Die Zauberflöte (Film)

Die Zauberflöte (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Die Zauberflöte
Originaltitel Trollflöjten
Produktionsland Schweden
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 1975
Länge 135 Minuten
Stab
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Ingmar Bergman
Libretto (original): Emanuel Schikaneder
Libretto (schwedisch): Alf Henrikson
Produktion Måns Reuterswärd
Musik Wolfgang Amadeus Mozart
Orchester: Sveriges Radios Symfoniorkester
Leitung: Eric Ericson
Kamera Sven Nykvist
Schnitt Siv Lundgren
Besetzung
  • Ulrik Cold: Sarastro
  • Irma Urrila: Pamina
  • Josef Köstlinger: Tamino
  • Håkan Hagegård: Papageno
  • Birgit Nordin: Königin der Night
  • Ragnar Ulfung: Monostatos
  • Elisabeth Erikson: Papagena
  • Erik Sædén: Sprecher
  • Britt-Marie Aruhn, Kirsten Vaupel und Birgitta Smiding: Drei Damen
  • Urban Malmberg, Ansgar Krook und Erland von Heijne: Drei Knaben
  • Gösta Prüzelius und Ulf Johansson: Zwei Priester

Der Film Die Zauberflöte ist Ingmar Bergmans 1974 produzierte, viel beachtete Filmversion von Mozarts Oper Die Zauberflöte. Sie war als TV-Produktion konzipiert und wurde am Neujahrstag 1975 im schwedischen Fernsehen anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Schwedischen Radios gezeigt. Ihr folgte dann im Oktober des gleichen Jahres die Kinoaufführung.

Inzwischen kam die DVD-Ausgabe sowohl unter dem deutschen Titel als auch unter dem internationalen Titel The Magic Flute in den deutschen Handel.

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Der Inhalt der Oper wird ausführlich im Artikel Die Zauberflöte gewürdigt. Hier werden daher nur die inhaltlichen Unterschiede und Besonderheiten der Bergman'schen Filmfassung gegenüber der ursprünglichen Opernaufführung beschrieben.

Anpassungen

Bergman führte einige wesentliche Veränderungen im Ablauf ein: In dieser von der Freimaurer-Symbolik und der Isis-und-Osiris-Mythologie befreiten Version ist Sarastro der Vater von Pamina. Dieser hält seine Tochter (aus moralisch und juristisch untadeligen Gründen) in seiner Obhut.

Auch stellen sich die drei Knaben selbst vor, und werden nicht von den drei Damen ins Geschehen eingeführt, so dass es in Bergmans Fassung vom ersten Augenblick an offensichtlich ist, dass die drei Knaben nicht im Dienst der Königin stehen.

Die Änderungen verbessern den Erzählfluss und befreien die Bergman-Version von einigen Widersprüchen und Ungereimtheiten, die der Urfassung von Schikaneder eigen sind und die Gegenstand von Vermutungen und Spekulationen sowie auch wissenschaftlicher Untersuchungen sind.

Die Oper ist komplett auf schwedisch gesungen und gesprochen.

Stilmittel

Theatralisch

Bergman erinnert den Zuschauer ständig daran, dass er sich in einer Theateraufführung befindet. Als die Ouvertüre beginnt, füllt die Nahaufnahme eines jungen Mädchens das Bild. In Folge werden eine Vielzahl von Gesichtern aus dem Theaterpublikum, von Menschen von verschiedenster Herkunft und Alters und beiderlei Geschlecht gezeigt. Das junge Mädchen aus der Ouvertüre erscheint im Verlauf des Films immer wieder in Zwischenszenen und reagiert auf die Darbietung mit einem Mienenspiel, das den sich wandelnden Stimmungen der Handlung und der Musik folgt.

Beim Wechsel der Szenen offenbaren sich die Mechanismen des Theaters: Beim Erscheinen der Königin der Nacht wechselt auch der Tag zur Nacht und der Zuschauer kann aus dem Blickwinkel des Theaterpublikums die Veränderungen des Bühnenhintergrunds mitverfolgen.

Ebenso, als Papagena und Papageno sich in einer Winterlandschaft freudestrahlend begegnen, wechselt beim Klang des Glockenspiels theatralisch die Szenerie vom Winter zum Sommer während die beiden Darsteller sich gegenseitig Teile ihrer Winterkleidung abstreifen.

