Inge Keller

Inge Keller
Inge Keller, Oktober 2006

Inge Keller (* 15. Dezember 1923 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin.

Leben

Inge Keller (l.) mit Ulrich Mühe (Mitte) und Simone von Zglinicki (r.) bei einer Aufführung von Ibsens Gespenstern, 18. November 1983

Inge Keller debütierte 1942 im Theater am Kurfürstendamm. Anschließend ging sie nach Sachsen, wo sie in Freiberg und Chemnitz spielte und auch das Kriegsende erlebte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach Berlin zurück, zunächst ans Hebbel-Theater. Boleslaw Barlog engagierte Inge Keller schließlich ans Schloßparktheater. Er besetzte sie als Pützchen in Des Teufels General und sie spielte 250 Vorstellungen mit O. E. Hasse in der Titelrolle. 1950 wechselte sie an das Deutsche Theater im Ostteil der Stadt. Dort spielte sie ununterbrochen bis 2001 und darüber hinaus weiter als Gast. Die Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Wolfgang Langhoff und Wolfgang Heinz, später mit Thomas Langhoff, Peter Stein, Edith Clever, Harry Kupfer, Einar Schleef und Michael Thalheimer machte sie zu einer der bedeutendsten Theaterschauspielerinnen in Ost- und Westdeutschland. Inge Keller gastierte in den 1970er und 1980er Jahren in Westberlin an der Schaubühne und am Renaissance-Theater, u. a. in Inszenierungen von Rudolf Noelte.

Auch in Kinofilmen wie z. B. Ärztinnen (1984 Darstellerpreis beim 3. Nationalen Spielfilmfestival der DDR) und im Jahr 2000 mit Aimée und Jaguar und Lola und Bilidikid überzeugte Inge Keller mit Stil und Sprache. Darüber hinaus spielte sie in Fernsehfilmen der ARD und des ZDF: Alles Samba, Wilsberg und Commissario Brunetti.

Walter Ulbricht (links) zeichnet Inge Keller 1961 mit dem Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur aus

Inge Keller ist Ehrenmitglied des Deutschen Theaters Berlin und Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht zeichnete sie 1961 mit dem Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur aus. Von Klaus Wowereit erhielt sie 2006 den Verdienstorden des Landes Berlin.

Zu ihrem 75. Geburtstag im Jahr 1998 erschien im Verlag Das Neue Berlin das inzwischen mehrfach vergriffene Buch von Hans Dieter Schütt unter dem Titel Alles aufs Spiel gesetzt. Eine erweitere Neuauflage erschien zur Buchmesse in Leipzig 2007. Günter Gaus gelang es, Inge Keller in seiner Interviewreihe Zur Person im rbb im Jahr 2000 zu porträtieren.

1989 gastierte sie bei den Wiener Festwochen als Frau Alving in Ibsens Gespenstern, einer Inszenierung, die mit Ulrich Mühe als Osvald zwölf Jahre im Spielplan des Deutschen Theaters stand. Einen ihrer umjubelten Auftritte hatte sie in der Bayerischen Staatsoper München und der Komischen Oper Berlin als Maria Josefa in Aribert Reimanns Oper Bernarda Albas Haus nach Federico García Lorca in der Regie von Harry Kupfer. Es war die einzige Sprechrolle in diesem modernen Musiktheaterstück. Inge Keller ist eine Schauspielerin der Sprache. Nachhaltig sind vor allem ihre Lesungen mit Werken von Heinrich von Kleist, Theodor Fontane, Thomas Mann, Stefan Zweig, Eva Strittmatter, Christa Wolf und Franz Fühmann. Im Hörbuchverlag PATMOS erschien Die Betrogene von Thomas Mann.

Inge Keller gehörte und gehört keiner Partei an. Sie nannte sich selbstironisch die Diensthabende Gräfin der DDR. Thomas Langhoff bezeichnete sie zu ihrem 75. Geburtstag als den einzigen Vamp der DDR. Die Medien kürten sie zur Grande Dame des Deutschen Theaters.

Aus der Ehe mit dem Chefkommentator des DDR-Fernsehens Karl-Eduard von Schnitzler, die bereits 1956 geschieden wurde, ging die Tochter Barbara Schnitzler, ebenfalls Schauspielerin, hervor, deren Tochter Pauline Knof ebenfalls Schauspielerin ist. Am 18. November 2007 beging sie ihr 65. Bühnenjubiläum mit einer Lesung von Kleists Die Marquise von O. im Deutschen Theater Berlin. Aus Anlass des Todes von Erwin Geschonneck trat sie am 2. April 2008 bei einer Gedenkveranstaltung in der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg gemeinsam mit Regine Lutz, Hermann Beyer und Thomas Langhoff auf. Inge Keller hatte mit Geschonneck unter anderem in dem DEFA-Film Gewissen in Aufruhr gespielt.

Am 13. April 2008 las sie im Deutschen Theater die Novelle von Stefan Zweig Leporella. Aus Anlass ihres 85. Geburtstages am 15. Dezember 2008 interviewte Gregor Gysi sie in der Gesprächsreihe des Deutschen Theaters Berlin Gregor Gysi trifft Zeitgenossen.

Seit April 2009 steht Inge Keller im Berliner Ensemble als Shakespeare in der Inszenierung Shakespeares Sonette von Robert Wilson und Rufus Wainwright auf der Bühne.

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