- Großer Bergpreis von Österreich
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Großer Bergpreis von Österreich ist die Bezeichnung für verschiedene Motorsportveranstaltungen in Österreich. Motorsportliche Bergrennen gibt es seit Beginn des Motorsports, Anfang 1900, in ganz Europa. Was auf Rundstreckenrennen die Grand Prix sind, sind auf Bergrennstrecken die „Großen Bergpreise“. Sie gab es in Deutschland, der Schweiz und Österreich, Bergrennen an sich jedoch auch in Italien und Frankreich.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte der „Großen Bergpreise“ in Österreich
- 2 Der „Große Bergpreis von Österreich“ auf der Großglockner Hochalpenstraße
- 3 Weblinks
- 4 Quellen
- 5 Einzelnachweise
Geschichte der „Großen Bergpreise“ in Österreich
Österreich fehlte es in der Vor- und Zwischenkriegszeit zwar nicht an Bergrennen an sich: Exelberg bei Wien, Semmering-Bergrennen, Gaisberg bei Salzburg (seit 1929) und anderen. Aber es gab kaum große internationale Bergrennen wie beispielsweise in der Schweiz das Klausenpassrennen (seit 1922) oder Schauinsland bei Freiburg im Breisgau (seit 1923).
Erst mit dem Gaisbergrennen ab 1929 bis 1933 und 1935 mit dem ersten internationalen Großglockner Bergrennen fanden zwei europaweit bekannte Bergrennen in Österreich statt. Diese hießen damals aber noch nicht „Großer Bergpreis“, sondern „Internationale Bergrennen“.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, am 15. August 1957, fand am Gaisberg bei Salzburg wieder namentlich der erste „Große Bergpreis von Österreich“ mit internationaler Beteiligung statt. Dieses Bergrennen war sowohl für Automobile (13 Mal) als auch für Motorräder (vier Mal) ausgeschrieben.
Wenn auch die Bezeichnung „Großer Bergpreis von Österreich“ vor dem Zweiten Weltkrieg noch nicht in Verwendung war, so können die Bergrennen in Salzburg am Gaisberg und am Großglockner durchaus als solche bezeichnet werden. Alle drei Bergrennen auf der Großglockner-Hochalpenstraße waren sowohl für Automobile als auch für Motorräder ausgeschrieben.
Im 21. Jahrhundert trägt das Rechbergrennen den Zusatz „Großer Bergpreis von Österreich“. [1] [2]
Der „Große Bergpreis von Österreich“ auf der Großglockner Hochalpenstraße
Gerade die Großglockner-Hochalpenstraße als zentraler Alpenübergang bot dann neben der touristischen Zielsetzung, der Funktion als Alpentransitstrecke, auch die Möglichkeit für Österreich, eine Bergrennstrecke zu schaffen, die internationalen Anforderungen entsprach.
Die Rennstrecke
Als nach fünfjährigem Bau der Großglockner-Hochalpenstraße im Jahre 1935 diese Nord-Süd-Strecke fertig gestellt war, gab die Prominenz des österreichischen Motorsports eine mächtige Demonstration ihrer Präsenz. Das erste internationale Großglockner-Rennen fand am 4. August 1935 statt, nur einen Tag nach der feierlichen Eröffnung der Straße. Es sollten noch zwei weitere folgen, 1938 und 1939; sie trugen der politischen Entwicklung entsprechend bereits den Namen „Großer Bergpreis von Deutschland“.
Das Internationale Bergrennen 1935
Trotz politischer Probleme (Tausend-Mark-Sperre) nahmen am ersten Rennen 1935 viele ausländische Automobilrennfahrer teil: der Schweizer Christian Kautz auf Alfa Romeo, der Franzose Pierre Rey auf Bugatti, Carlo Pintacuda und Mario Tadini von der Scuderia Ferrari auf Alfa Romeo, der Deutsche Bobby Kohlrausch auf 745-cm³-MG, Roy Seaman aus England, London, auf ERA, der Zürcher Max Christen auf Maserati.
Bei den Motorradfahrern war die Situation umgekehrt: hier stellten die Österreicher das Gros mit den bergerfahrenen Martin Schneeweiss, Michael Geyer, Hermann Deimel und Otto Steinfellner an der Spitze, während nur wenige Ausländer teilnahmen.
