Geiseltalsee

Geiseltalsee
Geiseltalsee
Der Geiseltalsee im September 2005
Der Geiseltalsee im September 2005
Geographische Lage Saalekreis
Zuflüsse von der Saale
Städte am Ufer Mücheln
Orte am Ufer Braunsbedra
Größere Städte in der Nähe Merseburg
Daten
Koordinaten 51° 18′ 29″ N, 11° 53′ 7″ O51.30796388888911.88536666666798.05Koordinaten: 51° 18′ 29″ N, 11° 53′ 7″ O
Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt)
Geiseltalsee
Höhe über Meeresspiegel 98,05 m ü. NHN
Fläche 18,4 km²f5
Länge 7,3 kmf6
Breite 3,5 kmf7
Volumen 423.000.000 m³f8
Umfang 41 kmf9
Maximale Tiefe 78 mf10
Besonderheiten

Tagebaurestsee

Blick auf See im November 2011

Der Geiseltalsee ist ein Tagebaurestsee im südlichen Sachsen-Anhalt. Der See entstand im Zuge von Rekultivierungsmaßnahmen im früheren Braunkohleabbaugebiet Geiseltal nordöstlich von Mücheln. Er ist mit fast 19 Quadratkilometern einer der größten künstlichen Seen in Deutschland und das größte Gewässer im Sächsischen Seenland. Zusammen mit weiteren Seen der Gegend bildet er den Geiseltaler Seenkomplex.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptartikel: Geiseltal

Im Geiseltal befindet sich eine im Tertiär (Eozän) entstandene Braunkohlelagerstätte, die sich auf einer Fläche von etwa 15 × 5 Kilometer erstreckt.

Die Förderung der Kohle lässt sich bereits für 1698 urkundlich belegen, gewann jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Die erschlossenen Gruben dienten vor allen zur Versorgung umliegender Zuckerfabriken. Insgesamt bewegte sich die Förderung aber auf einem geringen Niveau. Zwischen 1861 und 1906 belief sie sich auf nur etwa 4,4 Millionen Tonnen.

Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung erbrachten Erkundungen neue Erkenntnisse über das Ausmaß der Lagerstätte, die ab 1905/06 im großtechnischen Maßstab erschlossen wurde. Innerhalb weniger Jahre nahmen die Tagebaue Elisabeth (1907), Rheinland (1907), Cecilie (1907), Beuna (1907), Leonhardt (1910), Vesta (1910), Gute Hoffnung (1911), Pfännerhall (1911) und Elise (1912) den Betrieb auf. Zur Weiterverarbeitung wurden zwischen 1897 und 1913 acht Brikettfabriken errichtet.

Die im Geiseltal geförderte Braunkohle wurde nicht nur zur Energiegewinnung insbesondere in umliegenden Zuckerfabriken genutzt, sondern diente auch als Rohstoff für chemische Prozesse und beschleunigte die Ansiedlung entsprechender Produktionsstätten im Raum Merseburg. In Leuna ging 1917 die erste großtechnische Anlage zur Produktion von Ammoniak in Betrieb. 1936 begann in Schkopau der Bau der Buna-Werke, des weltweit ersten Synthesekautschukwerkes der I.G. Farben. Im gleichen Jahr setzte auch der Bau des Mineralölwerkes der Wintershall AG in Krumpa ein.

Nach 1945 erfolgte eine Intensivierung des Abbaus (1948 Aufschluss des Tagebaus Kayna Süd). Der umfangreiche Tagebaubetrieb zog grundlegende Änderungen im Landschaftsbild und der Siedlungsstruktur nach sich. Seit 1929 wurden Siedlungen devastiert. Insgesamt wurden 18 Siedlungen ganz oder teilweise überbaggert und rund 12.500 Menschen umgesiedelt. Der Lauf der Geisel wurde viermal verlegt. Die Eisenbahnlinie Merseburg–Mücheln musste ebenfalls viermal neu trassiert werden.

