- Il Divo (Film)
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Filmdaten Deutscher Titel Il Divo Produktionsland Italien, Frankreich Originalsprache Italienisch, Englisch Erscheinungsjahr 2008 Länge 110 Minuten Stab Regie Paolo Sorrentino Drehbuch Paolo Sorrentino Produktion Francesca Cima
Nicola Giuliano
Andrea Occhipinti
Fabio Conversi
Maurizio CoppolecchiaMusik Teho Teardo Kamera Luca Bigazzi Schnitt Cristiano Travaglioli Besetzung - Toni Servillo: Giulio Andreotti
- Anna Bonaiuto: Livia Danese
- Giulio Bosetti: Eugenio Scalfari
- Flavio Bucci: Franco Evangelisti
- Carlo Buccirosso: Paolo Cirino Pomicino
- Paolo Graziosi: Aldo Moro
- Giorgio Colangeli: Salvo Lima
- Alberto Cracco: Don Mario
- Lorenzo Gioielli: Mino Pecorelli
- Gianfelice Imparato: Vincenzo Scotti
- Massimo Popolizio: Vittorio Sbardella
- Aldo Ralli: Giuseppe Ciarrapico
- Giovanni Vettorazzo: Magistrato Scarpinato
- Piera Degli Esposti: Signora Enea
- Fanny Ardant: Frau des franz. Botschafters
Il Divo (dt.: Der Göttliche) ist eine preisgekrönte italienisch-französische Filmbiografie über den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti aus dem Jahr 2008.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Seit vier Jahrzehnten ist Giulio Andreotti wechselweise an der Macht in Italien. 1991 wird der eher kleine und leicht bucklige Politiker zum siebten Mal zum italienischen Ministerpräsidenten gewählt. Stets gelassen und voller Kalkül führt der Christdemokrat seine Partei und die jeweiligen Regierungen. Wenn alle noch schlafen um ihn herum in Rom, ist er bereits wach und lässt sich von seinen Bodyguards zum Beten in die Kirche geleiten. Während er darauf bedacht ist, so wenig wie möglich über sich selbst preiszugeben, sammelt er alle, besonders pikante Informationen über seine Rivalen, um sie im richtigen Augenblick zu seinem Vorteil nutzen zu können.
Macht geht ihm über alles, auch wenn dies bedeutet, dass er Verbindungen zur Mafia pflegt und seine politischen Gegner und sogar eigene Kollegen wie Aldo Moro aus dem Weg schaffen lässt. Und stets ist er über jeden Vorwurf erhaben. Selbst noch 1993, als er erstmals vor Gericht gestellt wird und ihm seine Geschäfte mit der Mafia zur Last gelegt werden, kann ihm letztlich keine Straftat nachgewiesen werden.
Hintergrund
Regisseur Paolo Sorrentino inszenierte Il Divo (dt.: Der Göttliche) als Politsatire über Giulio Andreotti, der 1972 erstmals zum Ministerpräsidenten von Italien gewählt wurde. Insgesamt siebenmal bekleidete der Politiker dieses Amt, wobei seine Amtszeiten nie über zwei Jahre hinausgingen. Er war an 34 Regierungen beteiligt und insgesamt 21 mal Minister. Seit 1992 ist er Senator auf Lebenszeit. Ein Jahr später wurde er erstmals vor Gericht angeklagt mit dem Vorwurf, die sizilianische Mafia, die Cosa Nostra, begünstigt zu haben. In allen Anklagepunkten wurde Andreotti jedoch freigesprochen. Die Dreharbeiten fanden in Rom, Neapel, Palermo und Turin statt.
Il Divo wurde am 23. Mai 2008 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt, wo der Film den Preis der Jury erhielt. Daraufhin wurde er auf zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt, wie z. B. zur Deutschlandpremiere am 21. Juni 2008 beim Filmfest München oder auch beim Toronto International Film Festival und dem London Film Festival.
Der italienischen Zeitung La Repubblica gegenüber soll Andreotti nach einer Privatvorführung des Films gesagt haben: „Ich bin nicht so zynisch. Dieses Werk ist ein Schurkenstreich, eine Niederträchtigkeit, ein boshafter Film.“[1] Im Gegensatz zu ihm lobten die Filmkritiker das Werk, das in der Folge zahlreiche weitere Preise gewann, u. a. sieben David di Donatellos, fünfmal den Nastro d’Argento und den Europäischen Filmpreis für Toni Servillo als Bester Darsteller.
