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Färberdistel Färberdistel (Carthamus tinctorius)
Systematik Ordnung: Asternartige (Asterales) Familie: Korbblütler (Asteraceae) Unterfamilie: Carduoideae Tribus: Cynareae Gattung: Färberdisteln (Carthamus) Art: Färberdistel Wissenschaftlicher Name Carthamus tinctorius L. Die Färberdistel (Carthamus tinctorius), auch Saflor, Öldistel, Färbersaflor und Falscher Safran genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Ihre natürliche Verbreitung reicht von Ägypten und Vorderasien bis Mitteleuropa. Heute gibt es Vorkommen in Europa, Nordamerika und Australien. Ihrer ölhaltigen Samen wegen wird sie vor allem als Ölpflanze kultiviert, daneben ist auch die Nutzung als Färberpflanze möglich.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Färberdistel ist eine schnellwachsende, distelähnliche, einjährige, krautige Pflanze. Aus einer Blattrosette mit kräftiger Pfahlwurzel bildet sich ein verzweigter Hauptspross, der Wuchshöhen von 60 bis 130 Zentimetern erreicht. Ihre stacheligen, länglichen Laubblätter mit einer Länge von 10–15cm und einer Breite von 2,5–5 cm laufen am Stängel herab. Sie wächst am besten in fruchtbaren und durchlässigen Böden, da sie tiefgehende Pfahlwurzeln ausbildet.
Die körbchenförmigen Blütenstände sitzen am Ende jeder Sprossachse und jedes Seitentriebs, haben 3–5 cm Durchmesser und enthalten 20 bis 150 fünfzipfelige, orangefarbene Röhrenblüten. Die unterständigen, zweiblättrigen Fruchtknoten bilden eine Samenanlage. die Färberdistel bildet Achänen als Früchte. Der Schalenanteil der Nussfrüchte beträgt 30−60%, der Ölgehalt zwischen 20 und 40% der Trockenmasse.
Sowohl Wildform als auch Kulturformen besitzen einen diploiden Satz von 2n=24 Chromosomen. Aus Kreuzungen mit Carthamus palaestinus, C. oxyacanthus und C. persicus können fruchtbare Nachkommen entstehen.
Ökologie
Die Färberdistel gedeiht in gemäßigt warmen Regionen der Erde, bis etwa −7°C ist die Pflanze frosttolerant, zudem gilt sie als relativ salz- und trockenheitstolerant. Die Befruchtung erfolgt überwiegend durch Selbstbefruchtung, aber auch Insektenbestäubung kommt vor.
Geschichte
Die Färberdistel stammt vermutlich aus Kleinasien und wurde in Ägypten bereits 3500 v. Chr. zur Färbung von Mumienleinwänden und anderen Geweben verwendet (Färberpflanze). Das Samenöl wurde bereits in der Antike für Salben und als Lampenöl benutzt. Sie ist seit langem in den Gärten Nordafrikas, Persiens, Chinas und Japans in Kultur. Bereits mit den Römern kam sie über den Mittelmeerraum nach Mitteleuropa und wurde dort mindestens seit dem 13. Jahrhundert genutzt. Die Blüten dienten zum Färben von Speisen, die Früchte für medizinische Zwecke. Ab dem 17. Jahrhundert gab es systematischen Feldbau in warmen Gegenden (Elsass, Thüringen etc.). Ab Mitte des 18. Jahrhundert ging der Anbau durch Saflor- und Safranimporte aus dem Osten und Ägypten zurück. Saflorrot wurde um 1900 durch synthetische Anilinfarben ersetzt.
Ein erneuter Aufschwung des Safloranbaus gegen Ende des 20. Jahrhunderts ist vor allem ölreichen Sorten zu verdanken, die für die industrielle Nutzung angebaut werden. Weltweit wurden 1996–2001 auf 0,92 Mio. ha Färberdisteln angebaut, die wichtigsten Anbaugebiete liegen in Indien, Mexiko, den USA, Argentinien und Australien.
