Hansa Stavanger

Hansa Stavanger

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Hansa Stavanger
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Schiffsdaten
Flagge DeutschlandDeutschland Deutschland[1][2]
andere Schiffsnamen
  • Maersk Izmir
  • Maersk Gauteng
  • Direct Condor
  • Cap Pasado
  • Lykes Trader[1]
Schiffstyp Containerschiff
Rufzeichen DMRA
Heimathafen Hamburg
Reederei Leonhardt & Blumberg
Bauwerft Guangzhou Wenchong Shipyard, Guangzhou
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
170 m (Lüa)
Breite 24,80 m
Tiefgang max. 10,85 m
Vermessung 15.988 BRZ
8.222 NRZ[1]
 
Besatzung 24
Maschine
Maschine 1× Dieselmotor
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 20.526 [1] tdw
Container 1645 TEU
Sonstiges
Klassifizierungen

Det Norske Veritas

Registrier-
nummern

IMO 9128465[1]

Die Hansa Stavanger ist ein deutsches Containerschiff. Eigner des Schiffes ist die zur Leonhardt & Blumberg Reederei in Hamburg gehörende Schiffahrts-Gesellschaft „HANSA STAVANGER“.[2] Die Hansa Stavanger wurde 1997 auf der Werft Guangzhou Wenchong Shipyard in der chinesischen Stadt Guangzhou gebaut.[2] Das Schiff ist 170 m lang, hat eine Gesamttragfähigkeit von 20.526 t und kann 1.645 Container an Bord nehmen.

Inhaltsverzeichnis

Entführung vor der Küste Somalias 2009

Somalische Piraten kaperten das Schiff am 4. April 2009 etwa 400 Seemeilen vor der Küste Somalias, (2° 40′ S, 46° 3′ O-2.666666666666746.05)[3][4] auf der Fahrt von Dschabal Ali in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Mombasa in Kenia, wo es am 5. April 2009 eingetroffen wäre.[5] Am 10. April 2009 sollte die Hansa Stavanger Daressalam, die größte Stadt in Tansania anlaufen.[5] Fünf der 24 Besatzungsmitglieder auf dieser Fahrt waren Deutsche, darunter der Kapitän und weitere Offiziere.[6] Nach Angaben der Seefahrtszeitschrift Morskoj Bulletin–Sowfracht befanden sich auch russische Staatsbürger auf der Hansa Stavanger. Ein Schiffsingenieur stammte aus Kaliningrad,[7] zwei weitere Besatzungsmitglieder aus Sankt Petersburg. Zur Mannschaft gehörten außerdem zwei Ukrainer,[8] zwei Filippinos und 12 Tuvaluer.[9] Das Frachtschiff transportierte Container mit asiatischen Waren im Wert von einigen Millionen Dollar.[7] Es wurde am 6. April 2009 von den Piraten in Richtung des Hafen von Harardheere, rund 400 km nördlich der somalischen Hauptstadt Mogadischu, verschleppt.[10]

Die Staatsanwaltschaft Hamburg leitete am 6. April 2009 ein Verfahren gegen unbekannt ein. Die Behörde ermittelte wegen des Verdachts eines Angriffs auf den Seeverkehr. Die Staatsanwaltschaft beauftragte das Bundeskriminalamt mit den Ermittlungen.[11]

Nach Berichten des Nachrichtenmagazins Der Spiegel vom 9. April 2009 hatte der Krisenstab des Auswärtigen Amtes nach der Kaperung eine gewaltsame Befreiung geplant. Ein Vorauskommando der GSG 9, der Antiterroreinheit der deutschen Bundespolizei, war bereits nach Kenia verlegt worden.[12][13] Laut Magazin Focus kam die Aktion wegen eines Zuständigkeitsstreits zwischen Bundesinnenministerium und dem Bundesministerium der Verteidigung nicht zustande.[14] Die Marine habe die Einsatzführung beansprucht. Dem widersprach Innenminister Wolfgang Schäuble: Die Befreiung der deutschen Geiseln sei Sache der Bundespolizei und damit der GSG 9.[14] Der Spiegel berichtete, die Aktion sei gescheitert, weil die Seeräuber das Containerschiff zu schnell zu ihrem Stützpunkt in der Bucht von Harardheere an der somalischen Küste brachten.[12]

