Schweizer Monat

Schweizer Monat

Der Schweizer Monat. Die Autorenzeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur, vormals Schweizer Monatshefte, ist eine Schweizer Monatszeitschrift. Sie erscheint seit 1921 ununterbrochen in Zürich und sieht sich in der Tradition des Liberalismus.

Inhaltsverzeichnis

Profil

Die Schweizer Monatshefte vertreten nach eigenen Angaben «eine Geisteshaltung, die in der individuellen Freiheit den Prüfstein gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handelns erkennt; einen kritischen Diskurs, der eine spezifische Kritik des Staates mit einer Macht- und Vernunftkritik verbindet; und einen positiven Wertekanon, in dem Werte wie Eigeninitiative, Mündigkeit und Selbstverantwortung, Wahlfreiheit und Wettbewerb, Föderalismus und Demokratie, Vielfalt und Offenheit hochgehalten werden».[1]

Geschichte

Die Zeitschrift wurde 1921 unter dem Titel Schweizerische Monatshefte für Politik und Kultur gegründet. Ab 1931 lautete der Titel Schweizer Monatshefte, 1952 änderte sich der Untertitel zu Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. Ihre Gründer kamen zum größten Teil aus dem Volksbund für die Unabhängigkeit der Schweiz und dem Deutschschweizerischen Sprachverein und traten für die staatliche und kulturelle Eigenständigkeit der Schweiz in Verbindung zur deutschen Kulturnation ein. Hans Oehler, der seit der Gründung als Redaktor der Monatshefte wirkte, sympathisierte mit der Neuen Front, was im März 1934 zu seiner Entlassung führte.[2] Fritz Rieter, der 1940 zu den Erstunterzeichnern der Eingabe der 200 gehörte, gründete 1966 die Stiftung Schweizer Monatshefte, um die Herausgabe der Zeitschrift zu gewährleisten.[3] Er unterstützte nach dem Zweiten Weltkrieg den offenen Kurs der neuen Redaktion, zu der u.a. der Rechtsprofessor Dietrich Schindler, der Literat Daniel Bodmer und der Politikwissenschafter Daniel Frei stiessen. Die Zeitschrift bot vielen Autoren aus dem liberalen Spektrum die Möglichkeit, Beiträge im deutschen Sprachraum zu publizieren. Karl Popper, Ludwig von Mises, Wilhelm Röpke und Friedrich August von Hayek publizierten exklusiv in den Schweizer Monatsheften, aber auch Theodor Adorno, Arnold Gehlen und Herbert Lüthy waren mit Essays vertreten. Die Monatshefte boten auch Schriftstellern wie Hermann Hesse, Max Frisch, Emil Staiger, Hermann Burger, Hugo Loetscher oder Adolf Muschg eine Plattform. In den 1990er Jahren führte Robert Nef die liberale Tradition der Zeitschrift weiter fort, sie hält bis heute an.

Seit März 2011 tragen die vormaligen Schweizer Monatshefte den neuen Titel Schweizer Monat.[4] René Scheu, Herausgeber und Chefredaktor, positioniert das neue Magazin im ersten Editorial als «sachlich, freiheitlich, mit Lust an der Debatte».[5]

Rezeption Schweizer Monatshefte

Die Schweizer Monatshefte spielten in der Nachkriegszeit eine grössere Rolle in der europäischen Zeitschriftenlandschaft. In den 1970er und 1980er Jahren begann ihre Bedeutung zu schwinden. In jüngster Zeit wurden von den Herausgebern Anstrengungen unternommen, die Zeitschrift neu zu lancieren. Die Auflage steigt kontinuierlich und beträgt im September 2011 4500 Exemplare.[6]

Heribert Seifert kommentierte 2008 in der NZZ, die Schweizer Monatshefte würden im Vergleich zu anderen Zeitschriften mit ähnlicher politischer Stossrichtung mit «ruhiger Stimme» sprechen und sich «gediegen-nachdenklich» geben.[7]

Die Schweizer Monatshefte werden auch in Deutschland und Österreich gelesen. Thomas Steinfeld bezeichnete die Zeitschrift im Feuilleton-Aufmacher der Süddeutschen Zeitung vom 31. Juli/1. August 2010 als «Zentralorgan zur Ermittlung des politischen Selbstverständnisses in diesem Land [der Schweiz]».

Rezeption nach Relaunch im März 2011

Die NZZ schrieb von einem «Modernisierungsschub», der Schriftbild und Gestaltung erfasst habe: Das Magazin sei den Werten von «Liberalismus, Markt und Unternehmergeist» treu, hebe sich aber «weiterhin vom durchschnittlichen Magazinstil» ab. Im Vordergrund stünden weder «gefällige Geschichten» noch «laut inszenierte Recherchen», sondern «meinungsorientierte Beiträge» und «auf Debattierfreudige ausgerichtete Texte».[8] Die Zeitschrift folge nach dem Relaunch den Traditionen der «Schweizer Monatshefte», die «ein Gewissen aus Vernunft und Urbanität» alimentiert hätten. Das «Rezept aus Bewährtem und offensiver Neugier» werde sekundiert durch profilierte Autoren, die «die aus eigenem Wirken heraus viel zu sagen haben».[9]

Der Tages-Anzeiger siedelt den Schweizer Monat zwischen Cicero und Weltwoche an. Er lobt die «radikale Auffrischung».[10]

