- Claudio Magris
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Claudio Magris (* 10. April 1939 in Triest) ist ein italienischer Schriftsteller, Germanist und Übersetzer. Von 1978 bis zu seiner Emeritierung 2006[1] war er Professor für moderne deutschsprachige Literatur an der Universität Triest.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Claudio Magris studierte in Turin und Freiburg im Breisgau Germanistik. Er ist Essayist und Kolumnist für die italienische Tageszeitung Corriere della Sera und andere europäische Zeitungen. Durch seine zahlreichen Studien zur mitteleuropäischen Kultur gilt er als deren größter Förderer in Italien.
Magris' erstes Buch handelt vom habsburgischen Mythos in der modernen österreichischen Literatur. Er hat Essays über E. T. A. Hoffmann, Joseph Roth, Henrik Ibsen, Italo Svevo, Robert Musil, Hermann Hesse und Jorge Luis Borges geschrieben. Der literarische Durchbruch gelang Magris 1986 mit seinem bekanntesten Werk, Danubio (Donau), einer literarischen Reise entlang der Donau von der Quelle bis zur Mündung, in deren Vordergrund die multikulturelle Vergangenheit des Donauraumes steht. Seine Vision eines von Stacheldraht und Mauer freien und ungeteilten Mitteleuropas, die er in diesem Werk entwarf, wurde nur wenige Jahre nach dieser Veröffentlichung durch die friedlichen Revolutionen im ehemaligen Ostblock Realität.
Magris ist Mitglied vieler europäischer Akademien und war von 1994 bis 1996 Senator im italienischen Senat.
Werke (Auswahl)
- Il mito absburgico nella letteratura austriaca moderna, 1963, Neuausgabe 1996
- dt. Der habsburgische Mythos in der modernen österreichischen Literatur Übers. Madeleine von Pásztory. Müller, Salzburg 1966; nach der ital. Neuausgabe bearbeitet: Zsolnay, Wien 2000 ISBN 3-552-04961-4
- frz. Le Mythe et L'empire dans la litterature autrichienne moderne Übers. Jean & Marie-Noelle Pastureau. Gallimard, Paris 1991 ISBN 2-07-078043-0
- Lontano da dove. Joseph Roth e la tradizione ebraico-orientale Einaudi, Torino 1971; 3. Aufl. 1982 ISBN 88-06-00952-4
- dt. Weit von wo. Verlorene Welt des Ostjudentums Übers. Jutta Prasse. Europa, Wien 1974 ISBN 3-203-50490-1 [2]
- L’altra ragione: Tre saggi su Hoffmann, 1978 (dt. Die andere Vernunft: E.T.A. Hoffmann, übersetzt von Paul Walcher und Petra Braun. Hain, Königstein/Ts. 1980)
- (mit Angelo Ara) Trieste: un’identità di frontiera, 1983 (dt. Triest: eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa, übersetzt von Ragni Maria Gschwend. Hanser, München 1987; Zsolnay, Wien 1999, ISBN 3-552-04950-9; dtv 2005, ISBN 3-423-34175-0)
- Illazioni su una sciabola, 1984 (dt. Mutmaßungen über einen Säbel. Erzählung, übersetzt von Ragni Maria Gschwend. Hanser, München 1986, ISBN 3-446-14518-4)
- L’anello di Clarisse, 1984 (dt. Der Ring der Clarisse: großer Stil und Nihilismus in der modernen Literatur, übersetzt von Christine Wolter. Suhrkamp, Frankfurt/M 1987, ISBN 3-518-04433-8)
- Danubio 1986 (dt. Donau. Biographie eines Flusses, übersetzt von Heinz-Georg Held. Hanser, München 1988, ISBN 3-446-14970-8; dtv 2007, ISBN 3-423-34418-0)
- Un altro mare, 1991 (dt. Ein anderes Meer Übers. Karin Krieger. Hanser, München 1992, ISBN 3-446-16591-6)
- Quattro vite bizzarre, 1995 (dt. Vier seltsame Leben, übersetzt von Ragni Maria Gschwend. AER, Bozen 1995, ISBN 88-86557-20-5)
- Danubio e Post-Danubio, 1995 (dt. Donau und Post-Donau, übersetzt von Ragni Maria Gschwend, AER, Bozen 1995, ISBN 88-86557-19-1)
- Microcosmi, 1997 (dt. Die Welt en gros und en détail, übersetzt von Ragni Maria Gschwend. Hanser, München 1999, ISBN 3-446-19492-4; dtv 2004, ISBN 3-423-13177-2)
- La mostra, 2001 (dt. Die Ausstellung, übersetzt von Hanno Helbling. Hanser, München 2004, ISBN 3-446-20543-8)
- Utopia e disincanto, 1999 (dt. Utopie und Entzauberung. Geschichte, Hoffnungen und Illusionen der Moderne, übersetzt von Ragni Maria Gschwend, Karin Krieger u.a. Hanser, München 2002, ISBN 3-446-20216-1)
- Alla cieca, 2005 (dt. Blindlings. Roman, übersetzt von Ragni Maria Gschwend. Hanser, München 2007, ISBN 978-3-446-20825-4)
- L’infinito viaggiare, 2005 (dt. Ein Nilpferd in Lund. Reisebilder, übersetzt von Karin Krieger. Hanser, München 2009, ISBN 978-3-446-23086-6)
- Das Alphabet der Welt: Von Büchern und Menschen. Übersetzung von Ragni Maria Gschwend. Hanser Verlag, München 2011 ISBN 978-3446237599
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1992: Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung[1]
- 1995: Ehrendoktor der Universität Klagenfurt
- 1997: Premio Strega für Microcosmi
- 2000: Würth-Preis für Europäische Literatur
- 2001: Erasmus-Preis
- 2001: Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (Hauptpreis)
- 2004: Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur
- 2005: Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
- 2008: Walter-Hallstein-Preis
- 2009: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Orden und Ehrenzeichen
- 1980: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse
- 1994: Ehrenmedaille in Gold der Stadt Wien
- 2001: Verdienstorden der Italienischen Republik
Weblinks
Commons: Claudio Magris – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Literatur von und über Claudio Magris im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rezensionen zu Werken von Claudio Magris bei perlentaucher.de
- Arche Noah aus Papier – ausführlicher Essay von Carl Wilhelm Macke über Magris
- Europa ist die Würde des Einzelnen gegen alles Totalitäre – Interview mit Magris von Paul Badde
- Laudatio von Joschka Fischer für Claudio Magris anlässlich der Verleihung des Walter-Hallstein-Preises 2008 (PDF, 83 KiB)
- Claudio Magris: Wir sind keine Götter. (Über seine zu haltende Friedenspreisrede, 22. September 2009.)
Einzelnachweise
- ↑ a b Humboldt-Preisträger Claudio Magris erhält wichtige deutsche Kulturauszeichnung, Meldung des informationsdienst wissenschaft vom 14. Oktober 2009, abgerufen am 15. Oktober 2009
- ↑ bei der DNB nicht gelistet, Beschaffung eingeleitet, jedoch in der Anne-Frank-Shoa-Bibliothek schon vorhanden; [1], Katalog Zeitgeschichte online. Bei der ÖNB im Bestand, Signatur "1111435-B. NEU Mag." - Ferner gibt es eine spanische Übersetzung.
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