Dudenhofen (Rodgau)

Dudenhofen (Rodgau)
Luftbild von 2008
Übersichtskarte von Dudenhofen

Dudenhofen ist ein Stadtteil der hessischen Stadt Rodgau im Landkreis Offenbach.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Dudenhofen liegt auf einer Höhe von 127 m über NN zwischen den Rodgauer Stadtteilen Jügesheim und Nieder-Roden, 7 km südwestlich von Seligenstadt.

Geschichte

Territoriale Zugehörigkeit

Dudenhofen ist eine Gründung der zweiten fränkischen Siedlungswelle, nach der Zeit der Reichsteilung von 561. Der Ort wurde im erweiterten Straßennetz an einem neu errichteten Straßenknotenpunkt gegründet, auf Kosten des vorherigen Knotenpunktes Jügesheim. Der Ortsname steht in Verbindung mit dem Personennamen Tuoto oder Dodo.

Dudenhofen wurde 1278 in einem Vergleich des Erzbischofs Werner von Mainz mit den Herren von Eppstein erstmalig urkundlich erwähnt. Hier mussten die Herren von Eppstein Dudenhofen, das damals ein mainzisches Lehen war, an den Erzbischof von Mainz zurück geben. 1383 fielt der Zehnte an die Herrschaft Hanau, zu Beginn des 15. Jahrhundert befindet er sich im Besitz des Grafen von Katzenelnbogen.

Wappen von Rodgau-Dudenhofen: Hanauer Sparren und Lutherrose

Das Dorf war im späten Mittelalter lange Zeit ein Kondominat, an dem verschiedne regionale Mächte beteiligt waren: Die Herren von Falkenstein, den Herren und Grafen von Hanau, Isenburg, und Kurmainz. Einzelne Teile wurden vererbt, andere eingetauscht oder verpfändet. 1436 gehörte Dudenhofen zum Zentgericht Niederroden, wo es mit 2 Schöffen vertreten war. Ab 1450 gehörte Dudenhofen zur Grafschaft Hanau dann zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und war dem Amt Babenhausen zugeordnet. Dadurch bildete der Ort nach der Reformation ab etwa 1550 eine evangelische Enklave inmitten römisch-katholischer Nachbargemeinden. Das Wappen von Rodgau-Dudenhofen enthält deshalb demonstrativ auch neben den Hanauer Sparren die Lutherrose.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Bevölkerung des Dorfes große Verluste. Von 430 Bewohnern kamen allein 1622 155 ums Leben. 1631 forderte die Pest weitere 104 Opfer. Gerade 26 Einwohner erlebten das Kriegsende.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg, aufgrund der Intestaterbfolge fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an den Sohn der einzigen Tochter von Johann Reinhard III., Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. Umstritten zwischen den beiden Erben war die Zugehörigkeit der unmittelbar südlich des Mains gelegenen Teile der Grafschaft Hanau. Es kam fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, als Hessen-Darmstadt die Orte Dietzenbach, Schaafheim und Schlierbach, die Landgrafschaft Hessen-Kassel mit schon sorgsam in Hanau stationiertem Militär den Rest des Amtes Babenhausen besetzte. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 mit einem Vergleich beendet werden, dem so genannten Partifikationsrezess. Dudenhofen wurde darin Hessen-Kassel zugesprochen. Über dem Haupteingang der barocken evangelischen Kirche ist deshalb das Wappen von Hessen-Kassel angebracht. Unter dem Wappen findet sich die Inschrift:

Was unter Hessens Lust Erbprinz Wilhelm[1] gebaut,
sei Dir, o wahrer Gott, zur Pflege nun vertraut.

1807 kam das Amt Babenhausen mit Dudenhofen unter französische Verwaltung. 1811 wurde Dudenhofen dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Dort gehörte es dann zu folgenden übergeordneten Verwaltungseinheiten:

Am 1. Januar 1977 wurde Dudenhofen im Rahmen der Gebietsreform in Hessen durch den Zusammenschluss von fünf bis dahin selbstständigen Gemeinden Teil der Großgemeinde Rodgau, seit 1977 Stadt Rodgau.

Historische Namensformen

Dudenhofen: Standesamt der Stadt Rodgau und ev. Kirche
  • Dudenhoven (1278)
  • Totenhofen (1303)
  • Dudinhaven (1339)
  • Dodinhofin (1383)
  • Dudinhoffen (1407)
  • Dudenhofen (Anfang 15. Jahrhundert)
  • Dodenhoffen (1451)
  • Dudenhoifen (1460)
  • Dudenhoven (1485)
  • Dudenhoffen (1486)
  • Dodenhoffen (1489)
  • Dodenhoeffen (1493)
  • Dodenhofen (1527)

Einwohner

  • 1681: 38 Haushalte = 139 Einwohner
  • 1829: 1:131 Einwohner
  • 1834: 1.139 Einwohner
  • 1939: 2.120 Einwohner
  • 1961: 3:437 Einwohner
  • 1970: 4.628 Einwohner
  • 2009: 7.964 Einwohner[2]

Im 19. Jahrhundert waren fast alle Einwohner evangelisch, bis auf eine alteingesessene jüdische Familie, die 1938 aus dem Ort vertrieben wurde.

Kirche

Kirchliche Mittelbehörde war in der Frühen Neuzeit das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau.

Wirtschaft und Verkehr

Im 18. und 19. Jahrhundert wanderten viele junge Männer nach Amerika aus, um ihr Glück zu suchen.

1896 erhielt Dudenhofen mit der Rodgaubahn Anschluss an die Eisenbahn und einen Bahnhof. Nachdem über viele Jahre kein Personenverkehr mehr auf der Strecke bestand, ist Dudenhofen ist seit Ende 2003 mit der S-Bahn-Linie S1 (WiesbadenOber-Roden) an das Netz der S-Bahn Rhein-Main angeschlossen.

1966 wurde in Dudenhofen das Opel-Prüfzentrum mit einer 6,7 km langen Teststrecke fertiggestellt. Eigentlich hatte Opel Dudenhofen in Rheinland-Pfalz als Standort gewählt, doch der verantwortliche Mitarbeiter bei Opel schickte die Bewerbungsunterlagen versehentlich nach Dudenhofen bei Rodgau. Nach deren Eintreffen begann man dort sofort mit dem Kreis Offenbach zusammen mit den Planungsarbeiten, die nach dem Auffliegen des Irrtums bereits so weit fortgeschritten waren, daß sich Opel schließlich für Rodgau-Dudenhofen entschied.

Landwirtschaft spielt heute – mit Ausnahme des Spargelanbaus – keine Rolle mehr.

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29, S. 103.
  • Adam Geißler: Dudenhofen zwischen Gestern und Morgen. Frankfurt 1971.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 149-151.
  • Manfred Resch: Dudenhofen – wie es einmal war, Gudensberg-Gleichen 1992
  • Manfred Resch u. a.: Unsere Kirche unsere Heimat – 450 Jahre evangelischer Glauben in Dudenhofen. Gudensberg-Gleichen.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 75.
  • Georg Schäfer: Kreis Offenbach. Teil von Rudolf Adamy: Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen – Provinz Starkenburg. 1885, 29f.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Braunschweig/Wiesbaden 1987, S. 245-253.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemeint ist Wilhelm IX.
  2. Einwohnermeldeamt Stadt Rodgau


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