Thioridazin

Thioridazin
Strukturformel
Strukturformel von Thioridazin
Allgemeines
Freiname Thioridazin
Andere Namen

10-[2-(1-Methylpiperidin-2-yl)ethyl]-2-methylsulfanylphenothiazin (IUPAC)

Summenformel
  • C21H26N2S2 (Thioridazin)
  • C21H27N2S2Cl (Hydrochlorid)
CAS-Nummer
  • 50-52-2 (Thioridazin)
  • 130-61-0 (Hydrochlorid)
PubChem 5452
ATC-Code

N05AC02

DrugBank DB00679
Kurzbeschreibung

weißes bis fast weißes Pulver [1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antipsychotika

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse
  • 370,57 g·mol−1 (Thioridazin)
  • 407,05 g·mol−1 (Hydrochlorid)
Schmelzpunkt
  • 72–74 °C (Thioridazin)[2]
  • 158–160 °C (Hydrochlorid)[2]
Siedepunkt

230 °C (Thioridazin, 2,66 Pa)[2]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]

Hydrochlorid

07 – Achtung 09 – Umweltgefährlich

Achtung

H- und P-Sätze H: 302-315-319-335-410
EUH: keine EUH-Sätze
P: 261-​273-​305+351+338-​501 [3]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Xn
Gesundheits-
schädlich

N
Umwelt-
gefährlich
R- und S-Sätze R: 22-42/43-50/53
S: 22-24-36/37-45-51-60-61
LD50
  • 995 mg·kg−1 (Thioridazin, Ratte, oral) [1]
  • 385 mg·kg−1 (Thioridazin, Maus, oral)[2]
  • 1060 mg·kg−1 (Hydrochlorid, Ratte, oral)[2]
  • 360 mg·kg−1 (Hydrochlorid, Maus, oral)[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Thioridazin ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe Phenothiazine, die als Arzneistoff zu den Neuroleptika (Antipsychotika) gehört. Thioridazin wurde 1966 von Sandoz patentiert und ist unter dem Handelsnamen Melleril® sowie als Generikum im Handel. Das Medikament wird vorwiegend als besser wasserlösliches Hydrochlorid oder Tartrat eingesetzt.

Wegen QTc-Verlängerung (siehe QT-Syndrom) hat der größte Hersteller Novartis Melleril in den USA und in Europa aus dem Handel genommen.[4]

In Indien wurde Thioridazin neuerdings erfolgreich in mehreren kleinen Studien gegen extrem resistente Stämme von Mycobacterium tuberculosis (XDR-TB) eingesetzt. Größere klinische Studien sind geplant.[5][6]

Pharmakologische Eigenschaften

Thioridazin zeigt eine starke Blockade von

und jeweils eine mäßige Blockade von

Wegen seiner schwachen neuroleptischen Potenz wird es bevorzugt zur Sedierung angewandt.

Eine ähnliches Wirkspektrum wie Thioridazin besitzt Quetiapin.

Thioridazin wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).[8]

Literatur

  • Ernst Mutschler: Arzneimittelwirkungen. 7. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1996. S. 143–149.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Datenblatt THIORIDAZINE CRS beim EDQM, abgerufen am 15. September 2010..
  2. a b c d e f Thieme Chemistry (Hrsg.): Eintrag zu Thioridazin im Römpp Online. Version 3.14. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2011, abgerufen am 21. September 2011.
  3. a b Datenblatt Thioridazine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011.
  4. Novartis discontinues Melleril (thioridazine). Meldung vom 25. Januar 2005 bei der National electronic Library for Medicines.
  5. Z. F. Udwadia, T. Sen, L. M. Pinto: Safety and efficacy of thioridazine as salvage therapy in Indian patients with XDR-TB. In: Recent patents on anti-infective drug discovery. Band 6, Nummer 2, Mai 2011, S. 88–91, ISSN 1574-891X. PMID 21631417.
  6. M. J. Boeree: Global clinical trials for the treatment of TB with thioridazine. In: Recent patents on anti-infective drug discovery. Band 6, Nummer 2, Mai 2011, S. 99–103, ISSN 1574-891X. PMID 21548879. (Review).
  7. Harald Schmidt (Hrsg.), begründet von Claus-Jürgen Estler: Pharmakologie und Toxikologie. 6. Aufl. Schattauer, Stuttgart u. New York 2007. S. 225.
  8. Kornhuber J, Muehlbacher M, Trapp S, Pechmann S, Friedl A, Reichel M, Mühle C, Terfloth L, Groemer T, Spitzer G, Liedl K, Gulbins E, Tripal P: Identification of novel functional inhibitors of acid sphingomyelinase. In: PLoS ONE. 6, Nr. 8, 2011, S. e23852. doi:10.1371/journal.pone.0023852.
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