Der Historiker Adrian Zimmermann veröffentlichte Ende März 2011 in der WOZ anlässlich der Neulancierung der Zeitschrift einen kritischen Artikel. Er wirft der heutigen Herausgeberschaft und Redaktion vor, im Gegensatz zu früheren Jubiläumsausgaben 1971 und 1996, «die durchaus selbstkritische Züge trugen», die problematische Zeit unter dem ersten Chefredaktor Oehler auszublenden. Zimmermann äussert die Befürchtung, dass der Schweizer Monat sich von der Vergangenheit möglicherweise deshalb nicht distanziere, «weil man sich tatsächlich weiterhin in derselben autoritären und sozialdarwinistischen Tradition sieht wie die Gründer der SMH, dies aber nicht allzu offen sagen will».[11]

Aus Sicht des St. Galler Tagblatts setzt der Schweizer Monat die «Tradition der Querdenkerei» fort und ist eine «Zeitschrift, die in viele Richtungen vorstösst, gewiss bürgerlich in der Grundtendenz aber auch sehr debattierlustig.»[12]

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung spricht von einem «radikalen Facelifting» – das Magazin biete eine «vielfältige Mischung von Themen und durchaus auch Meinungen», wobei «der Liberalismus als Programm und Credo» geblieben sei. Der Ton der «Autorenzeitschrift im Magazinformat» sei «frischer, frecher und fordernden geworden». Als offensiv empfindet der Rezensent die seitengrossen Autorenportraits – «zum Glück ist man bei Schwarzweiss geblieben».[13] Eine zweite Besprechung im September 2011 betont die Konzentration auf Inhalte und Debatten wie jene über die Zukunft der Europäischen Union, in der Hans Magnus Enzensberger, Michael Stürmer und Wolfgang Clement zu Wort kommen. Beachtung finden die literarischen Anstrengungen der Zeitschrift. Die neue Sonderbeilage «Literarischer Monat» mit Fokus auf Schweizer Literatur wird als «Stachel im Fleisch der eingesessenen Deutschschweizer Feuilletons» beschrieben.[14]

Die Berner Tageszeitung «Der Bund» lobt die «edel und gediegen wirkende Aufmachung», «die Prominenz, mit der sich die Zeitschrift schmückt», und nennt sie eine Publikation «ausserhalb des sozialdemokratischen Mainstreams».[6]

Autoren

Im Schweizer Monat kommen profilierte Köpfe aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu Wort. Das Spektrum ehemaliger und aktueller Autoren umfasst Nobelpreisträger wie Friedrich August von Hayek, James M. Buchanan oder Muhammad Yunus, Literaten wie Hermann Hesse, Hugo Loetscher und Hermann Burger sowie weitere Grössen des europäischen Geisteslebens, unter ihnen Karl Popper, Wilhelm Röpke, Theodor W. Adorno, Ralf Dahrendorf, Wolfgang Sofsky, Niall Ferguson, Boris Groys und Peter Sloterdijk. Jede Ausgabe enthält längere Gespräche mit Schweizer Unternehmern wie Daniel Borel und Thomas Schmidheiny, Politikern wie Pascal Couchepin und Christoph Blocher, Ökonomen wie Michael Porter und Parag Khanna, Wissenschaftern wie Didier Sornette und Gerd Folkers und Schriftstellern wie Melinda Nadj Abonji, Tim Krohn und Peter Stamm.

Künstler

Von 2003 bis 2011 wurde in jeder Ausgabe ein bildender Künstler mit rund acht ganzseitigen Abbildungen seiner Werke und einem Essay von Suzann-Viola Renninger vorgestellt; darunter waren etwa Jim Avignon, Hans Danuser, Thomas Huber, Roman Signer, Annelies Štrba oder Beat Zoderer. Seit 2011 führt Johannes M. Hedinger in der Rubrik Was macht die Kunst? Gespräche mit Schweizer Künstlern wie Hansruedi Giger, Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger sowie mit anderen Protagonisten des Schweizer Kunstbetriebs.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.schweizermonatshefte.ch/index.php?nav=prof&page=32
  2. Alfred Cattani: Kaleidoskop der Jahrzehnte. Eine Bilanz im Spiegel der Schweizer Monatshefte. In: Schweizer Monatshefte. Nr. 7/8, 1996, S. 12.
  3. Hans Rudolf Fuhrer: Rieter, Fritz im Historischen Lexikon der Schweiz, abgerufen am 21. Februar 2011.
  4. Wir erfinden uns neu… In: Schweizer Monat. 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  5. Editorial. In: Schweizer Monat. 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  6. a b Artur K. Vogel: Perspektiven: Die Zeitung der Zukunft. In: Der Bund. 10. September 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  7. Heribert Seifert: Gegen Wischiwaschi-Liberalismus. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Februar 2008, abgerufen am 12. September 2011.
  8. Rainer Stadler: Goldiger Liberalismus. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. März 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  9. Martin Meyer: Liberal mit frischem Wind. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Juli 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  10. Guido Kalberer: «Schweizer Monatshefte». Neuer Name und neues Layout zum 90. Geburtstag. In: Tages-Anzeiger. 3. März 2011.
  11. Adrian Zimmermann: Der «Schweizer Monat» – reaktionär seit 1921. In: Die Wochenzeitung. 31. März 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  12. Rolf App: Anregende Gedanken. In: St. Galler Tagblatt. 12. Juli 2011.
  13. Jürg Altwegg: Das ist die Liebe der Kannibalen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. August 2011, abgerufen am 12. September 2011.
  14. Jürg Altwegg: Gurken, Sparlampen und als Honorar ein Whisky. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23. September 2011.

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