Thenardit

Thenardit
Thenardit
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Stufe aus zwei Thenarditkristallen aus dem Soda Lake im Carrizo Plain, San Luis Obispo County, Kalifornien, USA (Größe: 5,2 by 3,3 cm)
Chemische Formel α-Na2[SO4][1]
Mineralklasse Sulfate (und Verwandte)
07.AC.25 (8. Auflage: VI/A.07-10) (nach Strunz)
28.02.03.01 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-bipyramidal 2/m 2/m 2/m[2]
Farbe farblos, weiß, weiß-grau, weiß-gelb bis hellbraun, rötlich-weiß
Strichfarbe weiß
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,664 ; berechnet: 2,66[3]
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}
Habitus Ausblühungen, Krusten, derbe Massen, seltener Prismen
Zwillingsbildung Durchdringungszwillinge nach {001} und {100}
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,471, nβ = 1,477, nγ = 1,484[4]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,013[4] ; zweiachsig positiv
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 83° , berechnet: 86°[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten wasserlöslich, bitterer Geschmack
Ähnliche Minerale Mirabilit
Besondere Kennzeichen Fluoreszenz: hellweiß (langwellig), gelb-grün (kurzwellig)

Thenardit (gelegentlich auch Thénardit) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung α-Na2[SO4][1], ist als chemisch gesehen ein wasserfreies Natriumsulfat.

Thenardit entwickelt in der Regel körnige Aggregate und Krusten von weißer Farbe mit einem Stich ins Bläuliche. Auch farbloser Thenardit ist bekannt. Größere Kristalle sind ebenso wie beim Mirabilit selten.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Thenardit ist leicht wasserlöslich und hat einen bitteren Geschmack. Unter feuchten Bedingungen absorbiert er Wasser, wobei er in Mirabilit zerfällt.

Unter kurzwelligem UV-Licht zeigt er eine weiße und unter langwelligem UV-Licht eine gelb-grüne Fluoreszenz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Thenardit am Salzsee von Espartinas nahe Aranjuez in der spanischen Gemeinde Madrid und beschrieben 1826 durch José Luis Casaseca, der das Mineral nach dem französischen Chemiker Louis Jacques Thénard (1777-1826) benannte.[5]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Thenardit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Arcanit und Mascagnin eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Thenardit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.AC.25 bildet

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Thenardit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Sulfate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 28.02.03 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Säuren und Sulfate (A+)2XO4“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Pseudomorphose von Thenardit nach Mirabilit aus Boron im Kern County, Kalifornien, USA

Thenardit wird typischerweise in Evaporiten unter ariden Bedingungen gebildet. Weiterhin kommt es als sekundäres Mineral in der Form von Ausblühungen an diversen Gesteinen oder Mineralien vor. Thenardit kommt typischerweise vergesellschaftet mit Blödit, Epsomit, Glauberit, Gips, Mirabilit, Natron und Steinsalz vor. Ein chemisch ähnliches in der Natur vorkommendes Natriumsulfat ist Mirabilit. Hierbei handelt es sich um das entsprechende Decahydrat des Thenardit. Da sich diese Mineralien nur durch die Menge des Kristallwassers unterscheiden, sind die entsprechenden Pseudomorphosen zwischen ihnen möglich.

Als eher seltene Mineralbildung kann Thenardit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er jedoch wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand: 2011) rund 200 Fundorte.[4]

Bekannte Fundorte sind:

  • Kanada
Carrière Francon, Montréal, Québec [6]
  • Chile
Aguas Blancas, Région d'Antofagasta [7]
  • Frankreich
Avion, Pas-de-Calais, Nord-Pas-de-Calais [8]

Weiterhin kann sich Thenardit als Ausblühungen, wie auch die anderen Sulfate (Pentahydrit, Hexahydrit, Epsomit), an vulkanischen Fumarolen bilden. Bekannte Fundstellen sind der Vesuv und der Ätna in Italien. Über Fumarolentätigkeit abgeschiedenes Thenardit, wurde erstmalig 1855 von Scacchi beschrieben. Er bezeichnete das Mineral als Pyrotechnit [9].

Kristallstruktur

Thenardit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Fddd (Raumgruppen-Nr. 70) mit den Gitterparametern a = 9,83 Å; b = 12,30 Å und c = 5,87 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

Thenardit ist ein „Normmineral“ zur Beschreibung der chemischen Zusammensetzung von Gesteinen nach der CIPW-Norm.

in der Medizin

Thenardit kann wie auch andere wasserlösliche Sulfate (Bsp.: Mirabilit) als Abführmittel (Laxativum) eingesetzt werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 366.
  2. Webmineral - Thenardite (englisch)
  3. Handbook of Mineralogy - Thenardite (englisch, PDF 65,6 kB)
  4. a b c d Mindat - Thenardit (englisch)
  5. Annales de chimie et de physique, Band 32, S. 308 in der Google Buchsuche
  6. Mineralogical Record (2006): 37: 5-60.
  7. Palache, C., Berman, H., & Frondel, C. (1951), The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana, Yale University 1837-1892, Volume II: 406.
  8. Naze-Nancy Masalehdani, M., Mees, F., Dubois, M., Coquinot, Y., Potdevin, J.-L., Fialin, M. & Blanc-Valleron, M.-M. (2009): Condensate minerals from a burning coal-waste heap in Avion, Northern France. Can. Mineral. 47, 573-591.
  9. Scacchi (1855) Mem. Incend. Vesuvius, Naples

Literatur

  • J. L. Casaseca (1826): Thenardite, in: The Annals of Philosophy, Band 12, S. 312-314 (PDF, 273,9 kB)

Weblinks


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