Fernsehturm Stuttgart

Fernsehturm Stuttgart
Stuttgarter Fernsehturm
Basisdaten
Ort: Stuttgart
Verwendung: Fernsehturm, Restaurant, Aussichtsplattform
Bauzeit: 1954–1955
Eigentümer: Südwestrundfunk
Technische Daten
Höhe: 216,61 m
Schafthöhe: 160,94 m
Obere Aussichtsplattform: 152,40 m
Untere Aussichtsplattform: 150,00 m
Panorama-Café: 147,00 m

Der Stuttgarter Fernsehturm ist ein Sendeturm des Südwestrundfunks zur Versorgung der Region Stuttgart mit dessen Rundfunkprogrammen. Er ist der weltweit erste Fernsehturm, der aus Stahlbeton gebaut wurde. Ungeachtet seines Namens strahlt der Turm seit 2006 nur noch Hörfunkprogramme aus.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Im Jahr 1949 begann der damalige Süddeutsche Rundfunk (SDR) – heute Südwestrundfunk (SWR) – mit dem Aufbau seines UKW-Rundfunknetzes. Zur Versorgung der Region Stuttgart wurde 1950 der Sender Stuttgart-Degerloch auf dem Hoffeld in Betrieb genommen. Der dort genutzte 100 Meter hohe Stahlgitterturm ermöglichte jedoch keine lückenlose Versorgung der topografisch anspruchsvollen Umgebung. Es zeigte sich, dass dazu ein etwa doppelt so hoher Antennenträger notwendig war.

Als neuer Träger für Radio- und Fernsehantenne war ursprünglich ebenfalls ein Stahlgitterturm vorgesehen. Doch der Turm- und Brückenkonstrukteur Fritz Leonhardt konzipierte mit dem Architekten Erwin Heinle einen eleganten Stahlbetonturm, dessen Turmkorb auch touristisch genutzt werden sollte. Der Vorteil für den Süddeutschen Rundfunk zeigte sich bereits nach kurzer Zeit: Die Baukosten in Höhe von 4,2 Millionen Mark hatten sich durch die Besucher innerhalb von fünf Jahren amortisiert. Damit wurde der Fernsehturm in Stuttgart das Vorbild für unzählige Konstruktionen in der Welt.

Lediglich acht Meter tief reicht das Fundament in die Erde. Bedingt durch das hohe Fundamentgewicht und auflastendes Erdreich – der Durchmesser der Fundamentsohle ist drei mal so groß wie der Durchmesser der Betonröhre in Höhe des Eingangs – kann der Turm angreifende Windkräfte abtragen.

Er befindet sich auf dem 483 Meter hohen Hohen Bopser im Stadtbezirk Degerloch am Südrand des Stuttgarter Talkessels. Baubeginn war am 10. Juni 1954. Nach einer Bauzeit von 14 Monaten wurde am 17. August 1955 der Rohbau fertiggestellt. Am 29. Oktober 1955 wurde der Fernsehsender auf dem Fernsehturm in Betrieb genommen, die feierliche Einweihung fand am 5. Februar 1956 statt. Der SDR strahlte vom Turm das 1. Fernsehprogramm der ARD sowie seine Hörfunkprogramme aus. In abstrahierter Form in einem Kreis bildete der Fernsehturm das Logo des Süddeutschen Rundfunks bis zur Fusion mit dem Südwestfunk zum Südwestrundfunk.

Obwohl der Turm bei Baubeginn sehr umstritten war und auf Widerstand im Stuttgarter Gemeinderat stieß, wurde er bald nach Fertigstellung zum weltweit bekannten Wahrzeichen von Stuttgart und zur Touristenattraktion. Von den zwei Aussichtsplattformen reicht der Blick auf die Stadt, die Weinberge im Neckartal, das Umland bis zur Schwäbischen Alb und zum Schwarzwald. An klaren Tagen reicht das Panorama bis zu den Gipfeln der Schweizer Alpen, zum Beispiel bis zum Säntis (170 Kilometer Luftlinie).

Eine Besonderheit des Stuttgarter Fernsehturms ist, dass er neben der üblichen roten Flugsicherheitsbefeuerung noch drei weiße rotierende Xenon-Hochdruckscheinwerfer mit einer Lichtleistung von 1600 Watt, wie sie auch auf Leuchttürmen verwendet werden, besitzt. Diese Scheinwerfer werden bei Nacht und schlechtem Wetter vom Flughafen Stuttgart aus angeschaltet und sind noch in über 50 Kilometer Entfernung gut auszumachen. Ursprünglich war geplant, den gesamten Turm rot-weiß zu bemalen. Zur Weihnachtszeit werden im Antennenmast noch einige zusätzliche weiße Lampen installiert, die aber nicht von allen Richtungen gut auszumachen sind.

