Geschichte der Zentralafrikanischen Republik

Geschichte der Zentralafrikanischen Republik
Zentralafrikanische Republik, Verwaltungsgliederung

Inhaltsverzeichnis

Ur- und Frühgeschichte

Auf dem Territorium der heutigen Zentralafrikanischen Republik lassen sich Spuren menschlicher Besiedlung seit dem Paläolithikum nachweisen. Die ältesten der heute dort siedelnden indigenen Gesellschaften sind wohl die Gbaya und Mandjida. Sie waren segmentär organisiert und hatten keine zentralisierten Formen staatlichen Zusammenlebens herausgebildet. Anfang des 19. Jahrhunderts wanderten von Nordosten her Banda-Gesellschaften in das Gebiet ein. Bei den Azande im Südosten bildete sich im 18./19. Jahrhundert eine stärker stratifizierte Gesellschaftsordnung mit einem Oberhäuptlingstum heraus. Teile des Nordostens fielen 1893 bis 1900 unter die Herrschaft des afro-arabischen Warlords Rabih b. Fadlallah.

Kolonialzeit

Briefmarke mit Aufdruck Oubangui-Chari aus dem Jahr 1924.

Schon 1887 erklärte der französische Kolonialbeamte Pierre Savorgnan de Brazza das Territorium zur französischen Interessensphäre. 1889 entstand in der heutigen Hauptstadt Bangui der erste Militärposten. Von hieraus setzte ab 1890 die militärische Okkupation des Landes ein, die 1900 unter der Bezeichnung Oubangi-Chari französisches Militärterritorium, und 1906 mit dem nördlich anschließenden Tschad-Militärterritorium unter einer Verwaltung vereinigt wurde. Am 25. Januar 1910 wurde das Territorium zur eigenständigen Kolonie innerhalb von Französisch Äquatorialafrika (AEF). Teile im Westen des Landes mit den Orten Nola, Mbaiki, Berbérati, Carnot und Bouar wurden durch das Marokko-Kongo-Abkommen vom 4. November 1911 an die deutsche Kolonie Deutsch-Kamerun (Neukamerun) angeschlossen und fielen erst mit dem Versailler Vertrag 1919 an Französisch-Äquatorialafrika zurück.

Seit 1946 war die Kolonie in der französischen Nationalversammlung vertreten. Abgeordneter wurde Barthélemy Boganda (1910-1959), der 1949 die Partei Mouvement d’Évolution Sociale de l’Afrique Noire (MESAN) gründete. Der MESAN gewann am 31. März 1957 bei den Wahlen zum Landesparlament sämtliche Sitze. Am 1. Dezember 1958 erhielt Zentralafrika als Teil der französischen Kolonien die innere Autonomie. Boganda wurde am 8. Dezember 1958 Premierminister.

Unabhängigkeit

Unter der Bezeichnung „Zentralafrikanische Republik“ wurde das Land am 13. August 1960 von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassen. David Dacko wurde erster Präsident. Oppositionelle Gruppen, die mit dem profranzösischen Kurs Dackos unzufrieden waren, verließen im Juni 1960 die Bewegung und gründeten den Mouvement pour l´Évolution Démocratique de l´Afrique Centrale (MEDAC). Bereits im Dezember des gleichen Jahres wurde der MEDAC verboten und seine Führer verhaftet. Der MESAN wurde von 1962 bis 1964 sukzessive zur höchsten Instanz innerhalb des Staates ausgebaut, was unter anderem die obligatorische Mitgliedschaft für alle Bürger zur Folge hatte. Die Lage des Staates war durch eine zunehmende Unterdrückung der oppositionellen Kräfte im Innern und die enge Kooperation mit der früheren Kolonialmacht Frankreich gekennzeichnet.

Am 1. Januar 1966 putschte sich Armeechef Jean-Bédel Bokassa (1921-1996), ein Neffe Bogandas, an die Macht. Der gestürzte Präsident David Dacko wurde unter Hausarrest gestellt. Bokassa sicherte sich seine Macht durch landesweiten Terror, Folter und Ausschaltung jeglicher Opposition. Französische Truppen standen auch ihm dabei zur Seite. 1972 wurde Bokassa zum Präsident auf Lebenszeit ernannt. Am 4. Dezember 1976 ließ sich Jean Bédel Bokassa zum Kaiser krönen (Bokassa I.). Zentralafrika wurde damit zur Monarchie (siehe Zentralafrikanisches Kaiserreich).

Nach heftigen Schüler- und Studentenunruhen im Januar 1979 wurden mit militärischer Hilfe aus Zaire zahlreiche Jugendliche und Oppositionelle verhaftet, gefoltert und hingerichtet, wobei Bokassa eine direkte Beteiligung vorgeworfen wird. Der frühere Präsident Dacko nutzte am 21. September 1979 die Abwesenheit des Kaisers, der sich zu einem Besuch in Libyen aufhielt, zu einem Putsch. Kaiser Bokassa wurde abgesetzt, die Republik wieder eingeführt.

Im Januar 1981 gewann Dacko die Parlamentswahlen. Er wurde jedoch am 1. September 1981 durch einen Putsch des Generals André Kolingba mit Zustimmung Frankreichs aus dem Amt gedrängt. Am 23. Oktober 1986 kehrte Ex-Kaiser Bokassa zurück. Er wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 1988 in Zwangsarbeit umgewandelt. Bokassa starb am 3. November 1996 in Bangui.

Am 4. Juli 1991 wurden auf ausländischen Druck politische Parteien wieder zugelassen. Am 1. September 1993 erließ Kolingba eine Generalamnestie. Auch Ex-Kaiser Bokassa wurde freigelassen. Am 19. September 1993 wurde Ange-Félix Patassé neuer Präsident. Von 1996 bis 1997 fanden Militärrevolten und Umsturzversuche gegen die Regierung Patassé statt. 1999 kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und Regierungsanhängern. Die Wiederwahl von Präsident Patassé erfolgte am 22. Oktober.

Am 15. Februar 2000 endete das Mandat der UN-Friedenstruppen nach rund zweijährigem Einsatz. Präsident Patassé wurde am 15. März 2003 durch François Bozizé gestürzt. Die Präsidentschaftswahlen 2005 gewann Bozizé im zweiten Wahlgang am 24. Mai 2005 mit 64,6% der Stimmen. Die für den 25. April 2010 geplanten Präsidenten- und Parlamentswahlen wurden durch Parlamentsbeschluss abgesagt. Präsident Bozizés bleibt weiterhin im Amt. Sein Mandat ging regulär bis zum 11. Juni 2010.

Siehe auch

Weblinks


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