- Frutigen
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Frutigen Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Bern Verwaltungskreis: Frutigen-Niedersimmental Gemeindenummer: 0563 Postleitzahl: 3714 UN/LOCODE: CH FTN Koordinaten: (616200 / 159140)46.5833327.649995800Koordinaten: 46° 35′ 0″ N, 7° 39′ 0″ O; CH1903: (616200 / 159140) Höhe: 800 m ü. M. Fläche: 71.8 km² Einwohner: 6700 (31. Dezember 2009)[1] Website: www.frutigen.ch Sicht von der Tellenburg
Karte Frutigen ist eine politische Gemeinde und der Hauptort des Verwaltungskreises Frutigen-Niedersimmental des Kantons Bern in der Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Politik
Die Führungsaufgaben (Exekutive) übernehmen der Gemeinderat und der Gemeinderatspräsident. Die parteipolitische Situation im Gemeinderat setzt sich seit den Wahlen 2009 bis zur nächsten Amtsübernahme 2014 wie folgt zusammen:
Gemeinderatspräsident ist Ruedi Egger, SVP (Stand 2010).
Der Gemeindepräsident hingegen, gehört der Legislative an, er hat hauptsächlich eine repräsentative Funktion.
Gemeindepräsident ist seit 2010, Kurt Zimmermann (SVP)
Geographie
Die Gemeinde liegt im Kander- und Engstligental und erstreckt sich von der Niesenkette bis zum Gehrihorn. Frutigen ist in acht Bäuerten (Ortsteile) aufgeteilt.
Geschichte
Eine Lappenaxt aus der Bronzezeit ist die erste Spur von Bewohnern in Frutigen. Münzen und eine eiserne Pflugschar belegen eine römische Besiedlung des Kandertales. Im 8. Jahrhundert Bau der ersten Kirche in Frutigen, die heutige Kirche wurde nach einem Brand 1727 neu aufgebaut. 1228 erste urkundliche Erwähnung von Frutigen.
Um dringende Schulden begleichen zu können, verkaufte Herr Anton von Turn im Jahr 1400 für 6200 Florentiner Gulden die Herrschaft Frutigen an den Schultheissen von Bern. Das Kandertal wurde eine Bernische Landvogtei, verwaltet durch einen Kastlane (Landvogt) mit Sitz auf der Tellenburg. Die Tellenburg wurde im 12. Jahrhundert durch Berchthold V. von Zähringen als Wehrburg gebaut und ist heute zu einer Ruine verfallen.
Wie das übrige Oberland widersetzte sich 1528 auch Frutigen der von Bern diktierten Reformation, musste aber nach dem Zusammenbruch des Interlakner Aufstandes den neuen Glauben annehmen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Gegend ein Zentrum der reformierten Erweckung im Berner Oberland. Von 1798 bis 1803 (Helvetik) war das Berner Oberland ein eigener Kanton und Frutigen der Hauptort des Distrikts Frutigen. Danach war das Kandertal wieder ein bernisches Oberamt und ab 1831 ein Amtsbezirk. Am 3. August 1827 zerstörte ein Dorfbrand 82 Häuser und 48 Scheunen, ausser der Kirche blieben nur sechs Wohnhäuser unversehrt.
Ab 1804 verkehrte ein Postwagen von Frutigen nach Thun. Mit dem Ausbau der Verkehrswege öffnete sich das Kandertal dem Tourismus und der Industrialisierung. 1901 wurde Frutigen durch die Eisenbahn mit Spiez verbunden; die Weiterführung durch den Lötschbergtunnel nach Brig erfolgte 1913. 1917 verkehrte der erste Postautokurs nach Adelboden. Frutigen ist Sitz einer Sekundarschule (1865), Berufsschulen und eines Bezirksspitals[2] (1907).
Quellen
- Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, II. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Bern, Zweiter Teil: Rechte der Landschaft, Band 2: Das Statutarrecht der Landschaft Frutigen bis 1798 von Hermann Rennefahrt, Aarau 1937 [[1]].
Wirtschaft
Landwirtschaft
Wie in den meisten Alpengebieten beruht die Landwirtschaft hauptsächlich auf Grasanbau und Viehwirtschaft. Frutigen hatte schon im 14. Jahrhundert einen Viehmarkt. Die Viehzucht war ein bedeutender Erwerbszweig, bis 1866 gab es sogar noch eine eigene Viehrasse, den Frutigschlag.
Seit Jahrhunderten war das Kandertal das Land der Schafweiden. Sämtliche Wolle der Schafe wurde im Tal selbst verarbeitet, zum Frutigtuch, welches für Trachten im ganzen Bernbiet sehr gefragt war. Der Höhepunkt der Tuchfabrikation war im 19. Jahrhundert.
