- Hofkapelle Wien
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Die Wiener Hofkapelle ist eine Wiener Musikkapelle. Als Gründungsjahr wird 1498 angegeben, doch bereits im Mittelalter gab es am Hof ein reiches Musikleben und bereits eine institutionalisierte Musik.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründungszeit
Die erste urkundliche Erwähnung einer Hofkapelle der Habsburger fällt ins Jahr 1296 während der Regierungszeit Albrechts I. (1287–1309). Unter Rudolf IV. wurde die Hofkapelle 1386 erweitert.
Unter Kaiser Maximilian I. (1459–1519) erlebte die Hofkapelle einen enormen Aufschwung. Nach der Hochzeit mit Maria von Burgund im Jahre 1477 gelangte die burgundische Hofkapelle nach Wien, die im April 1486 die Kaiserkrönung musikalisch gestaltete. 1490 übernahm Maximilian mit der Regentschaft in Tirol auch die Innsbrucker Hofkapelle, unter anderem mit dem Organisten Paul Hofhaimer und dem Komponisten Pierre de la Rue.
Am 7. Juli 1498 schrieb Maximilian einen Brief aus Freiburg im Breisgau, in dem er veranlasste, einen Singmeister, zwei Bassisten und auch sechs „Mutanten Knaben“ in Wien fest anzustellen. Am 20. Juli 1498 findet die Anordnung des Kaisers ihren Niederschlag in den Gedenkbüchern seiner Finanzverwaltung. In einer Abschrift heißt es, Maximilian habe „zu Wien ain Capellen auffzurichten furgenomen, und derselbig Capellen herren Georgen N. zu Singmaister, Bernharten Meder und Oswalten zu zwayen Bassisten, auch sechs Mutanten Knaben, nemlich Adam von Lüttich, Bernharten von Bergen, Mathias vom Krembs, Symon vom Pruck an der Leytha, Johannes von Gmunden, und Steffan von Ybs zu discanten auff Brabandisch zu discantiern verordent“.
Allgemein wird also 1498 als das Jahr der Gründung der Wiener Hofmusikkapelle angegeben, obwohl es keine Gründung war und es natürlich auch keine Gründungsurkunde im eigentlichen Sinne gibt. Als Leiter der Kapelle wurde der Slowene Georg Slatkonia eingesetzt, zu den berühmten Musikern unter Maximilian I. zählen der Flame Heinrich Isaac und der Schweizer Ludwig Senfl.
Ausländische Einflüsse
Die Kapelle ging häufig mit dem Kaiser auf Reisen, 1495 war man auf dem Reichstag zu Worms, 1496 in Augsburg, 1498 auf dem Reichstag in Freiburg im Breisgau. 1500 wurden Augsburg und Bruneck, 1501 Linz, Nürnberg und Innsbruck bereist.
Unter Ferdinand I. stammten die meisten Mitglieder der Hofkapelle aus den Habsburgischen Niederlanden, dem heutigen Belgien, so die Kapellmeister Arnold von Bruck (1527–1545), Pieter Maessins (1546–1562), Jean Castileti-Guyot (1563–1564), Philipp de Monte (1568-1603) und Lambert de Sayve (1612–1614), des weiteren Vizekapellmeister Stephan Mahu, Hoforganist Jacob Buus und die Mehrzahl der Sänger.
Mit dem Amtsantritt Ferdinands II. im Jahr 1619 begann die Vorherrschaft italienischer Musiker, die die Musik des Barock in Wien einführten. Ferdinands Ehe mit Eleonora Gonzaga, deren Familie die Gönner und Förderer Monteverdis waren, untermauerte die Verbindungen zwischen Wien und der italienischen Musik. Die Hofkapellmeister seit Giovanni Priuli (1619–1629) betätigten sich vor allem auf dem Gebiet der Instrumental- und Kirchenmusik. 1637 wurde Johann Jakob Froberger zum Hoforganisten berufen. Weitere Hofkapellmeister waren Giovanni Valentini, Antonio Bertali, Johann Heinrich Schmelzer, Antonio Draghi, Marc’ Antonio Ziani, Johann Joseph Fux und Antonio Caldara.
Kaiserliche Einflüsse
Die Musikbegeisterung der komponierenden Kaiser Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. und Karl VI. sorgte für eine absolute Blütezeit der Hofmusikkapelle im Barock. Die dominierende Musikgattung des siebzehnten Jahrhunderts war die Oper, die 1629 in Wien ihren Einzug hielt. Das beeindruckendste Opernwerk dieser Zeit stammt von Hofkapellmeister Marc Antonio Cesti: Il Pomo d’oro wurde 1666/67 anlässlich der Hochzeit Leopolds I. mehrmals aufgeführt. Das »goldene Zeitalter« der Musik am Wiener Hof endete mit dem Tod Kaiser Karls VI. im Jahre 1740.
Kaiserin Maria Theresia hatte eine andere Einstellung zu ihrer Kapelle: Musik hatte Unterhaltungswert, war aber nicht unverzichtbar. Im Zuge von Sparmaßnahmen verpachtete sie die Kapelle an den Organisten Georg Reutter d. Ä. Reutter übertrug die Leitung der Kapelle seinem Sohn, und die Musikerzahlen sanken von 130 auf 20. Reutter, der gleichzeitig Kapellmeister in St. Stephan war, hatte ein festes (und nicht sehr üppiges) Budget für die Hofmusikkapelle. Das meiste Geld wurde für Kastraten aufgewandt, die für hohe Beträge aus Italien an den Hof geholt wurden.
Spätere Entwicklung
Während der Wiener Klassik waren Berühmtheiten wie Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart Hofkomponisten. Antonio Salieri war der letzte Italiener, der als Hofkapellmeister diente (1788–1824); allerdings galt der seit seinem 16. Lebensjahr in Wien lebende Komponist zeitgenössischen Berichten zufolge „als nationalisierter deutscher Künstler“. Die Funktion der Hofmusikkapelle wurde mehr und mehr auf den sakralen Bereich reduziert; im neunzehnten Jahrhundert wurde fast nur noch Kirchenmusik gemacht. Franz Schubert bewarb sich erfolglos um den Posten des Assistenten des Hofkapellmeisters. Unter den herausragenden Musikern im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert finden sich Anton Bruckner, der von 1878 bis 1892 Hoforganist war, und Dirigent Hans Richter, Hofkapellmeister von 1893 bis 1900.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde die Hofmusikkapelle dem Ministerium für Unterricht unterstellt. Neue Sängerknaben wurden nicht eingestellt. Damen des Wiener Staatsopernchores übernahmen die Oberstimmen in der Burgkapelle, bis 1922 die Musiker den Dienst einstellten.
Die heute noch bestehende Hofmusikkapelle setzt sich aus Dirigenten und Organisten, den Wiener Sängerknaben, und Mitgliedern des Herrenchors und Orchesters der Wiener Staatsoper zusammen. Jeden Sonntag (ausgenommen Juli und August) musizieren die Mitglieder der Hofmusikkapelle in der Hofburgkapelle homepage. Die Sopran- und Altsoli werden jeweils von Wiener Sängerknaben gesungen, und die liturgischen Teile der Messe werden als gregorianischer Gesang von der Choralschola der Hofmusikkapelle gesungen, die sich ebenfalls aus ehemaligen Wiener Sängerknaben zusammensetzt.
Literatur
- Wien (Art.), in: MGG Bd. 14, Sp. 600–627.
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