Auch die deutsche Fregatte Mecklenburg-Vorpommern kam nicht zu einem Einsatz gegen die Piraten. Sie näherte sich zwar bis auf Sichtweite der Hansa Stavanger, musste aber abdrehen, nachdem die Piraten mit der Tötung der Besatzung des Frachters gedroht hatten.[14]

Die Hansa Stavanger, die am 7. April 2009 neben anderen gekaperten Schiffen in Harardheere vor Anker gegangen war, wurde von der Fregatte Mecklenburg-Vorpommern aus sicherer Entfernung überwacht.[12] Am selben Tag meldeten sich die Piraten angeblich telefonisch bei der Reederei und verlangten ein Lösegeld in Millionenhöhe.[12]

In der Nacht zum 11. April 2009 unternahmen die Piraten an Bord der Hansa Stavanger mit der kompletten Besatzung einen Versuch, die befreundeten Piraten, die den amerikanischen Kapitän der Mærsk Alabama in einem Rettungsboot als Geisel hielten, zu unterstützen. Der deutsche Frachter nahm Kurs auf den Ort des Geschehens. Nach mehrstündiger Suche brachen die Piraten ihre Aktion ab, da sie sich nach eigenen Angaben auf der Suche nach dem Rettungsboot beinahe verirrt hätten. Die Hansa Stavanger und ihre Besatzung kehrten nach Harardheere zurück.[15]

Als Reaktion auf die Erstürmung der Yacht Tanit am 10. April 2009 durch die französische Marine und die bewaffnete Befreiung des Kapitäns der Mærsk Alabama durch die amerikanische Marine am 12. April 2009 wurden 20 der 24 Seeleute am 17. April 2009 auf das somalische Festland gebracht, vier Besatzungsmitglieder verblieben an Bord des Frachters.[16] Wie viele der fünf deutschen Besatzungsmitglieder unter den Verschleppten waren, wurde nicht bekannt.

In der Nacht zum 18. April 2009 brachten die Entführer die 20 an Land verschleppten Besatzungsmitglieder nach Vermittlungen von Stammesältesten und humanitären Gruppen wieder an Bord des Schiffes, das nun etwa neun Seemeilen vor der Hafenstadt Hobyo vor Anker lag.[17]

Anfang Mai 2009 wurde bekannt, dass die geplante Befreiungsaktion der GSG 9 der Bundespolizei nunmehr endgültig abgesagt wurde. Als Begründung wurde seitens des interministeriellen Krisenstabes der Bundesregierung das zu hohe Risiko für die Geiseln und die Polizisten genannt. So waren bis zum Beginn ihrer Rückverlegung Ende April 2009 über 200 Einsatzkräfte der GSG 9 mit sechs Hubschraubern vor Ort auf dem amerikanischen Hubschrauberträger und Amphibischen Angriffsschiff USS Boxer eingeschifft und standen für die geplante Durchführung einer Befreiungsaktion bereit.[13]

Am 3. Juli 2009 schrieb der Kapitän in einer E-Mail, dass die Besatzung weder über Wasser noch über Essen und Medikamente verfüge. Viele Besatzungsmitglieder seien krank und die Mannschaft sei emotional und physisch am Ende, zudem hätten die Piraten über ihre Köpfe hinweggeschossen und ihnen auch einmal die Augen verklebt.[18] Weil die Piraten immer wieder neue Forderungen stellten, gestalteten sich die Lösegeldverhandlungen schwierig. Drei Wochen lang war der Kontakt zwischen den Tätern und der Reederei komplett unterbrochen gewesen. Ab dem 3. Juli 2009 wurde wieder verhandelt.[18]

