Lüneburg (Adelsgeschlecht)

Lüneburg (Adelsgeschlecht)
Wappen der lübecker Familie von Lüneburg
Wappen der morganatischen Familie von Lüneburg

Lüneburg ist der Name zweier, nicht stammesverwandter Adelsgeschlechter: eines ursprünglich aus der Hansestadt Lüneburg stammenden Geschlechts, das im Lübecker Patriziat aufstieg und in dieser Stadt aus der exklusiven Zirkelgesellschaft heraus über Generationen Ratsherren und Bürgermeister stellte und im 18. Jahrhundert im Mannesstamm erloschen ist; und eines seit 1625 bestehenden morganatischen Adelsgeschlechts, das in väterlicher Linie von den Welfen abstammt, namentlich vom herzoglichen Haus Braunschweig und Lüneburg, jedoch zum niederen Adel zählt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Patriziergeschlechts Lüneburg

Wappen der Familie von Lüneburg auf der kaiserlichen Adelsbestätigung 1641

Als Stammvater der Familie gilt der 1461 verstorbene Bürgermeister Johann Lüneburg. Sein Grab befindet sich im Unterchor der Katharinenkirche. Die Grabplatte aus Messing ist eine flämische Arbeit und gehört als solche zu den herausragenden und sehenswerten Stücken ihrer Art in Lübeck. Die Umschriften der Grabplatte und die Inschriften im Stein führen auch die weiteren hier bis 1498 beerdigten Mitglieder der Familie Lüneburg auf.[1]

Danach beerdigte die Familie in der Jakobikirche. Epitaphien befanden sich sowohl in der Jakobikirche wie auch in der Marienkirche. Sie haben sich nicht erhalten.

Joachim und Hieronymus Lüneburg gehörten 1580 zu den Erneuerern der während der Reformationszeit eingegangenen Zirkelgesellschaft als Zusammenschluss alteingesessener Familien des Lübecker Patriziats. 1641 gehören die Lüneburgs zu den Familien in der Zirkelgesellschaft, deren Adel durch den Kaiser bestätigt wird.

Letzter des Geschlechts in Lübeck war der Bürgermeister Anton von Lüneburg, der nach seinem Tode 1741 im Lübecker Dom beerdigt wurde. Sein dortiges barockes Epitaph enthielt die lateinische Inschrift:

„IV et quod excurrit secula Lubecae floruit et quinque consules, bis quinque vero senatores numeravit.“

Wappen

In Blau drei goldene Schachtürme (2, 1). Auf dem Helm ein blaugekleideter Mannesrumpf mit blau-silberner abfliegender Kopfbinde. Die Helmdecken sind blau und gold.[2] Das Wappen von Hieronymus Lüneburg mit drei zinnenbewehrten Türmen befindet sich an der Großen Orgel der Jakobikirche, wo dieser zum Zeitpunkt der Erneuerung der Orgel 1575 einer der drei Kirchenvorsteher war. In der gleichen Kirche befindet sich im Norderschiff das Wappen eines nicht ratssässigen Mitglieds der Familie mit blauem Schild und silbernen Türmen. Die ratssässigen Familienmitglieder führten hingegen goldene Türme.[3]

Bedeutende Vertreter

Messing-Grabplatte im Unterchor der Katharinenkirche
  • Alexander Lüneburg († 1303), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck[4]
  • Johann Lüneburg (~1385–1461), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
  • Johann Lüneburg († 1474), seit 1467 Ratsherr in Lübeck[5]
  • Johann Lüneburg († 1529), seit 1527 Ratsherr in Lübeck[6]
  • Johann Lüneburg († 1531), seit 1530 Ratsherr in Lübeck[7]
  • Ludeke Lüneburg († 1539), seit 1535 Ratsherr in Lübeck[8]
  • Hieronymus Lüneburg († 1580), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
  • Joachim Lüneburg (1512–1588), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
  • Alexander Lüneburg (1560–1627), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
  • Johann Lüneburg († 1619), seit 1601 Ratsherr in Lübeck[9]
  • Hieronymus Lüneburg († 1623), seit 1610 Ratsherr in Lübeck[10]
  • Alexander Lüneburg († 1625), seit 1617 Ratsherr in Lübeck[11]
  • Alexander von Lüneburg (1643–1715), Domherr in Lübeck seit 1679 bis zur Resignation 1679; seit 1703 Ratsherr in Lübeck[12]
  • Anton von Lüneburg (1678–1744), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck

Besitzungen

Erbteilung der Familie Lüneburg 1616

Geschichte des Adelsgeschlechts Lüneburg welfischer Abstammung

August der Ältere, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Bischof von Ratzeburg (* 1568; † 1636), hatte gemeinsam mit Ilsa Schmedecken (auch Ilse Schmidichen genannt) mehrere uneheliche Kinder: Catharina Elisabeth, Dorothea Sophia, Anna Maria, Clara Agnes, Ilsa Lucia, Ernst, Margaretha Sybilla, Georg und Friedrich Lüneburg. Diese wurden zu Wien am 9. Juli 1625 vom Kaiser legitimiert und am selben Tag gemeinsam mit ihrer Mutter unter dem Namen von Lüneburg in den Reichsadelsstand erhoben.[13]

Ein Nachkomme einer der Söhne, Hans von Lüneburg, (* 1800; † 1861), geboren auf Gut Wathlingen (seit 1634 im Familienbesitz), Gutsbesitzer von Uetze (seit 1624 im Familienbesitz), war königlich hannoveranischer Rittmeister a. D. und seit 1837 mit Marianne von Mandelsloh (* 1812; † 1870) verheiratet. Aus der Ehe waren die beiden Söhne Hans und Georg hervorgegangen.

