Schrebitz (Ostrau)

Schrebitz (Ostrau)
Schrebitz
Koordinaten: 51° 12′ N, 13° 4′ O51.20416666666713.069444444444188Koordinaten: 51° 12′ 15″ N, 13° 4′ 10″ O
Höhe: 188–227,93 m ü. NN
Fläche: 3,16 km²
Einwohner: 451 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1999
Postleitzahl: 04749
Vorwahl: 034362
Karte

Lage des Ortes Schrebitz in der Gemeinde Ostrau

Ehemaliges Wappen der Gemeinde Schrebitz
Schrebitz im Winter 2010

Schrebitz ist der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Ostrau im Landkreis Mittelsachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das straßenangerähnliche Dorf am Krebsbach (Schrebitz), mit zeilenförmigen Erweiterungsabbauten beziehungsweise Block- und Streifenfluren, liegt etwa 5 km südöstlich der Städte Mügeln, 10 km nordwestlich von Döbeln und 11 km nordöstlich von Leisnig. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Ostrau, welches 7 km östlich entfernt liegt.

Überblick

Naundorf (Sachsen) Mügeln Paschkowitz
Ostrau (Sachsen) Nachbargemeinden Sornzig
Obersteina Kiebitz Gallschütz

Gemeindegliederung

Zu Schrebitz gehören folgende Ortsteile:

  • Däbritz
  • Görlitz (1936 nach Schrebitz eingemeindet[1])
  • Döhlen (1936 als Ortsteil von Görlitz nach Schrebitz eingemeindet[2])
  • Sömnitz (1950 ohne Gaschütz nach Schrebitz eingemeindet)[3]

Nachbargemeinden

Stadt Mügeln im Landkreis Nordsachsen sowie Gemeinde Großweitzschen und die Orte Kiebitz (Ostrau), Obersteina und Gallschütz im Landkreis Mittelsachsen.

Schrebitz 1839 - 1840

Geschichte

Aufgrund der geschützten Lage und des fruchtbaren Bodens an den Ausläufern der Lommatzscher Pflege war das Gebiet bereits seit dem Neolithikum besiedelt.[4] Während der Ostbesiedlung lag der Ort im wendischen Gau Daleminzien an der Verbindungsstraße, welche von Zornoseky, dem Ort der Mühlsteinhauer, zum slawischen Zentralheiligtum, nach Glomaci, führte.[5] Die urkundliche Ersterwähnung befindet sich als Serebez in einer Schenkungsurkunde von 1064 der Kaiserinwitwe Agnes.[6] Unter der Kirche und dem Friedhof wird ein Ringwall vermutet, da 1271 ein burgwardum des Hermannus de Schrebez[3] erwähnt wird. Schrebitz war zugleich Urkirche.[7] Aus dem Bereich der Urkirche sonderten sich die Pfarrsprengel Altmügeln, Schweta und Sornzig ab. Das verbleibende, aus zehn Dörfern bestehende Kirchspiel schenkte Markgraf Heinrich III. (Meißen) 1268 dem Kloster Seußlitz, das diesen Besitz unter der Schirmherrschaft des Amtes Meißen bis zur Reformation innehatte. Nach der Säkularisation kam die Vogtei Schrebitz (Amtsdorf) an die 1543 ins Leben gerufene Landesschule St. Afra zu Meißen und wurde ein Teil des Meißner Schulamtes mit eigenem Dingstuhl in Schrebitz. Der an die Stelle des Seuslitzers Klostervoigts getretene Gerichtsvoigt, welcher in Schrebitz wohnte, hatte in denen zur Voigtei gehörigen Dörfer die Steuern einzutreiben und die Rechte der Ober - und Untergerichte und der Kirchenlehnen wahrzunehmen. Die Vogtei Schrebitz, zu welcher sechzehn Dörfer gehörten, war unter vier Viertelsmeistern aufgeteilt:

Gerichtstuhl dazugehörige Dörfer
Erster Gerichtsstuhl Schrebitz, Sömnitz, Däbritz, Görlitz, Döhlen, Graumnitz, Göldnitz, Oberlützschera, Strölla, Gaschütz, Gohris und Tronitz
Zweiter Gerichtsstuhl Gallschütz, Wöllsdorf
Dritter Gerichtsstuhl Obergrauschwitz
Vierter Gerichtsstuhl Glossen


