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Gehlenit Gehlenit aus dem Fassatal, Südtirol, Italien Chemische Formel Ca2Al[4][AlSiO7] Mineralklasse Silikate und Germanate
9.BB.10 (8. Auflage: VIII/C.02-15) (nach Strunz)
55.04.01.02 (nach Dana)Kristallsystem tetragonal Kristallklasse tetragonal-skalenoedrisch [1] Farbe farblos, grünlichgrau, gelbbraun Strichfarbe weiß, grauweiß Mohshärte 5 bis 6 Dichte (g/cm3) 3,038 Glanz Glasglanz bis Fettglanz Transparenz durchsichtig bis durchscheinend Bruch uneben, splittrig bis muschelig Spaltbarkeit deutlich nach {001}; undeutlich nach {110} Habitus prismatisch, tafelig Zwillingsbildung nach {100}, lamellar nach {001} Kristalloptik Brechungsindex nω = 1,670 ; nε = 1,660 [2] Doppelbrechung
(optische Orientierung)δ = 0,010 [2] ; einachsig negativ Gehlenit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Al[4][AlSiO7][3] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle von dicktafeligem oder kurzprismatischem Habitus und weißer, grauer oder gelblicher Farbe, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate.
Gehlenit bildet mit Åkermanit eine vollkommene Mischreihe.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Gehlenit 1815 am Monte Monzoni im Fassatal in Italien und beschrieben durch Johann Nepomuk von Fuchs, der das Mineral nach dem deutschen Chemiker Adolf Ferdinand Gehlen benannt, die Typlokalität befindet sich im Fassatal in der Provinz Trient, Italien [4].
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Gehlenit noch zur allgemeinen Abteilung der „Gruppensilicate (Sorosilicate)“, wo er zusammen mit Åkermanit, Andremeyerit, Barylith, Gugiait, Hardystonit, Jeffreyit, Kaliobarylith, Melilith, Meliphan und Okayamalith eine eigene Gruppe bildet.
Seit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist diese Abteilung präziser unterteilt nach der Art der in der Verbindung auftretenden Silicatkomplexe und der Koordinierung der beteiligten Kationen. Der Gehlenit findet sich jetzt zusammen mit Åkermanit, Barylith, Cebollit, Melilith, Gugiait, Hardystonit, Jeffreyit und Okayamalith in der Melilith-Gruppe.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Gehlenit ebenfalls in die Abteilung der Gruppensilicate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Gruppensilikate mit Si2O7-Gruppen, generell ohne zusätzliche Anionen und mit Kationen in [8] und niedrigerer Koordination“, wo er ebenfalls zusammen mit Åkermanit, Melilith und Okayamalith die Melilith-Gruppe bildet.
Bildung und Fundorte
Gehlenit kann natürlich in Plutoniten, Metamorphiten und Meteoriten vorkommen oder artifiziell durch hochtemperiertes Brennen karbonat-hältiger Keramik [5]. Hochtemperaturmetamorphose von „unreinen“ (Alumosilikat enthaltenden) Kalken oder Kontaktmetamorphose von magmatischen Gesteinen mit Karbonaten kann zur Bildung von Gehlenit führen. Das Mineral wurde auch in chondritischen Meteoriten beschrieben und gilt als Kondensationsprodukt aus dem präsolaren Nebel [6].
Weltweit konnte Gehlenit bisher (Stand: 2010) an rund 60 Fundorten nachgewiesen werden, so in China, Deutschland, Iran, Israel, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland Österreich, Rumänien, Russland, Schweden, Tschechien, Uganda, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten (USA). Auch im Kometenstaub von Wild 2 konnte Gehlenit nachgewiesen werden.[7]
Kristallstruktur
Gehlenit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 7,69 Å und c = 5,07 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Der Aufbau der Kristallstruktur erfolgt durch Gruppen aus schichtartig (100) angeordneten [AlSiO7]- und [AlO4]-Tetraedern, die durch Ca-O-Bindungen miteinander verknüpft sind, wobei Ca gegenüber O in [8]-Koordination auftritt.
Verwendung
Da Gehlenit aufgrund seiner guten Kristallinität relativ einfach mittels Röntgenbeugung zu detektieren ist und unter atmosphärischen Druckbedingungen ein sehr eingeschränktes Bildungs- bzw. Stabilitätsfeld hat, kann dieses Mineral sehr gut zur Bestimmung von Brenntemperaturen antiker Keramiken herangezogen werden. Dieses "Thermometer" kann allerdings nur in karbonathaltigen Keramiken eingesetzt werden, da eine adäquate Menge an reaktivem Calcium für die Bildungsreaktion von Gehlenit verfügbar sein muss.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Gehlenite (englisch)
- ↑ a b Mindat - Gehlenite (englisch)
- ↑ a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 568.
- ↑ R.V. Gaines, H.C.W. Skinner, E.E. Foord, B. Mason, A. Rosenzweig: Dana's new mineralogy. 1997
- ↑ Tschegg, C., Ntaflos, Th., Hein, I., 2008, Applied Clay Science
- ↑ L. Grossman: Condensation in the primitive solar nebula. In: Geochemica et Cosmochemica Acta. 1972, 36, S. 597-619.
- ↑ Mindat - Localities for Gehlenite
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 689.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 211.
Weblinks
Commons: Gehlenite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mineralienatlas:Gehlenit (Wiki)
- Handbook of Mineralogy - Gehlenite (englisch, PDF 65,7 kB)
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