Der Erstgeborene, Hans (* 1848; † 1926), auf Uetze, war Ritterschafts-Deputierter und königlich sächsischer Premierleutnant a. D. Verheiratet war er seit 1880 mit Auguste von der Decken, mit der er die gemeinsame Tochter Ilse (* 1882; † 1968) hatte, die von 1901 bis 1911 mit dem Rittergutsbesitzer Albrecht Freiherr von Hammerstein-Equord (* 1863; † 1911) verheiratet war. Aus dem Witwenstand heiratete sie 1920 erneut: Frithjof, ebenfalls ein Freiherr von Hammerstein-Equord (* 1870; † 1944), der Generalmajor a. D. war.

Der jüngere Sohn, Georg (* 1853; † 1897), Besitzer von Gut Masendorf (seit 1792 im Familienbesitz), war königlich sächsischer Leutnant a. D. und seit 1877 mit Adelheid von der Decken (* 1854; † 1939) verehelicht. Aus der Ehe stammten die beiden Söhne Hans und Ernst.

Der jüngere der beiden Söhne, Ernst (* 1881; † 1961), auf Gut Essenrode in Essenrode (seit 1831 im Familienbesitz), war Landschaftsrat des vormaligen Fürstentums Lüneburg und Oberstleutnant a. D. Er war seit 1948 der letzte männliche Vertreter des Mannesstammes, war nie verheiratet und hatte keine eigenen Kinder, nahm aber 1950 den Sohn seiner Nichte Osterhold unter seinem Namen an Kindes Statt an, so dass der Geschlechtsname über eine Tochterlinie bis in die Gegenwart fortgeführt wird.

Der erstgeborene Sohn des Georg von Lüneburg und der Adelheid von der Decken, Hans (* 1878; † 1948), auf Masendorf, Wathlingen und Uetze, war königlich preußischer Oberförster a. D. und präsidierender Landschaftsrat des vormaligen Fürstentums Lüneburg. Seine Ehefrau war Anna Regierungsrat a. D., ihre jüngere Schwester Osterhold (* 1914), Erbin von Gut Masendorf, war seit 1940 mit Hilmar Freiherr von dem Bussche-Haddenhausen verheiratet, der Assessor a. D. und staatlich geprüfter Landwirt war. Das Ehepaar wohnte auf Wathlingen. Aus der Verbindung ist Sohn Ernst Freiherr von dem Bussche-Haddenhausen hervorgegangen (* 1940), der am 15. Dezember 1950 vertraglich in Celle von Ernst von Lüneburg († 1961), dem Bruder seines Großvaters (bzw. Onkel seiner Mutter) unter dem Namen von Lüneburg adoptiert wurde. Der Vertrag wurde zu Gifhorn am 15. August 1951 amtsgerichtlich bestätigt. Ernst von Lüneburg (vormals Freiherr von dem Bussche-Haddenhausen) war Ingenieur für Landbau und der Erbe von Gut Essenrode, wo er auch mit seiner Familie lebt. 1981 hatte er drei Töchter: Sophie, Sitta und Anna, die sämtlich in den 1970er Jahren geboren wurden.[14]

Wappen

Das nach dem Adelsbrief von 1625: Schild geteilt; oben vor silbernem Grund ein wachsender zweischwänziger rotbewehrter blauer Löwe, begleitet von fünf (vorne drei, hinten zwei) roten Herzen (ähnlich Fürstentum Lüneburg), unten ein rotes Feld, ohne Bild; auf dem Helm mit rechts blau-silbernen, links rot-silbernen Decken eine goldengekrönte, mit einem naturfarbenen Pfauenstoß besteckte goldene Säule zwischen zwei von Rot und Silber übereckgeteilten Büffelhörnern.

Literatur

Literatur zum Patriziergeschlecht Lüneburg

  • Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
  • Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie. Lübeck 1925
  • Carl Friedrich Wehrmann: Das Lübeckische Patriziat. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 5 (1888), S. 293-392

Literatur zum Adelsgeschlecht Lüneburg welfischer Abstammung

  • Julius Graf von Oeynhausen, Das Geschlecht von Lüneburg, in: Vierteljahrsschrift des Herold 1 (1873), S. 218−229
  • Heinrich Pröve, Wathlingen, Celle 1925
  • Gothaisches adeliges Taschenbuch B 1933, 1936 (Ältere Genealogie)
  • Heinz-Henning von Reden, Stammtafel der Familie von Lüneburg, Celle 1942
  • Hans Schlotter, Die Herkunft der Ilse Schmidichen, in: Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde 58 (1983), S. 117−122
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe, S. 102, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997 ISSN 0435-2408
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band I und XIV, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1954 bzw. 1981, S. 396 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vollständiger Text mit Erläuterung und Übersetzung bei: Adolf Clasen: Verkannte Schätze – Lübecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch. Lübeck 2002, S. 176 ff. ISBN 3795004756
  2. Nach J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. Teil III, 3: Der Adel der Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. Nürnberg: Bauer und Raspe 1871, S. 14; Abb. auf Tafel 13.
  3. BuK III, S. 337, Fußnote 6 unter Hinweis auf Jacob von Melle: Noticia majorum. Leipzig 1707, S. 84 (Anm.)
  4. Fehling, Ratslinie Nr. 281
  5. Fehling, Ratslinie Nr. 549
  6. Fehling, Ratslinie Nr. 616
  7. Fehling, Ratslinie Nr. 625
  8. Fehling, Ratslinie Nr. 646
  9. Fehling, Ratslinie Nr. 721
  10. Fehling, Ratslinie Nr. 730
  11. Fehling, Ratslinie Nr. 738
  12. Fehling, Ratslinie Nr. 828
  13. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn), S. 102
  14. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XIV, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1981, S. 396 f.

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