Diakritisch

Diakritisch
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Diakritische Zeichen (auch Diakritikum mit Pl. Diakritika, aus griech. um zu unterscheiden) sind zu Buchstaben gehörige kleine Zeichen wie Punkte, Striche, Häkchen oder kleine Kreise, die eine besondere Aussprache oder Betonung markieren und unter oder über dem Buchstaben angebracht sind, in einigen Fällen auch durch den Buchstaben hindurch. Ihre Verwendung ist oft auf einzelne oder verwandte Sprachen beschränkt, wodurch sie als Schibboleth (Erkennungsmerkmal von Sprachen) dienen können. Diakritische Zeichen sind vor allem in den vielen Varianten des lateinischen Alphabets zu finden. Eine Ausnahme davon bildet die englische Sprache, die außer in nichtenglischen Fremdwörtern und Eigennamen keine diakritischen Zeichen aufweist. In anderen weitverbreiteten Alphabeten, z. B. dem kyrillischen, werden bei Bedarf eher neue Buchstaben eingeführt.

In der arabischen Schrift in ihrer klassischen Form unterscheiden sich vierzehn Buchstaben nur durch die Anzahl der darüber oder darunter gesetzten Punkte. In von der arabischen Schrift abgeleiteten Systemen, etwa der persischen Schrift, werden neue Buchstaben durch eine Vermehrung der Punkte geschaffen.

Inhaltsverzeichnis

Deutsch

In der neuhochdeutschen Rechtschreibung gibt es (außer in Fremdwörtern) als diakritische Zeichen lediglich die Umlaut-Punkte (in ä, ö, ü). Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Trema.

Da die Umlautzeichen von den Basisbuchstaben abweichende Laute darstellen und in Minimalpaaren bedeutungsunterscheidend sein können (also Graphem-Status haben), z. B. in Kühle – Kuhle, werden sie im Deutschen als eigenständige Buchstaben aufgefasst und haben eigene Namen: Ä [ɛː], Ö [øː], Ü [yː]. Sie haben aber keinen eigenen Platz im Alphabet und werden dort in der Regel unter A, O, U eingeordnet.

Zitate in Fremdsprachen

In Zitaten fremdsprachiger Texte sollten fremdsprachige diakritische Zeichen weitgehend beibehalten werden, beispielsweise Zedillen ç, Hatschek š und Tilde ñ. Allerdings ist bei deutschen Computertastaturen im Allgemeinen nur die einfache Eingabe der unter anderem im Französischen verwendeten Akzente Akut ´, Gravis ` und Zirkumflex ^ möglich.

Ein und dasselbe diakritische Zeichen kann in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Funktion haben. Auch variiert mitunter das Aussehen der diakritischen Zeichen. (Im Altgriechischen kann der Zirkumflex (περισπωμένον) auch so geschrieben werden: ~ .)

Von den diakritischen Zeichen zu unterscheiden sind die Ligaturen, z. B. das deutsche ß, die eine Verschmelzung zweier Buchstaben zu einem neuen darstellen. Zum Teil sind diakritische Zeichen aus Ligaturen entstanden, wobei der untergeordnete Laut im Laufe der Zeit zu einem diakritischen Zeichen umgebildet wurde. So entstanden etwa die deutschen Umlautpunkte aus einem über a, o bzw. u geschriebenen kleinen e.

Eingabe von Diakritika

Auf Schreibmaschinen verursachen diakritische Zeichen keinen Zeichenvorschub, der Wagen bleibt stehen, dann wird der Basisbuchstabe eingegeben. Diese Eingabefolge ist darin begründet, dass die umgekehrte mit unverhältnismäßigem mechanischem Aufwand verbunden wäre.

Dies wurde bei Computertastaturen für die in der jeweiligen Sprache gebräuchlichen diakritischen Zeichen meist beibehalten, um den Umstieg von der Schreibmaschine auf den Computer zu erleichtern. Da beim Anschlag von Akzenttasten (wie z. B. ^, ¨, °, ~, `, ´) zunächst keine Anzeige erfolgt, werden diese bisweilen als Tottasten, tote Tasten oder Deadkeys (englisch) bezeichnet. Um ein diakritisches Zeichen ohne Trägerbuchstaben einzugeben, sollte nach den neuesten Empfehlungen als „Basisbuchstabe“ das feste Leerzeichen (Unicode U+00A0) verwendet werden, gefolgt vom jeweiligen diakritischen Zeichen, z. B. Akut-Akzent (´ Unicode U+00B4). Dieser wird oft fälschlich für den ähnlich aussehenden Apostroph (’ Unicode U+2019) verwendet.