Der Anbau von Getreide war gemäss Urkunden aus dem 15. Jahrhundert nicht sehr bedeutend, es standen zwar bis ins 17. Jahrhundert zwölf Mühlen im Tal, die aber ihr Korn hauptsächlich im Unterland einkauften. Für den Anbau von Kartoffeln waren die Verhältnisse bedeutend günstiger und sie fanden deshalb rasch weiteste Verbreitung. Die ersten Kartoffeln wurden 1729 angepflanzt. Für die Anbauschlacht beim Plan Wahlen wurden die Ackerflächen noch einmal ausgedehnt. Heute gibt es in Frutigen keinen Ackerbau mehr.
Tropenhaus Frutigen
Das Projekt Tropenhaus Frutigen wurde im Jahr 2002 mit einer Machbarkeitsstudie gestartet. Im Jahr 2003 wurde die Start-up Firma Tropenhaus Frutigen AG mit Sitz in Frutigen gegründet.
Der Lötschberg-Basistunnel gibt auf der Nordseite pro Sekunde etwa 100 Liter rund 20° Celsius warmes Bergwasser ab. Die Idee, dass das Bergwasser für eine Störzucht und die Produktion von tropischen Früchten genutzt wird, kam von Peter Hufschmied. Das Tropenhaus wurde Ende 2009 eröffnet.[3]
Industrie
Die 91 Industrie-Betriebe beschäftigen 2001 1096 Arbeitnehmer und sind zusammen mit dem Dienstleistungssektor (204 Betriebe / 1476 Beschäftigte) die hauptsächlichen Arbeitgeber in Frutigen.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hielt auch in Frutigen die Industrialisierung Einzug. Der Schieferabbau ist das älteste Bergwerksrecht und geht auf das Jahr 1486 zurück. 1937 war die Blütezeit des Schieferabbaus mit 196 Beschäftigten.
Der Landsäckelmeister Friedrich Schneider errichtete 1850 die erste Zündholzfabrik, 15 Jahre später gab es bereits 15 Betriebe mit insgesamt 332 Angestellten. 1972 wurde die Zündholzherstellung total eingestellt. Boten aus dem Zündholzzeitalter gibt es noch deren zwei, die Firma Bühler Holzspan ist eine davon, wie der Name sagt stellen sie heute Holzspanschachtel her. Der Firma angegliedert ist ein Spanschachtelmuseum.
Die heutige Industrie setzt vor allem auf die Herstellung von Hydraulikteilen. Rund 700 Angestellte verdienen heute ihr Brot im Hydraulikbereich und exportieren davon 95 % in die ganze Welt. Die Wandfluh AG zählt zu den wichtigsten Betrieben im Tal.
NEAT-Basistunnel Lötschberg
Der Lötschberg-Basistunnel, Länge 34,6 km, von Frutigen nach Raron verbindet seit 2007 auf kürzestem Weg das Wallis mit dem Rest der Deutschschweiz. Seit der ersten Sprengung am 5. Juli 1999 beim Fusspunkt Mitholz waren die Mineure an der Arbeit, am 28. April 2005 wurde der Durchbruch geschafft. Am 16. Juni 2007 wurde der Tunnel mit einem Volksfest in Frutigen und Visp eröffnet.
Seit dem Fahrplahnwechsel vom Dezember 2007 verkehren die Züge des internationalen und nationalen Fernverkehrs auch via Lötschberg-Basistunnel. Der bisherige Halt in Frutigen wird dabei aufgegeben. Beide Massnahmen führen zusammen zu einem Zeitgewinn von einer Viertelstunde (Bern-Brig bisher 77 Min., neu 63 Min.).
Gesundheitswesen
Frutigen verfügt über ein öffentliches Spital mit 24-Stunden-Notfallversorgung. Es gehört zum Klinkverbund der Spitäler FMI (Spitäler Frutigen, Meiringen, Interlaken).
Persönlichkeiten
- Maria Lauber (1891–1973), Mundartdichterin
- Walter Donzé (1946), Nationalrat
- Denis Müller (1947), Theologieprofessor und Ethiker, Universität Lausanne (Heimat Frutigen)
- Hansruedi Wandfluh (1952), Nationalrat, SVP, Bern / Direktor + VR-Delegierter Wandfluh AG, Hydraulik + Elektronik
- Peter Grossen (1961), Volksmusiker
- William White (1972), Sänger
- Emanuel Oppliger (1975), Snowboarder
- Heinz Inniger (1981), Snowboarder
- Christoph Kunz (1982), Olympiasieger und Silbermedaillengewinner Paralympics Abfahrt, Riesenslalom
- Mike Schmid (1984), erster Olympiasieger Skicross
- Simon Trummer (1989), Schweizer Rennfahrer
Weblinks
Commons: Frutigen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
- ↑ Spital Frutigen
- ↑ Die Projektidee - Tropenhaus Frutigen. Abgerufen am 30. Dezember 2010.
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