- Franz-Josef Röder
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Franz-Josef Röder (* 22. Juli 1909 in Merzig; † 26. Juni 1979 in Saarbrücken) war Ministerpräsident des Saarlandes von 1959 bis 1979 und Landesvorsitzender der CDU Saar.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Röder studierte und promovierte in Freiburg im Breisgau, Innsbruck und Münster romanische Sprachen und Geographie, um anschließend in den Schuldienst einzutreten. 1934 wurde er Mitglied im Nationalsozialistischen Lehrerbund. Von 1937 bis 1945 war er im Auslandsschuldienst für den DAAD tätig. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Dolmetscher für die Bahn. Ab 1948 war Röder wieder im Schuldienst tätig, zuletzt als Oberstudiendirektor am Realgymnasium in Dillingen/Saar.
Franz-Josef Röder war Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Falkenstein zu Freiburg im CV.
Röder war verheiratet mit Magdalene Spieß (1917-2005). Aus der Ehe gingen vier Töchter und ein Sohn hervor.
Partei
Am 1. August 1933 wurde Röder in die NSDAP aufgenommen (Mitgliedsnummer 2 697 692).[1][2] Nach deren Zulassung schloss sich Röder 1955 der CDU Saar an und war bis 1959 deren Ortsvorsitzender in Dillingen. Von 1959 bis 1973 war er Landesvorsitzender der Saar-CDU.
Abgeordneter
Von 1955 bis zu seinem Tod war Röder Abgeordneter im Landtag des Saarlandes.
Dem Deutschen Bundestag gehörte Röder vom 4. Januar 1957, als saarländischer Abgeordneter nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland in den Bundestag entsandt, bis zum Ende der zweiten Legislaturperiode an.
Öffentliche Ämter
Dem ersten CDU-Kabinett unter Ministerpräsident Egon Reinert (4. Juni 1957 – 21. Januar 1959) gehörte Franz-Josef Röder als Minister für Kultus, Unterricht und Volksbildung an. Regierungschef Reinert verunglückte am 23. April 1959 bei einem Autounfall tödlich.
Am 30. April 1959 wurde Röder zum Ministerpräsidenten des Saarlandes gewählt. Nach den Wahlen im Dezember 1960 wurde am 3. Januar 1961 ein neues Koalitionskabinett der CDU mit der FDP/DPS unter Röder gewählt. Ab Juli 1970 bildete er eine CDU-Alleinregierung, nachdem die Christdemokraten bei den Landtagswahlen eine absolute Mehrheit errungen hatten.
Bei den Landtagswahlen 1975 gab es ein Patt zwischen CDU auf der einen Seite und SPD und FDP auf der anderen Seite. Röder regierte zunächst mit einer Minderheitsregierung weiter. Im März 1977 gelang es ihm, eine Koalition mit der FDP/DPS zu bilden, so dass er wieder eine parlamentarische Mehrheit besaß. Die Anzahl der Landtagsabgeordneten wurde in der Verfassung später von 50 auf 51 erhöht, damit eine solche Pattsituation nicht mehr entstehen konnte.
Vom 1. November 1959 bis zum 31. Oktober 1960 und vom 1. November 1969 bis zum 31. Oktober 1970 war er turnusgemäß Bundesratspräsident.
Am 25. Juni 1979 gab Röder bekannt, 1980 nicht mehr als Ministerpräsident kandidieren zu wollen und schlug Werner Zeyer als seinen Nachfolger vor; am folgenden Tag verstarb er, so dass seine Ankündigung wie ein Vermächtnis nachklang.
Siehe auch: Kabinett Röder I, Kabinett Röder II, Kabinett Röder III, Kabinett Röder IV, Kabinett Röder V, Kabinett Röder VI
Politisches Wirken
Unter Röder spielte die Unterstützung für den Steinkohlenbergbau eine wesentliche Rolle. Es war in der Folge eines der meistdiskutierten Themen im Saarländischen Landtag. Dies hing mit der andauernden Kohlekrise zusammen. Grubenschließungen und eine sehr umstrittene Diversifizierung der Saarbergwerke waren die Folge.
Wirtschaftspolitisch waren vor allem die Infrastrukturmaßnahmen im Land, der Beschluss für den Saar-Pfalz-Kanal und die Modernisierung der Industrie von Bedeutung. In der Kultur- und Bildungspolitik gab es einen Paradigmenwechsel unter dem langjährigen Kultusminister Werner Scherer, der als Kronprinz Röders galt. Die CDU Saar nahm Abschied vom Konfessionsschulenmodell der 1950er Jahre.
Innenpolitisch setzte die Regierung Röder die umfassendste Gebiets- und Verwaltungsreform des Saarlandes in Kraft. Am 1. Januar 1974 traten an die Stelle von mehreren hundert selbstständigen Gemeinden 52 saarländische Einheitsgemeinden in fünf Landkreisen und dem Stadtverband Saarbrücken.
Eine wichtige innen- und außenpolitische Rolle spielte Röder bei den Verhandlungen der Regierung Willy Brandt zu den Ostverträgen, als das Saarland zeitweise „Zünglein an der Waage“ im Bundesrat war und zwischen Bonn und Warschau vermittelte.
Ehrungen - Auszeichnungen
- Die saarländische Stadt Dillingen, in der Röder zehn Jahre lang wohnte, benannte im Juli 2010 eine neue Brücke über die Saar, die die Stadt mit Rehlingen-Siersburg verbindet, offiziell nach Franz-Josef Röder.
- In Saarbrücken wurde die Straße, an der der saarländische Landtag und weitere Landesinstitutionen liegen, nach Franz-Josef Röder benannt. Sie verläuft nahezu parallel zu Stadtautobahn und Saar.
Literatur
- Rainer Hudemann: Röder, Franz-Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 708 f.
- Erich Voltmer: Franz Josef Röder. Ein Leben für die Saar. Queißer Verlagsgesellschaft, Dillingen 1979. ISBN 3-921-815-10-X
Weblinks
- Literatur von und über Franz-Josef Röder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von Franz-Josef Röder und Literatur zu Franz-Josef Röder in der Saarländischen Bibliographie
- Franz-Josef Röder in den Saarländischen Biografien
Einzelnachweise
- ↑ Erich Später: "Das Wort des Führers ist unser Befehl: Heinrich Schneider ein deutscher Patriot". Saarbrücker Hefte, Nr. 89 (PFAU Verlag), Frühjahr 2003, abgerufen am 30. April 2010.
- ↑ "M.d.B. Die Volksvertretung 1946–1972: Röder, Franz Josef, Dr." Martin Schumacher, Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, 2006, abgerufen am 28. April 2010.
Johannes Hoffmann | Heinrich Welsch | Hubert Ney | Egon Reinert | Franz-Josef Röder | Werner Klumpp (komm.) | Werner Zeyer | Oskar Lafontaine | Reinhard Klimmt | Peter Müller | Annegret Kramp-Karrenbauer
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