Am 3. August 2009 verließen die Piraten den Frachter, nachdem sich die Reederei und die Entführer auf eine Zahlung von 2,75 Millionen US-Dollar Lösegeld verständigt hatten. Unterhändler warfen das Geld von einem Flugzeug ab.[19] Begleitet von der deutschen Marine erreichte die Hansa Stavanger am 8. August, mehr als vier Monate nach der geplanten Ankunft, den Hafen von Mombasa.[20] Die fünf deutschen Besatzungsmitglieder kehrten am 11. August in ihre Heimat zurück.[21]

Literatur

  • Krzysztof Kotiuk: Frohe Ostern Hansa Stavanger: 121 Tage in der Hand von Piraten. Delius Klasing, Bielefeld 2010, ISBN 978-3768831291.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e vesseltracker.com GmbH Hansa Stavanger (abgerufen 19. Juli 2009)
  2. a b c Det Norske Veritas (2009): Hansa Stavanger (abgerufen 19. Juli 2009)
  3. Keine Autorenangabe (4. April 2009) Container Ship Hijacked, Maritimes Sicherheitszentrum am Horn von Afrika (MSC-HOA) der EU NAVFOR-Somalia (abgerufen 6. März 2009, englisch)
  4. Marlies Fischer (5. April 2009) Hamburger Frachter von Piraten entführt. Hamburger Abendblatt (abgerufen 6. März 2009).
  5. a b Interfax-Ukraine (6. April 2009) Two Ukrainians on board German-owned container vessel hijacked by Somali pirates KyivPost (abgerufen 6. März 2009).
  6. Matthias Gebauer (5. April 2009) Piraten kapern deutschen Frachter vor Somalia Der Spiegel (abgerufen 6. März 2009).
  7. a b RIA Novosti (6. April 2009) Auch Russen auf gekapertem deutschen Frachter - Piratenbeute riesig RIA Novosti (abgerufen 6. April 2009)
  8. (keine Autorenangabe) На борту Hansa Stavanger трое граждан России и двое – Украины Morskoj Bulletin–Sowfracht (abgerufen 6. März 2009).
  9. Bernd Musch-Borowska (4. August 2009) Das wird ein großes Fest geben (nicht mehr online verfügbar) Tagesschau (abgerufen 4. Juli 2009)
  10. Matthias Gebauer (6. April 2009) Piraten verschleppen deutschen Frachter nach Somalia Der Spiegel (abgerufen 6. April 2009)
  11. lno/HA (6. April 2009) Entführter Frachter: Hamburger Staatsanwälte ermitteln Hamburger Abendblatt (abgerufen 6. April 2009)
  12. a b c d amz (9. April 2009) GSG 9 sollte entführte "Hansa Stavanger" stürmen Der Spiegel (abgerufen 10. April 2009)
  13. a b keine Autorenangabe (2. Mai 2009). Berlin stoppt Befreiungsaktion der GSG 9 Der Spiegel (abgerufen 2. Mai 2009)
  14. a b c dpa (10. April 2009) GSG-9-Einsatz scheitert an Kompetenz-Gerangel Focus (abgerufen 10. April 2009)
  15. Marc Engelhardt (11. April 2009). Piraten starten Hilfsaktion für Komplizen (nicht mehr online verfügbar) Tagesschau (abgerufen 11. April 2009)
  16. keine Autorenangabe (17. April 2009). Piraten verschleppen Seeleute nach Somalia (nicht mehr online verfügbar) Tagesschau (abgerufen 17. April 2009)
  17. keine Autorenangabe (20. April 2009) Kanadier müssen somalische Piraten freilassen (abgerufen 20. April 2009)
  18. a b han (4.Juli 2009) Piraten misshandeln entführte Seeleute Der Spiegel (abgerufen 4.Juli 2009)
  19. Clemens Höges, Andreas Ulrich und Matthias Gebauer (3. August 2009) Piraten geben entführte "Hansa Stavanger" frei Spiegel Online (abgerufen 3. August 2009)
  20. vgl. Von Piraten entführter Frachter in Sicherheit bei focus.de, 8. August 2009
  21. vgl. "Hansa Stavanger": Seeleute zurück in Deutschland bei ndr.de, 11. August 2009

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