Großgrabe

Großgrabe
Großgrabe
Stadt Bernsdorf
Koordinaten: 51° 21′ N, 14° 1′ O51.34861111111114.016666666667139Koordinaten: 51° 20′ 55″ N, 14° 1′ 0″ O
Höhe: 139 m ü. NN
Fläche: 8,16 km²
Einwohner: 320 (31. Dez. 1996)
Eingemeindung: 1. Jan. 1997
Postleitzahl: 02994
Vorwahlen: 035797, 035723

Großgrabe, sorbisch Hrabowa, ist ein Kirchdorf, das seit 1997 zur sächsischen Kleinstadt Bernsdorf gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ortsbild von Großgrabe

Durch den Ortskern führt die Bundesstraße 97 von Hoyerswerda kommend nach Dresden. Großgrabe liegt an der Strecke etwa mittig zwischen den jeweils rund fünf Kilometer entfernten Orten Bernsdorf und Schwepnitz. Umgeben wird Großgrabe von weiten, landwirtschaftlich genutzten Flächen, Wäldern und einem rund 60 Hektar großen Teichgebiet.

Umliegende Ortschaften sind Wiednitz im Norden, Bernsdorf im Nordosten, Straßgräbchen im Osten, Hausdorf im Südosten, Bulleritz im Süden, Schwepnitz im Südwesten, Grüngräbchen im Nordwesten, sowie Sella im Norden jenseits der sächsisch-brandenburgischen Landesgrenze.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die urkundliche Ersterwähnung Großgrabes erfolgte 1225 als Grabowe. Ein Rittersitz in Großgrabe ist für das Jahr 1481 nachweisbar. Einer der späteren Eigentümer war die Standesherrschaft Königsbrück.

Großgraber Kirche

Das nach Kamenz eingepfarrte Dorf bekam um das Jahr 1500 eine eigene Pfarrkirche. Die heutige Kirche wurde 1669 erbaut.

Nach den Befreiungskriegen, bei denen das Königreich Sachsen an der Seite Frankreichs kämpfte, musste Sachsen 1815 unter anderem die Niederlausitz und weite Teile der Oberlausitz, die 1635 von Böhmen auf Sachsen übertragen wurden, an Preußen abtreten. Die sächsisch-preußische Grenze verlief westlich von Bernsdorf. Auf sächsischer Seite wurde der Ortsteil Waldhof angelegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die preußisch-schlesischen Landkreise westlich der Lausitzer Neiße wieder dem Land Sachsen zugeordnet. Der Ortsteil Waldhof wurde 1950 der wesentlich näher gelegenen Gemeinde Bernsdorf eingegliedert.

Mit der Auflösung des Kreises Hoyerswerda waren Großgrabe und Bernsdorf seit dem 1. Januar 1996 erstmals im gleichen Landkreis, dem Landkreis Kamenz. Im Folgejahr erfolgte die Eingemeindung Großgrabes nach Bernsdorf.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1834 [1] 247
1871 327
1890 394
1910 609
1925 649
1939 678
1946 820
1950 506
1964 415
1990 [2] 315
1996 320

In einem Urbarium der Standesherrschaft Königsbrück aus dem Jahr 1777 werden 1 Bauer, 21 Gärtner und 12 Häusler genannt.

Zwischen 1834 und 1939 ist ein stetiges Bevölkerungswachstum von 247 auf 678 Einwohner zu verzeichnen. Durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen erreichte die Gemeinde in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg einen Einwohnerstand von über 800, der jedoch bis 1950 auf rund 500 und bis 1964 auf 415 absank. Bis zur Wende ging die Einwohnerzahl noch einmal um rund 100 auf 315 im Jahr 1990 zurück. In den folgenden Jahren pendelte die Zahl mehrfach leicht zwischen 303 im Jahr 1991 und 320 im Jahr 1996.

Großgrabe lag bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes, die Bevölkerung wurde nahezu vollständig durch Deutsche gestellt. Muka ermittelte Anfang der 1880er Jahre für Großgrabe zwei Sorben, im östlich gelegenen Nachbarort Straßgräbchen waren es drei, während der nordwestlich gelegene Nachbarort Grüngräbchen keine sorbische Bevölkerung mehr aufwies.

Die gläubige Bevölkerung ist überwiegend evangelischen Glaubens. Im Jahr 1925 lag der evangelische Bevölkerungsanteil bei 91 %, der katholische bei 7 %.

Ortsname

Der deutsche Ortsname Grabe sowie der (ober)sorbische Name Hrabowa leiten sich vom altsorbischen Grabov- „Buchenort“ ab, was auf obersorbisch hrab und niedersorbisch grab „Weißbuche“ zurückführen lässt.[3] (In der Regel entspricht die Verwendung des Buchstaben h im Obersorbischen der Verwendung des Buchstaben g im Niedersorbischen.)

Der Namenspräfix Groß- entstand zur Unterscheidung des östlichen Nachbarorts Straßgräbchen (sorbisch Nadrózna Hrabowka mit dem Verkleinerungssuffix –k), dessen Name geschichtlich mit verschiedenen Verkleinerungspräfixen und -suffixen belegt wurde. Seinen Präfix Straß- erhielt er erst später, wahrscheinlich zur Kennzeichnung der Ortslage an der Straße von Kamenz nach Ruhland.

Die deutlich jüngere Siedlung Grüngräbchen (sorbisch Zelena Hrabowka) leitet in beiden Sprachen den Namen von Großgrabe ab, wobei sich die Verkleinerungssuffixe wie bei Straßgräbchen herausgebildet haben.

Persönlichkeiten

Großgrabe ist unter anderem der Geburtsort folgender Persönlichkeiten:

  • Johann Muscovius (1635–1695), Diakon
  • Julius Beeger (1829–1899), Pädagoge
  • Johann Amadeus Bernhard Kleinpaul (1838–1919), Pfarrer
  • Rudolf Kleinpaul (1845–1918), Geograf und Schriftsteller

Fußnoten

  1. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 5. September 2008.
  2. Regionalregister Sachsen. Abgerufen am 5. September 2009.
  3. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamensbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenskunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 87 f.

Weblinks


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