- Johannes Stössel
-
Johannes Stössel (* 8. Mai 1837; † 7. November 1919) war ein Schweizer Politiker (DP, später FDP).
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Studium und berufliche Laufbahn
Der Sohn eines Kleinbauern absolvierte nach dem Besuch des Lehrerseminars Küsnacht ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Zürich. Nach der Promotion wurde er 1861 Privatdozent für Nationalökonomie an der Hochschule Zürich sowie an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule. Bereits im folgenden Jahr wurde er Sekretär des Eidgenössischen Statistischen Büros und übte dieses Amt bis 1869 aus. Außerdem war er von 1864 bis 1889 Redaktor der Zeitschrift für Schweizerische Statistik sowie zeitweise Präsident der Statistisch-Volkswirtschaftlichen Gesellschaft der Schweiz.
Als einer der führenden Persönlichkeiten der Demokratischen Bewegung im Zürcher Oberland war er von 1869 bis 1873 Statthalter des Bezirks Hinwil. Zugleich wurde er 1869 Verwaltungsratspräsident der neugegründeten Schweizerischen Volksbank. Anschließend war er von 1873 bis 1875 Erster Staatsanwalt.
Politische Laufbahn
Im Kanton Zürich
1875 wurde er zum Mitglied des Regierungsrates des Kantons Zürich gewählt, dem er ununterbrochen bis 1917 angehörte und dadurch mit 42 Jahren die längste Amtszeit in dessen Geschichte erreichte. Während dieser Zeit war er siebenmal Regierungsratspräsident und zwar in den Jahren 1880/81, 1884/85, 1890/91, 1894/95, 1899/1900, 1906/1907 sowie 1913/14.
Zunächst war er in der Kantonsregierung Direktor für Justiz und Polizei und anschließend 1877 bis 1878 Direktor des Erziehungswesens. Nach einer sechsjährigen Amtszeit als Direktor des Innern war er von 1884 bis 1888 erneut Direktor für Justiz und Polizei und danach bis 1893 Direktor des Erziehungswesens. Daraufhin übernahm er bis 1899 das Amt des Direktors der Finanzen, ehe er bis 1905 wiederum Direktor für Justiz und Polizei war. Zwischen 1905 und 1911 bekleidete er wieder das Amt des Direktors der Finanzen und danach bis 1914 des Direktors des Innern und Gefängniswesens. Zuletzt war Stössel von 1914 bis 1917 Direktor des Gesundheits- und Armenwesens. Neben dem späteren Bundesrat Walter Hauser war er in den 1880er Jahren der führende Politiker im Zürcher Regierungsrat.
Auf nationaler Ebene
Gleichzeitig war Stössel auch in der Bundespolitik tätig: Er gehörte von 1878 bis 1891 dem Nationalrat und anschließend bis 1905 dem Ständerat an. Nach den Nationalratswahlen 1881, die zu einem Sieg der Radikalen führten, sollte er ursprünglich als Nachfolger von Johann Ulrich Schiess Bundeskanzler werden. Letztlich scheiterte diese Planung jedoch und Gottlieb Ringier wurde Bundeskanzler.[1][2] Als Nachfolger von Georges Favon war er dann vom 2. Dezember 1884 bis zum 1. Juni 1885 Nationalratspräsident.
In den Jahren 1897/1898 war er Präsident der FDP Schweiz[3] und im Anschluss daran bis 1904 Präsident des Zentralvorstandes der FDP.
Darüber hinaus war Stössel von 1882 bis 1886 Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zürich. Von 1885 bis 1897 präsidierte er den Schweizerischen Gewerbeverband. Daneben war er 1897 Gründer und bis zu seinem Tod Präsident des Zürcher-Oberländer Vereins.
Weblinks
- Biografie von Johannes Stössel auf der Website des Kantons Zürich (PDF-Datei; 12 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Urs Altermatt: Ein Amt von politischer Bedeutung – Zur bevorstehenden Wahl eines neuen Bundeskanzlers, Neue Zürcher Zeitung 3. Oktober 2007
- ↑ Biografie von Gottlieb Ringier, Website der Schweizerischen Bundeskanzlei
- ↑ Freisinnig-Demokratische Partei (FDP), Abschnitt 4 im Historischen Lexikon der Schweiz
Präsidenten der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP)Christian Friedrich Göttisheim | Ernst Brenner | Johannes Stössel | Johann Hirter | Paul Scherrer | Walter Bissegger | Camille Decoppet | Félix Bonjour | Emil Lohner | Robert Schopfer | Albert Meyer | Hermann Schupbach | Ernest Béguin | Max Wey | Aleardo Pini | Eugen Dietschi | Nello Celio | Pierre Glasson | Henri Schmitt | Fritz Honegger | Yann Richter | Bruno Hunziker | Franz Steinegger | Gerold Bührer | Christiane Langenberger | Rolf Schweiger | Marianne Kleiner | Fulvio Pelli
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Stössel — ist der Familienname folgender Personen: Georg Stössel (1867–1943), deutscher Geigenbauer und Erfinder der nach ihm benannten Stössel Laute Günter Stössel (* 1944), deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher Johann Stössel (1524–1576) … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Sto — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Liste der Regierungsräte des Kantons Zürich — Diese Liste zeigt alle Mitglieder des Regierungsrates des Kantons Zürich. Inhaltsverzeichnis 1 Parteiabkürzungen 2 Regierungsräte … Deutsch Wikipedia
Liste der Nationalräte des Kantons Zürich — Diese Liste zeigt alle Mitglieder des Nationalrates aus dem Kanton Zürich seit Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 bis heute. Parteiabkürzungen BDP: Bürgerlich Demokratische Partei BGB: Bauern , Gewerbe und Bürgerpartei (später SVP) CSP:… … Deutsch Wikipedia
Decoppet — Camille Decoppet Camille Decoppet (* 4. Juni 1862 in Suscévaz; † 14. Januar 1925 in Bern) war ein Schweizer Politiker (FDP). Er wurde am 17. Juli 1912 in den Bundesrat gewählt. Am 31. Dezember 1919 übergab er sein Amt nachdem er am 7. November s … Deutsch Wikipedia
Albert Meyer (Politiker) — Albert Meyer Albert Meyer (* 13. März 1870 in Fällanden; † 22. Oktober 1953 in Zürich) war ein Schweizer Politiker (FDP). Er wurde am 12. Dezember 1929 in den Bundesrat gewählt. Am 31. Dezember 1938 trat er zurück. Während seiner Amtszeit stand… … Deutsch Wikipedia
Hirter — Johann Daniel Hirter (* 5. Mai 1855 in Bern; † 4. Oktober 1926 ebenda) war ein Schweizer Politiker der Freisinnig Demokratischen Partei. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Literatur 3 Weblinks … Deutsch Wikipedia
Johann Daniel Hirter — (* 5. Mai 1855 in Bern; † 4. Oktober 1926 ebenda) war ein Schweizer Politiker der Freisinnig Demokratischen Partei. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Literatur 3 Weblinks … Deutsch Wikipedia
Parti radical-démocratique — Basisdaten Gründungsdatum: 1894 Gründungsort: Bahnhofbuffet Olten … Deutsch Wikipedia
Partito Liberale Radicale — Basisdaten Gründungsdatum: 1894 Gründungsort: Bahnhofbuffet Olten … Deutsch Wikipedia