Karin Wolff

Karin Wolff

Karin Wolff (* 23. Februar 1959 in Darmstadt) ist eine deutsche Politikerin (CDU).

Sie war 1999 bis 2008 Hessische Kultusministerin und dazu von 2003 bis 2008 stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1977 absolvierte Wolff ein Studium der Geschichte, der Evangelischen Theologie, der Philosophie und Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Philipps-Universität Marburg. 1984 legte sie das erste und 1986 das zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. Anschließend war sie bis 1995 als Lehrerin für Geschichte und evangelische Religion an der Edith-Stein-Schule in Darmstadt tätig. Sie wohnt in Darmstadt-Eberstadt.[1] Karin Wolff hat sich im Juli 2007 öffentlich zu ihrer lesbischen Lebensweise bekannt; sie ist mit einer Heilpraktikerin aus Wiesbaden liiert.[2]

Partei

Wolff wurde schon als Schülerin 1976 Mitglied der CDU. Seit 1980 gehört sie dem Vorstand des CDU-Kreisverbandes Darmstadt an. Von 1981 bis 1982 war sie Mitglied des Studentenparlaments in Marburg. Seit 1996 gehört sie dem CDU-Landesvorstand in Hessen an, von 2002 bis 2008 als stellvertretende Landesvorsitzende.

Wolff gehörte von 1995 bis 2006 dem Bundesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises von CDU und CSU (EAK) an. Von 1996 bis 2004 war sie Landesvorsitzende des EAK in Hessen.

Von April 2000 bis Dezember 2008 war Wolff Mitglied des CDU-Bundesvorstandes.

Sie ist Mitglied der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA).

Abgeordnete

Von 1989 bis 1999 sowie erneut von 2001 bis 2003 war Wolf Stadtverordnete in Darmstadt und in dieser Zeit von 1993 bis 1999 Vorsitzende der CDU-Stadtverordnetenfraktion.

Seit 1995 ist sie Mitglied des Hessischen Landtages. 1995, 1999 und 2008 wurde sie über die Landesliste gewählt. Bei der Landtagswahl in Hessen 2003 gelang es ihr, das Mandat als direkt gewählte Abgeordnete im Wahlkreis Darmstadt-Stadt II zu erringen. Sie erreichte hier 44,0 % der Wahlkreisstimmen und löste Bernd Riege (SPD) ab. Bei der Landtagswahl in Hessen 2008 verlor sie ihren Wahlkreis an die SPD-Kandidatin Dagmar Metzger, zog jedoch über die Landesliste erneut in den Landtag ein. Bei den vorgezogenen Neuwahlen 2009 konnte sie ihren Wahlkreis zurückgewinnen.

Öffentliche Ämter

Am 7. April 1999 übernahm Wolff als Staatsministerin die Leitung des Hessischen Kultusministeriums.

In diesem Amt arbeitete sie vor allem an der Umsetzung eines der zentralen Wahlkampfversprechen der CDU, der so genannten Unterrichtsgarantie bzw. der später entwickelten Unterrichtsgarantie (plus), mit der der Unterrichtsausfall an den allgemeinbildenden Schulen in Hessen verringert wurde.

Wolff tritt für den Erhalt des Mehrgliedrigen Schulsystems ein.

Im Streit um die Föderalismusreform war sie für einen Erhalt der Länderkompetenz in Fragen der schulischen Bildung. Unter anderem auch aus diesem Grund hat sie im Vergleich zu anderen Ländern den prozentual geringsten Teil der dem Land Hessen eigentlich zustehenden Bundesmittel für Ganztagsschulen abgerufen.

Unter ihrer Amtsführung wurde außerdem eine Prüfung der deutschen Sprachkenntnisse ein Jahr vor Einschulung verbunden mit entsprechenden Sprachförderprogrammen für diejenigen Kinder mit Sprachproblemen schon vor Schulbeginn eingeführt. Außerdem wurde die Schulzeit bis zum Abitur, das nun als Zentralabitur stattfinden wird, auf zwölf Jahre verkürzt.

Die Qualität der Schulen soll durch eine Überprüfung durch externe Auditoren gesichert werden („Schul-TÜV“). Für leistungsschwache Hauptschüler wurden „SchuB“ („Schule und Beruf“) - Klassen mit besonderen Förderprogrammen geschaffen.

