Chorol (Stadt)

Chorol (Stadt)
Chorol
(Хорол)
Wappen von Chorol Chorol in der Ukraine
Basisdaten
Oblast: Oblast Poltawa
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 80 m
Fläche: 13,95 km²
Einwohner: 14.330 (1. Januar 2006 [1])
Bevölkerungsdichte: 1.027 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 37800
Vorwahl: +380 5362
Geographische Lage: 49° 47′ N, 33° 17′ O49.78333333333333.27580Koordinaten: 49° 47′ 0″ N, 33° 16′ 30″ O
KOATUU: 5324810100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt
Bürgermeister: Ihor Swyrydenko
Adresse: вул. К. Маркса 37
37800 м.Хорол
Statistische Informationen

Chorol (ukrainisch und russisch Хорол; polnisch Choroł) ist eine Stadt in der zentralukrainischen Oblast Poltawa. Sie ist Rajonzentrum des gleichnamigen Rajons, östlich der Stadt verläuft der Fluss Chorol. Der Name des Ortes leitet sich von dem altslawischen Wort hrlo (sich beeilen) ab.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gründung des heutigen Ortes erfolgte in der Zeit der Kiewer Rus wohl durch den späteren Großfürsten Wladimir Monomach. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Chorol 1083. Der Ort war damals Teil eines Kette von Befestigungsanlagen an den Flüssen Sula, Chorol, Psel und Worskla, welche das Reich vor einfallenden Reiterheeren aus den östlich gelegenen Steppengebieten beschützen sollten. Die härtesten Auseinandersetzungen fanden in den Jahren 1107, 1111, 1185 und 1215 statt. Aus dieser Zeit sind noch Überreste von Kasernen erhalten. Ebenso verfügte Chorol über zahlreiche unterirdische Tunnels, die von Bewohnern während Angriffen von Reiterheeren für den Schutz benutzt wurden. Überreste solcher Tunnels werden manchmal heute bei verschiedenen Bauarbeiten entdeckt.

1362 gehörte der Ort zum Großfürstentum Litauen. 1569 nach Union von Lublin geriet der Ort unter die Herrschaft von Adelsrepublik Rzeczpospolita. 1638 wohnten in dem über acht Mühlräder verfügenden Ort 1.297[2] Einwohner. Schon im Jahr 1648 ist Chorol eine Hundertschaft Regiments Myrhorod. Stadtrechte erhielt Chorol 1781. Zuerst gehörte sie der Kiewer Region. 1790 wurde die Nikolaew-Kirche erbaut, welche als eine der wenigen Kirchenbauten der Region auch die Sowjetzeit überdauern konnte. Seit 1795 gehörte Chorol der Jekaterinoslawer Region, seit 1796 schon dem Gouvernement Kleinrussland und schließlich im Jahr 1802 dem Gouvernement Poltawa[3].

Einwohnerentwicklung

Während des 19. Jahrhunderts stieg insbesondere die jüdische Bevölkerung stark an. Lebten 1847 nur 78 Juden in der Stadt, so waren es 1897 schon 2.056 (25,5% der Gesamtbevölkerung). Die Bevölkerungsmehrheit unter den 7.997 Einwohnern (1897) stellten aber weiterhin mit 61,44% die Ukrainer, weitere größere ethnische Gruppen waren Russen (7,2%) und Polen (2,4%)[4].

In der ersten Hälfte des 20. Jh. erlebte die Bevölkerung Chorols insbesondere durch die Hungersnot und den Zweiten Weltkrieg schwere Zeiten. Während der deutschen Besatzungszeit verlor eine Großteil der jüdischen Bevölkerung ihr Leben. In der Nähe der Stadt befand sich eines der zahlreichen Konzentrationslager in den besetzten Ostgebieten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stagnierte zunächst das Wachstum, zwischen 1959 und 1970 sank die Bevölkerung sogar von 12.357 auf 11.379 Einwohner. Anschließend setze aber wieder ein Wachstumsprozess ein, so dass in Chorol 1989 16.492 Einwohner wohnten. Seitdem ist die Bevölkerung aber wieder im Zuge der Transitionskrise um mehr als 10% zurückgegangen [5].

