- Franz Josef Huber
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Franz Josef Huber (* 22. Januar 1902 in München; † 30. Januar 1975 ebendort[1]) war Leiter der Geheimen Staatspolizei sowie Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in den Reichsgauen Wien, Niederdonau und Oberdonau während der Zeit des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Huber stammt aus einem streng katholischen Elternhaus. 1922 trat er in den Dienst der Polizei ein und war bis 1933 im Polizeipräsidium München tätig. Dabei war er unter anderem im „Referat Linksopposition“ mit der Überwachung der NSDAP befasst.
Dennoch brachte ihm die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten keine Nachteile – im Gegenteil: Huber genoss das Vertrauen Reinhard Heydrichs und wurde vom Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) protegiert. 1934 wurde er zusammen mit seinem Vorgesetzten Josef Meisinger sowie seinem Freund Heinrich Müller („Gestapo-Müller“) in das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa) in Berlin versetzt. Diese Münchener Gestapo-Seilschaft wurde „Bajuwaren-Brigade“ genannt. 1937 trat Huber in die NSDAP ein.
Anders als Meisinger erwies er sich im Zuge der Fritsch-Affäre als fähiger Kriminalist. Huber leitete im Fall um die angebliche Homosexualität des Oberbefehlshaber des Heeres Werner von Fritsch die Ermittlungen und klärte die Affäre letztlich auf.[2] Fritsch wurde daraufhin von allen Anschuldigungen freigesprochen und rehabilitiert. Huber, mittlerweile SS-Obersturmbannführer, war auch als Leiter der Täterkommission führend an den Ermittlungen im Fall des von Georg Elser durchgeführten Bombenattentats auf Adolf Hitler am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller beteiligt.[3]
Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde Huber zum Leiter der Staatspolizeistelle Wien ernannt. Fast sieben Jahre lang leitete er die größte Gestapoleitstelle des Deutschen Reiches im vormaligen Hotel Metropol am Morzinplatz. Der SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei vereinte eine Vielzahl von Funktionen auf sich: Huber war Leiter der Gestapo sowie Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in den Reichsgauen Wien, Niederdonau und Oberdonau. Als Inspekteur war Huber Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien und trug damit die Verantwortung für die Massendeportationen von Juden. Weiters war Huber politischer Referent des Gauleiters Baldur von Schirach und dessen Vertreter als Reichsverteidigungskommissar für den Wehrkreis XVII. Als Grenzinspekteur der Wehrkreise XVII und XVIII war er für die Grenzüberwachung zur Slowakei, zu Ungarn, Jugoslawien, Italien und zur Schweiz zuständig. Ab 1943 war Huber zusätzlich „Gesamtvertreter“ des Höheren SS- und Polizeiführers „Donau“. Im Spätherbst 1944 wurde Huber auf Betreiben Ernst Kaltenbrunners zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Wehrkreis XVII (hinaus-)befördert. Sein Nachfolger als Gestapo- und SD-Chef in Wien wurde Rudolf Mildner.
Der Historiker Thomas Mang charakterisiert Hubers Funktionen als „Ämterfülle, für die es im gesamten Deutschen Reich keine Parallele gab“.[4] Der Historiker Wolfgang Neugebauer bezeichnet Huber als einen der „NS-Hauptverbrecher“ auf dem Boden des ehemaligen Österreich.[5]
Mit Kriegsende wurde Huber gefangen genommen, doch bestraft wurde er nie. In einem Spruchkammerverfahren wurde er 1949 in Nürnberg als „Minderbelasteter“ eingestuft und erhielt ein Jahr auf Bewährung und eine Geldstrafe von 500 D-Mark. Das Urteil wurde zwar aufgehoben und Huber von der nächsten Instanz zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt (unter Anrechnung der Internierungshaft), doch der Verurteilte tauchte unter. 1955 wurde auch das Berufungsurteil aufgehoben und Huber lebte daraufhin unbehelligt in München. Bis zu seinem Renteneintritt arbeitete er als Buchhalter in einer Münchner Büromaschinenfirma.
Literatur
- Thomas Mang: ‚Gestapo-Leitstelle Wien - Mein Name ist Huber'. Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens?, Wien 2003, S. 131, ISBN 3-8258-7259-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Wolfenbüttel, 62 Nds. Fb. 2, Akte 1770, Vermerk der Staatsanwaltschaft Braunschweig zur Ergänzung Protokolls einer Vernehmung Hubers.
- ↑ Thomas Mang: ‚Gestapo-Leitstelle Wien - Mein Name ist Huber'. Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens?, Wien 2003, S. 121 ISBN 3-8258-7259-9.
- ↑ siehe Homepage des Georg-Elser-Arbeitskreises Heidenheim [1], aufgerufen am 2. Februar 2009
- ↑ Mitteilungen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes Nr. 164 [2]
- ↑ Emmerich Talos, Ernst Hanisch, Wolfgang Neugebauer: NS-Herrschaft in Österreich, Wien 2000, S. 730, ISBN 978-3209031792.
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