- Gerhard Müller-Menckens
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Gerhard Georg Müller-Menckens (* 14. März 1917 in Bremen; † 13. August 2007 in Bremen), war ein Bremer Architekt und Hochschullehrer. Müller-Menckens hat das Stadtbild Bremens beim Wiederaufbau, in Bereichen der Stadterweiterung und durch Modernisierung historischer Bauwerke maßgeblich mitgeprägt. Der Radius seines Schaffens schließt darüber hinaus die nordwestdeutsche Region ein. Er gilt als Vertreter der traditionalistisch-modernistischen Architektur.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Müller-Menckens, als Sohn eines Oberbaurats geboren, studierte an der Technischen Hochschule Hannover und ab 1939 an der Technische Hochschule Stuttgart unter Paul Schmitthenner Architektur. Durch Schmitthenner (dessen Assistent Müller-Menckens nach seinem abgeschlossenem Diplom in Stuttgart wurde) und seiner „Moralischen Anstalt“, die später unter dem Namen der „Stuttgarter Schule“ (neben Schmitthenner waren noch Paul Bonatz und Heinz Wentzel ihre Vertreter) bekannt war, entstand ein großer Einfluss in der Arbeit des Bremer Architekten: Schlichte, handwerklich durchdachte Gebäude, die sich an der lokalen Bautradition orientierten.
Ab 1950 macht sich Müller-Menckens als freier Architekt in Bremen selbstständig, nachdem er zehn Jahre im Schwabenland zugebracht hatte und sein Mentor Schmitthenner – aufgrund dessen Arbeit für die Nationalsozialisten – aus der Hochschullehre ausschied.
1974 wurde Müller-Menckens Professor an der Hochschule für Technik (heute Hochschule Bremen). Wenige Jahre später trat er mit dem Buch „Neues Leben für alte Bauten – Über den Continuo in der Architektur“ in die Öffentlichkeit. Darin entfaltete er eine kritische Position gegenüber bestimmten Fehlentwicklungen der spätmodernen Architektur, vor allem gegen deren Vernachlässigung des historischen Erbes. Die theoretische Unterstreichung der Bedeutung historischer Bauwerke bestimmte ab Mitte der 1970er Jahre immer stärker auch das gebaute Werk von Gerhard Müller-Menckens.
Ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit geriet der Architekt durch seinen preisgekrönten Entwurf für das Haus der Bremischen Bürgerschaft. Über die Frage, wie am Markt zu bauen sei, ob traditionell und zurückhaltend, wie Müller-Menckens vorschlug, oder selbstbewusst modern, wie es der ebenfalls preisgekrönte Entwurf des Berliner Architekten Wassili Luckhardt empfahl, entbrannte eine der heftigsten Architekturdebatten in der Hansestadt.
Müller-Menckens war verheiratet mit Maria Müller-Menckens. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor. Das ehemalige Wohnhaus und Büro befindet sich in Bremen-Schwachhausen.
Werke (Auswahl)
- Handelskrankenkasse Am Wall, Bremen (1952)
- Überlandwerke Nord-Hannover AG (heute Stadtamt), Bremen (1955)
- Schule am Halmerweg, Bremen-Gröpelingen (1956)
- Siedlung Sparerdank, Bremen, Kulenkampffallee (1958–67)
- Landhaus Müller-Menckens, Hellwege (Wümme) (1961)
- Bankhaus Carl F. Plump & Co., Bremen (1962)
- Norddeutsche Kreditanstalt und Kunsthalle, Bremerhaven (1964)
- Heilig-Geist-Kirche, Bremen-Neue Vahr (1964)
- Versöhnungskirche, Bremen-Sebaldsbrück (1966)
- Kläranlage, Bremen-Seehausen (1966)
- Bremer Landesbank am Domshof (1968–72)
- Bürogebäude für Lexzau, Scharbau, Bremen (auf der Decke des ehemaligen U-Boot-Bunkers Hornisse) (1969)
- Friedhof Huckelriede, Bremen-Habenhausen (1969)
- Wiederaufbau Steipe, Trier (1970)
- Ludwig-Roselius-Museum für Frühgeschichte, Worpswede (1971)
- Kläranlage, Bremen-Farge (1973)
- Rhenus-Haus, Bremen (1973)
- Otto-Modersohn-Museum, Fischerhude (1974, Erweiterungen: 1985, 1996)
- Packhaus-Theater, Bremen (1976)
- Erweiterung Sparkasse Am Brill, Bremen (1980)
- Wohnbebauung „Kleiner Markt“ im Fährquartier, Bremen-Vegesack (1982)
- Wiederaufbau Burg Bederkesa (1982)
- Fachhochschule Emden (1984)
- Neugestaltung der Kassenhalle Sparkasse Am Brill, Bremen (1984)
- Restaurierung Christinenhaus, Zeven (1986)
- Renovierung Museum Kloster Zeven (1988)
- Weserwehr, Bremen (1993, Schleuse: 1998)
- Bebauung Teerhof, Bremen (1993)
- Wiederaufbau Gut Kreisau, Polen (1994)
- Konzerthaus Die Glocke, Bremen (1997)
Auszeichnungen
- Heinrich-Tessenow-Medaille in Gold, verliehen durch die Universität Hannover „für das reiche, beispielgebende Lebenswerk in baukünstlicher Qualität“, 1978
- Ehrenring des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, 1990
- BDA Niedersachsen Preis für das Ludwig-Roselius-Museum, 1981
Publikationen
- Neues Leben für alte Bauten. Über das Continuo in der Architektur. Mit einem Vorwort von Jürgen Rausch. Stuttgart 1979.
- Als Herausgeber: Schönheit ruht in der Ordnung. Paul Schmitthenner zum 100. Geburtstag. Wolfdruck Verlag, Bremen 1984.
- Bremens großer Beitrag zum Städtebau. Zur Entstehung und Weiterentwicklung des Bremer Hauses. In: Klassizismus in Bremen. Formen bürgerlicher Kultur. Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 1993/1994, Bremen 1993.
- Tradition und Innovation. Über das Bauen im historischen Bestand. Ein kleines Kolleg über ein großes Thema. Druckschrift des Instituts für Städtebau, Wohnungswesen und Landesplanung, Universität Hannover, Hannover 1997.
- Skizzenbücher. 1998
Ausstellung
Vom 27. April bis 1. Juni 2009 zeigt das Bremer Zentrum für Baukultur eine Werksausstellung über den Architekten Gerhard Müller-Menckens, die in Zusammenarbeit mit der Familie entstanden ist. Zudem gibt es eine filmische Dokumentation über die Arbeiten des Architekten.
Literatur
- Volker Plagemann, Eberhard Syring: Continuo – Der Architekt Gerhard Müller-Menckens 1917–2007. Aschenbeck Verlag, Bremen
- Nils Aschenbeck: Zeitgerechte Zuordnung des Architekt Müller-Menckens. Zeichnungen und Architektur. Aschenbeck & Holstein Verlag, Delmenhorst
Einzelnachweise
- Continuo – Der Architekt Gerhard Müller-Menckens 1917–2007, Volker Plagemann, Eberhard Syring. Aschenbeck Verlag, Bremen
- Zeitgerechte Zuordnung des Architekt Müller-Menckens. Zeichnungen und Architektur, Nils Aschenbeck, Aschenbeck & Holstein Verlag, Delmenhorst
- Nachruf von Prof. Dr. Eberhard Syring (PDF-Datei; 94 kB)
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