Nutzung
Die Färberdistel wird vor allem für das aus den Samen gewonnene Färberdistelöl angebaut, das wegen seiner sehr hohen Anteile an der mehrfach ungesättigten Linolsäure (ca. 75%) und an Vitamin E als sehr wertvoll für die menschliche Ernährung gilt. Daneben wird das Öl für die Herstellung von Farben und Lacken verwendet, die Pressrückstände (Presskuchen) dienen als Tierfutter. Die Ölverarbeitung ist der von Sonnenblumenöl sehr ähnlich.
Aus den Blütenblättern können Farbstoffe gewonnen werden, und zwar das rot färbende Carthamin (ein Benzochinon) und der gelbe Blütenfarbstoff Carthamidin. Der wasserlösliche Farbstoff wird durch Auswaschen aus den Blütenblättern gelöst, dann getrocknet und das Saflorrot in alkalischer Lösung gewonnen. Seide, Wolle und Baumwolle lassen sich je nach Farbmenge rosa, kirschrot, braunrot oder braungelb färben, der gelbe Farbstoff ist allerdings nicht lichtecht. Vereinzelt werden die Farbstoffe auch für Kosmetika und als Lebensmittelfarbstoff, z. B. in Fruchtgummi, verwendet.
Als Arzneipflanze gilt die Färberdistel in Asien, insbesondere China. Die Blütenblätter werden dort für Teeaufgüsse genutzt. In klinischen Studien wurden Wirkungen unter anderem bei Leukämie, Migräne und Hepatitis beobachtet.
Aufgrund des hohen Preises für Safran wird die Färberdistel auch als Fälschung für dieses Gewürz verwendet. Die Blütenblätter der Färberdistel lassen sich mit bloßem Auge von den fadenförmigen Narbenlappen des Safrans unterscheiden. Bei echtem Safran sind die Narbenschenkel zwei bis drei Zentimeter lang, trichterförmig eingerollt und oben eingekerbt.
Als Zierpflanze für den Garten sowie als Schnitt- oder Trockenblumen wurden auch stachellose Sorten gezüchtet.
Anbau
Der Anbau erfolgt auf tiefgründigen, gut drainierten Böden mit neutraler Bodenreaktion. Aussaat- und Erntezeit richten sich nach den sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen der Anbauregionen, sowohl Sommer- als auch Winteranbau werden praktiziert. Nährstoff- und Wasserbedarf der Kultur gelten als hoch, zudem ist eine wirksame Unkrautbekämpfung während des Rosettenstadiums wichtig. Zahlreiche pilzliche Schaderreger können die Pflanze schädigen, eine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln ist in den USA und Australien teilweise möglich, in Deutschland dagegen bei dieser Kultur nicht zulässig. Zur Ölgewinnung werden die Samen bei Vollreife mit herkömmlichen Mähdreschern geerntet
Pilzkrankheiten
- Saflorrost (Puccinia carthami)
- Phytophtora drechsleri
- Sclerotinia sclerotiorum
- Verticillium-Arten
- Alternaria carthami
- Cercospora carthami
Literatur
- K. U. Heyland, H. Hanus, E.R. Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. In: Handbuch des Pflanzenbaues. Bd. 4, S. 246–252, ISBN 3800132036
- Claus von Kursell: Zuchtarbeiten an der neuen Ölpflanze Saflor. In: Pflanzenbau. 15 (12) Leipzig 1939. S. 467
- Claus von Kursell: Züchtung und wirtschaftliche Bedeutung des Saflor. In: Die Mühle. Heft 41, Leipzig 1940.
Weblinks
Commons: Färberdistel – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Färberdistel im A-Z der Nutzpflanzen auf den Seiten der bilologischen Fakultät der Universität Hamburg
- Steckbrief des Saflor beim Informationssystem Nachwachsende Rohstoffe
- Färbersaflor als Gewürz auf den Seiten der Universität Graz
- Die Färberdistel als Nutzpflanze auf den Seiten der biologischen Fakultät der Universität Ulm
Kategorien:- Carduoideen
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