- Die Stunde des Wolfs
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Filmdaten Deutscher Titel Die Stunde des Wolfs Originaltitel Vargtimmen Produktionsland Schweden Originalsprache Schwedisch Erscheinungsjahr 1968 Länge 89 (deutsch 87) Minuten Altersfreigabe FSK 12 (bis 2006: 16) Stab Regie Ingmar Bergman Drehbuch Ingmar Bergman Produktion Lars-Owe Carlberg (Svensk Filmindustri) Musik Lars Johan Werle Kamera Sven Nykvist Schnitt Ulla Ryghe Besetzung - Max von Sydow: Johan Borg
- Liv Ullmann: Alma Borg
- Allan Edwall: Oscar Ekdahl
- Gertrud Fridh: Corinne von Merkens
- Georg Rydeberg: Archivar Lindhorst
- Naima Wifstrand: Alte Dame mit Hut
- Ulf Johansson: Therapeut Heerbrand
- Gudrun Brost: Alte Frau von Merkens
- Bertil Anderberg: Ernst von Merkens
- Ingrid Thulin: Veronica Vogler
Die Stunde des Wolfs ist ein Schwarzweißfilm des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman. Das mit Elementen des surrealen Films und des Horrorfilms arbeitende Filmdrama liefert das Psychogramm eines von Visionen gequälten Künstlers.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Über dem Vorspann des Films hört man Regisseur Bergman mit Mitarbeitern seines Stabs über die nächste Aufnahme sprechen und Anweisungen geben. In der ersten Einstellung blickt Alma[1] Borg in die Kamera. Sie erzählt dem Filmteam vom mysteriösen Verschwinden ihres Mannes, des Kunstmalers Johan Borg. Der Film schneidet in einer Rückblende um zu den Ereignissen, die Borgs Verschwinden vorangingen.
Johan Borg hat sich aufgrund einer Schaffenskrise mit seiner schwangeren Frau Alma in eine einsame Hütte auf der Insel Baltrum zurückgezogen, um sich zu regenerieren. Doch vor allem zwischen Mitternacht und Morgengrauen, in der „Stunde des Wolfs“, wird er von Halluzinationen gepeinigt. Erst mit Anbruch des Tages verschwinden die Nachtmahre wieder. Die Zeit bis dahin vergeht für Johan quälend langsam, er zählt buchstäblich die Sekunden. Die „Stunde des Wolfs“, so verkündet bereits der Trailer des Films, sei die Zeit, in der die meisten Menschen geboren werden, aber auch sterben.
In seinen Halluzinationen erscheinen Johan Bilder aus seinem früheren Leben, von seiner Liebesbeziehung zu Veronica Vogler und der traumatischen Trennung von ihr, die er durch seine jetzige Ehe mit Alma zu überwinden versucht hatte. Diese Rückblicke vermischen sich mit dem Erscheinen seltsamer Gestalten, zum Beispiel dem „Baron von Merkens“, die scheinbar in einem heruntergekommenen Schloss am anderen Ende der Insel wohnen und mit denen er sich dort trifft. Einigen der dämonischen Gestalten, die ihn verfolgen, gibt Johan Fantasienamen wie „die Frau mit dem Hut“ oder „der Vogelmensch“. Der letztgenannte namentliche Verweis auf seine ehemalige Geliebte Veronica Vogler deutet an, dass die Wahnerscheinungen ihren Ursprung in seinem vergangenen Leben haben könnten.
Alma versucht Johan zu helfen, indem sie gemeinsam mit ihm die Nächte durchwacht. Eines Tages taucht eine alte Frau bei der Hütte auf und weist sie auf das unter Johans Bett versteckte Tagebuch hin, in dem er sein früheres Leben und seine nächtlichen Wahnerlebnisse festgehalten hat. Alma liest Johans Tagebuch. Nun beginnen sich für sie ebenfalls die Grenzen zwischen Realität und Einbildung aufzuheben, auch sie sieht die rätselhaften Bewohner des Schlosses. Nach einer Auseinandersetzung schießt Johan Alma nieder und sucht das Schloss auf, wo ihn die Bewohner tätlich angreifen. Seit dieser Nacht bleibt er verschwunden.
In der Schlußeinstellung kehrt der Film zu den dokumentarischen Aufnahmen zurück. Alma blickt in die Kamera und fragt, ob sie Johan zuwenig oder zuviel geliebt, sich zuwenig oder zuviel mit seinen Schreckensvisionen auseinandergesetzt habe, um ihn vor diesen schützen zu können: „Ist es nicht so, dass eine Frau, die lange mit einem Mann zusammenlebt, im Laufe der Jahre diesem Mann ähnlich wird? Wenn sie ihn liebt, beginnt sie, zu denken wie ihr Mann, zu sehen wie er. Es heißt, daß sich dadurch ein Mensch verändert.“
Kritik
„Eine komplexe Albtraumcollage von Ingmar Bergman, der das Psychogramm seiner Helden mit Horrorfilmzitaten und filmkritischen Reflexionen ironisch bricht. Bergman bleibt den Leitmotiven seines Werks treu, löst sich aber von den Konventionen der Filmerzählung.“
„Der Film erlaubt Identifikationen, aber nota bene nur für ebenso dazwischen stehende, sozial isolierte Künstler. Dagegen weist er keinen Ausweg aus der aktuellen isolierten Stellung. Er ist durch seine eigenen Schreckensvisionen paralysiert und in sich selbst eingeschlossen.“
– Anders Troelsen, Kosmorama (1978)
Entstehung
„Die Stunde des Wolfs“ basiert auf einem Manuskript Bergmans mit dem Arbeitstitel „Die Menschenfresser“. Schließlich entstanden aus dem Manuskript gleich zwei Filme, „Persona“ und „Die Stunde des Wolfs“, der einige Rückbezüge auf „Persona“ aufweist. Obwohl fast alle Werke Bergmans autobiographische Elemente enthalten, werden diese beiden zu den am engsten auf Bergmans eigenes Leben bezogenen Filmen gezählt. Da Bergman Distanz zu dem für ihn sehr persönlichen Stoff schaffen wollte, baute er Szenen von den Dreharbeiten und Diskussionen mit den Schauspielern ein. Bis auf die Anfangs- und Schlussszene machte er diese Änderungen aber wieder rückgängig.[2] In seinem Film „Passion“ machte er von dieser Technik erneut Gebrauch.
Drehort
Gedreht wurde der Film im südschwedischen Naturreservat Hovs Hallar an der Nordspitze der Halbinsel Bjärehalvön, in der Nähe von Båstad. Das gezeigte Haus wurde dort für die Filmaufnahmen errichtet und nach Drehende wieder entfernt. Die Steilküste von Hovs Hallar mit ihren eindrucksvollen Felsklippen war elf Jahre zuvor bereits Drehort für Teile eines anderen Bergman-Films, Das siebente Siegel.
Weblinks
- Die Stunde des Wolfs in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ Der Name nimmt Bezug auf den Namen einer der Protagonistinnen in Bergmans vorherigem Film „Persona“
- ↑ „Bergman über Bergman“, Carl Hanser Verlag, München und Wien 1976.
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