Werner Bruhns

Werner Bruhns

Werner Peter Max Bruhns (* 10. Oktober 1928 in Hamburg; † 16. Oktober 1977 ebenda) war ein deutscher Schauspieler, im Fernsehen abonniert auf Rollen soignierter Herren und zwielichtiger Vertreter des Großbürgertums.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Bruhns besuchte das Christianeum in Hamburg-Altona und erhielt von 1946 bis 1948 Schauspielunterricht bei Helmuth Gmelin. In dieser Zeit gab er 1946 seinen Einstand mit dem winzigen Part des zweiten Polizisten in einer Aufführung von Die Dreigroschenoper am Deutschen Schauspielhaus.

Bruhns blieb bis 1947 am Schauspielhaus, wechselte, nach einem Zwischenspiel am Schlosstheater von Eutin, 1948/49 an Gmelins Theater im Zimmer und 1950 ans Thalia-Theater. Zeitgleich (1949/50) fand er als freier Mitarbeiter Beschäftigung beim NWDR und war erstmals als Synchronsprecher tätig. In diesem Sektor sollte er in der Folgezeit als deutsche Stimme von Marlon Brando, George Peppard, Daniel Gelin und Randolph Scott in Erscheinung treten. Bei den Fernsehserien Mannix und Wyatt Earp greift ein synchronisierte Bruhns Mike Connors respektive Hugh O’Brian.[1][2]

1950 wechselte Bruhns an das Theater der Freien Hansestadt Stadt Bremen, 1954 für eine Spielzeit an das Staatstheater Oldenburg. In jenen frühen Jahren belegte der Hamburger das Fach des jugendlichen Helden und Liebhabers. So war er beispielsweise eine Idealbesetzung für die Rolle des schwärmerischen Kurt von Zedlitz in dem Stück Traumulus aus der Feder von Arno Holz und Oskar Jerschke und des Victor in einer Inszenierung von John Steinbecks Die wilde Flamme (Burning Bright).[3] Weitere frühe Paraderollen waren der Don Karlos, der Leander und der Romeo.[4]

In späteren Jahren folgte Bruhns Verpflichtungen an das Renaissance-Theater Berlin, das Staatstheater Stuttgart sowie an Ida Ehres Kammerspiele und Friedrich Schütters Junges Theater. Letztgenannte Spielstätten läuteten Bruhns' Rückkehr in seine Heimatstadt Hamburg ein.

Vom Kinofilm erhielt Werner Bruhns nur gelegentlich Angebote. Zum Jahresbeginn 1957 gab er seinen Einstand mit dem kleinen Part des Fliegerkameraden Werner Heydenreich in dem Kriegsdrama Der Stern von Afrika. Zwölf Jahre darauf sah man ihn in der Hauptrolle des Familienvorstands Jocelyn Pentecost in der populären Verfilmung des Eric Malpass-Romans Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft. Mitte der 1970er Jahre wirkte Bruhns letztmals in mehreren Kinofilmen mit, darunter Bernardo Bertoluccis von der Kritik mit Lobeshymnen bedachtes, opulentes Familienpanorama 1900, in dem Bruhns den Onkel von Robert De Niro, Ottavio Berlinghieri, verkörperte.

Nahezu zeitgleich mit seiner Kinofilm-Tätigkeit begann Bruhns auch in Fernsehproduktionen mitzuwirken. Zunächst sah man ihn in Adaptionen literarischer Vorlagen (John Osborne, Herman Wouk, Clifford Odets) wie Blick zurück im Zorn, Die Caine war ihr Schicksal und Golden Boy. Später erhielt Bruhns, mit einer äußerst sonoren Stimme ausgestattet, meist tragende Rollen ehrbarer Großbürger, Akademiker und Polizeikommissare. Er verkörperte aber auch immer wieder zwielichtige Herren aus der Gesellschaft wie den Minotti in dem dreiteiligen ZDF-Straßenfeger 11 Uhr 20 und bediente dieses Fach auch mehrfach in Krimireihen wie Tatort, Der Kommissar und Derrick.. In der Stahlnetz-Folge Rehe, die auf der Entführung von Joachim Göhner basierte, sah man ihn neben Heinz Engelmann und Sigurd Fitzek als Vater des entführten Kindes.

Bruhns war in erster Ehe mit der Schauspielerin Christiane Harlan und in zweiter Ehe mit der Nachrichtensprecherin, Journalistin und Buchautorin Wibke Bruhns verheiratet. 1977 verübte er, kurz nach seinem 49. Geburtstag, in seiner Heimatstadt Suizid.

