Geschichte Botsuanas

Geschichte Botsuanas

Die Geschichte Botsuanas reicht von steinzeitlicher Besiedelung vor rund 100.000 Jahren über die Einwanderung der Bantu und das britische Protektorat Betschuanaland bis hin zum seit 1966 unabhängigen Staat Botsuana.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Im Großraum der Kalahari lässt sich bereits vor gut 100.000 Jahren eine steinzeitliche Besiedlung nachweisen. Die ersten Siedler waren die San und die mit ihnen verwandten Khoikhoi. Etwa 3000 v. Chr. begann eine große Migration von Bantuvölkern aus Westafrika. Die Ursache für die Auswanderung wird heute in klimatischen Veränderungen gesehen, die eine allmähliche Verwandlung des Saharagebietes in eine Wüste auslösten. Etwa um das Jahr 250 überschritten die Bantu den Sambesi und gelangten so auch in das Gebiet des heutigen Botsuana; sie führten erstmals die Eisenbearbeitung in diesem Raum ein.

Vorkoloniale Geschichte

Um das Jahr 650 entstand im Gebiet des heutigen Botsuana der Staat von Toutswe, der um 1050 seine Blütezeit erreichte und etwa bis zum Jahr 1300 existierte. Wirtschaftlich basierte dieses Staatswesen auf erheblichem Viehreichtum. Das Reich erhielt seinen (heutigen) Namen im Hinblick auf archäologische Funde am Toutswemogala Hill bei Palapye.

Möglicherweise unter dem Druck der aufsteigenden Macht des benachbarten Reiches von Groß-Simbabwe zerfiel der Staat von Toutswe im 14. Jahrhundert. Um diese Zeit begann die Wanderungsbewegung vieler Bakgalagadi, Basotho und der Batswana. Die Batswana nutzten das Vakuum, das durch den Niedergang des Toutswereiches entstanden war und siedelten sich im Bereich des heutigen Botsuana an.

Es bildeten sich verschiedene kleine Königreiche, und um 1800 war der ganze Ostteil des heutigen Botsuana von Batswana besiedelt.

Im Zuge der Zulukriege im 19. Jahrhundert zogen Bakololo und Ndebele – unter General Mzilikazi – nach Süden, wobei es auch zu militärischen Auseinandersetzungen mit den Batswana kam. Diese erholten sich hiervon erst 20 Jahre später.

Kolonialgeschichte

Karte des Betschuanalandes von 1905

Um 1840 begann die Kolonialisierung durch die ersten weißen Missionare und Händler, die im Gebiet des heutigen Botsuana vordrangen. 1845 gründet Sir David Livingstone in Kolobeng die erste ständige Missionsstation Botsuanas. 1867 entdeckt Karl Mauch große Goldvorkommen am Tati.

Im 19. Jahrhunderts zogen aus Südafrika große Teile der burischen Bevölkerung auf der Flucht vor den Briten nach Norden, wobei sie auch verschiedene Tswana angriffen; sie erhoben Steuern und nahmen Sklaven. Die botsuanischen Gemeinden baten erstmals im August 1876 die Briten um Hilfe, die von diesen später im Rahmen von „Schutzverträgen“ auch gewährt wurde.

Am 30. September 1885 wurde das Gebiet des heutigen Botsuana zum britischen Protektorat erklärt – dem Betschuanaland. Technisch blieb das Gebiet ein Protektorat und wurde nie zur Kolonie erklärt; praktisch machte dies aber keinen relevanten Unterschied. Nach den Burenkriegen Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Briten mit der Einführung eines Steuersystems (Hut Tax), die von den lokalen Regenten eingezogen wurde. Dabei blieb ihre interne Führungsrolle zunächst unberührt.

Die von Cecil Rhodes gegründete British South Africa Company, eine mit Hoheitsrechten ausgestattete Monopolgesellschaft, bot sich später an, Betschuanaland weiter zu erschließen und zu verwalten – gegen Vergabe entsprechender Konzessionen zur Ausbeutung des Landes.

Dies wurde von den Tswana-Königen Khama III., Bathoen I. und Sebele I. verhindert, die 1895 nach London reisten, auf der Einhaltung der Schutzverträge bestanden und sich damit durchsetzen konnten. Eine gewisse Eingliederung in die Südafrikanische Verwaltung ist aber durchgängig festzustellen. Das Gebiet wurde von Mafikeng, einem Ort in Südafrika, aus verwaltet. 1910 bildete das Protektorat Botsuana mit Südafrika eine Zollunion.

Eine Entwicklung des Landes ist den Briten allerdings nicht nachzusagen. Botsuana zählte zu den ärmsten Ländern Afrikas und verfügte bei der Erlangung der Unabhängigkeit gerade einmal über 8 km asphaltierte Straßen.

Erste Schritte in Richtung auf Selbstverwaltung und Unabhängigkeit begannen im Jahr 1950 mit der Gründung des Joint Advisory Council, einem multikulturellem Beratungsgremium. Eine im Jahr 1961 konstituierte Verfassung schuf ein Parlament, das ebenfalls beratende Funktionen hatte.

Unabhängigkeit und nachkoloniale Geschichte

Im Juni 1964 entschieden die Briten, dem Land die Unabhängigkeit zu gewähren. Die Hauptstadt wurde 1965 von Mafikeng in Südafrika nach Gaborone verlegt, so dass das Gebiet erstmals einen landeseigenen Verwaltungssitz hatte. In diesem Jahr fanden auch erstmals Wahlen statt, in denen die 1962 gegründete Botswana Democratic Party unter der Führung von Seretse Khama mehr als 80 % der Stimmen erzielen konnte. Botsuana wurde schließlich am 30. September 1966 unabhängig und trat gleichzeitig dem British Commonwealth bei.

Die wirtschaftliche Lage des Landes verbesserte sich kurz nach dem Erreichen der Unabhängigkeit drastisch, als 1967 bei Orapa erste große Diamantenlager entdeckt wurden. In Botsuana erzählt man, diese seien bereits früher entdeckt, aber verheimlicht worden, um die Entlassung in die Unabhängigkeit nicht zu gefährden; Belege hierfür gibt es allerdings nicht.

Erster Staatspräsident wurde Seretse Khama, der König der Bangwato. Botsuana schloss sich 1974 gemeinsam mit Angola, Mosambik und Tansania zur Gruppe der „Frontstaaten“ zusammen, die die Befreiungsbewegungen in Namibia und dem damaligen Südrhodesien unterstützten. Im Jahre 1979 gründeten diese Frontstaaten gemeinsam mit Lesotho, Malawi, Sambia, Simbabwe und Swasiland die Südafrikanische Entwicklungskonferenz (Südafrikanische Entwicklungskonferenz, SADCC), zunächst als Gegengewicht zu Südafrika. Dieses trat allerdings nach dem Ende des Apartheid-Regimes im Jahre 1992 der Organisation ebenfalls bei, die nunmehr unter Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (Southern African Development Community, SADC) firmiert. Diese hat ihren Sitz in Gaborone.

Nach dem Tod von Seretse Khama im Jahr 1980 wurde zunächst Ketumile Masire Präsident, dem 1998 Festus Mogae nachfolgte. Festus Mogae wurde am 30. November 2004 wiedergewählt.

Seit 1980 ist Botsuana Mitglied der UNESCO.

Siehe auch


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