- Festung Nauders
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Die Straßensperre Nauders, auch Sperre Hochfinstermünz genannt, ist ein Festungsbauwerk zweieinhalb Kilometer nordwestlich der Ortschaft Nauders in Nordtirol. Die Anlage wurde in der Zeit von 1834 bis 1840 an der Stelle einer alten Defensionsmauer errichtet und ist das älteste bemannte Festungswerk auf österreichischer Seite im Verlauf des Ersten Weltkrieges.
Die Festung Nauders liegt in einer Schlucht im ausspringenden Radius einer doppelten Kurve und gilt dadurch als praktisch unangreifbar. Es ist die einzige altösterreichische Befestigungsanlage aus der südlichen Sperrkette, das sich noch auf österreichischem Boden befindet. Das Werk war nicht in Kampfhandlungen verwickelt und ist daher sehr gut erhalten. Heute befindet sich das Museum „Festung Nauders“ im Festungswerk.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung und Geschichte
Das Bauwerk weist noch nicht die Schnörkellosigkeit der späteren Jahre auf; hier wurde auf architektonische Ausgewogenheit noch großer Wert gelegt. Die geografischen Gegebenheiten wurden beim Bau optimal berücksichtigt, indem das Bauwerk regelrecht an den Felsen geschmiegt wurde. Die Anlage sperrte die Straße vom Reschenpass nach Landeck bzw. Vorarlberg und Innsbruck. Allerdings ist die Verteidigungsfähigkeit nach zwei Seiten gegeben, so dass auch nach Norden Schussfeld vorhanden war.
Im nordseitigen Giebel ist die folgende Inschrift zu lesen:
- FRANCISCUS I. 1834.
- FERDINANDUS I. 1840.
Damit gemeint sind die beiden österreichischen Kaiser Franz I. und Ferdinand I., unter deren Herrschaft der Bau entstand.
Das Bauwerk ist der damaligen Zeit gemäß aus Mauerwerk errichtet und kann nur als minder granatsicher bezeichnet werden. Ausgenommen davon sind die Teile, die in den Felsen hineingebaut wurden und demnach als absolut bombensicher galten. Eine direkte Beschießung wäre allerdings nicht möglich gewesen, und eine indirekter Beschuss durch Haubitzen von der Straße über die Felsvorsprünge hätte wahrscheinlich auch keinen großen Erfolg gebracht.
Das Werk war für Gewehr und Geschützfeuer eingerichtet und verfügte über einen Kehlgraben mit abwerfbarer Brücke. In die Straße hinein ist ein zweigeschossiger Kehlkoffer angefügt, der zur Aufnahme der acht Kanonen eingerichtet war.
- Erstes Stockwerk: je zwei Einzelkasematten nach jeder Seite.
- Zweites Stockwerk: je eine Doppelkasematte nach jeder Seite.
Die Anlage war mit acht 8-cm-Kasemattkanonen M 94 ausgestattet, wovon bei Kriegsbeginn zwei Stück an die Sperre Gomagoi abgegeben wurden.
Der rückwärtige Teil ist hoch aufgeführt und verfügt über stellenweise vier Stockwerke, die alle mit Gewehrscharten versehen sind. Im Inneren befinden sich zweistöckige Mannschaftskasematten sowie Versorgungsräume. Frischwasserentnahme erfolgte aus einem Bach, der unter der Festung durchfließt.
Besatzung
- Détachements der Landesschützenregimenter Trient Nr.I und Innichen Nr.III
- 1 Reservekompanie des Festungsartilleriebataillons Nr. 4 (Riva del Garda)
- 1 Détachement des Festungsartilleriebataillons Nr. 7 (Malé / Val di Sole)
- 1 Détachement Standschützen aus Landeck
Zusammen etwa 40 Mann, die in einem Kasernengebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht waren. Ob die Sperre dauernd besetzt war, ist nicht bekannt.
Die Planung für den Bau erfolgte durch Feldmarschallleutnant Franz von Scholl, der auch die Festung von Verona und die Franzensfeste konzipiert hatte. Verantwortlicher Ingenenieur vom Platze war Generalmajor Georg Eberle, der auch Oberingenieur beim Bau der Bundesfestung Rastatt war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die französische Besatzungsmacht Nauders als Depot. Das österreichische Bundesheer gab dann 1970 die Liegenschaft als militärisches Objekt endgültig auf.
Literatur
- Moritz Ritter von Brunner: Die Beständige Befestigung. Für die k.u.k. Militärbildungsanstalten. 7. Auflage, Wien: L.W. Seidl 1909.
- Willibald Rosner: Die österr.-ung. Gebirgsfortifikation der Ära Vogel. Militaria austriaca Folge 15, Wien: Gesellschaft für österreichische Heereskunde 1994.
- A.E. Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918. Wien: Verlag Österreich 2000.
Weblinks
46.91334510.492887Koordinaten: 46° 54′ 48″ N, 10° 29′ 34″ O
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