- Walter Hauser (FDP)
-
Walter Hauser (* 1. Mai 1837 in Wädenswil; † 22. Oktober 1902 in Bern) war ein Schweizer Unternehmer und Politiker (FDP). Die Gerberei, die er von seinem Vater übernommen hatte, gehörte zu den grössten in der Schweiz. Von 1869 bis 1881 war er Zürcher Kantonsrat, anschliessend sieben Jahre lang Regierungsrat. Auf Bundesebene gehörte er zunächst von 1869 bis 1875 dem Nationalrat an, ab 1879 dem Ständerat. Im Dezember 1888 wurde Hauser in den Bundesrat gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Von einer kurzen Ausnahme abgesehen, leitete er stets das Finanzdepartement. In den Jahren 1892 und 1900 war er Bundespräsident.
Inhaltsverzeichnis
Beruf und sonstige Tätigkeiten
Der zweitjüngste Sohn des wohlhabenden Gerbermeister und Stabshauptmanns Jakob Arnold Hauser besuchte die Volksschule und das Institut Heer an seinem Geburtsort, später das Gymnasium in Zürich. Hauser hatte eigentlich vor, später Apotheker zu werden. Doch als sein ältester Bruder starb, trat er 1854 an dessen Stelle in die väterliche Firma ein, absolvierte eine Gerberlehre und stieg zum Geschäftsführer und Inhaber auf. Seine Gerberei gehörte zu den grössten in der Schweiz.
Hauser heiratete 1865 Marie Sophie Wiedemann, das Paar hatte vier Töchter. In der Armee war Hauser Offizier der Artillerie. 1875 wurde er zum Major befördert, 1880 zum Oberstleutnant, 1888 zum Obersten. Ausserdem war er Kommandant der Feuerwehr Wädenswil. Technischen Neuerungen war er stets aufgeschlossen; er gehörte zu den Inititanten der linksufrigen Zürichseebahn (1859), der Wädenswil-Einsiedeln-Bahn (1870) und des Gaswerks Wädenswil (1874).
Kantonale und nationale Politik
Ende der 1860er Jahre wurde Hauser politisch aktiv und schloss sich der linksliberalen demokratischen Bewegung an, die sich für direkte Demokratie, soziale Reformen und einen zentralistischen Staat einsetzte. Als Verfassungsrat beteiligte er sich an der Ausarbeitung der neuen Verfassung des Kantons Zürich. 1869 wurde er in den Kantonsrat gewählt. 1881 folgte die Wahl in den Regierungsrat. In der Kantonsregierung leitete er bis 1887 das Finanzdepartement, anschliessend das Baudepartement.
Ab 1869 gehörte Hauser auch dem Nationalrat an, wo er sich intensiv an den Debatten um die Totalrevision der Bundesverfassung beteiligte. Er stand der Subventionierung der Gotthardbahn durch den Bund ablehnend gegenüber, da er von einer Bahn unter dem Splügenpass grössere Vorteile für den Kanton Zürich versprach. 1875 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur. Als jedoch sein Freund Wilhelm Hertenstein 1879 in den Bundesrat gewählt wurde, übernahm er dessen Sitz im Ständerat. 1880 verkaufte er seine Gerberei, um sich ganz der Politik widmen zu können, 1883 war er Ständeratspräsident.
Bundesrat
Drei Wochen nach Hertensteins Tod wurde Hauser am 13. Dezember 1888 von der vereinigten Bundesversammlung zu dessen Nachfolger bestimmt, wobei er bereits im ersten Wahlgang 117 von 174 gültigen Stimmen erhielt. Noch am selben Tag erhielt er das Militärdepartement zugewiesen, sein Amt trat er zu Beginn des Jahres 1889 an. Ab 1891 stand er dem Finanz- und Zolldepartement vor. Im Jahr 1892 war er erstmals Bundespräsident, musste aber nicht den üblichen Gepflogenheiten entsprechend vorübergehend das Politische Departement übernehmen, da Numa Droz dieses fest für sich beanspruchte. In Hausers zweitem Präsidialjahr 1900 war dies jedoch nicht der Fall.
Hauser galt als haushälterischer Finanzminister und profitierte von seiner Erfahrung als Regierungsrat. Dank stark steigender Zolleinnahmen konnte er genügend Mittel für die bevorstehende Verstaatlichung der Eisenbahnen bereitstellen. Mit seinem Projekt einer Staatsbank auf Bundesebene hatte er jedoch keinen Erfolg. Eine entsprechende Verfassungsänderung wurde 1897 vom Volk abgelehnt.[1] Erst neun Jahre später erfolgte die Gründung der Schweizerischen Nationalbank.
