- Egmont (Goethe)
-
Daten des Dramas Titel: Egmont Gattung: Trauerspiel Originalsprache: Deutsch Autor: Johann Wolfgang Goethe Erscheinungsjahr: 1788 Uraufführung: 9. Januar 1789 Ort der Uraufführung: Mainz Ort und Zeit der Handlung: Brüssel im Jahre 1566 Personen - Margarete von Parma, Tochter Karls V., Regentin der Niederlande
- Graf Egmont, Prinz von Gaure
- Wilhelm von Oranien
- Herzog von Alba
- Ferdinand, sein natürlicher Sohn
- Machiavell, im Dienst der Regentin
- Richard, Egmonts Geheimschreiber
- unter Alba dienend
- Silva
- Gomez
- Clärchen, Egmonts Geliebte
- Ihre Mutter
- Brackenburg, ein Bürgerssohn
- Bürger von Brüssel
- Soest, Krämer
- Jetter, Schneider
- Zimmermeister
- Seifensieder
- Buyck, Soldat unter Egmont
- Ruysum, Invalide und taub
- Vansen, ein Schreiber
- Volk, Gefolge, Wachen u.s.w.
Egmont ist ein Trauerspiel des deutschen Dichters und Dramatikers Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832). Es wurde 1775 begonnen und war 1788 im Druck. Erstmals aufgeführt wurde das Stück im Jahre 1789 von der Kochschen Truppe. Die erste Uraufführung fand am 9. Januar 1789 in Mainz statt, am 15. Mai folgte die Uraufführung in Frankfurt am Main.
Die Figur des Egmont entstand nach dem Vorbild des tatsächlichen Lamoral von Egmond, auf den Goethe bei seinen Studien über die Geschichte der Niederlande stieß. Der literarische Egmont hat mit seinem historischen Vorbild allerdings nur wenig gemeinsam.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Egmont spielt in der Stadt Brüssel während des Aufstands der Niederländer 1566-68 gegen die spanische Herrschaft; das Ende des Trauerspiels entspricht historisch dem Anfang des Achtzigjährigen Krieges. Zu jener Zeit wird Brüssel wie ganz Belgien und Holland von den Spaniern beherrscht. Teile des niederländischen Adels (Geusen) verbünden sich mit den Protestanten, um die religiöse und politische Unterdrückung durch die Spanier zu beenden. Das Drama speziell thematisiert den Untergang des niederländischen Grafen Egmont von Gaure, der zusammen mit Wilhelm von Oranien an der Spitze der Adelsopposition steht. Egmont ist bei seinen Bürgern sehr beliebt und steht loyal zur spanischen Krone, nach deren Meinung nach er allerdings nicht hart genug gegen die Bilderstürmer vorgeht, wobei es sich bei jenen um radikale Anhänger der Reformation handelt. In seiner Naivität gerät er in die Fänge des Herzogs von Alba, eines brutalen Feldherrn. Bis kurz vor seinem Tode hat er die Gefahr unterschätzt, die von den Spaniern ausgeht. Im Gegensatz zu Oranien ist er deshalb nicht vor Alba geflohen. Alba ist in Brüssel eingetroffen, um dort angeblich für Ordnung zu sorgen, in Wahrheit will er jedoch den Blutrat einführen. Egmonts Geliebte Clärchen unternimmt einen verzweifelten Versuch, den eingekerkerten Oppositionellen zu befreien, doch als sie dem Scheitern ihres Vorhabens ins Auge sehen muss, verübt sie Selbstmord. Egmont selbst wird schließlich wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.
Zitat
Zum Geflügelten Wort wurde das „Himmelhoch jauchzend, zu(m) Tode betrübt“ aus Clärchens Lied im Dritten Aufzug:
- Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein;
- Langen und bangen in schwebender Pein;
- Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt;
- Glücklich allein ist die Seele, die liebt.[1]
…auf das ihre Mutter antwortet: Lass das Heiopopeio.
Gefängnis V. Akt 2.Aufzug (Er setzt sich aufs Ruhebett. Musik.):
- Süßer Schlaf! Du kommst wie ein reines Glück ungebeten, unerfleht am willigsten. Du lösest die Knoten der strengen Gedanken,
- vermischest alle Bilder der Freude und des Schmerzes; ungehindert fließt der Kreis innerer Harmonien, und eingehüllt in gefälligen Wahnsinn, versinken wir und hören auf zu sein.
