- Festung von Belgrad
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Festung von Belgrad Erhaltungszustand: Gut erhalten Ort: Belgrad Geographische Lage 44° 49′ 25″ N, 20° 27′ 1,8″ O44.823620.4505Koordinaten: 44° 49′ 25″ N, 20° 27′ 1,8″ O Die Festung von Belgrad bildet den historischen Kern der serbischen Hauptstadt Belgrad und stammt in ihrer Grundstruktur vom Anfang des 15. Jahrhunderts, wurde aber insbesondere Ende des 17. Jahrhunderts und Anfang des 18. Jahrhunderts durch modernere Bastionen ausgebaut.
Die zentral gelegene Festung von Belgrad war während der militärischen Konfrontation um die Vorherrschaft in Ostmitteleuropa zwischen den Großmächten der Habsburger Monarchie und dem Osmanischen Reich in den Türkenkriegen erbittert umkämpft und wurde im 17. und 18. Jahrhundert während kürzerer Abschnitte von Österreich gehalten. Im Zuge des Ersten Serbischen Aufstands gegen die Türken erkämpften sich die Serben 1807 die Festung, die aber bis 1867 einen osmanischen Kommandanten behielt.
Strategisch auf einem 50 m hohen Kalksporn über dem Flussdelta der Save in die Donau gelegen, ist die Festung das Wahrzeichen der Stadt. Neben Wällen, Bastionen, Türmen und Toren sind die zahlreichen bedeutenden Monumente sowie zwei Kirchen und das Militärhistorische Museum Serbiens touristische Anziehungspunkte in der Anlage.
Im ehemaligen Vorfeld der Festung sind der Große und Kleine Kalemegdan als großzügige Parkanlagen sowie der Zoo von Belgrad eingerichtet.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Festung liegt oberhalb der Mündung der Save in die Donau und teilt sich in die auf dem Kalkplateau liegende Oberstadt und die in der Alluvialebene liegende Unterstadt auf. Von der Terrasse der Oberstadt bietet sich ein weiter Blick über die Flüsse Save und Donau, die im Mündungsbereich liegende Große Kriegsinsel (Veliko ratno ostrovo) sowie auf die Belgrader Stadtteile Zemun und Novi Beograd. Gegen Norden erstrecken sich die flachen einförmigen Niederungen der Pannonischen Tiefebene. Nach Süden ziehen sich von der Festung die Mittelgebirgszüge der Šumadija. Ober- und Unterstadt sind nur über ein Tor verbunden.
In der mittelalterlichen Blütezeit zu Anfang des 15. Jahrhunderts befand sich in der Oberstadt die ursprüngliche Residenzanlage des Despoten Stefan Lazarević. In der Unterstadt lagen die Zivilstadt sowie die religiösen Einrichtungen mit dem Franziskanerkloster sowie der Orthodoxen Stadtkathedrale, der Belgrader Mitropolija. Ein Donauhafen bestand seit Anfang des 15. Jahrhunderts, ein Savehafen schon unter König Stefan Uroš II. Milutin, der die Savevorstadt errichtete.
Aussehen
Die Festung besteht aus zwei Teilen: der Oberstadt, die das Plateau des einstigen römischen Kastrums, byzantinischen Kastells und der Stadt des Despoten einnimmt, sowie der Unterstadt. Der spätantike-mittelalterliche Kern der Oberstadt wurde im Barock im Süden und Osten durch Bastionen verstärkt. Die Unterstadt teilt sich noch in den westlichen, im 13. und 14. Jahrhundert unter König Stefan Uroš II. Milutin errichteten Stadtteil sowie die Vorstadt des Despoten von Anfang des 15. Jahrhunderts am Flussufer, sowie den vorgelegenen Artillerie-Bastionen im Osten.
Die einst turmreiche mittelalterliche Oberstadt hat ihr Aussehen insbesondere im 17. bis 18. Jahrhundert stark verändert, als die für Blankwaffen konzipierten Türme obsolet wurden und verstärkt Bastionen für Geschütze errichtet wurden. Das ehemalige Schloss des Despoten in der Oberstadt ist bei der Eroberung Belgrads 1688 zerstört worden.
Strategische Bedeutung der Festung
Die Festung von Belgrad und damit die Stadt Belgrad besitzen seit je eine besondere bedeutende strategische Position auf der Balkanhalbinsel. An der Grenze der Pannonischen Tiefebene und der südosteuropäischen Gebirgshalbinsel gelegen, lag die Festung an der Kreuzung der wichtigsten Straßenverbindungen, die seit der Antike die Stadt mit Konstantinopel/Istanbul sowie Thessaloniki verband. Die Via Militaris sowie Via Egnatia sowie deren historische nachfolgenden Straßen nahmen in Belgrad ihren Anfang. Neben den Straßenverbindungen kreuzen sich bei der Festung aber auch die Flussstraßen mit Save und Donau, dem bedeutendsten Strom Europas.
