Durst (1949)

Durst (1949)
Filmdaten
Deutscher Titel Durst
Originaltitel Törst
Produktionsland Schweden
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 1949
Länge 81 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Herbert Grevenius
Produktion Helge Hagerman
Musik Erik Nordgren
Kamera Gunnar Fischer
Schnitt Oscar Rosander
Besetzung
  • Eva Henning: Rut
  • Birger Malmsten: Bertil
  • Hasse Ekman: Dr. Rosengren
  • Mimi Nelson: Valborg
  • Birgit Tengroth: Viola
  • Bengt Eklund: Raoul
  • Naima Wifstrand: Miss Eriksson

Durst (Originaltitel: Törst) ist ein Spielfilm des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman aus dem Jahr 1949. Das düstere, pessimistische Drama thematisiert das Seelenleben einsamer und frustrierter Frauen und ihre Beziehungen zueinander. Es basiert auf einer Reihe von Kurzgeschichten von Birgit Tengroth.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Europa, im Jahr 1946: Rut und ihr Ehemann Bertil haben den Urlaub in Italien verbracht. Von Basel aus reisen beide mit dem Zug durch das vom Zweiten Weltkrieg zerstörte Deutschland in ihr Heimatland Schweden. Nach außen hin harmonisch, verläuft die Ehe der beiden in Wirklichkeit unglücklich, was hauptsächlich an den Gemütsschwankungen Ruts liegt. Sie ist hysterisch, leidet unter Schlaflosigkeit und Alkoholabhängigkeit. Während durch das Zugfenster bizarre Trümmerlandschaften und ausgemergelte, bettelnde Einwohner auszumachen sind, erinnert sich Rut an ihren früheren Geliebten und dessen Frau zurück.

Als junges Mädchen unterhielt Rut eine Affäre mit dem viel älteren, verheirateten Offizier Raoul, ehe sie mit dessen Gattin konfrontiert wurde. Als Rut von ihm schwanger wurde, zwang ihr Geliebter sie zur Abtreibung. Der Eingriff führte jedoch zu gesundheitlichen Komplikationen. Rut wurde unfruchtbar, während sich ihr Geliebter von ihr abwandte. Körperliche Probleme kamen hinzu, die Ruts Karriere als Tänzerin schadeten. Ihre Freundin Valborg, ebenfalls eine Tänzerin, wandte sich aus Ekel vor Männern der Homosexualität zu.

Ruts Ehemann Bertil, von Beruf Archäologieprofessor, verfolgt eine vergangene Liaison mit einer Witwe namens Viola, die ebenso wie Rut geistig instabil ist. In einer Parallelhandlung zu Ruts und Bertils Zugfahrt flieht Viola vor einem sie quälenden Psychiater, begegnet Ruts Freundin Valborg, die ihr offene homoerotische Avancen macht, und begeht schließlich Selbstmord.

Derweil sind die Spannungen zwischen Rut und Bertil derart eskaliert, dass er sie zum Schein im Affekt tötet. Er erwacht und stellt fest, dass der Mord an Rut nur ein Traum war. Das Paar beschließt, ihrer beider Ehe nochmal eine Chance zu geben.

Entstehungsgeschichte

Durst basiert auf einer Sammlung von Kurzgeschichten, die die Schauspielerin Birgit Tengroth 1948 veröffentlicht hatte. Sie hatte damit versucht, den literarischen Beweis zu liefern, dass jede Frau von einem Mann zerstört werden kann.[1] Im Gegensatz zu früheren Werken war Bergman nicht selbst am Drehbuch beteiligt, das von Herbert Grevenius verfasst wurde. Grevenius und der Regisseur hatten bereits 1946 gemeinsam am Drehbuch zu Bergmans Film Es regnet auf unsere Liebe zusammengearbeitet, ebenfalls eine düstere und dramatische Liebesgeschichte um einen jungen Strafentlassenen und eine verstoßene schwangere Frau.[2] Nach dem finanziellen Misserfolg seines vorangegangenen Films Gefängnis (1948) hatte die Terrafilm-GmbH die Zusammenarbeit mit Bergman aufgekündigt, woraufhin die Filmgesellschaft Svensk Filmindustri als Geldgeber einsprang.[1]

Als Bergman wusste, dass er die Regie bei dem Film übernehmen würde, vertraute er Birgit Tengroth die Rolle der Viola an. Die diskrete und taktfolle Autorin half ihm nach eigenen Angaben unter anderem bei der filmischen Aufbereitung der lesbischen Episoden. Die Aufnahmen für den Innendreh fanden vom 15. März bis 9. April 1949 statt. Der Außendreh dauerte vom 29. Juni bis 5. Juli 1949. Drehorte waren das Filmstaden-Studio in Solna bei Stockholm, Ornö und das schweizerische Basel. Er orientierte sich an seinem Vorgängerfilm Gefängnis, weshalb Kritiker später Durst als „kommerzielle Version“ von Gefängnis ansahen.[1]

Kritik

Die Uraufführung von Durst fand am 17. Oktober 1949 in Schweden statt. In Westdeutschland war Bergmans Film erstmals am 14. April 1953 zu sehen, nachdem der Film zuvor vom deutschen Prüfungsausschuss noch als „moralisch angekränkelt“ und „destruktiv“ verboten worden war.[1] Die zeitgenössische Kritik des bundesdeutschen film-dienstes fiel wenig positiv aus, der die düstere psychoanalytische Studie aufgrund ihres „Exhibitionismus“ stark kritisierte. Bergman, der damals schon als Skandalregisseur galt, entwickle in vielen Szenen eine „außerordentliche künstlerische Scharfsicht für menschliche Kleinigkeiten“, der Film scheine sich dem Abnormen zu nähern, „nicht, um Diagnosen zu stellen, sondern um es, man muß das Wort gebrauchen, geradezu wollüstig abzutasten ... Tatsächlich haben wir es mit einem Film zu tun, der in den Kleinigkeiten stimmt, als ganzes aber trostlos unwahr ist.“

Der französische Kritiker und Regisseur François Truffaut glaubte Ähnlichkeiten zu Alfred Hitchcocks Werken Endlich sind wir reich (1931) und Verdacht (1941) erkennen zu können.[3]

Literatur

  • Birgit Tengroth: Durst. Fünf Novellen („Törst“). Akros Verlag, Hamburg 1953.
  • Bergman, Ingmar: Laterna Magica. Mein Leben. Alexander Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89581-093-2

Medien

  • Ingmar Bergman: Durst. Kinowelt Home Entertainment, Leipzig 2006 (1 DVD)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Durst. In: Das große TV-Spielfilm-Filmlexikon (CD-ROM). Directmedia Publ., 2006. – ISBN 978-3-89853-036-1
  2. vgl. Es regnet auf unsere Liebe. In: Lexikon des internationalen Films 2000/2001 (CD-ROM)
  3. vgl. Thirst – Sources of inspiration bei ingmarbergman.se (aufgerufen am 23. August 2009)

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