Martin Hertz

Martin Hertz

Martin Julius Hertz (* 7. April 1818 in Hamburg; † 22. September 1895 in Breslau) war ein deutscher klassischer Philologe, der als Professor in Greifswald (1855–1862) und Breslau (1862–1893) wirkte. Er schuf grundlegende Editionen des Grammatikers Priscian (Leipzig 1855–1859) und des Buntschriftstellers Aulus Gellius (editio minor 1853, editio maior 1883–1885).

Leben

Martin Hertz wurde als Sohn des Apothekers Johann Jakob Hertz geboren. 1828 siedelte die Familie nach Berlin über, wo Hertz ab 1831 das Gymnasium zum Grauen Kloster besuchte. Seine dortigen Lehrer Johann Friedrich Bellermann, Eduard Bonnell (1802–1877), Wilhelm Pape und Karl Friedrich Siegmund Alschefski (1805–1852) weckten in ihm die Begeisterung zu den Alten Sprachen. So studierte Hertz ab 1835 an der Berliner Universität, später in Bonn Altertumswissenschaften. Während seines Studiums, das er durch eine Augenkrankheit auf sieben Jahre verlängern musste, besuchte er Lehrveranstaltungen bei Barthold Georg Niebuhr und Friedrich Gottlieb Welcker in Bonn, in Berlin bei Philipp August Boeckh, Johann Gustav Droysen, Theodor Panofka, Gustav Adolf Schöll und Friedrich Adolf Trendelenburg. Besonders nachhaltig aber beeinflusste ihn der Textkritiker Karl Lachmann. Ihm widmete Hertz auch seine Dissertation (über den römischen Historiker Cincius, 1842), die thematisch allerdings eher von Niebuhr ausging.

Nachdem er in Berlin 1845 auch seine Habilitation erreicht hatte, begab sich Hertz auf eine mehrmonatige Studienreise durch Süddeutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Italien und Österreich. Hier sammelte Material für kritische Ausgaben des Buntschriftstellers Aulus Gellius, der Scholien des Germanicus (die er allerdings nicht selbst edierte) und des Grammatikers Priscian. Die römischen Grammatiker rückten ab da (durch den Einfluss seines Lehrers Lachmann) in den Mittelpunkt seines lebenslangen Schaffens.

Nach seiner Rückkehr nach Berlin wirkte Hertz dort einige Jahre als Privatdozent. Während der Revolution von 1848/1849 engagierte er sich für die Interessen des Mittelbaus, trat einem Studentencorps bei und fungierte als Wahlmann für die Nationalversammlung. Nach 1849 zog er sich ganz aus der Politik zurück und widmete sich nur noch seiner Lehr- und Forschungsarbeit. Nach Lachmanns Tod (1851) veröffentlichte Hertz eine Biografie seines Mentors und übernahm für kurze Zeit die Mitdirektion des Philologischen Seminars neben Böckh. 1853 wurde Moriz Haupt als Lachmanns Nachfolger berufen. Im selben Jahr gründete Hertz mit ausgewählten Studenten eine lateinische Gesellschaft und veröffentlichte eine von ihm selbst als vorläufig angesehene Ausgabe des Gellius.

Auf einen Ruf der Universität Greifswald verließ Hertz 1855 Berlin und wurde ordentlicher Professor der klassischen Philologie. Hier erschien in zwei Bänden (1855–1859) seine Ausgabe des Priscian, die grundlegend für die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Autor wurde. Auch seine vierbändige Livius-Ausgabe stellte er hier fertig. Aber auch in Greifswald blieb Hertz nur wenige Jahre: Im Sommer 1862 erreichte ihn ein Ruf der Universität Breslau. Hier lehrte und forschte er trotz Rufen aus Tübingen und Heidelberg bis an sein Lebensende, über dreißig Jahre lang. Erst 1893 legte er aus Gesundheitsgründen seine Professur nieder.

In Breslau brachte Hertz seine in Berlin und Greifswald begonnenen wissenschaftlichen Arbeiten zum Abschluss. Neben zahlreichen kleineren Schriften, von denen die zu Gellius 1886 in einem Sammelband (Opuscula Gelliana) erschienen, veröffentlichte er hier den vierten Band seiner Livius-Ausgabe, seine zweibändige editio maior des Gellius (1883–1885), eine zweite editio minor desselben Schriftstellers (1886), und eine Ausgabe des Dichters Horaz (1892). Neben seinen eigenen Arbeiten zeigte Hertz auch reges Interesse an großen Forschungsunternehmen. Immer wieder mahnte er die Dringlichkeit eines umfassenden lexikografischen Projektes an, das schließlich ab 1893 im Thesaurus Linguae Latinae geplant wurde; die Arbeitsaufnahme des Projektes im Jahr 1899 erlebte Hertz nicht mehr.

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Martin Hertz – Quellen und Volltexte

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