Färberpflanze

Färberpflanze
Ein Farbstoff ist Indigo, der aus Indigofera tinctoria, einer ursprünglich aus Indien stammenden Pflanze, gewonnen wird.

Färberpflanzen sind Pflanzen, die Inhaltsstoffe besitzen, die zum Färben genutzt werden.

Zwar enthalten alle Pflanzen Farbstoffe, jedoch genügen nur wenige den Anforderungen an Wirtschaftlichkeit, Qualität (zum Beispiel Waschechtheit, Lichtechtheit), biologischer Verfügbarkeit und färbetechnischem Verhalten.

Lange Zeit waren nur Naturfarbstoffe, vor allem aus Pflanzen, verfügbar, um Textilien zu färben. Durch die Entwicklung synthetischer Farbstoffe ab dem 19. Jahrhundert verloren Färberpflanzen einen Großteil ihrer Bedeutung. Heute nimmt die Bedeutung aus ökologischen Gründen bzw. Gründen der Nachhaltigkeit wieder zu. Insgesamt sind etwa 150 Pflanzenarten bekannt, die dem Menschen Farbstoffe liefern.

Färberpflanzen liefern auch für andere Bereiche Farbstoffe, wie z. B. für Lebensmittel, Kosmetika, Papier, etc..

Inhaltsverzeichnis

Funktion, Chemie und Nutzung

Strukturformel von Indigo
(siehe Artikel auch Farbstoff)

Farbstoffe haben in Pflanzen essentielle Bedeutung für die Photosynthese, sind wichtig als Signalfarbe für Blüten und Früchte, als Sekundärmetabolite mit Abwehr- und anderen Funktionen.[1] Pflanzliche Farbstoffe sind organische Verbindungen, die Anteile des sichtbaren Lichts absorbieren. Diese Verbindungen enthalten in der Regel konjugierte Doppelbindungen und/oder aromatische Bereiche. An diesen Bereichen der Verbindungen liegen Elektronen in besonderen Zuständen vor, welche die Absorption bestimmter Wellenlängen des Lichts ermöglichen. Der nicht absorbierte Anteil wird reflektiert und kann vom menschlichen Auge als Farbton wahrgenommen werden.

Je nach Verwendungsbereich finden unterschiedliche Verbindungen pflanzlicher Herkunft Anwendung:[1]

Geschichte und heutige Bedeutung

(siehe auch Artikel Farbstoffe und Färben)
Der Färberwaid (Isatis tinctoria) war in Europa im Mittelalter eine wichtige Färberpflanze für Blau.
Die Wurzel des Färberkrapps (Rubia tinctorum) lieferte in Europa im Mittelalter roten Farbstoff.

Farben haben für den Menschen schon immer eine große Rolle gespielt bei der Ausgestaltung seiner Umgebung, seines Körpers und seiner Bekleidung. Die Verwendung von Naturfarbstoffen lässt sich bis in die jüngere Altsteinzeit zurückverfolgen (15.000 bis 9.000 v. Chr.). Lange Zeit spielten nur pflanzliche Farbstoffe eine wichtige Rolle beim Färben von Geweben aus Naturfasern. Farbstoffe waren oft auch wichtige und kostbare Handelsgüter. Im Mittelalter begann man in Europa, Färberpflanzen auf Feldern anzubauen. Die wichtigsten waren Färberwaid für Blau, Färberkrapp für Rot und Färberresede (Färber-Wau) für Gelb, sowie auch die Schwarze Malve und die Pfingstrose.[1] Die Farbgewinnung und -verarbeitung folgte dabei strengen Regeln, die durch die Handwerkszünfte aufgestellt und kontrolliert wurden.

Seit dem 19. Jahrhundert gelang es, immer mehr synthetische Farbstoffe auf Basis von Kohle und Erdöl herzustellen, die die natürlichen Farbstoffe aus Pflanzen verdrängten.[1]

Beim Färben wird textiles Material durch Aufbringen von Farbmitteln in Färbe- oder Druckprozessen koloriert. In der Malerei wurden vor allem Farblacke verwendet, bei denen der Pflanzenfarbstoff auf ein Substrat wie Kreide oder Bleiweiß aufgezogen wurde, um anschließend wie ein Pigment vermalt werden zu können. Pflanzenfarben können aber auch ohne Substrat lasurartig aufgetragen werden.

Heute haben Färberpflanzen in Deutschland eine geringe Bedeutung. In den vergangenen Jahren nahm das Interesse an natürlich gefärbten Textilien wieder zu. Es wird versucht, Anbau-, Verarbeitungs- und Nutzungsverfahren für Färberpflanzen den heutigen ökologischen und technischen Ansprüchen anzupassen und so diese nachwachsenden Rohstoffe wieder attraktiv zu machen.[1]

Pflanzenarten

(siehe auch Liste der Farbstoffe)

Aus den Färberpflanzen können, je nach den arteigenen Inhaltsstoffen, bestimmte Farbtöne erzeugt werden. Durch Nutzung verschiedener Pflanzenteile bzw. Inhaltsstoffe, Mischung, Vor- oder Nachbehandlung können einige Pflanzenarten auch mehr als einen Farbton erzielen. Bekannte Färberpflanzen sind:[2][1]

Blaufärbende Pflanzen

Gelbfärbende Pflanzen

Rotfärbende Pflanzen

Braunfärbende Pflanzen

Schwarzfärbende Pflanzen

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR): Färberpflanzen, Gülzow (2004), als pdf erhältlich, abgerufen am 19. März 2010
  2. Institut für Färbepflanzen: Färbepflanzen und Naturfarbstoffe, abgerufen am 19. März 2010

Literatur

  • Helena Arendt: Werkstatt Pflanzenfarben. AT Verlag, Baden/München 2009.
  • Dorit Berger: Färben mit Naturfarben. Färbepflanzen, Rezepte, Anwendungsmöglichkeiten. Stuttgart 1998.
  • Dorothea Fischer: Naturfarben auf Wolle und Seide. Färben ohne giftige Zusätze. Books on Demand, Norderstedt 2006, ISBN 978-3-8334-4692-4.
  • Eberhard Prinz: Färberpflanzen, Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin. Schweizerbart, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-510-65258-7.
  • Roth, Kormann, Schweppe: Färbepflanzen, Pflanzenfarben. Landsberg/Lech 1992.
  • H. Schweppe: Handbuch der Naturfarbstoffe. Vorkommen, Verwendung, Nachweis. ecomed-Verlag, Landsberg/Lech 1993.
  • Emil Spränger: Färbbuch'. Zürich 1982.
  • Farbe im Garten und Färbergärten, Topiaria 2011, Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenkultur, Zürich 2011

Weblinks


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