Weiterhin werden in der Pause und in Zwischenszenen während der Aufführung auch Einblicke in das Geschehen hinter der Bühne gewährt. Während zum Beispiel Tamino die Flöte spielt, zeigt die Kamera mit einem kurzen Blick zur Seitenbühne Pamina und Papagena, obwohl sie sich im Verlauf der Handlung noch gar nicht begegnet sind.

In der Pause versammeln sich Sarastros Leute zum Geplauder auf der Bühne und Sarastro selbst sitzt und liest eine "Parsifal"-Partitur während die Kamera zu einem von Monostatos Kumpanen (ein Junge mit dunklem Make-up und im Narrenkostüm) schwenkt, der gerade ein Comic-Heft liest.

Pamina und Tamino spielen Schach im Umkleideraum und die Königin der Nacht raucht eine Zigarette direkt vor einem Schild "Rauchen polizeilich verboten!".

Schließlich, als sich der Vorhang zum 2. Akt hebt, schaut der Junge von vorhin durch ein Guckloch im Vorhang, gefolgt Sarastro, der es ihm an einer anderen Stelle im Vorhang nachmacht.

Filmisch

Im Gegensatz zur Betonung des Theaters als Aufführungsort werden auch cineastische Methoden der Inszenierung genutzt.

Einerseits fährt die Kamera häufig in Nahaufnahmen bis an die Gesichter und das Mienenspiel der Darsteller heran. Andererseits wird auch die Möglichkeit des Kinos genutzt, Raum und Zeit zu manipulieren.

Etwa in der Szene unmittelbar vor Papagenos erstem Auftritt in der Garderobe des Sängers. Hier springt er, offensichtlich überrascht von seinem jetzt bevorstehenden Einsatz, plötzlich auf und rennt in Richtung Seitenbühne, spielt dort wie beiläufig den gerade auszuführenden Akkord auf seiner Pfeife, wird von einer noch in Verkleidung befindlichen Bühnenarbeiterin hastig beim Umschnallen seines Vogelkäfigs unterstützt und betritt schließlich die Bühne auf der er auf Tamino treffen wird.

In einer anderen Szene, als Tamino auf das Medaillon mit Paminas Bild schaut, wird diese darin lebendig, wobei ein mit finsterer Miene über ihre Schulter hervor lugender Monostatos noch kommende Probleme vorausahnen lässt.

Sehr filmisch auch mit ihren Wechseln der Kameraperspektive ist die auf realitätsnahe Darstellung bedachte Szenerie im Schnee mit Pamina und den drei Knaben, die fast wie eine Außenaufnahme wirkt.

Auch in der Schlussszene des Films stehen Theater und Kino gleich bedeutend nebeneinander: Die Aktionen gehen nahtlos ineinander über, als sich die Kamera zurück bewegt und zuerst Pamina und Tamino sich umarmend zeigt, dann den Weg frei macht für eine herabschwebende teiltransparente Kulisse. Die sich weiter von den Bühnenaktivitäten entfernende Kamera zeigt nun Papageno und Papagena sich umarmend und küssend. Das Paar wird von einer Gruppe kleiner Kinder umkreist (offensichtlich die kleinen, unmittelbar vorher besungenen Papagenas und Papagenos), während die Kamera sich weiter zurückzieht und den Zuschauerraum bereits erahnen lässt, um dann endgültig zum fallenden Theatervorhang überzublenden und im Applaus des Publikums zu enden.

Technische Aspekte

Der Ton wurde nicht synchron zum Film aufgenommen, sondern Musik und Gesangsstücke wurden vorher aufgezeichnet und während der Dreharbeiten von den Darstellern lippensynchron nachgesungen.

Laut Angaben des Filmhistorikers Peter Cowie (zur DVD-Ausgabe des Films)[1] wollte Bergman die Aufführung aus dem Jahr 1791 im Theater auf der Wieden in Wien möglichst originalgetreu wiederaufleben lassen. Er hoffte, den Film im historischen Drottningholm Schlosstheater, einem der wenigen weltweit noch existierenden Barocktheater, drehen zu können. Die Außenaufnahmen der Anfangsszene des Films erwecken auch tatsächlich den Eindruck, hier habe die Vorstellung stattgefunden. Jedoch wurden die Verhältnisse in Drottningholm "als zu fragil für die Unterbringung eines Film-Stabes angesehen. Daher wurde die Bühne bis ins Detail, komplett mit den Seitenbühnen, Vorhängen und Windmaschinen, in den Studios des Schwedischen Film Institutes unter der Leitung von Henny Noremark nachgebaut"[2].

Einzelnachweise

  1. Peter Cowie, Criterion Collection Essay
  2. Cowie, siehe unten

Weblinks


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