Auch das lokale Relief begünstigt die Anlage der Festung auf einem breiten Plateau auf dem Kamm der Šumadija, der nur über einen Steilhang mit den Flurniederungen verbunden ist.
Diese strategische Lage führte unter anderem dazu, dass drei Kreuzzüge (1096, 1147 und 1189) durch Belgrad führten und die Stadt ständigen Eroberungen in ihrer wechselvollen Geschichte ausgesetzt war.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Belgrads
Aufgrund der günstigen strategischen Lage wurde der Bereich der Festung schon im 3. Jahrhundert v. Chr. von keltischen oder thrako-keltischen Stämmen, den Skordiskern, befestigt. Die Römer, die die Stadt im 1. Jahrhundert v. Chr. eroberten, bezeichneten die Siedlung als Singidunum, was wahrscheinlich runde Festung oder runde Stadt bedeutet und sich wohl aus dem Keltischen ableitet. 86 n. Chr. wurde die Legio IV. Flavia Felix nach Singidunum verlegt. Später wurde Singidunum Municipium und auch in den Rang einer Colonia erhoben. Nach der Zerstörung dieses Militärlagers durch die Goten und Hunnen wurde die Festung Bestandteil des konsolidierten Byzantinischen Reichs, das mit der von Justinian I. betriebenen Restauratio imperii den Donaulimes absicherte. Die im Brennpunkt stehende Stadt Singidunum wurde dabei in Form eines wesentlich verkleinerten, aber mit starken Mauern befestigten byzantinischen Kastrons innerhalb des alten aufgegebenen Legions-Standlagers (Castra) erneuert. Letztlich musste das Kastron aber während der Völkerwanderung von Awaren und Slawen um 625 aufgegeben werden.
Das spätantike byzantinische Kastell wurde nach einer wechselvollen Geschichte vom 9. bis 12. Jahrhundert erst durch den byzantinische Kaiser Manuel I. um 1153 erneuert. Manuel kontrollierte die Arbeiten an der Festung mehrmals persönlich. Seitdem wurde die Stadt in Westeuropa oft Griechisch Weißenburg genannt.
Unter der Herrschaft des serbischen Despoten Stefan Lazarević (ca. 1377–1427) wurde Belgrad als der neue Mittelpunkt von Serbien erneut durch gewaltige Befestigungen der Oberen und Unteren Stadt verstärkt. Innerhalb des alten Kastells wurde das Schloss des Despoten gebaut, am Ufer der Save der Kriegshafen erweitert und Belgrad entwickelte sich zu einer für damalige Verhältnisse progressiven mittelalterlichen Stadt.
Während der Zeit des Stefan Lazarević nachfolgenden Despoten Đurađ Brankovićs wurde Belgrad an Ungarn zurückgegeben. Die Osmanen eroberten bis Anfang der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den größten Teil Serbiens mit Ausnahme der neuen Hauptstadt Smederevo, während Belgrad im Herrschaftsbereich des ungarischen Königs Sigismund verblieb. Für die Osmanen stellte Belgrad ein großes Hindernis auf dem Weg nach Mitteleuropa dar, das aus ihrer Sicht unbedingt erobert werden musste. Schließlich griffen die Osmanen Belgrad am 4. Juli 1456 an, was zur Belagerung Belgrads führte. Die christliche Armee, geführt von Johann Hunyadi, verteidigte Belgrad schlussendlich mit Erfolg.[1]
Die osmanische Armee unter Süleyman I. eroberte schließlich am 28. August 1521 Belgrad von den Ungarn. Die Stadt wurde ein wichtiger Stützpunkt für ihre Feldzüge gegen den Westen und blühte als großer Handelsort auf.
Nach der Eroberung Belgrads 1521 durch die Osmanen wurde die Festung nicht wesentlich erweitert, erst unter der österreichischen Besatzung von 1717 bis 1739 wurde sie zu einer der stärksten militärischen Befestigungen in Europa ausgebaut.
Denkmäler
Architektur
Die meisten der erhaltenen Wälle, Türme und Tore haben sich in der Oberstadt erhalten. Das älteste und besterhaltene mittelalterliche Tor der Oberstadt ist das Tor des Despoten (um 1405) sowie das doppeltürmige Zindan Tor (1460). Das Tor des Despoten wird vom Castellan-Turm flankiert, wo sich heute ein Observatorium befindet.
