St. Martin (Pfaffenhofen an der Zusam)

St. Martin (Pfaffenhofen an der Zusam)
St. Martin in Pfaffenhofen an der Zusam, Westfassade mit Zwiebelturm und Laterne, Zwillingsfenster und Bassgeigenfenster im oberen Turmabschnitt

Die Kirche St. Martin ist die katholische Pfarrkirche von Pfaffenhofen an der Zusam, einem Ortsteil der Gemeinde Buttenwiesen im Landkreis Dillingen an der Donau, der zum bayrischen Regierungsbezirk Schwaben gehört. Wegen ihrer ungewöhnlichen Größe und ihrer erhöhten Lage, durch die sie von weitem zu sehen ist, wird die Pfarrkirche St. Martin als „Zusamdom“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Deckenfresko mit Darstellung des hl. Martins

Die Kirche ist dem hl. Martin von Tours geweiht, der besonders von den Franken verehrt wurde. Aus diesem Grund wird die Entstehung der Kirche und der Siedlung Pfaffenhofen auf die Zeit der Christianisierung unter fränkischer Herrschaft zurückgeführt. Durch eine Schenkung des Augsburger Bischofs Gebehard (996−1001) gelangte Pfaffenhofen an das Augsburger adelige Damenstift St. Stephan, in dessen Besitz es bis zur Säkularisation 1802/1803 blieb. Bis 1859 bzw. 1861 gehörten die beiden Nachbarorte Unter- und Oberthürheim zur Pfarrei Pfaffenhofen. Die heutige Kirche wurde 1722/1724 durch den Wessobrunner Baumeister und Stuckateur Joseph Schmuzer erbaut, der auch die Klosterkirchen von Irsee, Ettal und Rottenbuch schuf. 1739 wurde der Kirchturm erhöht.

Sauwallfahrt

Zwischen Pfaffenhofen und Unterthürheim stand bis 1806 eine Kapelle, die dem hl. Sylvester (335 in Rom gestorben) geweiht und Ziel einer Wallfahrt war, die als Seifest gefeiert wurde. Sei ist sowohl die mundartliche Version für den Namen Sylvester als auch für das Wort Säue. Der hl. Sylvester gilt als Schutzpatron der Haustiere und die Wallfahrt nach Pfaffenhofen wurde als „Sauwallfahrt“ gedeutet. Schweinefüße wurden als Votivgaben geopfert und der hl. Sylvester wurde als „Sauheiliger“ verehrt. Die ursprüngliche Wallfahrt richtete sich wahrscheinlich an den hl. Antonius, der meist mit einem Schwein dargestellt wird und dessen Figur in der alten Kapelle neben der des hl. Sylvester stand. Nach dem Abbruch der Kapelle wurde die Wallfahrt auf die Pfarrkirche übertragen.

Architektur

Außenbau

Im nördlichen Chorwinkel steht der 57 Meter hohe, sich in drei Abschnitten verjüngende Turm, den eine Zwiebelhaube mit Laterne krönt. Die unteren, quadratischen Geschosse sind noch aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Sie sind mit einem Zahnfries und wie die oberen Stockwerke mit Ecklisenen versehen. Im oberen, oktogonalen Abschnitt sind die Schallöffnungen als Zwillingsfenster und Bassgeigenfenster gestaltet, die in von Voluten gefassten Feldern eingebunden sind.

Die Westfassade, an der sich der Eingang befindet, das über Stufen angelegte Vorzeichen, ist durch große Blendfelder mit querovalen blinden Fensternischen geprägt. Sie besitzt einen durch Gesimse gegliederten Volutengiebel, der mit einem Segmentbogenfeld abgeschlossen ist. Eine Figurennische und ein Rundfenster durchbrechen den Giebel in seiner Mittelachse.

Marienkrönung, um 1500

Innenraum

Die Kirche ist einschiffig. Der Stuckdekor der Kirche ist ein Werk des Wessobrunner Baumeisters Joseph Schmuzer. Das Langhaus besitzt eine zentrale Flachkuppel mit Fresken des Dillinger Malers Anton Wenzeslaus Haffe, auf den auch die anderen Fresken der Kirche wie die der Kuppel des Chores zurückgehen. Aus der Nachkriegszeit stammt das Hochaltargemälde. Es wurde von Franz Klemmer, einem Schüler von Hugo von Habermann, geschaffen.

Ausstattung

In der Kirche befindet sich heute die Skulptur des hl. Sylvester, die ehemals in der St. Sylvesterkapelle stand und Ziel der Wallfahrt war. Sie wird um 1470 datiert. Ein spätgotisches Halbrelief, das die Krönung Mariens darstellt, ist um 1500 entstanden. Ebenfalls aus der Zeit um 1500 stammt das Kreuz im Viernageltypus. Die barocken Apostelfiguren gehen auf die Entstehungszeit der Kirche zurück.

Literatur

  • Georg Wörishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz: Städte, Märkte und Gemeinden; in: Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. Landkreis Dillingen a. d. Donau, 3. neu bearbeitete Auflage, Dillingen an der Donau 2005, S. 195–196

Weblinks

 Commons: St. Martin (Pfaffenhofen an der Zusam) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
48.6120510.70901

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfaffenhofen an der Zusam — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Buttenwiesen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Schmuzer — Die Wallfahrtskirche Maria Aich Joseph Schmuzer (* 13. Februar 1683 in Wessobrunn; † 19. März 1752 ebenda) war ein süddeutscher Baumeister und Stuckateur der so genannten Wessobrunner Schule. Wie sein Vater Johann Schmuzer arbeitete er aussc …   Deutsch Wikipedia

  • Brauereien in Bayern — Diese Liste enthält alle aktiven Brauereien in Bayern nach Regierungsbezirk sortiert. Als Brauereien sind die Braustätten aufgeführt. Früher existierten in Bayern knapp 30.000 Brauereien, darunter fielen viele, die nach heutiger Definition als… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”