Goethes Gartenhaus

Goethes Gartenhaus
Goethes Gartenhaus 1777
Goethes Gartenhaus um 1900
Westansicht Mitte 2006
Südansicht Mitte 2006

Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm zu Weimar war eine Wohn- und Arbeitsstätte Johann Wolfgang von Goethes. Seit 1998 gehört es als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Geschichte

Als Goethe im Jahre 1775 nach Weimar kam, zeigte er großes Interesse an dem zum Verkauf stehenden Grundstück am östlichen Ilmhang. Das Haus ist möglicherweise ein Winzerhaus aus dem 16. Jahrhundert – einer Zeit, in welcher der Weinbau in Weimar noch eine große Rolle spielte.

Der Garten war in desolatem Zustand, als Herzog Carl August beabsichtigte, das Grundstück dem Freunde zum Geschenk zu machen. Im April 1776 erwarb Johann Wolfgang Goethe den Garten auf dem Horne samt dem darinnen befindlichen Garten-Hause, nebst allen, was darinnen Erd-, Wand-, Band-, Nied- und Nagelfest ist. So weist es der Kaufvertrag vom 22. April 1776 aus, der vier Tage darauf bestätigt wird. Die Bezahlung der Kaufsumme von 600 Talern in zwei Raten zu je 300 Talern erfolgt durch Friedrich Justin Bertuch aus der Schatulle des Herzogs, der es jedoch für ratsam hält, nach außen Goethe als den Käufer erscheinen zu lassen.

Goethe wirkte selbst mit großer Hingabe an der Erneuerung des Gartens und ließ das Haus wieder bewohnbar machen. 1777 brachte er einen hölzernen Altan auf der Südseite des Hauses an, der während der italienischen Reise verfiel und später wieder beseitigt wurde. Die neuen gartenkünstlerischen Ideen, die sich an den englischen Landschaftsgärten orientierten, denen wir heute den Park an der Ilm verdanken, nahmen hier ihren Anfang. Hier wurden jedoch Anregungen von Wörlitz aufgenommen. In der Nähe des Gartenhauses befindet sich der "Stein des guten Glücks".

Da das kleine und bescheiden eingerichtete Haus auf Dauer nicht den Anforderungen genügte, die Amt und soziale Verhältnisse an Goethe stellten, aber auch seine Bibliothek und seine Sammlungen nicht länger aufnehmen konnte, wechselte er 1782 in die Stadt, in das Haus am Frauenplan. Doch blieb das Gartenhaus sein Lieblingsaufenthalt, den er pflegte und immer wieder besuchte, zum letzten Mal am 20. Februar 1832.

Im Gartenhaus arbeitete Goethe an zentralen Werken. Hier schuf er Teile der Prosafassung der „Iphigenie auf Tauris“, hier arbeitete er an den Dramen „Egmont“ und „Torquato Tasso“. Bekannte Gedichte wie „An den Mond“, „Rastlose Liebe“ und „Jägers Abendlied“ entstanden hier.

Heute ist das Gartenhaus als Museum eingerichtet.

Eine Kopie des Gartenhauses entstand 1999 im Rahmen der Aktivitäten Weimars als Kulturhauptstadt Europas. Diese Kopie wurde auch im Jahr 2000 auf der Expo in Hannover gezeigt – sie steht seit 2002 in Bad Sulza/Thüringen.

Literatur

  • Hans Wahl: Goethes Gartenhaus. Leipzig: J. J. Weber o.J.
  • Manfred Kahler: Goethes Gartenhaus in Weimar. Hg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. 3. Aufl. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag in Komm. 1966.
  • Paul Raabe: Spaziergänge durch Goethes Weimar. 10. aktualisierte Aufl. Zürich, Hamburg: Arche 2005. ISBN 3-7160-2256-X
  • Uwe Grüning, Jürgen M. Pietsch: Goethes Gartenhaus, Spröda: Edition Schwarz-Weiss, 1999, ISBN 3-00-004693-3

Weblinks

 Commons: Goethes Gartenhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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