Kritiken
„Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen, wobei es ihm mehr um die Kritik an einem desolaten politischen System geht. Dabei schließt er ebenso an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers wie an Shakespeares Königsdramen an.“
– Lexikon des Internationalen Films[2]
„Mit bemerkenswerten Bildern und einem grandiosen Toni Servillo in der Hauptrolle gelang Regisseur Paolo Sorrentino ein packendes Porträt […]. Das Ganze ist im Stil einer Polit-Farce angelegt, wechselt mitunter gekonnt zwischen Clownerie und Politthriller, und flechtet tragische Momente ein […]. Allerdings setzt Sorrentino viel Wissen voraus. Dennoch: für den Interessierten ein bitteres Vergnügen der Extraklasse!“
„Sorrentino glückt es meisterlich, moderne Politik als klassisches Königsdrama zu inszenieren. […] Politik als Musical-artige Farce, als mit hoher Eleganz choreografiertes Machtballet.“
– Rüdiger Suchsland, film-dienst[4]
„Fließend geht das Analytische über ins Anekdotische und weitet Il Divo zur komischen Politoper über Italien und seine Macht-Stronzos.“
– Birgit Glombitza, Die tageszeitung[5]
„Il Divo verursacht keinen Fluchtreflex. Er ist witzig, clever, böse und originell.“
– Bernd Teichmann, Der Stern[6]
„Um das Böse mit den Mitteln der Kunst zu entblößen, sieht jede Einstellung dieses Films aus, als sei sie von einem japanischen Innenarchitekten entworfen worden. […] Getaucht in das bläuliche Licht eines Leichenschauhauses oder in das rötliche Braun geronnenen Blutes. […] Wer Italien verstehen will, muss Il Divo sehen.“
„Il Divo ist dabei im strengen Sinn weniger ein Film über Andreotti als ein Meisterwerk über unsere Vorstellungen von Macht. […] Zu all dem kommt einer der besten Soundtracks der jüngeren Filmgeschichte, zwischen Klassik und Elektronik changierend, mit einer großartigen Pointe im Abspann.“
– Bert Rebhandl, Berliner Zeitung[7]
Auszeichnungen
David di Donatello
Gewonnen:
- Bester Hauptdarsteller (Toni Servillo)
- Beste Nebendarstellerin (Piera Degli Esposti)
- Beste Kamera (Luca Bigazzi)
- Beste Filmmusik (Teho Teardo)
- Beste visuelle Effekte (Nicola Sganga, Rodolfo Migliari)
- Bestes Hairstyling (Aldo Signoretti)
- Bestes Make-up (Vittorio Sodano)
Nominiert:
- Bester Film
- Beste Regie (Paolo Sorrentino)
- Bester Nebendarsteller (Carlo Buccirosso)
- Bestes Drehbuch (Paolo Sorrentino)
- Bester Schnitt (Cristiano Travaglioli)
- Bester Produzent (Andrea Occhipinti, Nicola Giuliano, Francesca Cima, Maurizio Coppolecchia)
- Bestes Szenenbild (Lino Fiorito)
- Bestes Kostümdesign (Daniela Ciancio)
- Bester Ton (Emanuele Cecere)
Nastro d’Argento
Gewonnen:
- Bester Hauptdarsteller (Toni Servillo)
- Beste Regie (Paolo Sorrentino)
- Bestes Drehbuch (Paolo Sorrentino)
- Bester Produzent (Fabio Conversi, Andrea Occhipinti, Nicola Giuliano, Francesca Cima, Maurizio Coppolecchia)
- Beste Nebendarstellerin (Spezialpreis für Piera Degli Esposti)
Nominiert:
- Beste Nebendarstellerin (Anna Bonaiuto)
- Beste Kamera (Luca Bigazzi)
- Bester Schnitt (Cristiano Travaglioli)
- Bestes Szenenbild (Lino Fiorito)
- Bester Ton (Emanuele Cecere)
Weitere
- Eine Nominierung für den Oscar in der Kategorie Bestes Make-up
- Europäischer Filmpreis für Toni Servillo als Bester Darsteller, vier weitere Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Kamera
- Preis der Jury und Nominierung für die Goldene Palme bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes für Regisseur Paolo Sorrentino
- Eine Nominierung für den British Independent Film Award als Bester ausländischer Film
- Eine Nominierung für den Bodil als Bester nicht-amerikanischer Film
- Globo d’oro für das Beste Drehbuch, eine weitere Nominierung für die Beste Regie
- San Diego Film Critics Society Award als Bester fremdsprachiger Film
DVD-Veröffentlichungen
- Il Divo – Der Göttliche. Euro Video 2009, mit Making-of Im Schatten des Göttlichen – Die Entstehung von „Il Divo“, Interview mit dem Regisseur, dt. Trailer, Glossar und Hintergrundinfos
- Il Divo – Der Göttliche. Blue-Ray, Euro Video 2009, mit unveröffentlichten Szenen, Making-of Im Schatten des Göttlichen – Die Entstehung von „Il Divo“, Interview mit dem Regisseur, dt. Trailer und Hintergrundinfos
Soundtrack
- Teho Teardo: Il Divo. Universal 2009, eine CD mit 20 Aufnahmen der Filmmusik
Weblinks
- Il Divo in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Offizielle deutsche Website
- Trailer und Bilder zum Film
- Analyse und Kritik, Mr. Hyde wohnt in Rom. Rainer Gansera, Süddeutsche Zeitung
- ausführliche Kritik, Die Mörder sind über uns. Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel
- ausführliche Kritik, Suggestiv: Die Andreotti-Satire „Il Divo“. Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Interview mit Regisseur Paolo Sorrentino, Der Vampir war Pionier. Knut Elstermann, Berliner Zeitung
Einzelnachweise
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