Damen beim Rennen 1935
Auch Damen nahmen an diesem ersten internationalen Bergrennen teil: bei den Automobilen war es Miss Eileen Ellison auf Bugatti. Sie erreichte in der Rennwagenklasse bis 1500 cm³ eine sehr beachtenswerte Zeit, platzierte sich ehrenvoll und erhielt den Damenpreis.
Bei den Motorrädern war es Frau Anita Wachter aus Bürs, Vorarlberg, Österreich, auf Puch 250, die als erste bei den Motorradklassen startete. Allerdings schied sie im Laufe des Rennens aus.
Der Rennverlauf 4. August 1935
Auf der anfangs noch regennassen, 19,5 Kilometer langen, damals noch größtenteils aus gewalzter Sandstraße bestehenden Strecke gewann bei der 250-cm³-Klasse der Italiener Bianchi auf seiner Miller Balsamo (der Schnellste war eigentlich der Salzburger Ludwig Zangerl auf Rudge gewesen, er wurde aber wegen eines Regelverstoßes disqualifiziert); in der 350-cm³-Klasse gewann der Wiener Hermann Deimel auf Velocette mit einem Schnitt von 72,7 km/h; in der Halbliterklasse war Michael Gayer, ebenfalls ein Wiener, auf seiner Werks-Husqvarna-Zweizylinder erfolgreich und kam auf 75,4 km/h im Schnitt. Die schnellste Motorradzeit absolvierte der damals noch nicht auf Sandbahnen spezialisierte Martin Schneeweiss, ebenfalls aus Wien, in der Klasse über 500 cm³. Mit seiner Austro Omega (600-cm³-J.A.P.-Motor) schaffte er einen Schnitt von 76,5 km/h, was einer Zeit von 15:17,57 Minuten entsprach.
Bei den Automobilen gelang die beste Sportwagenzeit dem Italiener Carlo Pintacuda, dessen von der Scuderia Ferrari stammender Alfa Romeo einen Schnitt von 76,7 km/h (15:15,69 Min.) hinlegte, nur knapp zwei Sekunden schneller als der schnellste Motorradfahrer. Höhepunkt bei den Rennwagen war die Fahrt von Mario Tadini, der mit seinem Alfa Romeo, ebenfalls von der Scuderia Ferrari, in einer Zeit von 14:42,74 Minuten (79,59 km/h) hinauf schoss.
Trotz des Fernbleibens der damals im Zenit des allgemeinen Interesses stehenden Marken Auto Union und Daimler Benz war das Großglocknerrennen 1935 ein glanzvolles Ereignis.
Der „Große Bergpreis von Deutschland“ 28. August 1938
Die 1938 und 1939 folgenden Veranstaltungen brachten zwar die großen Werksrennställe aus Deutschland an die Großglocknerstraße, doch wurde die Atmosphäre durch schlechte Wetterverhältnisse stark beeinträchtigt. Auch blieben die Starterzahlen in bescheidenen Grenzen. Bergkönig Hans Stuck auf Auto Union, Hermann Lang auf Mercedes-Benz und Manfred von Brauchitsch waren bei den Automobilen dabei, Ewald Kluge auf DKW, Leonhard Faßl auf NSU traten neben vielen Teilnehmern des ersten Rennens in diesen Jahren an den Start.
Die wichtigsten Ergebnisse von 1938 bei den Motorrädern: Ewald Kluge wurde deutscher Bergmeister in der 250-cm³-Klasse auf DKW mit einem Schnitt von 68,46 km/h (das schlechte Wetter verhinderte neue Rekordzeiten) vor Hermann Gablenz (D) und Manfred Magnus (A). Er schlug mit seiner Viertelliter-Maschine die 350er und 500er! Die 350-cm³-Klasse gewann der Deutsche Siegfried Wünsche auf DKW, die 500-cm³-Klasse Hofmann aus München auf DKW.
Huschke von Hanstein auf BMW (mit zwei Litern Hubraum) wurde als dritter der Klasse bis 2000 cm³ mit einem Schnitt von 65,77 km/h deutscher Sportwagen-Bergmeister, da die beiden vor ihm platzierten Teilnehmer aus England und Rumänien stammten; Hans Stuck auf Auto Union deutscher Rennwagen-Bergmeister mit einem Schnitt von 74,40 km/h, gefolgt von Hermann Lang auf Mercedes-Benz und Manfred von Brauchitsch, ebenfalls auf Mercedes-Benz.
