- Liste der für die Schaffung des Truppenübungsplatzes Döllersheim ausgesiedelten Ansiedlungen
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Die Liste der für die Schaffung des Truppenübungsplatzes Döllersheim (heute als Truppenübungsplatz Allentsteig bezeichnet) ausgesiedelten Ansiedlungen in Niederösterreich enthält neben der Geschichte der Aussiedlung Informationen über den Namen der Ansiedlungen, bei Katastralgemeinden der Zugehörigkeit zur Gemeinde, der Pfarrzugehörigkeit und der dem Verfall preisgegebenen Häuser.
Inhaltsverzeichnis
1938–1945
Den Verantwortlichen der Deutschen Wehrmacht waren die bisher vom österreichischen Bundesheer benutzten Truppenübungsplätze viel zu klein, zudem gab es im Bereich des Wehrkreiskommandos XVII, das für Wien, Niederösterreich und das nördliche Burgenland zuständig war, lediglich den Truppenübungsplatz Bruckneudorf, der ebenfalls kräftig erweitert werden musste. Abgeholfen wurde diesem Mangel durch die Anlage des Truppenübungsplatzes Döllersheim im niederösterreichischen Waldviertel. [1]
Am 20. Juni 1938 erteilte der Oberbefehlshaber des Deutschen Heeres Doktor Knitterscheid in seiner Funktion als Chef der Wehrkreisverwaltung die Ermächtigung, im Raum östlich von Zwettl militärischen Ansprüchen genügendes Gelände für einen Truppenübungsplatz zu beschaffen. Die geschäftliche Abwicklung wurde der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft übertragen. Diese richtete auf dem Stubenring in Wien eine Zweigstelle und in der Bahnhofstraße in Allentsteig eine Geschäftsstelle ein. Im Mai 1943 wurde diese Geschäftsstelle nach Bruck an der Leitha verlegt, erhalten blieb lediglich ein Büro, welches Anfragen beantwortete.
Die einschlägige Literatur verweist im Zusammenhang mit der Räumung der ersten acht betroffenen Ortschaften immer wieder auf ein Schreiben des Reichsbeauftragten für Niederdonau, welches die Bewohner aufforderte, ihre Häuser binnen sechs Wochen zu verlassen und eine angemessene Entschädigung versprach. An dieses angeblich ab dem 7. Juli 1938 zugestellte Schreiben kann sich allerdings niemand erinnern. [2]
Die Modalitäten der Ablösezahlungen änderten sich im Laufe der Zeit. Während die ersten ausgesiedelten Personen noch Bargeld erhielten, das ihnen in der näheren und weiteren Umgebung ihrer angestammten Heimat einen Neustart ermöglichte, wurde später das Geld auf ein Sperrkonto überwiesen, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wertlos wurde.
Mit 1. April 1941 wurde das bis 1964 als „Truppenübungsplatz Döllersheim“ bezeichnete Areal aus den jeweiligen Gemeinden ausgegliedert und der „Heeresgutsbezirk Truppenübungsplatz Döllersheim“ gebildet. Dieser Bezirk bestand bis 1964. Mit Gültigkeit vom 1. Jänner 1964 erfolgte die Umbenennung auf „Truppenübungsplatz Allentsteig“. Außerdem wurde das Areal des Übungsplatzes wieder als Katastralgemeinden auf die angrenzenden Gemeinden aufgeteilt, da der bisher noch nach deutschem Recht herrschende Zustand der Gemeindefreiheit in Österreich rechtlich nicht möglich war. [3]
Trotz der rigorosen und teils sehr kurzfristigen Maßnahmen zur Räumung der Ortschaften wurden Pötzles, Steinbach, Wurmbach, Neunzen, Edelbach und Waldreichs nicht wirklich geräumt und von so genannten „Zweitsiedlern“ teilweise bis nach 1961, Flachau sogar bis etwa 1970 bewohnt und erst dann im Auftrag der österreichischen Behörden endgültig geräumt. [4]
1945 bis heute
Am 15. August 1945 fasste die provisorische Regierung Österreichs den Beschluss, die unter Zwang entsiedelten Gebiete wieder zu besiedeln. Entsprechende Anträge wurden von einer am 30. August in Zwettl konstituierten „Überprüfungskommission zur Wiederbesiedlung des Tüpl Döllersheim“ bearbeitet und vom Staatsamt ein Arbeitsprogramm aufgestellt, um die leer stehenden Gebäude so rasch als möglich wieder bewohnbar zu machen.
