Eugen Leibfried

Eugen Leibfried
Eugen Leibfried (Mitte) neben Adalbert Seifriz (1967)

Eugen Leibfried (* 16. April 1897 in Guttenbach, heute Neckargerach; † 12. Oktober 1978 in Eberbach) war ein deutscher Politiker der CDU.

Leben

Leibfried besuchte die Volks- und Fachschule in und war anschließend im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern tätig. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich freiwillig als Soldat zur Kaiserlichen Marine, wo er unter anderem auf Minensuchbooten Dienst tat und Obermaat wurde. Nach dem Krieg war er im Genossenschaftswesen tätig, bevor er 1924 den elterlichen Betrieb übernahm. 1928 wurde Leibfried Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Im gleichen Jahr zog er als Abgeordneter der Deutschen Volkspartei in den badischen Landtag ein. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde er im Rahmen der Gleichschaltung von seinen Ämtern enthoben. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er bereits am 3. September 1939 als Obermaat zur Kriegsmarine einberufen. Zumeist in Wilhelmshaven und Gotenhafen stationiert, wurde er in der letzten Kriegsphase nach San Michele versetzt, wo er das Kriegsende als Kapitänleutnant erlebte. Nur durch das Eingreifen amerikanischer Truppen entging er einer Massenerschießung durch marodierende italienische Partisanen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Leibfried Vizepräsident der badischen landwirtschaftlichen Raiffeisen-Genossenschaften. Weiterhin war er in der bäuerlichen Berufsvertretung des Bauernverbandes Baden-Württemberg tätig. Er trat der CDU bei und zog in den Kreistag des Landkreises Mosbach ein. 1949 wurde er als direkter Vertreter des damaligen Bundestagswahlkreises Sinsheim in den ersten Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis 1956 angehörte. Wegen seiner Ministertätigkeit im Land Baden-Württemberg legte er am 21. Juni 1956 sein Amt als Bundestagsabgeordneter nieder.

Am 7. Oktober 1953 holte ihn der baden-württembergische Ministerpräsident Gebhard Müller in sein Kabinett als Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Weinbau und Forsten. Drei Jahre später zog er als Abgeordneter in den Landtag von Baden-Württemberg ein, dem er bis 1972 angehörte. Auf sein Ministeramt, das er auch unter den Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger und Hans Filbinger ausübte, verzichtete er am 12. Juni 1968 zugunsten von Friedrich Brünner.

Politische Schwerpunkte seiner Arbeit waren zunächst im Bundestag Landwirtschafts- und Sozialpolitik. So wirkte er bei den Gesetzen über Lastenausgleich, Kriegsopferversorgung, Kindergeld und in der Regelung des Altersgeldes für Landwirte mit. Als Landwirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg begann er den Zuschnitt der Agrarpolitik auf die jeweils regional verschiedenen Sachverhalte der baden-württembergischen Landwirtschaft innerhalb des Bonner und Brüsseler Rahmens. So wurden unter anderem der Grüne Plan, der Generalobstplan und die systematische Neuordnung der Weinbaus und der Weinwirtschaft aus der Taufe gehoben. Standörtlich und strukturell benachteiligte landwirtschaftliche Gebiete wurden z.B. in das Schwarzwald- und das Albprogramm aufgenommen. Ehemals hessische Exklaven wie Bad Wimpfen, Finkenhof und Helmhof wurden Baden-Württemberg zugeschlagen. Im Rahmen des Hauptschwerpunktes Ertüchtigung der baden-württembergischen Landwirtschaft (Grüner Plan) wurden die Betriebsgrößen der Höfe (bis dahin hatten 70% der Höfe weniger als 5 ha Betriebsfläche und 98% weniger als 20 ha) gezielt gesteigert. Dadurch kam es zu einem massiven Anstieg von Nahrungsmittelproduktion und Verkaufserlösen. Innerhalb dieser agrarstrukturellen Rahmenplanung wurde auch die Flurbereinigung (250.000 ha) und die wegen der teils unwirtschaftlichen Enge vieler bäuerlicher Betriebe notwendige Aussiedlungspolitik (4500 Betriebe) durchgeführt. Weitere Schwerpunkte waren die Milchmarktordnung, das Gesetz über die Berufsausübung in der Landwirtschaft, das landwirtschaftliche Beratungswesen und das Altershilfsgesetz für die Landwirtschaft.

Eugen Leibfried galt Zeit seines Lebens als Freund des kleinen Mannes, für dessen Belange er sich einsetzte.

Auszeichnungen

Leibfried erhielt 1962 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband und 1975 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Literatur

  • Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002. Band 1, A–M, Saur, München 2002, ISBN 3-598-23781-2, S. 491.
  • Clemens Seiterich: "Spuren meines Lebens" Bewegte Zeiten für Badens Bauern. Badischer Landwirtschaftsverlag, Freiburg 2001, ISBN 3-980-18183-9.

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