Ab dem 5. April 2003 war Wolff außerdem stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen. Am 13. Februar 2008 kündigte sie an, ab dem 5. April 2008 für eine neue Regierung nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Ihr Ressort übernahm Justizminister Jürgen Banzer. [3]

Kirchliches Engagement

Wolff ist seit 1992 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und seit 2002 Mitglied der Kammer für Bildung und Erziehung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Kritik

In einem dpa-Gespräch im Oktober 2006 erklärte sie, nachdem das Hessische Kultusministerium durch die Arte-Dokumentation „Von Göttern und Designern“ [4] der Filmemacher Frank Papenbroock und Peter Moers in Verdacht geraten war, kreationistische Unterrichtsmethoden in Hessen zu dulden:

„Ich halte es für sinnvoll, fächerübergreifende und -verbindende Fragestellungen aufzuwerfen, dass man nicht einfach Schüler in Biologie mit der Evolutionslehre konfrontiert und Schüler im Religionsunterricht mit der Schöpfungslehre der Bibel. Sondern dass man gelegentlich auch schaut, ob es Gegensätze oder Konvergenzen gibt.“[5]

Daraufhin wurde sie von Ulrich Kutschera beschuldigt, „die Sprache der Kreationisten zu benutzen“. Bündnis 90/Die Grünen forderten eine Klarstellung.[5] Auch an anderer Stelle hatte Wolff erklärt, dass sie keinen Widerspruch zwischen der biologischen Evolutionstheorie und der Erklärung in der Bibel sehe.[6] Im Juni 2007 bezeichnete sie in einem Interview mit der FAZ die Behandlung der biblischen Schöpfungslehre im Biologieunterricht als „modern“. Sowohl vom Verband Deutscher Biologen als auch von der Fraktion der Grünen im Hessischen Landtag wurde Kritik an diesen Äußerungen geübt.[7] Auch Wolffs Parteikollegin Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, distanzierte sich von Wolffs Äußerungen.[8] Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) kommentierte, dass sich die Schöpfungsgeschichte nicht zur Beschreibung der Evolution eigne. Auch vom römisch-katholischen Bistum Limburg kam eine Protestnote. Man wünsche „keine Religion im Biologieunterricht“.

Der katholische Theologe Hans Küng verteidigte im Kulturinterview des Deutschlandradios am 9. Juli 2007 Karin Wolffs Aussagen: „Ich meine, der Biologieunterricht muss selbstverständlich auf der Ebene der Evolutionstheorie geführt werden. Aber wenn zum Beispiel eine Frage aufkommt, [...] was war vor dem Big Bang? Oder was kann den Big Bang erklären? Ja, das ist eine Frage, wo die Naturwissenschaft nach allen vernünftigen Naturwissenschaftlern an ihre Grenzen gekommen ist. Und da fangen tatsächlich die Fragen des Glaubens an. Das hat schon Immanuel Kant gesagt.“[9]

In der politischen Diskussion innerhalb Hessens wurde Wolff jedoch nicht in erster Linie wegen ihrer Nähe zu kreationistischen Ideen kritisiert, sondern wegen der Verkürzung der Gymnasial-Schulzeit auf zwölf Jahre. Ihrem Ministerium wurde vorgeworfen, die Verkürzung nicht ausreichend vorbereitet und vor allem die Lehrpläne nicht daran angepasst zu haben.

Kabinette

Veröffentlichungen

  • (Hrsg.): Ohne Bildung keine Zukunft: sind unsere Bildungskonzepte noch zeitgemäß? Frankfurt am Main , 2001, ISBN 3-89843-048-0
  • Klasse Schule - starke Kinder. Ideen, Projekte und Perspektiven für Hessen. Wiesbaden, 2007, ISBN 978-3-89869-197-0

Quellen

  1. Pitt von Bebenburg und Andreas Kraft: Geoutet - Kein Tamtam, Frankfurter Rundschau, 5. Juli 2007; Lesbische CDU-Ministerin: Gegen die Schöpfung? in der taz
  2. Die Bibeltreue in der "Welt"
  3. Spiegel Online: Hessens Kultusministerin Wolff tritt ab.
  4. http://www.arte.tv/de/content/tv/02__Communities/C1-history_20and_20society/03-Dossier/2006__09__12__fundamentalismus/01__programm/THEMA1/1316938.html]
  5. a b Die Welt: Kreationisten im hessischen Biologie-Unterricht, 1. November 2006
  6. Arno Widmann: Die Bio-Bibel; Artikel bei Spiegel-Online.
  7. Kultusministerin Wolff will Schöpfungslehre im Biologieunterricht.
  8. Annette Schavan distanziert sich von den Plänen Karin Wolffs.
  9. Hans Küng: Niemand will den Kreationismus einführen. Theologe verteidigt hessische Kultusministerin, Deutschlandradio Kultur, 9. Juli 2007.

Weblinks


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