Die mit Wissen der Besatzungsmächte geplante und von den Randgemeinden ausgehende Wiederbesiedlung wurde im Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Zwettl vom 29. November 1945 angekündigt, nachdem ein Rundschreiben der niederösterreichischen Landeshauptmannschaft vom 6. Dezember über die Vorgangsweise der Grundstücksrückgabe informiert hatte. Als Übergangslösung bis zu einer rechtlich einwandfrei gedeckten Rückstellung der Grundstücke sollten diese in Form einer Verpachtung den ursprünglichen Eigentümern überlassen werden. Der Beginn der Wiederbesiedlung wurde im Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Zwettl am 7. Februar 1946 bekanntgegeben.
Nachdem mit Wissen und Zustimmung der sowjetischen Besatzer mit der Besiedlung der ersten Dörfer in den Randgebieten begonnen worden war, wurde als Folge der Potsdamer Konferenz im Jahr 1945 am 27. Juni 1946 der Truppenübungsplatz überraschend als Deutsches Eigentum von der Sowjetunion beschlagnahmt, zum sowjetischen Wirtschaftsterritorium erklärt und der USIA zur Verwaltung übergeben. [5]
Von der in Stockerau ansässigen Gebäudeverwaltung wurden in Franzen, Neunzen, Nondorf, Pötzles, Reichhalms, Steinbach, Wetzlas und Wurmbach leer stehende Häuser vermietet. Als Gegenleistung für den niedrigen Zins hatten die Bewohner für die Erhaltung der Gebäude zu sorgen, was jedoch zumeist nicht geschah. Dies trug ebenso zum Verfall der Ortschaften bei wie Plünderungen durch die einheimische Bevölkerung in der ersten Zeit nach Kriegsende und spätere Geschäftemacherei mit den russischen Besatzungssoldaten, von denen rund 60.000 Mann in der Region stationiert waren. [6]
Nach Beendigung der Besatzungszeit machte ein Bescheid des Bundesministeriums für Finanzen am 12. Dezember 1955 die Niederösterreichische Landesregierung zur Verwalterin des Truppenübungsplatzes. Die Pläne zur Wiederbesiedlung scheiterten vor allem an den Kosten für die notwendigen Vermessungsarbeiten, den Wiederaufbau der Dörfer und der Infrastruktur, der Beseitigung von Blindgängern und vielem anderen mehr. Per Bescheid des Bundesministeriums für Finanzen vom 7. Mai 1957 wurde der Truppenübungsplatz Döllersheim dem Bundesministerium für Landesverteidigung übergeben. Seit dem 9. August 1960 ist der Truppenübungsplatz auf Grund einer Verordnung der Sicherheitsdirektion für das Land Niederösterreich militärisches Sperrgebiet.
Bis Dezember 1955 langten beim Kreisgericht in Krems an der Donau rund 650 Anträge auf Rückstellung früheren Eigentums auf dem Areal des Übungsplatzes ein. Zu den Antragstellern gehörten unter anderem das Stift Zwettl und die Windhag’sche Stipendienstiftung. Erfolg hatte lediglich die vom Land Niederösterreich verwaltete Stipendienstiftung. Sie erhielt als Ausgleich für die Ländereien in Großpoppen und Rausmanns einen wesentlich größeren Gebietsstreifen mit der Burg Ottenstein und dem Schloss Waldreichs nördlich des Kamp im Süden des Truppenübungsplatzes. [7]
Die auf dem Dritten Rückstellungsgesetz beruhende österreichische Rechtsprechung tendierte zunehmend dazu, Landbeschaffungsmaßnahmen wie im Falle des Truppenübungsplatzes Döllersheim nicht als Entziehungsmaßnahmen im Sinne des Rückstellungsgesetzes zu beurteilen. Dazu kamen jene Fälle, in denen Ausgesiedelte als Ersatz „arisierte“ Anwesen erhalten hatten, die nun an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden mussten.
