Eilsum

Eilsum
Eilsum
Gemeinde Krummhörn
Wappen von Eilsum
Koordinaten: 53° 28′ N, 7° 8′ O53.4730555555567.14083333333330Koordinaten: 53° 28′ 23″ N, 7° 8′ 27″ O
Höhe: 0–1 m ü. NN
Fläche: 11,09dep1
Einwohner: 612 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 26736
Vorwahl: 04923
Karte

Karte der Krummhörn

Das Dorf Eilsum ist Teil der Gemeinde Krummhörn, Landkreis Aurich, und hat 612 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2008).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eilsum, ein ostfriesisches Warfendorf, zählt zu den ältesten Siedlungen an der friesischen Nordwestküste. Urkundlich wird die Gemeinde als Dorf im 14. Jahrhundert unter der Bezeichnung "Edelsum", "Ethilsum" und "Edelsheim" erwähnt. Diese Namen waren schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts im Pfarregister zu Münster nachzulesen.

Einer der ersten Häuptlinge dieses stattlichen Dorfes war nach O. G. Houtrouw „Sibrandus in Ethilsum“, der in einer Urkunde vom 7. Juli 1370 erwähnt wird. Von der von ihm und seinen Nachfolgern bewohnten Burg ist nur noch die Burgstätte vorhanden. Die dazugehörigen Ländereien sind längst in den Besitz der am Ort ansässigen Bauern übergegangen.

Zu der Lage des Dorfes in früherer Zeit macht Lothar de Riese interessante Ausführungen: „In alten Zeiten lag im Dorf ein Siel, die Stelle heißt heute noch „Faldern“ oder „Rindelshafen“, das die Entwässerung des Greetmer Amtes besorgte und nördlich von Grimersum in die Leybucht mündete. Das Seewasser reichte, bevor die Eindeichungen begannen, bei hoher Tide noch bis an das Dorf Eilsum heran. Im Jahre 1461 ist das alte Siel, da es vollkommen verschlammt war, abgebrochen und bei Angernwehr neu errichtet worden. Schon rund 150 Jahre später war es wiederum derart verschlammt, dass 1605 ein Kanal auf halber Strecke von Eilsum nach Greetsiel gegraben werden musste. Ein toter Wasserarm, das Oll' Deep, erinnert noch an dieses ehemalige Sieltief.

Im Norden von Eilsum liegen zwei kleinere Warfen in der Feldmark. Auf einer dritten Warf in der Nähe des Dorfes stieß man bei der Abtragung der Erde auf Reste menschlicher Behausungen. Skelettfunde, die bei einem Silobau im Jahre 1935 gemacht wurden, seien noch erwähnt. Vier menschliche Skelette lagen in einer Tiefe von etwa 2,25 m unter der Erdoberfläche.
Nach der Feststellung eines Sachkenners handelte es sich um Bestattungen aus der Karolingerzeit (8. bis 9. Jahrhundert n. Chr.) an einer Begräbnisstätte, die vor dem Kirchenbau und vor der Anlage des jetzigen Friedhofs benutzt wurde. Kugeltopfscherben aus der Karolingerzeit in der gleichen Erdschicht bestätigten die Richtigkeit der Angaben.

Inmitten des Dorfes, auf der höchsten Stelle der Warf, bis auf die Westseite von Häusergruppen umgeben, steht das weithin sichtbare Gotteshaus der Gemeinde, die Eilsumer Kirche. Etwa zwischen 1240 und 1250 erbaut, handelt es sich um die einzige Chorturmkirche Ostfrieslands. De Riese schreibt dazu:

„Für jeden Kunstkenner lohnt es sich, die mächtige Kirche, die manchem viel zu groß für ein Bauerndorf erscheinen mag, und ihren 36 m hohen Turm kennenzulernen. Das Gotteshaus ist mit großformatigen Ziegelsteinen erbaut, der Gürtel besteht aus Sandstein. Der gewaltige Turm steht - eine Ausnahmeerscheinung - schief vor dem Ostgiebel der Kirche. Eine architektonische Besonderheit stellen sicherlich die zur Mitte der Langwände hin höher werdenden Fensterbögen dar. Das Bauwerk soll ursprünglich als eine dreischiffige Basilika angelegt worden sein, doch ist nur das hohe Mittelschiff ausgeführt worden.“

Kirche zu Eilsum

Eine kulturhistorische Seltenheit ist das 500 Jahre alte kupferne Taufbecken. Der um 1860 zu Eilsum amtierende Pastor B. Krüger schrieb von dem Schmuckstück seiner Dorfkirche, dass es der größten Kathedrale zur Zierde gereichen könne. Der Kessel des Taufbeckens wird von den vier Evangelisten getragen und wurde 1472 von Barthold Klinghe dem Älteren gegossen. Daneben ist die sechseckige Kanzel.

Als eine Kostbarkeit besonderer Art ist die 1964 entdeckte und 1969/70 freigelegte Secco-Malerei in der um das Jahr 1250 erbauten Eilsumer Kirche anzusehen. Im Gegensatz zu der Freskomalerei auf feuchtem Putz direkt aufgetragen, wird die Secco-Malerei auf getrocknetem Putz angebracht. Kalkabfall von den Wänden und der Decke machten dieses einmalige Kunstwerk sichtbar, das heute von Kunsthistorikern aller Herren Ländern aufgesucht und bestaunt wird. Besonders wird dabei der Lukasstier bewundert, der in seiner ganzen Prägnanz die Farbfreudigkeit und Schaffensfreude der damaligen Kirchenkunst zum Ausdruck bringt. Weitere Wandmalereien werden noch in anderen Kirchen des Landkreises Norden vermutet.

Bis zum Jahre 1914 hingen drei Glocken im Turm. Eine davon wurde bereits im Ersten Weltkrieg, die zweite im Zweiten Weltkrieg zur „besonderen Verwertung“ beschlagnahmt. Die dritte noch vorhandene Glocke hat folgende Inschrift

„1775 is deze Klocke gegoten as Jan H. Stroman en Jan Meinders Kerkvogden tot Eilsum en Johann Stiermann Predicant in de Gemeente wasen. Ick roep het Volk tot Christi leer, de doden bewys ick har laatste eer, ook als er zaken zyn vant gemeen, roep ick door myne stem het volk byeen. Gebruikt my niet tot ydelheit, op dat de ziel keen schade deit. Claudius Fremy, Mammeus Fremy, Heidefeldt me fecerunt.“

Das markante Tor mit der als Mahnung an die Dorfgemeinschaft angebrachten Inschrift: „Ken U Zelven“ (Erkenne dich selbst) gab einstmals dem Kirchplatz einen würdigen Abschluss.

Zu erwähnen wäre noch, dass auffallenderweise auf der Warft nur noch drei „Plaatsen“ stehen, weitere befinden sich am Fuße der Warft oder auf den fünf „Wehren“ Hoesingwehr, Bolkewehr, Middelstewehr, Angernwehr und Uiterstewehr. Vor 50 bis 100 Jahren wurden einige Höfe abgebrochen oder so verkleinert, dass diese nicht mehr als „Plaatsen“ bezeichnet werden können.

Historische Karten von Eilsum

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Landkreis Norden: Panorama des Landkreises Norden

Weblinks


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