Filme (Auswahl)

  • 1957: Der Stern von Afrika (Kino)
  • 1958: Blick zurück im Zorn (Fernsehfilm)
  • 1959: Die Caine war ihr Schicksal (Fernsehfilm NDR)
  • 1960: Der Traum des Mr. Borton (Fernsehfilm)
  • 1960: Kreuze am Horizont (Fernsehfilm)
  • 1962: Golden Boy (Fernsehfilm NDR)
  • 1962: Der Mann aus Guayaguli (Fernsehkurzfilm NDR)
  • 1963: Das kleine Hofkonzert (Fernsehfilm NDR)
  • 1963: Hafenpolizei: Die Party (Kriminalserie NDR)
  • 1963: Das Glück läuft hinterher (Fernsehfilm NDR)
  • 1964: Das Mietshaus (Fernsehfilm ZDF)
  • 1964: Stahlnetz: Rehe (Kriminalserie NDR)
  • 1964: Ich fahre Patschold (Fernsehfilm NDR)
  • 1964: Ein Sommer - ein Herbst (Fernsehfilm SWF)
  • 1965: Die fünfte Kolonne (Fernsehserie): Libelle, bitte kommen (Kriminalserie ZDF)
  • 1965: Die fünfte Kolonne (Fernsehserie): Blumen für Zimmer 19 (Kriminalserie ZDF)
  • 1965: Das Kriminalmuseum: Das Nummernschild (Kriminalserie ZDF)
  • 1965: Der Fall Hau (Fernsehfilm ZDF)
  • 1966: Die fünfte Kolonne (Fernsehserie): Die ägyptische Katze (Kriminalserie ZDF)
  • 1966: Der Verrat von Ottawa (Fernsehfilm ZDF)
  • 1967: Polizeifunk ruft: Das Mädchen von der Autobahn (Kriminalserie ARD)
  • 1967: Das Arrangement (Fernsehfilm)
  • 1967: Das Kriminalmuseum: Das Kabel (Kriminalserie ZDF)
  • 1967: Kampf um Kautschuk (Fernsehfilm ZDF)
  • 1968: Der Auftrag (Fernsehfilm)
  • 1968: Die Rivalin (Fernsehfilm ZDF)
  • 1969: Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft (Kino)
  • 1969: 11 Uhr 20 (Krimi-Dreiteiler ZDF)
  • 1970: Der Kommissar: Tod einer Zeugin (Kriminalserie ZDF)
  • 1970: Der Pfarrer von St. Pauli (Kino)
  • 1971: Klassenkampf (Fernsehfilm SRG)
  • 1970: Eine konsequente Frau (Fernsehfilm SR)
  • 1971: Hamburg Transit: Der Tod im Koffer (Kriminalserie ARD)
  • 1971: Die Entführung (Fernsehfilm ORF)
  • 1972: Ein Toter stoppt den 8 Uhr 10 (Fernsehfilm SWF)
  • 1972: Geliebter Mörder (Fernsehfilm ZDF)
  • 1973: Gabriel (Fernsehfilm ZDF)
  • 1973: Der Kommissar: Tod eines Buchhändlers (Kriminalserie ZDF)
  • 1974: Tod eines Mannequins (Fernsehfilm ZDF)
  • 1974: Magdalena – vom Teufel besessen (Kino)
  • 1974: Tatort: Zweikampf (Kriminalserie WDR)
  • 1974: Plus minus null (Fernsehfilm ZDF)
  • 1974: Die Akte Odessa (Kino)
  • 1974–1976: 1900 (Kino)
  • 1975: Tatort: Tod eines Einbrechers (Kriminalserie SWF)
  • 1975: Tatort: Schöne Belinda (Kriminalserie SDR)
  • 1975: Eurogang: Die letzte Lieferung (Kriminalserie ARD)
  • 1975: Du entkommst uns nicht (Fernsehfilm ZDF)
  • 1976: Derrick: Risiko (Kriminalserie ZDF)
  • 1977: Tatort: Wer andern eine Grube gräbt (Kriminalserie SR)
  • 1977: Flucht (Fernsehfilm ZDF)

Anmerkung

  1. http://www.filmmuseum-hamburg.de/bruhns.html
  2. http://www.deutsche-synchronsprecher.de/sprecher_b.htm
  3. Kürschner, S. 87
  4. Kosch, S. 221

Literatur

  • Wilhelm Koschs Deutsches Theater-Lexikon. Erster Band. S. 221, Klagenfurt und Wien 1953
  • Kürschners Biographisches Theater-Handbuch. S. 87. Berlin 1956
  • Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon, Erster Band. S. 204. Bad Münder 1960

Weblinks


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