Eine aus nicht entschädigten Aussiedlern bestehende Bürgerinitiative wandte sich 1991 an den Petitionsausschuss des österreichischen Nationalrats, der die Volksanwaltschaft mit dieser Frage befasste. In der Folge erhielt auch eine Gruppe von Aussiedlern Zahlungen aus dem Nationalfonds. [8]
Mit wenigen Ausnahmen entsprechen die heutigen Grenzen des Truppenübungsplatzes Allentsteig denen des für die deutsche Wehrmacht entsiedelten Übungsplatzes und nur sieben Dörfer konnten wieder besiedelt werden.
Ausgesiedelte Orte, Streusiedlungen, Einzelgehöfte und Mühlen
Geo (ungefähr) Name Katastralgemeinde von (Stand: 2001) Pfarre (Stand: 1938) Häuser Ausgesiedelt 48.6785715.44256
Äpfelgeschwendt Göpfritz an der Wild Edelbach 45 Ausgesiedelt bis 1. April 1939. 48.6229915.3312
Brugg Pölla Döllersheim 12 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, aber zweimal verlängert bis zum 31. Oktober 1941. 48.6483215.28711
Dietreichs Allentsteig Döllersheim 24 Ausgesiedelt bis 5. August 1938 48.6201415.3092
Döllersheim Pölla Döllersheim 120 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, aber zweimal verlängert bis zum 31. Oktober 1941. 48.684615.40709
Edelbach Allentsteig Edelbach 60 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938. 48.6284415.38512
Eichhorns Pölla Franzen 30 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1940. 48.6603615.42169
Felsenberg Pölla Neupölla 29 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1940. 48.6092615.29337
Flachau Zwettl-Niederösterreich Döllersheim 49 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, aber zweimal verlängert bis zum 31. Oktober 1941. 48.6189615.3952
Franzen Pölla Franzen 50 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, aber zweimal verlängert bis zum 31. Oktober 1941. Der Ort wurde jedoch nie völlig entsiedelt und liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes. 48.6620815.44931
Germanns (bei Neupölla) Röhrenbach Neupölla 19 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, aber zweimal verlängert bis zum 31. Oktober 1941. Der Ort liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes und wurde wieder besiedelt. 48.6670215.34197
Großpoppen Allentsteig Großpoppen 57 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938. 48.632915.34928
Heinreichs Pölla Döllersheim 43 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1939. 48.6637915.36365
Kleinhaselbach Allentsteig Großpoppen 15 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938. 48.6596715.33507
Kleinkainraths Allentsteig Großpoppen 19 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938. 48.61583333333315.348027777778
Kleinmotten Pölla Döllersheim 10 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, aber zweimal verlängert bis zum 31. Oktober 1941. 48.6396815.24352
Kühbach Zwettl-Niederösterreich Oberndorf 76 Ursprünglich geplant bis zum 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.6375915.41858
Loibenreith Pölla Neupölla 24 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1940. 48.6750315.30078
Mannshalm Allentsteig Großpoppen 24 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, nachträglich aber auf 1. April 1939 vorverlegt. 48.6496415.41409
Mestreichs Pölla Neupölla 36 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1939. 48.6992415.37882
Neunzen Göpfritz an der Wild Edelbach 27 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1939. 48.6299115.26761
Niederplöttbach Pölla Döllersheim 48 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.6192815.4205
Nondorf Pölla Franzen 11 Der Ort liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes und wurde wieder besiedelt. 48.6706915.24989
Oberndorf Zwettl-Niederösterreich Oberndorf 31 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.6605615.26031
Oberplöttbach Zwettl-Niederösterreich Oberndorf 58 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.5841615.33169
Ottenstein Rastenfeld Döllersheim 13 Der Ort liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes und wurde wieder besiedelt. 48.6829915.24816
