- Johann Hülsemann
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Johann(es) Hülsemann (* 4. Dezember 1602 in Esens; † 13. Juni 1661 in Leipzig) war ein deutscher lutherischer Theologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er wurde in Esens als Sohn des Superintendenten Heinrich Hülsmann (1569–1624) geboren. Seine Mutter Anna († 1642) war die Tochter des Bürgermeisters von Aurich Bohle Heyen. Hülsemann wurde zunächst von seinem Vater ausgebildet, aber im Alter von 12 Jahren ging er in die Nachbarstadt Norden, wo er das Ulrichsgymnasium besuchte, bezog mit 13 Jahren das Gymnasium in Stade und wechselte 1618 nach Hannover. 1620 kehrte er in seine Heimat zurück, bezog im April 1621 die Universität Rostock, doch wechselte er am 10. Februar 1623 an die Universität Wittenberg, wo er besonders mit Friedrich Balduin Kontakt hatte und in dessen Haus als Tischgenosse einzog. Von diesem gefördert wohnte er den Vorlesungen von Johann Scharf, Jakob Martini und Balthasar Meisner bei.
Als Balduin 1626 starb, ging er 1627 an die Universität Leipzig, wo er sich gefördert von Heinrich Höpfner mit der Disputation „De Fidei ad Iustitam Impurtatione“ den akademischen Grad eines Magisters erwarb. Es wurde ihm ermöglicht in Leipzig Vorlesungen zu halten, wobei er auch Matthias Hoë von Hoënegg kennen und schätzen lernte. Im Anschluss unternahm er eine Bildungsreise, die ihn durch Holland und Frankreich führte. Über Hamburg nach Leipzig zurückgekehrt, begab er sich an die Universität Marburg zu Menno Hanneken und erhielt dort das Lizentiat der Theologie.
Nach weiteren Reisen durch deutsche Universitätsstädte, kehrte er nach Leipzig zurück und wurde von dort, mit einem glänzenden Zeugnis aus Marburg, durch die Empfehlung der Wittenberger Theologischen Fakultät, nach Dresden um die Professur der Theologie vorstellig. Diese Vorstellung hat sich sehr positiv ausgewirkt und er wurde im November 1629 als ordentlicher Professor der Theologie an der Wittenberger Akademie berufen. Um als Doktorvater den dazu notwendigen akademischen Grad zu erwerben, promovierte er am 26. Januar 1630 in Gegenwart des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, der verwitweten Fürstin von Anhalt-Zerbst und dem Grafen von Solms und Ostfriesland zum Doktor der Theologie und vermählte sich am gleichen Tag mit der Witwe Balduins, Sophia (*1607; † 19. September 1667 in Leipzig), der Tochter des Torgauer Ratsherrn und Bürgermeisters Eukarius Barwasser (1570–1632) und seiner Frau Barbara Gadegast.
Auch er und seine Familie hatten unter den Versorgungsnotständen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden, dennoch versuchte er während dieser Zeit auch den organisatorischen Fragen des Universitätsbetriebes zu widmen. So sorgte er sich um die Einquartierung der Studenten und verpflegte das durchziehende Kriegsvolk. Während dieser Zeit entstand seine wichtigste dogmatische Schrift, das später erweiterte „Breviarium theologiae exhibens praecipuas fidei controversias“. Zudem bekleidete er in den Wintersemestern 1632 das Amt des Prorektors und in den Wintersemestern 1638 und 1644 das gleichbedeutende Amt des Rektors der Wittenberger Akademie.
Theologisch hatte sich Hülsemann in Wittenberg als orthodoxer Lutheraner etabliert, so nahm er 1630/31 am Leipziger Konvent teil, ein Angebot zur Führung der lutherischen Gemeinde in Amsterdam lehnte er ab, 1633 wendete er sich an die lutherischen Fakultäten gegen den Pennalismus und als Vertreter der theologischen Fakultät Wittenberg nahm er 1645 am Religionsgespräch in Thorn teil. Dabei traf er auf den Vertreter des Synkretismus Georg Calixt, gegen den er auf diesem Treffen entschieden auftrat und sich zu einem seiner heftigsten Gegner entwickeln sollte. Auch das Treffen war nicht von Erfolg gekrönt, denn es gab mit den Reformierten Kirche keine Übereinkunft.
Da sich an der theologischen Fakultät der Hochschule Leipzig die Todesfälle häuften, wurde Hülsemann dazu ausersehen, die Verluste zu ergänzen und ging 1646 an die St. Nikolaikirche in Leipzig und übernahm damit dort, als Assessor die kurfürstlichen Stipendiaten, eine theologische Professur. 1647 stieg er in der Professur auf und wurde damit verbunden Kanoniker in Zeitz, 1651 zum Propst dort und zum Senior des Kapitels in Naumburg. Mit einem weiteren Aufstieg in der Leipziger Professur 1653 wurde er ebenfalls aufsteigend 1657 Kanoniker in Meißen und wurde im selben Jahr Superintendent von Leipzig. Zu Ostern 1656 erkrankte er während einer Predigt und verstarb. Das Trauergedicht wurde vom Nikolaikantor Elias Nathusius verfasst.
