- Großherzoglich Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar
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Die Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar war eine am 1. April 1908 auf Initiative des belgischen Architekten Henry van de Velde (1863-1957) von Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar gegründete und finanzierte private Lehranstalt, die bis zum 30. September 1915 in Weimar bestand.[1]. Sie ist nicht mit der ihr benachbarten früheren Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar (ab 1910 Hochschule für Bildende Kunst) zu verwechseln. Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges ging ihr Vermächtnis im Jahr 1919 im Staatlichen Bauhaus zu Weimar auf. Heute gehört der ehemalige Kunstgewerbeschulbau als Bauhaus-Stätte zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Schule
1902-1908
Zum 1. April 1902 ernannte Großherzog Wilhelm Ernst, mit dem Ziel, das im sachsen-weimarischen Raum völlig darniederliegende Handwerk neu zu beleben, Henry van de Velde zu seinem Berater, worauf dieser bereits am 15. Oktober 1902 das Kunstgewerbliche Seminar im sogenannten Prellerhaus neben dem alten Gebäude der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule gründete. Die in einer etwa zwei Jahre dauernden Bestandsaufnahme gewonnene Erkenntnis, dass das vorgegebene Ziel nur im Rahmen einer Verbesserung der kunsthandwerklichen Ausbildung zu erreichen war, veranlasste Van de Velde im Jahr 1904, die Eröffnung einer entsprechenden Lehranstalt anzuregen.[2]
Zu diesem Zweck gründete er das Kunstgewerbliche Institut und entwarf das von 1905 bis 1906 errichtete, heute als Van-de-Velde-Bau bekannte Schulgebäude, in dem er im Oktober 1907 mit 16 Schülern den Unterricht aufnahm.
1908-1915
Am 1. April 1908 folgte die Eröffnung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. Die Leitung dieser privaten, Zeit ihres Bestehens aus der großherzoglichen Schatulle finanzierten Schule wurde Henry van de Velde übertragen, der zum selben Datum einen Arbeitsvertrag gemäß der genehmigten Satzung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar erhielt. Der institutionelle Ausbau der Kunstgewerbeschule war 1910 abgeschlossen. Henry van de Velde blieb bis zu ihrer Schließung im Jahr 1915 Direktor dieser Lehranstalt.
Die kunstgewerbliche Ausbildung dauerte vier Jahre, die Kunstschüler hatten zusätzlich die Möglichkeit an der Kunstschule zu hospitieren.
1919-1925
siehe Hauptartikel: Bauhaus
Im April 1919 wurde vom Architekten Walter Gropius mit Unterstützung der provisorischen Regierung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach das Staatliche Bauhaus zu Weimar aus der Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule mit der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar (welche 1910 gar zur Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst erhöht worden war) gegründet, welches dann in beiden Schulgebäuden von Henry van de Velde, dem früheren Kunstgewerbeschulbau und dem ehemaligen Kunstschulgebäude, seine Arbeit aufnahm. Am 1. April 1921 wurde für die akademisch-traditionell arbeitenden Meister die Staatliche Hochschule für bildende Kunst aus dem Staatlichen Bauhaus ausgegliedert. Die erste Leistungsschau des Bauhauses fand 1923 statt. Im Jahre 1925 erfolgte auf politischen Druck von rechts schließlich die Übersiedlung des Bauhauses nach Dessau.
1926-1996
siehe Hauptartikel: Bauhaus-Universität Weimar
Unter Otto Bartning (1883–1959) wurden die vorhanden Weimarer Institutionen 1926 zur Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst, kurz genannt Bauhochschule, zusammengefasst. Eine Reorganisation als Staatliche Hochschulen für Baukunst, bildende Künste und Handwerk in Weimar erfolgte unter dem durch die Nationalsozialisten eingesetzten neuen Direktor Paul Schultze-Naumburg (1. April 1930). Unter Leitung von Gerd Offenberg (1897-1987) entstand zehn Jahre später die Hochschule für Baukunst und bildende Künste im Range einer Technischen Hochschule. Hermann Henselmann (1905–1995) führte die Hochschule 1945 bis 1951 weiter. Die nachfolgende Hochschule für Architektur und Bauwesen wurde seit der politischen Wende 1989 weitgreifend umstrukturiert und trägt seit dem 17. Mai 1996 den Namen Bauhaus-Universität Weimar.