Perweis Oberndorf 7 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.6294715.21331
Pötzles Zwettl-Niederösterreich Stift Zwettl 18 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. Einige Häuser des Ortes und auch die Ortskapelle wurde vom Bundesheer wieder instandgesetzt. Die Häuser werden vom Bundesheer für eigene Zwecke genutzt. [9] 48.6453315.3453
Rausmanns Allentsteig Großpoppen 14 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938. 48.60366666666715.391777777778
Reichhalms Pölla Franzen 26 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, zweimal verlängert auf 31. Oktober 1941. Der Ort liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes und wurde wieder besiedelt. 48.6607115.39173
Riegers Pölla Edelbach 20 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1939. 48.6571515.31174
Schlagles Allentsteig Großpoppen 25 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938 48.6286715.40654
Schwarzenreith Pölla Franzen 18 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1940. 48.64115.31228
Söllitz Pölla Döllersheim 30 Ausgesiedelt bis zum 5. August 1938. 48.68436111111115.301111111111
Steinbach Allentsteig Allentsteig 22 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, nachträglich auf 1. April 1939 vorverlegt. Einige Häuser des Ortes und auch die Ortskapelle wurde vom Bundesheer wieder instandgesetzt. Die Häuser werden vom Bundesheer für eigene Zwecke genutzt. [10] 48.6750915.26812
Steinberg Zwettl-Niederösterreich Oberndorf 8 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.6153115.36778
Strones Pölla Döllersheim 39 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, zweimal verlängert auf 31. Oktober 1941. 48.6458915.38339
Thaures Pölla Franzen 54 Ausgesiedelt bis 1. April 1939. Waldreichs Pölla Döllersheim 19 ? 48.6029215.40317
Wetzlas Pölla Franzen 23 Der Ort liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes und wurde wieder besiedelt. 48.6697515.22118
Wildings Zwettl-Niederösterreich Groß-Globnitz 21 Ursprünglich geplant bis 1. Oktober 1939, später bis 31. Dezember 1939 verlängert. 48.6992415.37882
Wurmbach Allentsteig Allentsteig 35 Ausgesiedelt bis zum 1. April 1939. 48.60536111111115.338694444444
Zierings Rastenfeld Döllersheim 12 Ursprünglich geplant bis 1. April 1940, zweimal verlängert auf 31. Oktober 1941. Der Ort liegt heute außerhalb der Grenzen des Truppenübungsplatzes und wurde wieder besiedelt. Streusiedlung Gemeinde Pfarre Häuser Ausgesiedelt 48.6660315.27816
Ascherhof Oberplöttbach Oberndorf Dobra (Weiler) Franzen 48.6840415.37534
Haidhof Allentsteig Der Haidhof wird von der Heeres-Land- und Forstwirtschaftsverwaltung genutzt. Kernhäuser Döllersheim Pfarrort Oberndorf Oberndorf 48.63398333333315.228383333333
Thomashäusl Stift Zwettl Einzelgehöft Gemeinde Pfarre Häuser Ausgesiedelt Deckerhaus Stift Zwettl Das Deckerhaus oder auch Deckerhof wird vom Bundesheer als Biwak genutzt. 48.62472222222215.175833333333
Dürnhof Stift Zwettl Führerhof Niederplöttbach Döllersheim 48.58383333333315.369111111111
Josefinenhütte (Bergerhof) Döllersheim Die ehemalige Josefinenhütte wird von der Windhag’schen Stipendienstiftung als Forsthaus genutzt. Lechnerhof Friedersbach Maderhof Döllersheim Reithof Döllersheim 48.6254115.24419
Riemerhof Oberndorf Mühle Gemeinde Pfarre Häuser Ausgesiedelt Bruggmühle Döllersheim Fürnkranzmühle Döllersheim Gföhlersmühle Oberndorf Gransermühle Neupölla Kittingermühle Neupölla Loismühle Döllersheim Patzlmühle Döllersheim Schloteinmühle Döllersheim Steinmühle Döllersheim Teufelsmühle Edelbach Aufgelöste Pfarren
Als Folge der Aussiedlung der Bevölkerung wurden die
- Pfarre Edelbach (Die Schließung der Pfarre wurde am 4. August 1938 im Sterbebuch der Pfarre eingetragen), die
- Pfarre Großpoppen (Die Kirche wurde am 27. Juli 1938 nach der Firmung entweiht), die
- Pfarre Oberndorf (Die Aufhebung der Pfarre erfolgte am 1. April 1940) und die
- Pfarre Döllersheim (Die Pfarre wurde am 1. Oktober 1942 aufgehoben) aufgelöst.