Musik
Der Text enthält mehrere Regieanweisungen, die eine musikalische Umrahmung fordern. Goethe bat bereits in Rom seinen Freund, den Komponisten Philipp Christoph Kayser eine Schauspielmusik für Egmont zu schreiben, allerdings ohne Erfolg.[2]
1809 wurde Ludwig van Beethoven vom Wiener Burgtheater angetragen, das Stück zu vertonen. Beethoven, ein großer Bewunderer Goethes, nahm mit Vergnügen an und soll sogar auf das Honorar der Theaterdirektion verzichtet haben. Weltbekannt ist die Ouvertüre seiner Schauspielmusik.[3]
Verfilmungen
- 1961: Egmont – Regie: Jean-Paul Carrère, mit Michel Piccoli (Fernsehfilm)
- 1962: Egmont – Regie: Reinhart Spörri, mit Lola Müthel, Max Eckard, Wolfgang Büttner, Paul Verhoeven (Fernsehfilm)
- 1967: Egmont – Regie: Oscar Fritz Schuh, mit Alice Treff, Walther Reyer, Hans Häckermann, Bernhard Minetti (Fernsehfilm)
- 1968: Egmont – Regie: Kris Betz, mit Joanna Geldof, Marcel Hendrickx, Tom van Beek, Frans van der Lingen (Fernsehfilm)
- 1984: Egmont – Regie: Franz Peter Wirth, mit Manfred Zapatka, Catherine Frot, Rolf Boysen, Rolf Becker (Fernsehfilm)
- 1989: Egmont – Regie: Friedo Solter, mit Gabriele Heinz, Ulrich Mühe, Dieter Mann, Otto Mellies (Fernsehfilm)
Hörspiele
- 1946: Egmont – Regie und Sprecher: Nicht bekannt (Radio Bremen)
- 1949: Egmont – Regie: Hanns Farenburg; Sprecher: Nicht bekannt (Deutschlandsender)
- 1949: Egmont – Regie: Theodor Steiner; Sprecher: Kurt Glass, Eva Katharina Schultz, Sophie Cossaeus, Danielo Devaux (Hessischer Rundfunk)
- 1951: Egmont – Regie: Kurt Jung-Alsen; Sprecher: Rita Mosch, Hans-Peter Thielen, Manfred Leber, Willy A. Kleinau (Rundfunk der DDR)
- 1957: Egmont – Regie: Heinz-Günter Stamm; Sprecher: Lola Müthel, Max Eckard, Wolfgang Lukschy, Walter Richter (Bayerischer Rundfunk)
- 1963: Egmont – Regie: Erich-Alexander Winds; Sprecher: Gisela May, Dietrich Körner, Horst Preusker, Herwart Grosse (Rundfunk der DDR)
Literatur
- Johann Wolfgang von Goethe: Egmont. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Leipzig 1788. Hrsg. Joseph Kiermeier-Debre. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, ISBN 3-423-02669-3.
- Ekkehart Mittelberg: Johann Wolfgang Goethe. Egmont. Text und Materialien. Cornelsen, Berlin 2000, ISBN 3-464-60109-9.
- Ekkehart Mittelberg: Johann Wolfgang Goethe. Egmont. Lehrerheft. Cornelsen, Berlin 2000, ISBN 3-464-60108-0.
- Volkmar Braunbehrens: Egmont, das lang vertrödelte Stück. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Text + Kritik. Sonderband Johann Wolfgang von Goethe. München 1982, S. 84–100.
- Werner Schwan: Egmonts Glücksphantasien und Verblendung. Eine Studie zu Goethes Drama „Egmont“. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1986. S. 61–90.
- Jürgen Schröder: Individualität und Geschichte im Drama des jungen Goethe. In: Walter Hinck (Hrsg.): Sturm und Drang. Ein literaturwissenschaftliches Studienbuch. Athenäum, Frankfurt am Main 1989, S. 192–212.
- Franz-Josef Deiters: „Du bist nur Bild“. Die Selbstbegründung des Geschichtsdramas in Goethes „Egmont“. In: Cornelia Blasberg und Franz-Josef Deiters (Hrsg.): Geschichtserfahrung im Spiegel der Literatur. Festschrift für Jürgen Schröder zum 65. Geburtstag. Stauffenburg, Tübingen 2000, S. 65–88.
Weblinks
- Als Webausgabe frei zugänglich in der Digitalen Bibliothek
- Als Webausgabe frei zugänglich bei Project Gutenberg
Einzelnachweise
- ↑ Goethe, Egmont. 3. Aufzug, 2. Szene; zitiert in Georg Büchmann: Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes. Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898, S. 163.
- ↑ H. Wagener: Anmerkungen zur Entstehung, in: J.W. Goethe: Egmont, Reclam, 1970, 1993.
- ↑ M. Struck-Schloen: Programmheft. Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 1. KölnMusik GmbH, 18. -11 2009, abgerufen am 6. März 2011 (belegt die Aussage, dass Beethoven kein Honorar gefordert hat. lässt zugleich die Behauptung in Reklams Musikführer, der Auftrag wäre vom Verleger Härtel erteilt worden, als eine Verwechslung erscheinen: es wird explizit der k.u.k. Hoftheaterdirektor Joseph Hartl als Auftraggeber genannt.).