Vor dem Zindan Tor liegt eine Bastion mit dem barocken Tor Leopolds I. von 1688–1690. Es ist eines der ältesten österreichischen Bauwerke in der Festung. Über dem Eingang ist das Monogramm “L.P.” (Leopoldus Primus) eingraviert. Auf die Österreicher geht auch der barocke 27,5 m hohe Uhrturm Sahat Kula (erste Hälfte des 18. Jahrhunderts) und das Sahat Tor zurück. Das Doppeltor der Stambol kapija (Tor nach Istanbul) besteht aus dem inneren und äußeren Stambol Tor und war im Barock das Haupttor der Stadt. Hier hing die Fahne der Osmanischen Reiches, die erst 1876 nach dem Serbisch-Osmanischen Krieg als letztes Symbol der Beendigung des Vasallenstatus abgenommen wurde.
Am Eingang zum Kalemegdan liegt das Karadjorde Tor, durch welches Karađorđe 1807 beim ersten serbischen Aufstand in die Festung von Belgrad eindrang, weshalb das Tor nach ihm benannt wurde. Im Zentrum der Oberstadt liegt die Türbe von Damad Ali Pascha, eines der am besten erhaltenen orientalischen Denkmäler Belgrads. Die Türbe zu Ehren des Großvezirs wurde 1784 über dem Grab des Muhafiz (Festungskommandanten) Ismet Mehmed Pasha errichtet. Hier sind die Festungskommandanten Selim Pasha (1847) und Hasan Pasha (1850) begraben.
Neben dem Ende des 17. Jahrhunderts errichteten und über eine Brücke zu erreichenden Königstores liegt der 51 m tiefe sogenannte Römische Brunnen von 1717–1731. Das Defterdar Tor ermöglicht die Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt und bekam sein jetziges Aussehen im 18. Jahrhundert. Am Defterdar Tor befindet sich der Brunnen des Mehmed-paša Sokolović (1567). Evliya Tschelebi berichtete über die Inschrift am Brunnen, wo zu lesen war: Komme näher Bey, wenn du wünscht vom himmlischen Reichtum zu trinken. Während der Österreichischen Rekonstruktion der Belgrader Festung 1717–1739 wurde der Brunnen verschüttet und erst 1938 wieder ausgegreben.
In der Unterstadt sind die bedeutendsten Denkmäler der ehemals als Gefängnis dienende Nebojša-Turm (1460), das barocke Tor Karls VI. (1736), das Türkische Vidin Tor sowie der osmanische Hamam aus dem 18. Jahrhundert. Zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert wurde der Jakšić Turm errichtet, der jedoch mehrmals umgebaut wurde. Sein jetziges Aussehen bekam er erst 1937.
In der Unterstadt liegen heute zudem noch zwei kleinere religiöse Bauwerke, die Rosenkirche und die Kirche der hl. Petka. Die ehemalige orthodoxe Metropolitenkirche und ein Franziskaner-Kloster wurden mit der osmanischen Eroberung 1521 und die in der Oberstadt gelegene Hauptmoschee mit der österreichischen Eroberung 1718 zerstört, ihre Grundmauern aber zum Teil archäologisch konserviert.
Monumente
Innerhalb der Festung und des Kalemegdan finden sich zahlreiche überwiegend bronzene Statuen und Monumente. Am bekanntesten ist das auf einer Terrasse der Oberstadt stehende Monument eines nackten Kriegers, des Pobednik (Siegers) von Ivan Meštrović. Der Pobednik ist zu Ehren des Sieges gegen die Türken in den Balkankriegen aufgestellt worden. Neben dem Pobednik stammt noch das Monument Merci a la France (Dank an Frankreich) von 1930 von Meštrović. Die Großskulptur einer nackten Frau mit Schwert, die metaphorisch Serbien zu Hilfe eilt, gedenkt der Allianz zwischen Frankreich und Serbien im Ersten Weltkrieg. Von Toma Rosandić stammt der Brunnen Kampf (Borba) im Großen Kalemegdan.
Museen
Das bedeutende Militärhistorische Museum existiert seit 1878 und befindet sich seit 1904 in der Oberstadt. Das heutige Gebäude stammt von 1923-1924. Neben der Militärgeschichte der Region von der Antike bis zum Kosovokireg ist zahlreiches modernes Kriegsgerät der Wehrmacht, Roten Armee sowie der NATO Allianz ausgestellt. Auf den Freiflächen um das Museum finden sich aber auch mit Rittern und Kriegsszenen geschmückte mittelalterliche monumentale Steći aus der Herzegovina.
Siehe auch
Einzelnachweise
Literatur
- Allerneuester Abriß der Vestung Belgrad, Hamburg 1717 (Digitalisat)
Weblinks
Commons: Kalemegdan – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Burg in Serbien
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