Der Kunstgewerbeschulbau (Van-de-Velde-Bau)
Der Kunstgewerbeschulbau besteht aus zwei Gebäudeflügeln, einem Ostflügel (in Ost-West-Ausrichtung) und einem Südflügel (in Nord-Süd-Ausrichtung). Der Ostflügel war bereits 1905 für die am 1. November 1905 eröffnete Weimarer Bildhauerschule und Kunstgießerei mit dem Privatatelier Adolf Brütt im Sommer 1905 in der damaligen Kunstschulstraße 7 errichtet worden. Der Südflügel des Kunstgewerbeschulbaus war erst 1906 für die Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule und das Privatatelier Henry van de Velde (im 1. Obergeschoss) an den bestehenden Ostflügel angebaut worden. Beide Flügel entstanden nach den Plänen von Architekt Henry van de Velde, aus welchem Grund der Kunstgewerbeschulbau heute auch als Van-de-Velde-Bau bezeichnet wird (diese Bezeichnung findet man auch auf der Tafel an der Ostfassade des Südflügels). Zur Zeit des Bauhauses war das Gebäude unter dem Namen Werkstattgebäude des Staatlichen Bauhauses Weimar bekannt.
Im Inneren des Van-de-Velde-Baus war besonders die ungewöhnliche Belichtung des zentralen Treppenhauses mit breiter Wendeltreppe sowie die anlässlich der Bauhausausstellung 1923 durch den Bauhausmeister Oskar Schlemmer (1888-1943) entworfene malerisch-plastische Ausgestaltung des Gebäudes sehenswert. Auf Veranlassung des durch die Nationalsozialisten eingesetzten neuen Direktors Paul Schultze-Naumburg wurde die Wandgestaltung von Schlemmer 1930 abgeschlagen und übertüncht ohne den Künstler zuvor in Kenntnis zu setzen. 1979 erfolgte durch Prof. Hubert Schiefelstein und Peter Mader die Rekonstruktion der beiden 1,90 m x 1,35 m großen Plastiken in den Nischen zu beiden Seiten der Eingangstreppe (Statische & dynamische Bewegungsthemen). Auch das 15 m breite und bis zu 6 m hohe Figurenfries, das die runde Wand der Wendeltreppe ins Obergeschoss begleitete (Treppenfresko), konnte 1979 rekonstruiert werden. Zahlreiche weitere Wandgemälde, Fresken und Reliefs blieben jedoch verloren.
Heute ist der Van-de-Velde-Bau Sitz der Fakultät Gestaltung und Lehrgebäude der Bauhaus-Universität Weimar. Der Van-de-Velde-Bau wird derzeit saniert und im Herbst 2009 zum 90-jährigen Bauhaus-Jubiläum wiedereröffnet.
Nicht verwechseln: Das dem Kunstgewerbeschulbau (Van-de-Velde-Bau) gegenüberliegende Kunstschulgebäude für die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar wurde ebenfalls nach Plänen von Henry van de Velde errichtet. Hier konnten die 1904 begonnenen Bauarbeiten aber erst viel später im Jahre 1911 fertiggestellt werden. Dieser Bau ist das heutige Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar.
UNESCO-Weltkulturerbe
Im Dezember 1996 wurden die Bauhausstätten in Weimar und Dessau in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Zu den Weimarer Bauhausstätten gehört das Gebäudeensemble des Hauptgebäudes (ehemalige Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar) und des Van-de-Velde-Baus (ehemalige Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar) der heutigen Bauhaus-Universität Weimar sowie das Haus am Horn, das sich im Besitz des Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar befindet.
In der offiziellen Begründung der UNESCO heißt es: „Das Bauhaus mit seinen Stätten in Weimar, Thüringen, und Dessau, Sachsen-Anhalt, steht für die sogenannte Bauhaus-Schule der Architektur, die zwischen 1919 und 1933 revolutionäre Ideen der Baugestaltung und Stadtplanung durchsetzte. Die Bauten der Bauhaus-Professoren von Walter Gropius bis Hannes Meyer, Lazlo Moholy-Nagy bis Wassily Kandinsky begründeten den Bauhaus-Stil, der die Architektur des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt hat.“
Bekannte Schüler und Dozenten
- Christian Dell (1883–1974)
- Thilo Schoder (1888–1979)
- Alexander von Szpinger (1889–1969)
- Max Thalmann (1890–1944)
Weblinks
- Henry van de Velde in Weimar 1902 bis 1917 bei www.thueringen.de
- Bauhaus-Universität
Fußnoten
- ↑ Vgl. Henry van de Velde in Weimar 1902 bis 1917 bei www.thueringen.de
- ↑ Vgl. Henry van de Velde in Weimar 1902 bis 1917 bei www.thueringen.de
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