Werke von Johann Wolfgang von GoetheRomane und Novellen
Die Leiden des jungen Werthers | Wilhelm Meisters theatralische Sendung | Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten | Wilhelm Meisters Lehrjahre | Novelle | Die Wahlverwandtschaften | Wilhelm Meisters WanderjahreDramen
Die Laune des Verliebten | Die Mitschuldigen | Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand | Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey | Jahrmarktsfest zu Plundersweilern | Götter, Helden und Wieland | Claudine von Villa Bella | Clavigo | Urfaust | Egmont | Erwin und Elmire | Die Geschwister | Der Triumph der Empfindsamkeit | Iphigenie auf Tauris | Torquato Tasso | Der Groß-Cophta | Der Bürgergeneral | Was wir bringen | Stella | Die natürliche Tochter | Faust I | Pandora | Faust IIGedichte, Lieder und Balladen
Mailied | Willkommen und Abschied | Mahomets Gesang | Prometheus | Geistesgruß | Der König in Thule | Der Fischer | An den Mond | Der Erlkönig | Wandrers Nachtlied | Römische Elegien | Venezianische Epigramme | Der Zauberlehrling | Xenien | Legende vom Hufeisen | Die erste Walpurgisnacht | Der Totentanz | Bei Betrachtung von Schillers Schädel | Marienbader Elegie | West-östlicher Divan | Gingo bilobaVersepen
Reineke Fuchs | Hermann und DorotheaÜbertragungen
Das Leben des Benvenuto Cellini | MahometÄsthetische Schriften
Über Kunst und AltertumNaturwissenschaftliche Schriften
Über den Zwischenkiefer der Menschen und der Tiere | Beiträge zur Optik | Zur FarbenlehreLibrettofragment
Der Zauberflöte zweyter TheilAutobiographische Prosa
Italienische Reise | Kampagne in Frankreich | Aus meinem Leben. Dichtung und WahrheitSonstiges
Die guten Weiber | Nähe des Geliebten | Über den Granit | Maximen und Reflexionen
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Egmont (Goethe) — Egmont est une pièce de théâtre de Johann Wolfgang von Goethe écrite en 1788. Sa dramaturgie est largement inspirée des tragédies de Shakespeare. Le personnage d’Egmont est celui d’un homme qui a foi en la bonté. A ce titre il est dans la ligne… … Wikipédia en Français
Egmont (play) — Egmont is a play by Johann Wolfgang von Goethe, which he completed in 1788. Its dramaturgical structure, like that of his earlier Storm and Stress play Götz von Berlichingen (1773), is heavily influenced by Shakespearean tragedy; in contrast,… … Wikipedia
Goethe-Rezeption — Goethe im hohen Alter Das Lebenswerk von Johann Wolfgang von Goethe beeinflusste zahlreiche Autoren. Inhaltsverzeichnis 1 Nachwirkung 2 … Deutsch Wikipedia
Egmont — oder Egmond ist der Name einer niederländischen Gemeinde, siehe Egmond einer niederländischen Adelsfamilie, auch Egmont geschrieben, siehe Haus Egmond eines niederländischen Freiheitskämpfers, siehe Graf Lamoral von Egmond eines niederländischen… … Deutsch Wikipedia
Goethe — Johann Wolfgang von Goethe, Ölgemälde von Joseph Karl Stieler, 1828 (es handelt sich, wie der Dichter selbst anmerkte, um eine idealisierende Darstellung)[1] … Deutsch Wikipedia
Egmont-Ouvertüre — Die Schauspielmusik zu Goethes Trauerspiel Egmont ist ein Orchesterwerk von Ludwig van Beethoven, dessen erster Teil, die Ouvertüre, besonders bekannt wurde. Das Werk entstand ab 1809 im Auftrag des Wiener Burgtheaters und wurde 1810 in Wien… … Deutsch Wikipedia
Egmont Ouvertüre — Die Schauspielmusik zu Goethes Trauerspiel Egmont ist ein Orchesterwerk von Ludwig van Beethoven, dessen erster Teil, die Ouvertüre, besonders bekannt wurde. Das Werk entstand ab 1809 im Auftrag des Wiener Burgtheaters und wurde 1810 in Wien… … Deutsch Wikipedia
Goethe [1] — Goethe, Johann Wolfgang, der größte Dichter deutscher Nation, geb. 28. August 1749 in Frankfurt a. M., starb 22. März 1832 in Weimar. Goethes Geschlecht. Die Spuren des Goetheschen Geschlechts weisen bis in die Mitte des 17. Jahrh. und ins… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Goethe — Goethe, Johann Wolfgang von G., geb. den 28. August 1749 zu Frankfurt am Main, wo[489] keine Jugend im väterlichen Hause am Hirschgraben verfloß. Seine Vaterstadt, ein bedeutender Meß u. Handelsplatz, die Wahl u. Krönungsstadt des Deutschen… … Pierer's Universal-Lexikon
Goethe — [ gøːtə], 1) August von, sachsen weimarischer Kammerherr und Kammerrat, * Weimar 25. 12. 1789, ✝ Rom 27. 10. 1830, Sohn von 5), Vater von 8) und 9); seit 1817 unglücklich verheiratet mit der geistvollen und exzentrischen Ottilie Freiin von… … Universal-Lexikon