Im Turmkorb befinden sich (unter den beiden Aussichtsplattformen):

  • das Turmcafé
  • das ehemalige Restaurantgeschoss
  • das ehemalige Küchengeschoss
  • das Technikgeschoss

Nach Sanierungsarbeiten im Herbst 2005 blieben das ehemalige Restaurant- sowie das Küchengeschoss aus Kostengründen im Rohbauzustand und sind für die Öffentlichkeit teilweise zugänglich. Im ehemaligen Restaurantgeschoss befindet sich seit November 2006 die Spielstätte „Theater über den Wolken“ des Alten Schauspielhauses sowie eine Dauerausstellung über den Bau des Stuttgarter Fernsehturms.

Geschichte

Nach der Grundsteinlegung am 10. Juni 1954 wurde der Turm am 5. Februar 1956 eingeweiht. Von Oktober bis Dezember 1965 wurde der Antennenträger um 5,61 m verlängert, dadurch vergrößerte sich die Höhe des Turms auf 216,61 m. Von 1982 bis 1983 wurde die Inneneinrichtung des Turmkorbs nach Plänen von Rolf Gutbrod neu gestaltet. Seit 1986 steht der Stuttgarter Fernsehturm unter Denkmalschutz. Im Rahmen des Kunstprojektes „Inter-Info“ wurden 1993 vom Turmkorb zum Boden drei Stahlseile gespannt, an denen rote Windsäcke aufgehängt wurden. Doch da sich die Windsäcke in den Seilen verhängten, wurde das Projekt bereits nach drei Monaten vorzeitig abgebrochen. Ab 1999 betrieb Willi Weber das Restaurant „Webers Gourmet im Turm“, das inzwischen wieder geschlossen wurde. Am 20. Mai 2004 fuhr der Hochseilartist Johann Traber mit einem Smart Roadster Coupé auf zwei 192 Meter langen, am Turm verankerten Stahlseilen auf 53 Meter Höhe. Hin- und Rückfahrt dauern insgesamt 32 Sekunden. Von Mai bis November 2005 wurde wegen Korrosionsschäden die Fassade des Turmkorbs neu konzeptioniert und erneuert, in dieser Zeit ist der Turm für die Öffentlichkeit geschlossen. Am 5. und 6. Februar 2006 wurde eine zweitägige Jubiläumsfeier zum 50. Jahrestag der Einweihung veranstaltet. Vom 13. Juni bis zum 13. Juli 2006 veranstalteten der Fotograf Stephan Zirwes und Kollegen vom BFF zur Fußball-Weltmeisterschaft die Fotoausstellung „Die Stadt im Spielrausch“ im ehemaligen Restaurantgeschoss. Am 24. Juli 2006 wurde die Ausstrahlung des 1. Fernsehprogramms der ARD eingestellt, die Verbreitung des Programms erfolgte bereits seit Mai 2006 im DVB-T-Standard vom Stuttgarter Fernmeldeturm aus.

Technische Informationen

Stuttgarter Fernsehturm
  • Höhenlage: 483,00 m ü. NN (Hoher Bopser)
  • Gesamthöhe bis zur Antennenspitze: 216,61 m
  • Schafthöhe: 160,94 m
  • Höhe der oberen Aussichtsplattform: 152,40 m
  • Höhe der unteren Aussichtsplattform: 150,00 m
  • Höhe des Panorama-Cafés im Turmkorb: 147,00 m
  • Maximaler Durchmesser des Turmkorbs: 15 m
  • Durchmesser des Fundamentes: 27 m
  • Gewicht des Fundaments: ca. 1.500 t
  • Gesamtgewicht des Turmes: ca. 3.000 t
  • Gewicht des Antennenmasts: 48 t
  • Fahrgeschwindigkeit der Aufzüge: 5 Meter pro Sekunde
  • Fahrzeit: ca. 36 Sekunden
  • Baukosten 1956: 4,2 Mio. Mark (rund 2,14 Mio. Euro bzw. 8,6 Mio. Euro in Kaufkraft von 2005)


Frequenzen und Programme

Analoges Radio (UKW)

Beim Antennendiagramm sind im Falle gerichteter Strahlung die Hauptstrahlrichtungen in Grad angegeben.

