolgte eine dezidiert antikommunistisch-antibolschewistische Politik. Schon die chinesische Guomindang-Führung brach 1927 die Einheitsfront mit der KPCh und ging zu einer Verfolgung mit terroristischen Mitteln und „Ausrottungsfeldzügen“ über. Die japanischen Besatzer verschärften dieses Vorhaben in darauffolgender Zeit noch. Der faschistische Antikommunismus gipfelte in dem Antikominternpakt zwischen Deutschland, Japan und Italien.

Eine besondere Form der Kommunistenverfolgung ist jene durch Kommunisten selbst, wie sie im Stalinismus und der Kulturrevolution ihre Extrembeispiele findet. Während einer kurzen Zeitdauer war sogar eine Verbindung von faschistischer und stalinistischer Kommunistenverfolgung durch Auslieferungsverträge gegeben.

Nach dem 2. Weltkrieg fand der Kampf gegen den Bolschewismus durch die kapitalistischen Länder vor allem in Form des kalten Kriegs statt. Außenpolitisch ging dies einher mit der internationalen Bekämpfung von (vermeintlich) kommunistischen Tendenzen (Stellvertreterkriege). Im Inneren fand der Kampf gegen den Kommunismus seinen radikalen Ausdruck im McCarthyismus. Dem Kommunismus Verdächtige wurden vor ein Komitee für unamerikanische Aktivitäten geladen. Thomas Mann wurde als Verfechter Stalins bezeichnet, auch Bert Brecht oder Albert Einstein wurden vorgeladen. Letzterer äußerte, dass es sich hier um eine „Art der Inquisition“ handle, die „den Geist der Verfassung verletzt“, indem sie im Namen der äußeren Gefahr „alle geistigen Anstrengungen in der Öffentlichkeit […] unter Verdacht“ stellt und „all diejenigen, die sich nicht zu unterwerfen bereit sind, von ihren Positionen zu entfernen, das heißt: sie auszuhungern“. Ethel und Julius Rosenberg wurden schließlich sogar wegen Spionage hingerichtet. Auch in der BRD fand eine Verfolgung statt wie durch das KPD-Verbot und Berufsverbote. Konrad Adenauer formulierte 1954, würde Deutschland nicht jedem kommunistischen Druck widerstehen, sei „kein Halten mehr: dann überschwemmt die kommunistische Flut ganz Europa“. 1972 wurde der Radikalenerlass eingeführt.

Siehe auch

Literatur


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