Wirken
Als einflussreicher Vertreter der lutherischen Orthodoxie, trat er für praktische Reformbestrebungen in der lutherischen Kirche ein und hat diese durch eigene Veröffentlichungen untermauert. Selbst Johann Arndts Schriften hat er begeistert gelesen, war auch um Ausgleich mit Andersdenkenden bemüht. Er konnte aber auch hart die Position der Lutherischen Orthodoxie vertreten, wie es die Vorgänge beim Thorner Religionsgespräch zeigen. Dennoch hat er den Weg zu Einigungbestrebungen in seiner Lehre von den Fundamenartikeln, mit der Bestimmung der Heilsnotwendigen und einer entsprechenden Vertiefung des Heilverständnisses gelegt. Somit war er nach dem Tod von Johann Gerhard, der erste Mann der lutherischen Kirche.
Familie
Genealogisch wäre anzumerken, das aus seiner Ehe 10 Kinder hervorgegangen sind, 3 Söhne und sieben Töchter wobei 2 Söhne und 1 Tochter jung starben. Bekannt sind:
- Heinrich Eukarius († jung)
- Anna Barbara († jung)
- Margaretha († jung)
- Sophia († vor Vater)
- Johannes Hülsemann der Jüngere, (1649–1710) Professor der Rechte an der Universität Leipzig, dann Geheimer Konsistorialrat und Kurator der Universität Gießen
- Magarethe Sophie verh.
- 1. Ehe 19. Juni 1655 mit Johann Martin Luther (1616–1669), Dompropst in Meißen und Dechant in Zeitz
- 2. Ehe 1675 mit Wolfgang David von Döhring (1641–1714), Stiftskanzler von Meißen und Hofpfalzgraf
- Anna Barbara verh. am 30. April 1650 mit Jacob Clauder, (1617–1669) Superintendent in Delitzsch und Halberstadt
- Christine Elisabeth verh. am 23. September 1656 mit Johannes Christian Bilefeld Superintendent von Wernigerode und Delitzsch
- Catharina Sabina verh. mit Johann Bohn (1640–1718) Professor der Anatomie und Chirurgie an der Universität Leipzig
- Dorothea Elisabeth verh. am 7. Juni 1659 mit Abraham Calov
- Anna Sophia verh. mit Johann Ernst Noricus (auch: Nürenberger; * 16. Juni 1634 in Nordhausen; † 12. März 1678 in Merseburg) Hof und Justizrat in Merseburg (10 Kinder)
Werkauswahl
- De ministro consecrationis et ordinationis sacerdotalis, 1630
- Breviarium theologiae exhibens praecipuas fidei controversias, 1641
- Calvinismus irreconciliabilis, 1644
- Dialysis apologetica, 1649
- Brevis instructio studiosorum, Leipzig 1650
- Calixtinischer Gewissenwurm, Leipzig 1653
- Der Witben Freud, Gottseligkeit, Leipzig 1648
- Geistlicher Aufenthalt des weiland Herrn Andreas Fürstenhaupts, Bürgers und Handelsmanns zu Leipzig, Leipzig 1649
- Himlisch Leben des Wilhelm Leysers, Wittenberg 1649
- Himmlischer Wandel der weyland Anna, Leipzig 1648,
- Lebens-Licht des weyland ehrenfesten und fürnehmen Hieronymi von Ryssel, Leipzig 1648
- Schneller, leichter, großer, gewisser Gnaden-Gewinn, Leipzig 1649
- Semper vivum. Stetblühende Blume einer glaubigen Seele, Leipzig 1648
Literatur
- Max Keller-Hüschemenger: Das Problem der Fundamentalartikel bei Johannes Hülsemann in seinem theologiegeschichtlichen Zusammenhang. In: Beiträge zur Förderung christlicher Theologie. Band 41, Zweites Heft, Gütersloh 1939.
- Wilhelm Gaß: Hülsemann, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 332 f.
- Erich Beyreuther: Hülsemann, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 734.
- Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hülsemann, Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1124–1125.
- Hülsemann, Ioann. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 13, Leipzig 1735, Spalte 1074–1076.
- Johann Hülsemann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Gustav Gündisch, Doina Nägler: Die Bibliothek des Hermannstädter ev. Stadtpfarrers Andreas Oltard († 1660) und seiner Familie. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 17 (1994) Heft 2, S. 121–143
- Erdmann Hannibal Albrecht: Sächsische evangelisch-luther’sche Kirchen- und Predigengeschichte, von ihrem Ursprung an die bis auf gegenwärtige Zeiten. Leipzig, 1799, S. 70, (Online)
Weblinks
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