Letzter Gerichtsvoigt war Christian Friedrich Barnatz (*1749; † 1835). Ab 1835 gehörte das Schulamt und damit auch Schrebitz zum Justizamt Mügeln.[8] Die Schrebitzer Pfarrei war eine der stärksten in Sachsen.[9] 1843 wurde Schrebitz dem Amt Mügeln mit Sornzig und 1875 der Amtshauptmannschaft Oschatz zugeordnet. Am 15. September 1884 wurde die Bahnstrecke Oschatz–Mügeln–Döbeln eröffnet und Schrebitz erhielt Eisenbahnanschluss mit insgesamt drei Haltestellen, im Ortsteil Görlitz, in Schrebitz Nord und dem Bahnhof Schrebitz. 1923 wurden im Dorf zwei Kalkwerke betrieben.[10] Am 1. Juli 1950 wurde Schrebitz durch die DDR-Kreisreform an die Amtshauptmannschaft Döbeln, dem ab 1952 benannten Kreis Döbeln angegliedert. 1964 wurde der Personen- und Gütereisenbahnverkehr eingestellt. 1946 bis 1950 verdoppelte sich die Zahl der Einwohner durch den Zuzug von Vertriebenen. Die Bodenreform zerstörte nachhaltig jahrhundertelang gewachsene Eigentumsstrukturen. Nach stalinistischem Vorbild des Kolchos wurde die LPGErich Weinert“ gegründet und 1989 abgewickelt. 1975 bis 1977 wird ein neues Feuerwehrhaus errichtet, welches im Jahr 2000 um Toiletten und Schulungsräume erweitert wurde. Am 1. Januar 1999 verlor die Gemeinde Schrebitz aufgrund der Gemeindegebietsreform ihre Selbständigkeit und wurde in die Gemeinde Ostrau eingegliedert.[11] Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz und zum Kirchspiel Ablaß mit Ablaß, Börtewitz, Gallschütz, Kiebitz, Rittmitz und Sornzig. 2000 wurde der Schulbetrieb geschlossen. In den Räumen des ehemaligen Schulgebäudes befinden sich heute Vereine und das Schrebitzer Heimatmuseum.

Entwicklung der Einwohnerzahl[3]

Jahr Einwohner
1834 526
1871 614
1910 584
1950 1.119
1964 880
1990 653
2009 451


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Landwirtschaft prägt das Dorf, insbesondere der Anbau von Obst und Hopfen. Die Kalkproduktion des 19. Jh. wurde eingestellt. Nach der Wende entstanden Kleingewerbe und Servicebetriebe.

Verkehr

Durch das Ortsgebiet führt die K 7506 mit direktem Anschluss an die S35. Der Ort ist über die A14 über die Autobahnanschlüsse Leisnig und Döbeln Nord gut zu erreichen.

Hochwassertechnische Anlage

  • Hochwasserrückhaltebecken Schrebitz

Persönlichkeiten

Trivia

Das Blutwunder zu Schrebitz

1672 hat das einjährige Kind des Schneiders Hans Kurtens, sieben Tage lang Blut geweint und war dabei nicht krank.[12][13]

Der Schrebitzer Brückensturz

Am 18. November 1919 ereignete sich an der Eisenbahnbrücke Däbritz ein schweres Zugunglück. Die Lokomotive des Personenzuges 5750 und einige Personenwagen waren aus acht Metern Höhe von der Brücke gestürzt. Das Unglück forderte fünf Tote und 15 Schwerverletzte.[14]

Galerie

Literatur

Einzelnachweise

  1. Görlitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Döhlen im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. a b c Vgl. Schrebitz (Ostrau) im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. LaA für Archäologie Sachsen GAD 2190 02
  5. LaA für Archäologie Sachsen GAD 2190 03
  6. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 1, S. 323, Nr. 124 (online).
  7. Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, ISBN 9783326004891, S. 65.
  8. Dr. Georg Buchwald Neue Sächsische Kirchengalerie. Ephorie Oschatz Verlag von Arwed Strauch, Leipzig, 1901, S. 614 ff.
  9. Schrebitz. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 10. Band, Zwickau 1823, S. 688.
  10. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen. Jahrgang 1923. Craz und Gerlach (Joh. Stettner), Freiberg 1923, S. 70.
  11. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  12. Dr. Johann Georg Theodor Gräße Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Verlag von G. Schönfeld`s Buchhandlung, Dresden, 1855, S. 217, Nr. 289. [1]
  13. Dr. Alfred Meiche Sagenbuch des Königreichs Sachsen. Verlag von G. Schönfeld`s Buchhandlung, Leipzig, 1903, S. 638, Nr. 789.
  14. Online-Chronik der Stadt Mügeln, abgeschrieben aus dem Mügelner Anzeiger, vom 18. November 1918 Quelle: online, abgerufen am 11. April 2010.

Weblinks

  • Schrebitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, abgerufen am 16. Mai 2010.
  • Link Zur Geschichte der Schmalspurbahn Oschatz – Döbeln Hbf, abgerufen am 15. Mai 2010.
  • Link Historische Aufnahmen des Eisenbahnbetriebes in Schrebitz, abgerufen am 15. Mai 2010.
  • Link Heimatverein Schrebitz e. V., abgerufen am 16. Mai 2010.

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