- Die Rothschilds (1940)
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Filmdaten Originaltitel Die Rothschilds Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1940 Länge 99 Minuten Stab Regie Erich Waschneck Drehbuch C. M. Köhn
Gerhard T. BuchholzProduktion Ufa, Berlin – Herstellungsgruppe C. M. Köhn Musik Johannes Müller Kamera Robert Baberske Schnitt Walter Wischniewsky Besetzung - Erich Ponto: Mayer Amschel Rothschild
- Carl Kuhlmann: Nathan Mayer Rothschild
- Albert Lippert: James Rothschild
- Hans Stiebner: Bronstein
- Herbert Hübner: Turner
- Hilde Weissner: Sylvia Turner
- Hans Leibelt: König Ludwig XVIII.
- Bernhard Minetti: Fouché
- Herbert Wilk: George Crayton
- Albert Florath: Bearing
- Waldemar Leitgeb: Wellington
- Walter Franck: Herries
- Gisela Uhlen: Phyllis
- Hubert von Meyerinck: Vitrolles
- Michael Bohnen: Kurfürst Wilhelm
- Ursula Deinert: Harriet
- Theo Shall: Bankier Selfridge
Die Rothschilds ist ein propagandistischer deutscher Spielfilm von Erich Waschneck aus dem Jahr 1940. Der Film entstand nach der Idee von Mirko Jelusich und befasst sich in antisemitischer Weise mit dem Aufstieg der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild. Er gehört neben dem Film Jud Süß und dem Dokumentarfilm Der ewige Jude zu den Filmen, die die deutsche Bevölkerung auf härtere Maßnahmen gegen die Juden vorbereiten sollte.
In Deutschland ist die öffentliche Aufführung von Die Rothschilds nur mit einem begleitenden Kommentar sowie unter Auflagen gestattet. Der Vertrieb des Films ist in Deutschland untersagt (Vorbehaltsfilm).
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Weil Kurfürst Wilhelm von Hessen-Kassel sich nicht dem Rheinbund angeschlossen hat, ist er vor Napoleon auf der Flucht. 1806 übergibt er in Frankfurt Mayer Amschel Rothschild Obligationen aus seinem Soldatenhandel im Wert von 600.000 £, damit Rothschild diese in England in Sicherheit bringen möge.
Rothschild benutzt jedoch das anvertraute Geld, um sich ein Vermögen zu erwirtschaften. Dabei unterstützen ihn seine Söhne Nathan Rothschild in London und James Rothschild in Paris. Sie finanzieren mit dem Geld des Kurfürsten die Armee Wellingtons beim Krieg gegen Napoleon in Spanien.
Nathans geschicktester Schachzug gelingt schließlich 1815, als er das Gerücht verbreitet, Napoleon habe in der Schlacht bei Waterloo gesiegt, woraufhin die Aktienkurse in London abstürzen. Als die Wahrheit bekannt wird, hat er bereits zu Spottpreisen die Aktien erworben.
Nach einem Jahrzehnt haben die Rothschilds mit dem Geld des hessischen Kurfürsten ein Vermögen von elf Millionen £ erschwindelt. Zuletzt tut sich Nathan mit dem Kommissar des britischen Schatzamtes zusammen, um ganz Europa in seine Abhängigkeit zu bringen. Am Schluss erscheint ein brennender Davidstern über der Karte Englands.
Kritik
Der Film versammelt alle Themen des nationalsozialistischen Antisemitismus. So wird Juden unterstellt, dass sie keine Staatstreue gegenüber den Ländern empfinden würden, in denen sie leben und dass sie vom Leid anderer Menschen nur profitieren würden. „Viel Geld machen kannste nur mit viel Blut“, sagt im Film der von Erich Ponto dargestellte Mayer Amschel Rothschild zu seinem Sohn James Rothschild. Auch die Darstellung jüdischer Personen entspricht dem nationalsozialistischen Klischee vom „schmierigen Juden“. Mayer Amschel Rothschild ist im schäbigen Kaftan und mit Schläfenlocken dargestellt. Sein Sohn stellt in lüsterner Weise der Frau seines „arischen“ Konkurrenten nach.
Historischer Hintergrund
Der Film baut auf die schon seit dem frühen 19. Jahrhundert umlaufenden Gerüchten über den Aufstieg des Hauses Rothschild auf. Die englische Bankfiliale des Hauses Rothschild war erst 1808 gegründet worden. Nathan Mayer Rothschild übernahm tatsächlich im Auftrag des britischen Zahlmeisters John Charles Herries ab 1814 die Versorgung der auf dem europäischen Festland befindlichen britischen Armee mit Goldmünzen. Diese Versorgung der britischen Armee war wegen der durch Napoleon verhängten Kontinentalsperre sehr risikoreich. Die britische Regierung profitierte dabei vom europäischen Netzwerk der Rothschildfamilie und war mit den Leistungen des Hauses Rothschild sehr zufrieden.
