Persona (Film)

Persona (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Persona
Produktionsland Schweden
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 1966
Länge 84 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Ingmar Bergman
Produktion Ingmar Bergman
Musik Lars Johan Werle
Kamera Sven Nykvist
Schnitt Ulla Ryghe
Besetzung

Der Film Persona ist ein Drama des schwedischen Filmregisseurs Ingmar Bergman aus dem Jahr 1966. Seine Premiere feierte er in Schweden am 18. Oktober 1966.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beginnt mit einer längeren Montage aus Stummfilmausschnitten, Szenen, in denen Filmstreifen durch einen Projektor laufen, Bildern mit verschiedenem Inhalt einschließlich eines erigierten Penis, der Schlachtung eines Schafes, einer Sequenz, in der ein Nagel in eine Hand geschlagen wird und einige Bilder mit offenbar toten oder unbewegten Körpern. Der Zusammenschnitt endet mit einem kleinen Jungen in einem Krankenhausbett, der ein Buch liest und danach seine Hand zu einem Bildschirm ausstreckt, auf dem unscharf abwechselnd die Gesichter der Protagonistinnen des nun folgenden Films zu sehen sind. Nun folgt die Titelsequenz, in der sowohl der Junge als auch die Protagonistinnen zu sehen sind.

Schließlich folgt die Geschichte über die Krankenschwester Alma, die mit der Betreuung einer Patientin beauftragt worden ist. Ihre Patientin ist die Bühnenschauspielerin, Elisabet Vogler, die, nach einer Aufführung von „Elektra“, aufgehört hat zu sprechen. Die Chefärztin schlägt Alma vor, Elisabet zur weiteren Erholung in ihr Sommerhaus am Meer zu bringen. Nun folgen einige Tage, in denen Alma hauptsächlich über sich selbst erzählt. Sie erzählt unter anderem von intimen, erotischen Erlebnissen, sowie einer ungewollten Abtreibung. Außerdem meint sie, Ähnlichkeiten zwischen ihr und ihrer Patientin zu erkennen, glaubt sogar deren Rolle übernehmen zu können.

Eines Tages, bekommt Alma jedoch die Möglichkeit einen unversiegelten Brief von Elisabet zu lesen. In diesem beschreibt die Schauspielerin ihre Krankenschwester nicht als gleichwertige Freundin, sondern macht sich über deren intime Offenbarungen lustig, meint es mache ihr Spass Alma zu studieren. Alma ist enttäuscht und wütend. Sie rächt sich an Elisabet, indem sie ein Glas am Boden fallen lässt, in das die Schauspielerin bald darauf auch tritt und sich verletzt. Schließlich kommt es zu dem berühmten Moment, in dem sich der Film selbst zerstört, der Anschein erweckt wird, als würde der Film verbrennen. Nach kurzen Ausschnitten aus dem Stummfilm vom Anfang wird die Handlung jedoch fortgesetzt. Alma möchte ihre Patientin zum Sprechen bringen. Sie schafft dies auch kurz: Nachdem sie Elisabet mit einem Topf heißen Wassers bedrohte, äußert diese einen Schrei. Es ist aber nur ein kurzer Triumph, da Elisabet schließlich wieder schweigt.

Kurz vor Ende des Films, erscheint Elisabets Ehemann und spricht mit Alma, als sei diese Elisabet. Zuerst verweigert sie sich ihm, beginnt dann jedoch, aus der Sicht der Schauspielerin zu antworten. Beide werden von Elisabet Vogler beobachtet. Danach werden Alma und Herr Vogler im Bett neben der Schauspielerin gezeigt.

Nach dieser Szene sind Alma und Elisabet wieder allein im Haus. Alma entdeckt Elisabet mit einem Bild, worauf ein kleiner Junge zu sehen ist, das sie unter ihrer Hand auf dem Küchentisch verbirgt. Die Krankenschwester beginnt nun eine Geschichte über die Geburt von Elisabets Sohn zu erzählen, worin sich die Schauspielerin für ihre Schwangerschaft, den Geburtsvorgang und das Baby hasst und sich schließlich wünscht, das Baby sei tot. Der Monolog wird zuerst mit Elisabet gezeigt und schließlich mit Alma, im Bild, Wort für Wort wiederholt. Hierauf verschmelzen die Gesichter der Frauen.

Kurz darauf ist Alma zu sehen, die sich von Elisabet distanziert, indem sie behauptet, sie sei nicht sie, befreit sie sich von ihrer Abhängigkeit zu der Schauspielerin – es kommt auch zu einem letzten Ausbruch Almas, indem sie auf Elisabet einschlägt. Am Ende bringt sie ihre Patientin sogar zum Sprechen. Der Film endet schließlich, indem gezeigt wird, wie Alma das Sommerhaus verlässt, ehe wieder eine kurze Montage aus Einstellungen des Jungen, der auf den Bildschirm starrt, und dem Projektor gezeigt werden.

