Granatieri di Sardegna

Granatieri di Sardegna
Wappen der Brigade "Granatieri di Sardegna"

Die Granatieri di Sardegna (dt.: „Grenadiere Sardiniens“) sind eine Gardetruppe des italienischen Heeres. Ihre Ursprünge liegen in einem 1659 in Turin aufgestellten Garderegiment, das ab 1815 aus Grenadieren bestand, sowie in einem 1744 auf Sardinien ausgehobenen Regiment. Die beiden Verbände wurden 1852 innerhalb der Infanterie als Grenadierregimenter mit eigener Nummerierung zur Brigade Granatieri di Sardegna zusammengefasst. Das Hauptquartier der Brigade befindet sich heute in Rom, einige unterstellte Verbände sind an anderen Standorten in Mittelitalien stationiert.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die Brigade untersteht dem regionalen Führungskommmando COMFOD 2 in San Giorgio a Cremano und übernimmt vorwiegend Sicherungsaufgaben in Latium, Umbrien und in den Abruzzen. Bei Bedarf kann sie durch Einheiten der um Rom gelegenen Truppenschulen verstärkt werden. Die aus Freiwilligen mit überwiegend kurzer Verpflichtungszeit bestehenden Regimenter der Brigade werden im Rahmen von (relativ unkomplizierten) Friedensmissionen auch im Ausland eingesetzt. In Rom übernimmt das 1. Regiment der Granatieri di Sardegna zusammen mit den Lancieri di Montebello und anderen Einheiten Aufgaben, die denen eines Wachregiments entsprechen.

Gliederung

Grenadiere des 1. Rgt. (Militärparade 2. Juni 2006)
Wappen des 1. ital. Grenadierregiments
Wappen des 8. Kavallerieregiments
Wappen des 33. Panzerartillerieregiments
Wappen Stabs- und Versorgungsverband
  • CoA mil ITA btg logistico granatieri.png Stabs- und Versorgungsverband Granatieri di Sardegna (Rom)
  • CoA mil ITA rgt granatieri 1.png 1. Grenadierregiment (Rom)
    • CoA mil ITA rgt granatieri 1.png 1. Bataillon Assietta in Rom
    • CoA mil ITA rgt granatieri 2.png 2. Bataillon Cengio in Spoleto (Umbrien)
  • CoA mil ITA rgt cavalleria 08.png 8. Kavallerieregiment Lancieri di Montebello (Rom)
  • CoA mil ITA rgt artiglieria 033.png 33. Panzerartillerieregiment Acqui (L’Aquila)

Grundsätzlich haben alle Regimenter der Brigade Bataillonsstärke. Das 2. Grenadierregiment in Spoleto besteht als solches nicht mehr. Zwei dort verbliebene Kompanien wurden (als 2. Grenadierbataillon Cengio) vom 1. Grenadierregiment übernommen. Das Kavallerieregiment Lancieri di Montebello hat derzeit als einziges italienisches Regiment seiner Art neben einem Panzeraufklärungsverband auf Bataillonsebene einen berittenen Verband für protokollarische Zeremonien, Traditionspflege und Reitsport. Aus diesem Grund untersteht ihm auch das Hippodrom im römischen Stadtteil Tor di Quinto, welches auch von einem berittenen Carabinieri-Regiment (4.) genutzt wird.

Ausrüstung

Das 1. Grenadierregiment wurde von Ketten- auf Radfahrzeuge umgerüstet, das Kavallerieregiment verfügt über Radpanzer vom Typ Centauro, das Artillerieregiment über Panzerhaubitzen vom Typ M109L. Die vollständige Umrüstung auf Radfahrzeuge ist geplant.

Die Granatieri di Sardegna tragen als einziger Truppenteil des italienischen Heeres Bärenfellmützen zur Paradeuniform, die Lancieri di Montebello niedrige schwarze Pelzmützen. Bärenfellmützen sind in Italien und anderen Ländern traditionell den Gardegrenadieren oder den Gardetruppen vorbehalten.

Geschichte

Von den beiden Grenadier-Regimentern wurde das 1. am 18. April 1659 in Turin als Garderegiment der Herzöge von Savoyen aufgestellt. Obwohl es in der italienischen Linieninfanterie noch ältere Regimenter piemontesischen Ursprungs gibt (11. und 12. Infanterieregiment Casale, gegründet 1619), hat dieses Regiment militärischen Vorrang gegenüber allen anderen italienischen Regimentern. Das 2. Regiment hat seine Ursprünge auf Sardinien. Als sich während der napoleonischen Besetzung Italiens das Haus Savoyen von Turin auf seine Besitzung Sardinien zurückzog, übernahm dieses Regiment die Wachaufgaben. Die beiden nach 1814 zu Gardegrenadier- bzw. Gardejägerregimentern umgewandelten Verbände wurden später in einer Grenadierbrigade zusammengefasst und 1852 nach dem offiziellen Namen des vom Haus Savoyen beherrschten Staates, des Königreichs Sardinien benannt. Nach der italienischen Einigung 1861 wurden vorübergehend drei weitere Grenadierbrigaden aufgestellt, dann aber bald in die Linieninfanterie überführt. In Ostafrika gab es darüber hinaus bis 1941 die Brigade Granatieri di Savoia. Da man in Italien 1919 die Brigadeebene abgeschafft hatte, gingen die beiden Grenadierregimenter an die 21. Division in Rom, die 1934 den Namen Granatieri di Sardegna erhielt und bis 1939 auch ein 3. Grenadierregiment führte, das danach einem anderen Großverband auf dem Balkan zugeteilt wurde. Von 1948 bis 1976 hatte wiederum eine in Rom und Mittelitalien stationierte Division den Namen "Granatieri di Sardegna", der jedoch neben dem 1. Bersaglieri- und dem 17. Infanterieregiment Acqui (und Unterstützungstruppenteilen) nur das reaktivierte 1. Grenadierregiment unterstand. Mit der Heeresreform von 1975 führte man statt der in Regimenter gegliederten Divisionen gemischte Brigaden ein, darunter die mechanisierte Brigade Granatieri di Sardegna mit drei Grenadierbataillonen (1. Assietta, 2. Cengio, 3. Guardie) und dem 1. Bersaglieri-Bataillon La Marmora sowie einem Panzer-, einem Artillerie- und einem Logistikbataillon. 1992 nahmen diese Bataillone wieder die Bezeichnung „Regiment“ an. In den Jahren danach wurde das mit Ausbildungsaufgaben betraute 3. Grenadierregiment aufgelöst, das 1. Bersaglieri-Regiment an die Bersaglieri-Brigade Garibaldi in Süditalien abgegeben und das Panzerregiment durch das Kavallerieregiment Lancieri di Montebello ersetzt.