Die nach Abbau der Braunkohle verbliebenen riesigen Tagebaurestlöcher führten schon zu DDR-Zeiten zu Überlegungen zur weiteren Nutzung, wobei jedoch zunächst nur an einen großen Wasserspeicher gedacht war.

Nach der Wiedervereinigung richteten sich die Planungen seit 1991 auf die Sanierung mit dem Ziel, unter dem Namen Geiseltaler Seenkomplex ein überregionales Erholungs- und Freizeitgebiet zu schaffen. Der Tagebaubetrieb wurde am 30. Juni 1993 eingestellt, nachdem insgesamt 1,4 Milliarden Tonnen Braunkohle abgebaut und ebenso viel Abraum bewegt wurde. Durch den Abbau entstand ein knapp 80 m tiefes Tagebaurestloch von rund 2.600 HektarFläche.

Die Flutung mit Saalewasser begann nach umfangreichen Erd- und Sanierungsarbeiten am 30. Juni 2003 und wurde 2011 abgeschlossen. Ende August 2008 erfolgte der Zusammenlauf aller Teilseen zu einer geschlossenen Wasserfläche beim Stand von 90,3 m ü. NHN. Der Pegel stieg bis zum Volllauf täglich um einen Zentimeter. Neben drei 14 Meter hohen Aussichtstürmen sind zahlreiche gastronomische und touristische Einrichtungen im Bau oder in Planung.

Blick auf Mücheln und den neuen Hafen (Marina Mücheln)

Die geplanten Wald- und Erholungsflächen sollen etwa 800 Hektar betragen. Auf rund 30 Hektar der sanft abfallenden Uferflächen im Norden wurde ein Weinanbaugebiet angelegt. Am 29. April 2011 erreichte der Geiseltalsee seinen höchsten Pegelstand von 98,05 m ü. NHN,[1] das Auslaufbauwerk Frankleben übernahm seine Funktion als Pegelregulierer. Es ist vorgesehen, dass noch mindestens 20 Jahre lang Fremdwasser zugeführt wird, weil der bergbaulich zerklüftete Untergrund Versickerungsverluste verursacht. Die offizielle touristische Nutzung der Seefläche soll Mitte August 2011 mit einer Teilfreigabe einsetzen. Hier ist es zu Irritationen der Investoren und Seenutzer gekommen, weil die behördliche Begutachtung der Standfestigkeit von Böschungen immer noch nicht abgeschlossen ist. Diese Verzögerungen sind offenbar eine Folge des Böschungsabbruchs am Concordiasee von Nachterstedt im Juni 2009, über dessen Ursache noch kein abschließendes Guachten vorliegt.

Siehe auch

Literatur

  • Interessen- und Förderverein Geiseltalsee e. V. (Hrsg.): Das Geiseltal im 21. Jahrhundert. Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft. Mücheln 2000
  • Hellmund Meinolf (Hrsg.): Das Geiseltal-Projekt 2000. Erste wissenschaftliche Ergebnisse. Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften Beiheft 13, Halle/S. 2001
  • Verband Netzwerk Geiseltal e. V. (Hrsg.): Regionales Handlungskonzept für Tourismus und verbundene Dienstleistungen im Geiseltal. Krumpa 2008
  • Backhaus-Verlag (Hrsg.): „Geistertalsee“. Sagen und Geschichten aus dem Geiseltal inklusive Hörbuch und Lokationswanderkarte. Langeneichstädt 2008
  • Beratungsdienst Jakubowski (Hrsg.): Taschenführer Geiseltalseen. Touristischer Führer über lokale Sehenswürdigkeiten inklusive Rad- und Wanderkarte und einem Restaurant und Unterkünfteverzeichnis. Roßbach 2009

Einzelnachweise

  1. Ein Trio feiert das Flutungsende, Mitteldeutsche Zeitung vom 30. April 2011, Zugriff am 1. September 2011 (Digitalisat)

Weblinks


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