Eine andere Eingabemethode verwendet eine Kompositionstaste (engl.: compose, multi-key), so kann z. B. ein ä durch die aufeinander folgende Betätigung der Tasten <Kompositionstaste> <"> <a> erzeugt werden.

Diakritika in Unicode

Der Unicode-Standard schreibt die folgende Reihenfolge vor: zuerst der Basisbuchstabe, dann das diakritische Zeichen.

In vielen Sprachen und noch mehr in sprachwissenschaftlichen Texten ist das Stapeln von diakritischen Zeichen üblich. Hier ist in Unicode die Reihenfolge der Eingabe und Speicherung wie folgt vorgeschrieben: zuerst das Basiszeichen, dann die Diakritika unter dem Basiszeichen von oben nach unten, und dann die Diakritika über dem Basiszeichen von unten nach oben. Allerdings ist derzeit (Januar 2005) die Unterstützung des Stapelns beliebiger Diakritika sowohl bei Schriften als auch durch Software noch recht dürftig. Hierzu bedarf es fortgeschrittener Schrifttechniken wie OpenType, AAT oder Graphite.

Die wichtigsten diakritischen Zeichen des lateinischen Alphabets

Die Namen beziehen sich meist auf die Form des Zeichens, zum Teil aber auch auf eine Funktion des Zeichens, die es in einer Sprache haben kann. Dieser Name wird auch dann verwendet, wenn es in einer anderen Sprache eine andere Funktion hat.

Beispiele:

  • Akut (eigentlich „scharfer, steigender Akzent“, z. B. in der Pīnyīn-Umschrift des Chinesischen; im Französischen aber für einen geschlossenen Vokal, im Portugiesischen und im Niederländischen für einen offenen Vokal, im Tschechischen, Ungarischen und Irischen für einen langen Vokal)
  • Das Trema bezeichnete ursprünglich die getrennte Aussprache zweier Vokale, wie im Griechischen, Französischen und Niederländischen (Beispiel: Alëuten, Citroën). Im Deutschen, Schwedischen, Türkischen und anderen Sprachen ordnet es einem Vokalbuchstaben eine andere [eine helle] Aussprache zu. Der Name Trema bezeichnet nur die Form. Er bedeutet im Griechischen „Punkt“.

„Diakritisches Zeichen“ ist bei sprachübergreifender Verwendung des Begriffs also ein Phänomen auf materieller, nicht auf funktioneller Ebene, so wie Phon im Gegensatz zu Phonem und Graph im Gegensatz zu Graphem.

  • Akut ([lat.: „scharf“], accent aigu, acute accent, Kreska, wie in é), siehe auch: Óó
  • Apostroph (im Tschech. eine allografische Variante des Hatscheks: wie in ď)
  • Breve (Brevis [lat.: „kurz“], Halbkreis, wie in ă; beachte die runde Form)
  • Breve darunter (wie in ḫ)
  • Cédille (Zedille, Zedilla [span.: „kleines z“], Cedille, Cedilla, wie in ç)
  • Cédille, übergesetzte (übergesetztes Komma, der Form nach wie ein übergesetztes einfaches schließendes deutsches Anführungszeichen!, im Lett. eine allografische Variante der Cédille, wie in ģ)
  • Doppelakut (wie in ő)
  • Gravis ([lat.: „schwer“], Grave, accent grave, wie in è)
  • Hatschek (Háček, Caron, Häkchen, wie in č; beachte die spitze Form)
  • Horn (wie in ơ)
  • Komma, untergesetztes (im Rumän. und Lett. ähnlich der Cédille, wie in ș)
  • Kroužek (Ring, Kringel, Kreisakzent, wie in å) siehe auch: Åå
  • Makron (Macron, Querstrich, Balken, Längestrich, wie in ā)
  • Unterstrich (Makron darunter wie in a)
  • Mittelpunkt (wie in l·l)
  • Ogonek (Nasalhaken, Krummhaken, wie in ę)
  • Punkt (wie in i, ż)
  • Punkt darunter (wie in , )
  • Schrägstrich (Slash, Kreska ukośna, wie in ø, ł) siehe auch: Øø, Łł
  • Tilde (wie in ñ)
  • Trema ([griech.: „Loch, Punkt“], Diärese, Umlautzeichen, wie in ü, ë)
  • Zirkumflex ([lat.: „Wölbung“], circumflex accent, Circonflexe, wie in ê)

Literatur

  • Duden: Satz und Korrektur. Mannheim 2003, S. 341
  • Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart ³2002

Siehe auch

Weblinks


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