Frequenz
[MHz]
Programm RDS-PS RDS-PI Regionalisierung ERP
[kW]
Diagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
94,7 SWR1 Baden-Württemberg SWR1_BW_ D301 100 ND H
105,7 SWR2 SWR2_BW_ D5A2 Baden-Württemberg 80 ND H
92,2 SWR3 __SWR3__ D3A3 Württemberg 100 ND H
90,1 SWR 4 Baden-Württemberg _SWR4_S_ D904 Stuttgart 100 ND H
90,8 Das Ding DASDING_ D3A5 2 ND H
87,9 Deutschlandradio Kultur DKULTUR_ D220 1 ND H

Die analoge Ausstrahlung von SWR cont.ra (91,5 MHz, 300 W) erfolgt vom Funkhaus in der Neckarstraße. Die privaten Programme Hit-Radio Antenne 1, bigFM und Die Neue 107.7 sowie AFN werden vom Stuttgarter Fernmeldeturm aus abgestrahlt.

Digitales Radio (DAB)

DAB wird in vertikaler Polarisation und im Gleichwellenbetrieb (SFN) mit anderen Sendern ausgestrahlt.

Block Programme im Multiplex ERP
[kW]
SFN
12B 
Baden-
Württemberg 
(D__00010)
  • SWR1 Baden-Württemberg (128 kbps)
  • SWR2 (128 kbps)
  • SWR3 (128 kbps)
  • Das Ding (128 kbps)
  • SWR cont.ra (48 kbps, Mono)
  • Deutschlandfunk (64 kbps-M)
  • Deutschlandradio Kultur (128 kbps)
  • NPAD: Digital Radio Südwest (32 kbps)
  • NPAD: weitere Dienste (32 kbps)
1
(gepl. 8)
Hoher Bopser (Stuttgart-Degerloch), Aalen, Bad Mergentheim, Baden-Baden/Merkur, Ettlingen/Wattkopf, Feldberg im Schwarzwald, Freiburg/Vogtsburg, Geislingen/Oberböhringen, Heidelberg/Königstuhl, Hornisgrinde, Lahr/Schutterzell, Mudau, Murgtal/Forbach, Pforzheim/Langenbrand, Raichberg, Ulm/Kuhberg, Waldburg, Waldenburg, Witthoh
11B 
Stuttgart 
Test
(D__30118)
  • SWR3 (192 kbps)
  • DASDING (192 kbps)
  • gepl.: Radio Plus
  • SLS (16 kbps-D)
  • SLS-EPM (16 kbps-D)
  • SLS-fast (192 kbps-D)
3 Hoher Bopser (Stuttgart-Degerloch)

Fernsehen

Seit dem 25. Juli 2006 werden vom Stuttgarter Fernsehturm nur noch UKW- und DAB-Hörfunkprogramme abgestrahlt. Zuvor wurde auch das Fernsehprogramm Das Erste verbreitet. Da zur Ausstrahlung von Programmen im DVB-T-Standard ein aufwändiger Austausch der Fernsehantenne notwendig gewesen wäre, verzichtete der SWR auf die Ausstrahlung seiner Bouquets vom Fernsehturm und verlagerte diese zum Standort Stuttgart-Frauenkopf der Deutschen Telekom.

Daten des zuvor hier abgestrahlten Programms Das Erste (SWR):

Kanal Frequenz 
[MHz]
Programm ERP
[kW]
Diagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
E11 217,25 Das Erste (SWR) 100 ND H

Sonstiges

Das Wahrzeichen von Seattle im US-Bundesstaat Washington, die anlässlich der Weltausstellung 1962 gebaute Space Needle, hatte den Stuttgarter Fernsehturm zum Vorbild. Der US-amerikanische Geschäftsmann Edward Carlson war bei einem Besuch in Deutschland von der Idee eines Restaurants in einem Turm so begeistert, dass er den Entschluss fasste: „Seattle braucht ein Restaurant im Himmel“. Ein Foto des Fernsehturms befindet sich zusammen mit entsprechenden Erläuterungen auf der Aussichtsplattform der Space Needle.

Die oft kopierte Gestalt des Stuttgarter Fernsehturms diente unter anderem auch dem Sentech Tower in südafrikanischen Johannesburg als Vorbild.

Fotos

Weitere Türme in Stuttgart

Literatur

  • Vom Wagnis zum Wahrzeichen – 50 Jahre Fernsehturm Stuttgart. Fernsehturm-Betriebs-GmbH, Stuttgart 2006, ISBN 3-00-018039-7
  • Jörg Schlaich, Matthias Schüller: Ingenieurbauführer Baden-Württemberg. Bauwerk Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-934369-01-4, S. 486–488.
  • Walther Drechsel: Turmbauwerke. Bauverlag, Wiesbaden 1967.

Weblinks

48.7557222222229.19022222222227Koordinaten: 48° 45′ 21″ N, 9° 11′ 25″ O


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