Mitten während der Arbeit erlitt Hauser am 21. Oktober 1902 einen Schlaganfall, der ihn lähmte. Am darauf folgenden Tag starb er im Alter von 66 Jahren. In Wädenswil erinnern ein Denkmal und ein Strassenname an ihn.
Literatur
- Peter Ziegler: Walter Hauser. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Die Schweizer Bundesräte. Ein biographisches Lexikon. 2. Auflage. Artemis Verlag, Zürich/München 1991, ISBN 3-7608-0702-X, S. 244–247.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bundesgesetz über die Errichtung der schweizerischen Bundesbank, Abstimmungsergebnis vom 28. Februar 1897 auf admin.ch
Vorgänger Amt Nachfolger Wilhelm Hertenstein Mitglied im Schweizer Bundesrat
1889–1902Ludwig Forrer Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS)Ulrich Ochsenbein | Friedrich Frey-Herosé | Jakob Stämpfli | Constant Fornerod | Emil Welti | Victor Ruffy | Paul Cérésole | Johann Jakob Scherer | Wilhelm Hertenstein | Walter Hauser | Emil Frey | Eduard Müller | Eugène Ruffy | Ludwig Forrer | Arthur Hoffmann | Camille Decoppet | Karl Scheurer | Rudolf Minger | Karl Kobelt | Paul Chaudet | Nello Celio | Rudolf Gnägi | Georges-André Chevallaz | Jean-Pascal Delamuraz | Arnold Koller | Kaspar Villiger | Adolf Ogi | Samuel Schmid | Ueli Maurer
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Walter Hauser — ist der Name folgender Personen: Walter Hauser (FDP) (1837–1902), Schweizer Politiker (FDP) Walter Hauser (ÖVP) (* 1922), österreichischer Politiker (ÖVP) Walter Hauser (Schriftsteller) (* 1957), Schweizer Schriftsteller und Journalist … Deutsch Wikipedia
Hauser — ist der Familienname folgender Personen: Adam Hauser (* 1980), US amerikanischer Eishockeytorhüter Alexander Hauser (* 1984), österreichischer Fußballspieler Alo Hauser (1930–1997), deutscher Jurist und Politiker (CDU) Alois Hauser (1841–1896),… … Deutsch Wikipedia
Liste der Nationalräte des Kantons Zürich — Diese Liste zeigt alle Mitglieder des Nationalrates aus dem Kanton Zürich seit Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 bis heute. Parteiabkürzungen BDP: Bürgerlich Demokratische Partei BGB: Bauern , Gewerbe und Bürgerpartei (später SVP) CSP:… … Deutsch Wikipedia
Liste der Biografien/Has–Hau — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Abgeordnete des 5. Landtags von Nordrhein-Westfalen — Die Abgeordneten des nordrhein westfälischen Landtags in der 5. Wahlperiode vom 23. Juli 1962 bis zum 23. Juli 1966 Parlaments und Fraktionsvorsitzende Landtagspräsident: Wilhelm Johnen (CDU), ab 19. April 1966 Josef Hermann Dufhues (CDU)… … Deutsch Wikipedia
Abgeordnete des 4. Landtags von Nordrhein-Westfalen — Die Abgeordneten des nordrhein westfälischen Landtags in der 4. Wahlperiode vom 21. Juli 1958 bis zum 20. Juli 1962 Parlaments und Fraktionsvorsitzende Landtagspräsident: Josef Gockeln (CDU), ab 13. Januar 1959 Wilhelm Johnen Fraktionsvorsitzende … Deutsch Wikipedia
Liste der Mitglieder des Deutschen Bundestages (7. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder des Deutschen Bundestages der 7. Wahlperiode (1972–1976). Zusammensetzung Nach der Bundestagswahl 1972 setzte sich der Deutsche Bundestag wie folgt zusammen: Fraktion Beginn der… … Deutsch Wikipedia
Liste der Mitglieder des Deutschen Bundestages (5. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder des Deutschen Bundestages der 5. Wahlperiode (1965–1969). Zusammensetzung Nach der Bundestagswahl 1965 setzte sich der Deutsche Bundestag wie folgt zusammen: Fraktion Beginn der… … Deutsch Wikipedia
Liste der Mitglieder des Deutschen Bundestages (6. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder des Deutschen Bundestages der 6. Wahlperiode (1969–1972). Zusammensetzung Nach der Bundestagswahl 1969 setzte sich der Deutsche Bundestag wie folgt zusammen: Fraktion Beginn der… … Deutsch Wikipedia
Liste der Nationalräte des Kantons Bern — Diese Liste zeigt alle Mitglieder des Nationalrates aus dem Kanton Bern seit Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 bis heute. Parteiabkürzungen AJU: Alliance jurassienne BDP: Bürgerlich Demokratische Partei BGB: Bauern , Gewerbe und… … Deutsch Wikipedia