Im Bereich des Truppenübungsplatzes befanden sich zusätzlich noch rund 35 Ortskapellen. In Steinbach und Pötzles renovierte das Bundesheer neben einigen Bauernhäusern auch die Ortskapellen. Weiters als Ruinen erhalten sind die Kapellen von Wurmbach und Neunzen. Von den übrigen Kapellen sind teilweise nicht einmal deren Standorte auffindbar. Außerdem wurden einige Wallfahrtsstätten ausgelöscht.
Zusätzlich erlitten die
- Pfarre Allentsteig, die
- Pfarre Großglobnitz, das
- Stift Zwettl, die
- Pfarre Franzen und die
- Pfarre Neupölla durch die Entsiedlung eingepfarrter Orte Verluste. [11]
Zerstörte Kulturgüter
Auf dem Areal des Truppenübungsplatzes gingen zahlreiche in der Österreichischen Kunsttopographie aufgeführte Gebäude und Denkmäler verloren.
Dazu gehören unter anderem
- die Kapelle von Dietreichs,
- die Pfarrkirche und das Bürgerspital von Döllersheim,
- die Kirche von Edelbach,
- die Kapelle von Eichhorns,
- die Kapelle von Felsenberg,
- die Kapelle von Flachau,
- die Kirche von Franzen,
- die Kapelle von Germanns,
- die Kirche und das Schloss von Großpoppen,
- die Thomaskirche bei Kühbach,
- die Kapelle von Mannshalm,
- die Kapelle von Mestreichs,
- das Schloss Neunzen,
- die Kapelle von Niederplöttbach,
- die Kapelle von Nondorf,
- die Kapelle von Reichhalms,
- die Kapelle von Riegers,
- die Kapelle von Schwarzenreith und
- die Kapelle von Steinbach.
Aussiedlerhöfe
Zu den Aufgaben der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft gehörte es nicht nur, die zu räumenden Ortschaften in ihren Besitz zu bringen, sondern auch den ausgesiedelten Menschen bei der Neuansiedlung zu helfen.
Den ersten Aussiedlern gelang es noch, vergleichbare Gehörte zu erwerben, später wurde die Suche aber immer schwieriger.Für diesen Fall hatte die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft bereits zu Beginn der Aussiedelungsaktion begonnen, von Großgrundbesitzern die benötigten Ackerflächen in ihren Besitz zu bekommen. Da dabei vor allem Anhänger der ehemaligen Regierung von Kurt Schuschnigg angesprochen wurden, ist anzunehmen, dass dabei massiver Druck ausgeübt wurde.
In dieser Periode wurden unter anderem das Schloss Schwarzenau mit den zugehörigen Grundstücken, der in Pfaffenschlag befindliche Meierhof der Burg Raabs an der Thaya mit etwa 360 Hektar Ländereien sowie der Schellinghof bei Lexnitz von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft erworben.
Nach Plänen, für die der Architekt Willi Erdmann aus Berlin verantwortlich war, wurden auf diesen Grundstücken 44 Umsiedlungsgehöfte errichtet. Diese wurden in ihrer architektonischen Gestaltung, der Auswahl an Baustoffen und technischen Ausstattung als „deutsche Musterhöfe“ errichtet.