Übrigens wollte man 1938 zunächst das Rennen von Fusch bis auf die Franz-Josefs-Höhe in 2346 Meter Seehöhe fahren – 33,5 km: Von Fusch bis zum Fuscher Törl (12,6 km) als ersten Lauf, dann eine neutralisierte Strecke und als zweiter Lauf die Strecke von Guttal zur Franz-Josefs-Höhe (7,3 km). Aber wegen Schlechtwetters gab es ungenügende Trainingsmöglichkeiten, und so entschied die ONS (Oberste Nationale Sportkommission) unter Leitung von Korpsführer Adolf Hühnlein, dass das Rennen in zwei Läufen nur von der heutigen Mautstelle Ferleiten bis zum Fuscher Törl (12,6 km) stattfinden sollte.
Der „Große Bergpreis von Deutschland“ 6. August 1939
Schon die Trainingstage waren verregnet. Am Renntag selbst zeigte sich der Großglockner von seiner schlechtesten Seite: starke Regenfälle, Gewitter, Sonnenschein und Nebel wechselten sich den ganzen Tag über ab. Der Nebel wurde teilweise so dicht, dass die Sichtweite unter 20 Meter lag.
Bei den Motorrädern siegte in der Klasse bis 250 cm³ der Wiener Martin Schneeweiss auf DKW mit einem Schnitt von 63,04 km/h, die 350-cm³-Klasse gewann Leonhard Faßl, ebenfalls aus Österreich, auf NSU. Bei den 500ern behauptete sich der Sieger des ersten Laufes, Georg Mittenwald auf DKW, mit einem Schnitt von 66,85 km/h.
Das wirklich miserable Wetter drückte sich auch in den Zeiten aus. Erster Lauf: In der Rennwagenklasse bis 1500 cm³ fuhr Rocco (I) auf einem der fünf gestarteten Maserati einen Schnitt von 78,13 km/h. Höhepunkt des ersten Laufes waren jedoch die ganz großen Rennfahrer seinerzeit. Müller auf Auto Union erreichte einen Schnitt von 84,86 km/h vor Hans Stuck, Auto Union und Lang Mercedes-Benz (84,70 km/h) und Hermann Lang, ebenfalls auf Mercedes-Benz, mit 84,73 km/h.
Dann der zweite Lauf: Rocco (I) behielt seinen ersten Platz, aber nur mehr mit einem Schnitt von 69,53 km/h. Müller – 65,19 km/h, Stuck – 65,10 km/h, Lang – 67,45 km/h (er wurde an diesem Tag auch Gesamtsieger und deutscher Bergmeister) , v. Brauchitsch – 60,68 km/h.
Wenig später brach der Krieg aus.
Die Großglockner-Rennen nach 1945
Der Großglockner wurde nie mehr im Renntempo erstürmt. Viel zu dicht ist heute der Ausflugsverkehr geworden, als dass man diese Straße über ein Wochenende sperren könnte. Auch würden die Sicherheitsanforderungen mit den Gegebenheiten nicht mehr in Einklang zu bringen sein. Doch die großen Bergrennen an dieser berühmten Strecke sollten nicht der Vergessenheit anheimfallen.
So kam es schon einmal zu einem Wiedersehen mit dem Motorsport auf dem Großglockner: 1985 kamen anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Straße etwa 100 Automobile und Motorräder aus der Zeit vor 1940. So war auch Hans Hermann mit dem Mercedes-Benz W196, dem „Silberpfeil“, gekommen.
Die Großglockner Trophy für historische Rennmotorräder
Eine Neuauflage der Motorradrennen gibt es in geänderter Form seit 2002. Die „Großglockner Trophy“ für historische Rennmotorräder bis Baujahr 1962 findet seither alle zwei Jahre statt. Dieses Memorial, das als Gleichmäßigkeitsveranstaltung durchgeführt wird, fand in Erinnerung an den 2001 verstorbenen Rennprofessor Dr. Helmut Krackowizer 2002, 2004 und 2006 statt. 2008 wurde diese Veranstaltung nicht mehr als Memorial Dr. Krackowizer durchgeführt.
Weblinks
Quellen
- Peter Krackowizer aus dem Motorrad-Literatur- und Bildarchiv Dr. Helmut Krackowizer
Einzelnachweise
Kategorien:- Motorsportrennen
- Motorsportwettbewerb (Österreich)
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