- Jügesheim
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Stadt Rodgau
Koordinaten: 50° 2′ N, 8° 53′ O50.025988.884023127Koordinaten: 50° 1′ 34″ N, 8° 53′ 2″ O Höhe: 127 m ü. NN Einwohner: 11.935 (31. Dez. 2010)[1] Eingemeindung: 1. Jan. 1977 Postleitzahl: 63110 Vorwahl: 06106 Jügesheim ist mit knapp 12.000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil von Rodgau im Landkreis Offenbach in Hessen und Sitz der Stadtverwaltung.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Jügesheim wurde als Haufendorf gegründet und liegt in der Rhein-Main-Ebene an der Rodau auf 127 m über NN, ca. 6,5 km westlich von Seligenstadt.
Geschichte
Territorialgeschichte
Jügesheim ist eine Gründung aus merowingischer Zeit im Waldgebiet des Maingaues: In der Nähe von Römerstraßen, die sich hier kreuzten, errichteten die Franken Militärkolonien, um das Land zu kontrollieren. Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes in einer Urkunde stammt aus dem Jahr 1261, als sich Nachkommen des verstorbenen Ritters Merbode von Ovheim mit dem Kloster Himmelkron über dessen Erbe einigten.
Im Mittelalter gehörten die umliegenden Wälder zum Wildbann Dreieich. In Jügesheim befand sich eine von dessen 30 Wildhuben. Jügesheim gehörte weiter zur Rödermark und zum Amt Steinheim, das zunächst ein Besitz der Herren von Eppstein war. Um 1350 gehörte die Zehent im Ort den Herren von Hanau, die sie als Lehen weiter vergaben.1371 verpfändete Eberhard von Eppstein Jügesheim an Ulrich IV. von Hanau. 1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Dorf an den Kurfürsten und Erzbischof von Mainz. Hier gehörte es bis 1803 zur Mainzer Amtsvogtei Seligenstadt.
Ursprünglich lag das Patronat für die Kirche St. Nikolai bei den Herren von Hagen-Münzenberg. 1477 inkorporierte Erzbischof Diether von Mainz die Jügesheimer Kirche der Kirche St. Peter in Weiskirchen. Seitdem war sie eine Filiale dieser Kirche.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort erheblich zerstört und benötigte sehr lange für die Erholung von dieser Katastrophe.
1803 kam Jügesheim durch die Säkularisation des Kurfürstentums Mainz an das Großherzogtum Hessen und gehörte dann zu folgenden Verwaltungseinheiten:
- bis 1820: Amt Seligenstadt
- 1821: Landratsbezirk Seligenstadt
- 1832: Kreis Offenbach
- 1848: Regierungsbezirk Darmstadt
- 1852: Kreis Offenbach
Am 1. Januar 1977 ging Jügesheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit den Nachbargemeinden Dudenhofen, Hainhausen, Nieder-Roden und Weiskirchen in der neu geschaffenen Stadt Rodgau auf. Für jeden der fünf Stadtteile wurde ein Ortsbezirk eingerichtet mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher.
Historische Namensformen
Ein Vogt Karls des Großen namens Gugin oder Guginhart soll der Namenspatron des Dorfes gewesen sein. Mundartlich wird Jügesheim auch heute noch als Giesem bezeichnet. Ältere Namensformen sind:
- Guginsheim (1261)
- Guginsheim (1293)
- Gugensheim (1302)
- Guginsheim (1357)
- Gugesheym (1403)
- Goginsheym (1407)
- Jugißheym (1464)
- Jogeßheim (1479)
- Gogeßheym (1495)
- Gugeßheim (1527)
- Gugeßheim (1613)
Einwohnerentwicklung
- 1576: 36 Familien
- 1681: 26 Haushalte mit 121 Personen
- 1829: 954 Einwohner
- 1834: 1.071 Einwohner
- 1939: 3.174 Einwohner
- 1961: 5.590 Einwohner
- 1970: 7.673 Einwohner
- 2009: 11.894 Einwohner[2]
Wappen
Jügesheim wurde sein Wappen 1955 verliehen. Es zeigt in Silber einen aufrechten grünen Eichenzweig, beseitet von je einer roten Hirschstange. Dies verweist auf die einstige Zugehörigkeit von Jügesheim zum Reichsforst Dreieich und dessen Wildbann. Silber und Rot weisen auf die Farben des Mainzer Radwappens und des Wappens der Herren von Eppstein hin.
Wirtschaft und Verkehr
1896 erhielt Jügesheim mit der Rodgaubahn Anschluss an die Eisenbahn und seinen Bahnhof.
Im 20. Jahrhundert trugen viele Leder-Heimwerker mit zum Ruf der „Offenbacher Lederwaren“ bei. Daneben gab es viele Landwirtschaften. Mitte der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde ein Gewerbegebiet ausgewiesen, das auch in den folgenden Jahren weiter wuchs.
Nachdem über viele Jahre kein Personenverkehr mehr auf der Rodgaubahn bestand, hat Jügesheim seit Ende 2003 durch die S-Bahn-Linie S1 (Wiesbaden Hauptbahnhof–Ober-Roden) der S-Bahn Rhein-Main wieder einen Bahnanschluss.
Das neue Rathaus der Stadt Rodgau machte Jügesheim zu einem Zentrum der Stadt.
Sehenswürdigkeiten
- Neugotische römisch-katholische Kirche von 1870 unter dem Patrozinium des Heiligen Nikolaus.
- Nördlich von Jügesheim, in Richtung Hainhausen, befindet sich der in den Jahren 1936 bis 1938 erbaute 43,5 Meter hohe Wasserturm, ein 1979 stillgelegter Wasserspeicher, inzwischen ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz und ein Wahrzeichen für Jügesheim und den ganzen Rodgau.
Persönlichkeiten
- Petrus Gratian Grimm (* 28. Juli 1901 in Jügesheim; † 24. November 1972 in Lindenfels), ein gelernter Feintäschner, der nach einem Theologiestudium und Priesterweihe (am 10. August 1930 in Münster (Westfalen)) am 25. Juli 1949 in Tienshiu (China) zum Bischof geweiht wurde.
- Michael Thurk, Fußballprofi bei Eintracht Frankfurt und dem FC Augsburg, spielte von 1997 bis 1999 für den SV Jügesheim
Literatur
- Hermann Bonifer: Alte Flurnamen erzählen aus Jügesheims Geschichte. Rodgau 1995.
- Hermann Bonifer: Jügesheim und St. Nikolaus – Dorf und Pfarrei in der Geschichte. Rodgau 2004.
- Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29, S. 138f, 158.
- Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 362ff.
- Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 123.
- Georg Schäfer u.a.: Kreis Offenbach = Teilband von: Rudolf Adamy: Die Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen. 1885, S. 91ff.
- Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Braunschweig/Wiesbaden 1987, S. 157–262,
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stadt Rodgau: Zahlen, Daten, Fakten
- ↑ Einwohnermeldeamt Stadt Rodgau
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