- Hutten (Adelsgeschlecht)
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Die Familie von Hutten ist ein altes zum Uradel gehörendes fränkisches Adelsgeschlecht. Der Name geht vermutlich auf das gleichnamige Dorf im Altkreis Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis, Hessen) zurück. Er leitet sich aus dem althochdeutschen Wort huota ("die Hut" / huot) ab und bezeichnet das Hüten des Viehs, bzw. die Hutweide (huotwad) [1][2].
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Die Herren von Hutten gehörten gemeinsam mit den Herren von Thüngen zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern im nördlichen Spessart. In einer Urkunde aus dem Jahre 1140 wird ein nicht mit Nachnamen benannter Hecekind erwähnt, der zu seinem Seelengedächtnis ein Gut im Dorf Hutten, das er nach Erbrecht besitzt, dem Kloster Fulda vermachte[3]; dieser ist als frühester Vorfahre der Familie anzunehmen. Das älteste sichere Zeugnis über das Geschlecht stammt aus dem Jahr 1274, in dem die Brüder Erkenbert, Hermann und Johann de Huten als Zeugen in einer Urkunde des Klosters Schlüchtern auftraten.[4] Frühere Nennungen, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen sollen, sind legendäre Ausprägungen der Familientradition, historisch jedoch nicht hinreichend belegt. Gesichert dürfte die Herkunft aus der fuldischen Ministerialität sein.
Aus der Familie von Hutten sind bedeutende Persönlichkeiten wie der Humanist Ulrich von Hutten, sowie mehrere Bischöfe und ein Kardinal hervorgegangen.
Linien
Der Hauptstamm der Familie von Hutten teilte sich ab dem 14. Jahrhundert in vier Linien mit jeweils weiteren Verzweigungen auf. Als zusätzliches Namensattribut verwendeten die Familienlinien die Namen ihrer Besitzungen, bzw. Burgsitze. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Linie Hutten-Franken
- Hutten-Unterhutten († 1541)
- Hutten-Oberhutten
- Hutten-Frankenberg († 1556)
- Hutten-Birkenfeld († 1783)
Die fränkische Linie der Familie von Hutten war zunächst über zwei Jahrhunderte in Arnstein aktiv und stellte die dortigen Amtmänner, nachdem der Würzburger Fürstbischof Albrecht II. von Hohenlohe den Brüdern Conrad und Frowin das Schloss und das Amt Arnstein verpfändet hatte. Im Jahre 1489 löste Bischof Rudolf II. von Scherenberg die Schuld ein und erhielt damit die Pfandschaft zurück. Der Stamm der Hutten-Franken spaltete sich unter Conrads Enkeln in die Zweige Ober- und Unterhutten auf. Die Oberhutten verließen Arnstein in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und bildeten unter Ludwig auf Schloss Frankenberg, sowie unter Konrad auf Schloss Birkenfeld neue Linien.
Als Teil der Reichsritterschaft organisierten sich die Hutten-Franken im Fränkischen Ritterkreis und gehörten den Ritterkantonen Baunach, Odenwald, Rhön-Werra und Steigerwald an.
Linie Hutten-Gronau
- Linie Sebastian († 1704)
- Linie Alexander († 1627)
Die Geschicke des Ortes Altengronau wurden im Zeitraum von ca. 1300 bis 1648 maßgeblich durch die Herren von Hutten zu Gronau bestimmt. Diese bildeten mit dem Gericht Altengronau einen eigenen Gerichtsbezirk, der sich auch auf zahlreiche benachbarte Ortschaften erstreckte. Als Stammvater der Herren von Hutten zu Gronau gilt Ludwig von Hutten, der in einer am 21. Juni 1300 ausgestellten Urkunde erwähnt wird [5]. Es wird vermutet, dass Ludwig "das alte Haus" bewohnte - die erste Burganlage zu Altengronau, für deren Existenz keine archäologischen Befunde vorliegen, deren Standort jedoch im Wald auf dem Frauenberg vermutet wird. Die von Hutten errichteten in Altengronau insgesamt vier Burganlagen, von denen zwei (Huttenburg und Wasserschloss) bis heute erhalten sind.
Im Jahre 1648 wurden die im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Besitzungen der Herren von Hutten zu Gronau durch Philipp Daniel von Hutten an Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg, Landgräfin von Hessen-Kassel, verkauft [6] – unter Vorbehalt seiner weiteren Zugehörigkeit zur reichsritterlichen Matrikel. Damit endete die seit dem 13. Jahrhundert währende Herrschaft der Herren von Hutten in Altengronau.
Der Hauptstamm der Herren von Hutten zu Gronau ist mit dem Ableben von Johann Hartmann am 17. Januar 1704 in Sannerz erloschen.
Linie Hutten-Steckelberg
Die steckelberger Linie der Familie von Hutten verfügte über Besitzungen um Ramholz und Vollmerz in der Nähe der Stadt Schlüchtern. Besonders erwähnenswert ist die strategisch wichtige Höhenburg Steckelberg.
Die Linie starb im Jahre 1422 aus.
Linie Hutten-Stolzenberg
- Hutten-Stolzenberg-Hausen († 1529)
- Hutten-Salmünster († 1800)
- Hutten-Soden († 1646)
- Hutten-Romsthal-Steinbach (diese Linie besteht bis heute in Steinbach, sowie auf Burg Altengronau)
Die Linie Hutten-Stolzenberg verfügte über Besitzungen, Burgen und Schlösser rund um das heutige Bad Soden-Salmünster. Das Geschlecht spielte als Schutzmacht für die in der Region betriebene Salzgewinnung eine maßgebliche Rolle (siehe auch Huttengrund).