Als am 1. März 1815 Napoleon von seinem Exil auf der Insel Elba nach Frankreich zurückkehrte und binnen kurzer Zeit eine gut ausgerüstete Armee mit 125.000 erfahrenen Soldaten aushob, begann das Haus Rothschild erneut in ganz Europa auf eigenes Risiko große Mengen an Gold aufzukaufen, um diese J. C. Herries als Zahlungsmittel für Wellington zur Verfügung stellen zu können. Nathan Mayer Rothschild unterlief dabei die Fehleinschätzung, dass dieser Krieg wie alle napoleonische Kriege sehr lange dauern würde. Tatsächlich endete diesmal der Krieg sehr schnell. Am 18. Juni 1815 griff Napoleon die alliierte Armee von Wellington nahe dem belgischen Ort Waterloo an und unterlag in dieser Schlacht vernichtend. Angesichts der großen Goldmengen, die das Haus Rothschild zur Finanzierung der britischen Armee aufgekauft hatte, drohte dem Haus erheblicher finanzieller Schaden. Um diesen (sehr sicher absehbaren) Verlust zu verhindern, kaufte Nathan Rothschild britische Staatsanleihen auf. Er vermutete, dass mit dem Sieg der britischen Armee die britische Regierung die Zahl der emittierten Anleihen reduzieren und damit der Preis der Anleihen steigen würde. Nathan Rothschilds Vermutung erwies sich diesmal als zutreffend und als er im November 1817 die Wertpapiere verkaufte, waren sie um mehr als 40 Prozent im Preis gestiegen. Niall Ferguson schätzt, dass das Haus Rothschild mit diesem Geschäft einen Gewinn realisierte, der heute einem Gegenwert von 600 Millionen britischen Pfund entspricht.[1]
Das Finanzgebaren Nathan Rothschilds unterscheidet sich nicht von dem seiner Konkurrenten. Ungewöhnlich war die Größe der Transaktion und die lange Zeitdauer, über die Nathan Rothschild die Wertpapiere hielt. Sie schuf durch ihren hohen Gewinn die Basis für den großen Einfluss, den das Haus Rothschild über die nächsten Jahrzehnte in der europäischen Finanzwelt innehatte. Die Transaktion erregte unter fachkundigen Zeitgenossen sehr viel Bewunderung, führte aber unter weniger Fachkundigen zu allerlei Gerüchten. Zu diesen Gerüchten zählt beispielsweise, dass ab 1830 kolportiert wurde, Nathan Rothschild besäße einen wundersamen hebräischen Talisman, auf den sich sein Erfolg begründe.[2]
Entgegen der einfachen Erkenntnis, dass eine (verhältnismäßig banale) richtige Einschätzung des Marktverhaltens zum frühen Erfolg des Hauses beigetragen hat, hielt sich sehr lange die Geschichte, Nathan Mayer Rothschild habe am englischen Börsenplatz gezielt das Gerücht einer Niederlage der britischen Armee gestreut.[3]
Siehe auch
Literatur
- Die Rothschilds. Aktien auf Waterloo. In: Illustrierter Filmkurier. Nr. 3120. Spielleitung Erich Waschneck. Berlin, Franke 1940. (4 Blätter 4°, Filmprogramm)
- Francis Courtade, Pierre Cadars: Geschichte des Films im Dritten Reich. Heyne, München 1977, ISBN 3-453-00759-X.
- Dorothea Hollstein: Antisemitische Filmpropaganda. Die Darstellung des Juden im nationalsozialistischen Spielfilm. Verlag Dokumentation, Pullach u.a. 1971, ISBN 3794040171.
- Dorothea Hollstein: Antisemitische Filmpropaganda. Die Darstellung des Juden im nationalsozialistischen Spielfilm. Mit einem Vorwort: „Jud Süß“ und die Deutschen. Antisemitische Vorurteile im nationalsozialistischen Spielfilm. Ullstein, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3548351697.
Weblinks
- Die Rothschilds (1940) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biographie Erich Waschneck
- Die Rothschilds bei filmportal.de
Einzelnachweise
- ↑ Niall Ferguson: The Ascent of Money – A Financial History of the World, Penguin Books Ltd, London 2009, ISBN 978-0-141-03548-2, S. 86
- ↑ Niall Ferguson: The Ascent of Money – A Financial History of the World, Penguin Books Ltd, London 2009, ISBN 978-0-141-03548-2, S. 87
- ↑ Für eine detaillierte Beschreibung des historischen Hintergrund siehe Niall Ferguson: The Ascent of Money – A Financial History of the World, Penguin Books Ltd, London 2009, ISBN 978-0-141-03548-2, S. 81–89
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