Einflüsse

In vielen Essays und Kritiken, wird August Strindberg als primärer Einfluss von „Persona“ bezeichnet. Als Inspirationsquelle werden dessen Stücke „Ein Traumspiel“ genannt, welches eine traumähnliche, freie Dramaturgie, jenseits von Ort und Zeit, etabliert [1]. Andererseits wird auch dessen Stück „Die Stärkere“ als Einfluss gesehen, da dies über eine, Bergmans Film ähnliche, Ausgangssituation, eine ähnliche Charakterkonstellation, verfügt[2]. Schließlich geht es in dem Einakter um die Auseinandersetzung zweier Schauspielerinnen, wovon jedoch nur eine spricht, während die andere schweigt[3].

Rezeption

Zu „Persona“ existieren eine Reihe von Interpretationsansätzen. Besonders die reflexive Haltung des Films wird hervorgehoben. Susan Sontag behauptet, dass „Persona“ nicht einfach auf eine Geschichte, die sich zwischen Alma und Elisabet abspielt, einer psychologischen Erklärung des Verhältnisses der Beiden, reduziert werden kann[4]. Statt dessen geht „Persona“ weit über psychologische Erklärungen hinaus: Auf die Erklärung für Elisabets Verhalten, die von ihrer Ärztin gegeben wird, wird im Laufe des Films kein Bezug genommen, weswegen diese nicht als Schlüssel für den Film gesehen werden kann[5].

„Persona“ zeigt nicht nur eine Geschichte zwischen zwei Charakteren, sondern auch eine Reflexion über sich selbst. Christian Metz bezeichnet in „Die unpersönliche Enunziation oder der Ort des Films“, „Persona“ als einen Film, welcher eine „wirkliche Analyse […], die von Schichten von Fiktion umgeben ist“[6] vorführt. Einerseits wird in der Eingangsmontage, unter anderem durch das Zeigen von Projektoren, auf die Fiktionalität des Werkes und somit auf die Gefährlichkeit der Identifikation mit dem Film hingewiesen. Eine Gefährlichkeit, die auch in der Filmhandlung selbst dargestellt wird, indem sich Krankenschwester Alma mit einer stummen Schauspielerin identifiziert. Der herausgehobene Aspekt des Filmdispostivs und dessen Diegese entwickeln eine selektive Bande, wenn

„sich der Film vor unseren Augen zerstört - und dies genau in dem Augenblick, wo Alma, die Krankenschwester, sich selbst zerstört und sich wegen ihrer Identifikation mit einer anderen Frau, einer Schauspielerin, ‚verbrennt’. Auf diese Weise wird der gefräßige Mechanismus, der uns (friedlich) in jedem Spielfilm bedroht, mit sehr viel größerer Gewalttätigkeit reproduziert.“[7]

Auf die Reflexivität von „Persona“ hat auch Paul Newman Campbell, in seinem Essay „The Reflexive Function of Bergman's Persona“, hingewiesen. In diesem behauptet er, dass sich die selbstreflektierende Haltung, die über die Beziehung zwischen Film und Publikum reflektiert, nicht nur durch die Anfangsmontagen ausdrücke, sondern auch durch zahlreiche Momente, "Warnungen", innerhalb der Diegese, in denen es scheint, als sprächen die Figuren zum Publikum[8].

Kritiken

„Formal streng und asketisch, inhaltlich reich an metaphysischen und psychologischen Spekulationen, variiert der Film auf faszinierende Weise Grundmotive Bergmans – die Abwesenheit Gottes und die Einsamkeit des auf sich selbst zurückgeworfenen Menschen.“

Lexikon des internationalen Films

Für die Zeitschrift Cahiers du cinéma war Persona der schönste Film Bergmans, weil hier das Kino über sich selbst nachdenke.[9]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. http://www.ingmarbergman.se/page.asp?guid=69126313-DCAA-43C1-B593-709438F53FAE
  2. Vgl. Steene, Brigitta, "Bergman's Persona through a Native Mindscape", Ingmar Bergman’s Persona, Hg. Lylod Michaels, Cambridge: Cambridge University Press 2000, S.33
  3. Vgl. http://www.ingmarbergman.se/page.asp?guid=69126313-DCAA-43C1-B593-709438F53FAE
  4. Vgl. Sontag, Susan, „Bergman’s Persona“, Ingmar Bergman’s Persona, Hg. Lylod Michaels, Cambridge: Cambridge University Press 2000, S.68
  5. Ebd., S.69
  6. Metz, Christian, Die unpersönliche Enunziation oder der Ort des Films, Münster: Nodus Publikationen 1997, S.72
  7. Ebd.
  8. Vgl. Campbell, Paul Newman, "The Reflexive Function of Bergman's Persona ," in Cinema Journal 1, 1979, 73f.
  9. hier nach: Ulrich Gregor, Geschichte des Films ab 1960. Bertelsmann, München 1978, ISBN 3-570-00816-9, S. 222

Weblinks


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