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Choroler Stadtverwaltung

Die Stadt gehört zu den typischen provinziellen Städten der heutigen Zentralukraine. Man spricht das so genannte Surschyk, ein Gemisch aus der ukrainischen und russischen Sprache.

Gedenkstätte für die Liquidatoren der Tschernobyl Katastrophe

Chorol verfügt über ein Heimatkundemuseum in dem man guten Überblick über Geschichte und Lebensweise in der Umgebung bekommen kann. Es gibt ein Denkmal den Opfern des Zweiten Weltkrieges an der Stelle des ehemaligen Konzentrationslagers für Kriegsgefangene, das den Namen "Chorolska Jama" (Choroler Grube) trägt, in der Tausende von Leuten gestorben waren. Am nördlichen Stadtrand wurde ein Monument den im Krieg erschossenen Bürgern jüdischer Herkunft errichtet. Es sind auch Denkmäler der sowjetischen Zeit vorhanden, wie z.B. den Wladimir Iljitsch Uljanow und Felix Edmundowitsch Dserschinski, den Bürgerkriegsoldaten der Roten Armee von 1918-1919, usw. Vor kurzem wurde neben der Stadtverwaltung eine Gedenkstätte für die Liquidatoren der Tschernobyl Katastrophe gebaut. Viele Stadtbürger wurden 1986 in der Liquidation der Katastrophe eingesetzt und starben später an daraus folgenden Erkrankungen.

Beim Wandern oder Radfahren im Sommer östlich von Chorol, wo der gleichnamige Fluss seinen Weg findet und von einigen Teichen und Bächern umrandet ist, hat man schöne Aussichten auf Wiesen, Flussverlauf und Grün. Aus dieser Seite ist die Stadt als ein grüner Hügel zu sehen. In der Stadt gibt es einige Teiche.

20.-26. August 2007 fand im in der Nähe liegenden Dorf Wyschnjaki die XXII Europameisterschaft für Motoball statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Leninstrasse im Stadtzentrum

Hinsichtlich der industriellen Produktion hat die Nahrungsmittelindustrie (insbesondere Milchverarbeitung) die wichtigste Bedeutung, daneben spielen die Leicht- und die Baumaterialindustrie (Ziegelei) sowie der Maschinenbau eine Rolle [6].

Chorol liegt an der Eisenbahnlinie Krementschuk-Romodan-Romny-Bachmatsch-Homel. Am Bahnhof, der ca. 4 km von der Stadt entfernt ist, halten die Züge in Richtungen Kiew, Moskau, Polazk, Sankt Petersburg, Odessa, Simferopol und Dnipropetrowsk an. Stadt liegt ebenso an der Europastraße E-40, auf dem Mittelpunkt der Strecke zwischen Kiew und Charkiw. Durch direkte Busverbindungen sind ebenso solche Städte in östlicher Richtung, wie Poltawa, Donezk, Luhansk, zu erreichen. Dafür gibt es an der Strecke einen neu gebauten Busbahnhof. Manche Busse, die mit Kiew verkehren, haben ihren Halt auch an dem Internationalen Flughafen Kiew Boryspil.

Weblinks

Belege

  1. Tschyselnist najawnoho naselennja Ukrajiny, Kiew 2006
  2. Hruschewskyj, M.: Istorija Ukrajiny-Rusy. Tom VIII. Rosdil VII. Stor. 1
  3. Kudrizkij, A.W.: K. (1992): Poltavschina. Enziklopeditschnij Dowidnik. ISBN 5-88500-033-6. Stor. 950
  4. Tschornyj, Cerhij (2001): Nazionalnyj Sklad Naselennja Ukrajiny v XX storitschtschi
  5. Statistisches Jahrbuch der Oblast Poltava 2002
  6. Ukrainischer Schulatlas

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