Als Gründer des Stammes gilt Frowin von Hutten, der im Frühjahr des Jahres 1373 in einer Fehde mit Ulrich IV. von Hanau zu Steinau an der Straße erschlagen wurde. Die drei Söhne Frowins sicherten den Fortbestand der Linie, die sich später in die Unterlinien Hausen, Salmünster, Soden und Romsthal-Steinbach verzweigte.
Als Wohnsitze der Hutten-Stolzenberg sind Burg Stolzenberg, Schloss Hausen (Bad Soden), Huttenschloss Bad Soden sowie das Barockschloss Steinbach in Lohr am Main zu nennen, welches sich seit seiner Erbauung durchgehend in Familienbesitz befindet.
Familiengrablegen
An Grablegen der Ritter von Hutten sind zu erwähnen:
- Christi-Himmelfahrt-Kirche Altengronau
- Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim bei Arnstein
- Pfarrkirche St. Josef in Lohr-Steinbach[7]
- Stiftskirche Salmünster
- Kloster Schlüchtern
- Kirche in Reusch (Weigenheim)
- Kloster Himmelspforten in Würzburg
- Schönbornkapelle am Würzburger Dom
Wappen
Das Wappen der von Hutten zeigt zwei goldene Schrägbalken auf rotem Grund. Die Helmzier unterscheidet sich für die verschiedenen Linien. Die Wappen bei Siebmacher zeigen einen Flug oder einen rot gekleideten Männerrumpf. Die Figur trägt einen Bart und einen roten silber gestulpten Spitzhut, der oben und beiderseits im Stulp mit drei schwarzen Hahnenfedern besteckt ist.
Die Wappen der Bischöfe sind üblicherweise gemehrt, das Grundmotiv der Balken wiederholt sich im Wechsel in zwei der vier Felder.
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Elemente des Wappens der Hutten im Wappen des hessischen Landkreises Main-Kinzig-Kreis
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Wappen des Fürstbischofs Moritz von Hutten auf dem Hohenrechberg-Epitaph
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Wappen des Fürstbischofs Franz Christoph von Hutten
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Wappen des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten an der Einfahrt des Zehntkellers in Iphofen
Die Hutten-Czapski
Das polnische Adelsgeschlecht der Czapski, das sich auf eine legendäre Abstammung von denen von Hutten berief, hatte mit den Hutten wahrscheinlich nichts zu tun - die Abstammung ist dem Bereich der Wappenlegende zuzuführen.
Persönlichkeiten
- Hans von Hutten (1477–1515), württembergischer Stallmeister des Herzogs Ulrich von Württemberg
- Ulrich von Hutten zu Steckelberg (1488–1523), Humanist, wird auch als erster Reichsritter bezeichnet
- Moritz von Hutten (1503–1552), Fürstbischof des Hochstifts/Fürstbistums Eichstätt, siehe auch Moritzbrunn
- Philipp von Hutten (1505–1546), Konquistador im Dienste der Welser
- Christoph Franz von Hutten (1673–1729), Fürstbischof von Würzburg (1724–1729)
- Philipp Wilhelm von Hutten zum Stolzenberg (1701-1767), Kanoniker
- Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg (1706–1770), Fürstbischof von Speyer und Fürstpropst von Weißenburg (1743-1770), siehe auch Huttenheim
- Bogdan von Hutten-Czapski (1851–1937), preußischer Politiker
- Alexandrine von Hutten-Csapska (1854–1914), zweite Gattin des Großherzogs Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt
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Hans von Hutten in einer Darstellung des 18. Jahrhunderts
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Moritz von Hutten auf dem von ihm 1552 gestifteten Albert von Hohenrechberg-Epitaph im Eichstätter Dom
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Porträt des Franz Christoph von Hutten (Mitte 18. Jh.)
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Philipp von Hutten. Öl auf Leinwand. Porträt von einem unbekannten Maler (um 1600)
Einzelnachweise
- ↑ Georg-Wilhelm Hanna: Ministerialität, Macht und Mediatisierung. Die Ritteradligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches = Hanauer Geschichtsblätter 44. Hanau, 2007. ISBN 3-935395-08-6 = Diss. Bamberg 2006, Seite 27 auf dem OPUS-Server, pdf 7.024 kb
- ↑ Siehe auch Herkunft des Wortes "Hut"
- ↑ Ernst Friedrich Johann Dronke (Hrsg.): Codex diplomaticus Fuldensis, Verlag Theodor Fischer, Kassel 1850, Seite 389, Nr. 793
- ↑ Wenck, Hess. Landesgeschichte II, Urk. S. 207
- ↑ Hoffmann, Hermann (Bearb.): Das älteste Lehenbuch des Hochstifts Würzburg 1303-1345, Würzburg 1972, Nr. 375
- ↑ Ledderhose, Konrad Wilhelm: Beyträge zur Beschreibung des Kirchen-Staats der Hessen-Casselischen Lande, Kassel 1780, Seite 468
- ↑ Genealogie der Ritter von Hutten - Pfarrkirche St. Josef in Lohr-Steinbach
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Band 84 der Gesamtreihe, Seite 343, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, ISSN 0435-2408
- Georg-Wilhelm Hanna: Ministerialität, Macht und Mediatisierung. Die Ritteradligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches = Hanauer Geschichtsblätter 44. Hanau, 2007. ISBN 3-935395-08-6 = Diss. Bamberg 2006 auf dem OPUS-Server, pdf 7.024 kb.
Siehe auch
- Liste fränkischer Rittergeschlechter
- Huttens letzte Tage - Gedicht von 1870
Weblinks
Commons: Hutten family – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Fränkisches Rittergeschlecht
- Deutsches Adelsgeschlecht
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