Die Granatieri di Sardegna haben seit 1659 an zahlreichen Schlachten und Gefechten teilgenommen. Während des österreichischen Erbfolgekriegs zeichnete sich das 1. Grenadierregiment (damals „Garderegiment“) am 19. Juli 1747 in der Schlacht am Colle dell’Assietta besonders aus. Damals konnte in den Westalpen ein französischer Angriff auf Piemont erfolgreich abgewehrt werden. Im 19. Jahrhundert nahm die Brigade an den italienischen Einigungskriegen teil. In der Schlacht von Goito (30. Mai 1848) übernahm der Herzog von Savoyen in einem kritischen Moment das Kommando über die Gardegrenadiere mit den Worten a me le guardie! („Mir die Garde!“), die bis heute als Motto auf den Regimentswappen zu sehen sind. Im Ersten Weltkrieg verteidigten die Grenadiere im Verlauf der österreich-ungarischen Frühjahrsoffensive 1916 den Monte Cengio (Sieben Gemeinden), wobei ihnen die Munition ausging. Statt sich zu ergeben, kämpften die Grenadiere mit Steinen und blanken Waffen weiter und stürzten sich in einigen Fällen im Nahkampf mit ihren Gegnern die Felswände des Monte Cengio hinab. Dieser Einsatz wird zusammen mit der Assiettaschlacht als Höhepunkt in der Geschichte der Grenadiere angesehen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Division unter anderem auf dem Balkan eingesetzt. Im Frühjahr 1943 kehrte sie wieder nach Rom zurück. Nachdem am 8. September 1943 der Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten in Kraft getreten war und daraufhin die deutschen Truppen bei Rom den Befehl erhielten, die italienischen Verbände zu entwaffnen, kam es zu heftigen Gefechten zwischen Verbänden der Wehrmacht und italienischen Truppen, die sich gegen ihre Entwaffnung befehlsgemäß zur Wehr setzten. Die Granatieri di Sardegna kämpften hier unter anderem zusammen mit dem Kavallerieregiment Lancieri di Montebello im Südwesten von Rom, insbesondere an der Via Ostiense, wo die Anfangserfolge vor allem auf Grund der Flucht der militärischen Führung und der Regierung, aber auch wegen der Resignation anderer Verbände zunichte gemacht wurden. 1944 nahmen Grenadiere der beiden auf Sardinien wiederaufgestellten Grenadierregimenter im Rahmen der Infanteriedivision Friuli (für deren Infanterieregimenter zwei Grenadierbataillone gestellt wurden) auf Seiten der Alliierten am Befreiungskrieg auf dem italienischen Festland teil und waren an der Eroberung Bolognas beteiligt.

Während des Kalten Krieges waren die Granatieri di Sardegna wiederum in Mittelitalien stationiert. Im Rahmen einer strategischen Reserve waren sie jedoch auch für einen Einsatz in Nordostitalien vorgesehen. In den letzten Jahren hat die Brigade neben ihren traditionellen Wach- und Repräsentationsaufgaben eher territoriale Reservefunktionen übernommen. Eine weitere Verkleinerung des Verbandes wurde mehrmals in Betracht gezogen.

Seit 2006 wurden sowohl der Brigadestab als auch die Granatieri di Sardegna im Rahmen der KFOR mehrmals im Kosovo eingesetzt, kleinere Einheiten auch im Libanon.

Messe

Am 10. Juli 1744 hob Don Bernardino Antonio Genovese, Duca di San Pietro, auf seine Kosten in Cagliari auf Sardinien ein Regiment aus, das später auf der Insel zum „Gardejägerregiment“ und dann 1852 (indirekt) zum 2. Grenadierregiment wurde. Der Sohn des Herzogs von San Pietro, Don Alberto Genovese, schenkte dem Regiment im Jahr 1776 den ansehnlichen Betrag von 120.000 piemontesischen Lire und legte dabei schriftlich unter anderem fest, dass von den Erträgen an seinem Todestag stets eine Heilige Messe für ihn zu feiern sei. Bis heute findet diese Messe am (oder um den) 18. Februar jeden Jahres statt, wobei die Grenadiere in Paradeuniform zuvor vom römischen Castro Pretorio zur Basilika Santa Maria degli Angeli an der Piazza della Repubblica marschieren. Es handelt sich um den Regimentsfeiertag, an dem auch der Gefallenen gedacht wird.

Siehe auch

Weblinks


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