Dass diese Umsiedlungsgehöfte aus praktischen Gründen meist in kleinen Gruppen wie die so genannte „Siedlung Linde“ bei Raabs an der Thaya außerhalb der gewachsenen Siedlungen errichtet wurden, erschwerte allerdings die Integration der Zuwanderer in die jeweilige Ortsgemeinschaft. [12]
Die beiden ersten Umsiedlungsgehöfte in Kleinreichenbach wurden ebenso 1940 bezogen wie der umgebaute Meierhof in Pfaffenschlag, jene bei Unterthumeritz 1942. Diese waren zum Zeitpunkt des Bezugs allerdings noch nicht fertig gestellt. [13]
„Die alte Heimat“
Von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft wurde 1942 das Buch „Die alte Heimat – Beschreibung des Waldviertels um Döllersheim“ herausgegeben. Das mit vielen kleinformatigen Bildern und im Text mit NS-Ideologie durchsetzte Buch beschreibt das Waldviertel im Allgemeinen und speziell die Geschichte der ausgesiedelten Orte. Es war nicht für den freien Verkauf gedacht, sondern wurde den Ausgesiedelten als Abschiedsgeschenk übergeben.
Nicht zur Theorie, der Truppenübungsplatz Döllersheim sei ausgerechnet hier angelegt worden, um die Spuren der Herkunft Adolf Hitlers zu verschleiern, passen der in diesem Buch veröffentlichte Stammbaum sowie die in den Ortsbeschreibungen angeführten Hinweise auf einst hier lebende Vorfahren.
1981 wurde das Buch neu aufgelegt. [14]
Literatur
- Johannes Müllner: Die entweihte Heimat, 2. Auflage, Verein Information Waldviertel, Allentsteig, 1998
- Margot Schindler: Wegmüssen – Die Entsiedlung des Raumes Döllersheim (Niederösterreich) 1938 – 1942 – Volkskundliche Aspekte, Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien, 1988, ISBN 3-900359-38-5
- Österreichische Kunsttopographie, herausgegeben von der k.k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmale, Band VIII, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl in Niederösterreich (ohne Stift Zwettl), 1. Teil: Gerichtsbezirk Allentsteig, in Kommission bei Anton Schroll & Co, Wien, 1911
- Wolfgang Etschmann, Hubert Speckner (Herausgeber): Zum Schutz der Republik Österreich ..., Bundesministerium für Landesverteidigung, Projekt „Jubiläumsjahr 2005 – 50 Jahre Bundesheer“, Wien, 2005, ISBN 3-902455-03-9
- Historikerkommission der Republik Österreich: Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich (Seiten 302 bis 304)
- Deutsche Ansiedlungsgesellschaft (Ernst-Werner Techow): Die alte Heimat – Beschreibung des Waldviertels um Döllersheim, Sudetendeutsche Verlags- und Druckerei-G.m.b.H. in Eger, Berlin 1942
DVD
- Manfred Neuwirth: Erinnerungen an ein verlorenes Land, Der österreichische Film – Edition der Standard, 1988/89
Weblinks
- Die Alte Heimat
- In Döllersheim soll wieder geschossen werden. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 8. März 1957, S. 3.
- Wo noch immer der Weltkrieg tobt (Zeit online)
- Sperren der Landesstraße 75 (von Allentsteig nach Döllersheim)
- Friedenskirche Döllersheim
- Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla
- Der Allentsteiger See und das Landschaftsmesser
Fußnoten
- ↑ Etschmann, Speckner: Zum Schutz der Republik Österreich ...
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen Kapitel 6.1
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen Seite 336
- ↑ Müllner: Die entweihte Heimat
- ↑ Müllner: Die entweihte Heimat
- ↑ Margot Schindler: WegmüssenSeite 321
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen
- ↑ Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich Von Historikerkommission der Republik Österreich,Clemens Jabloner
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen
- ↑ Margot Schindler: Wegmüssen Seite 316
- ↑ http://www.verlag-berger.at/alle-buecher/niederoesterreich-themen/detail/v/isbn-978-3-85028-463-9.html
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